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Landkreiskarte zur
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Sage
vom Rundfenster in Walkertshofen Vor
etlichen hundert Jahren lebten in Walkertshofen zwei Kartenspieler, wie
man sie in weitem Umkreis nicht gefunden hat. Und das will was heißen,
in einer Gegend,wo Kartenspielen zu jeder Tages- und Nachtzeit an der
Tagesordnung war. Der Martl und der Sepp, die kannten sich in des "Teufels
Gebetbuch" (Spielkarten) besser aus als im "Canisi" (Katechismus)
oder inn ihrem Gebetbüchl, das die längste Zeit daheim im Kasten
Ruhe hatte. Wer mit den Zweien spielte, der war gelaust, bevor er es merkte.
Es gab kein Kartenblatt, von dem sie nach dem Mischen und Abheben nicht
wussten, wo der Belle lag. Jeden Sonntag hockten sie beim Wirt in Walkertshofen.
Da
knieten die alten Bauern vor ihrem Gebetbücherl und ihr rissiger
Zeigefinger fuhr von Buchstaben zu Buchstaben, Wort für Wort. Nein,
die hatten keine Zeit, sich um andere Leute zu kümmern, die waren
genügsam mit dem Lesen und dem Buchstabieren beschäftigt. Also
fingen die zwei zu karteln an und wurden immer hitziger. Das gefiel dem
Bösen, der vor der Kirchentür von einem Bocksfuß auf den
andern trat. Er rieb sich die Hände, dass die Bäume erschaudernd
seufzten und rauschten. Da drinnen reiften ihm zwei nette Höllenbewohner
zu; solch einen Fang hatte er schon lange nicht m,ehr getan. Das Glöcklein der Wandlung war verklungen. Jetzt schaute der Martl wieder auf - und es standen ihm die Haare zu Berge. Der Platz neben ihm war leer; nur die verstreuten Spielkarten sagten dem Martl, dass das kein Fieberztraum gewesen war. Durch die Kirchenmauer der Empore ging ein Loch ins Freie, so groß,, dass leicht ein Mensch durchschlüpfen konnte. Da war es ihm klar, dass den Sepp der Teufel bei lebendigem Leibe aus der Kirche geholt hatte. Und so war es auch. Martl umfing eine tiefe Ohnmacht. Als er wieder erwachte, erzählten ihm die Leute mit entsetzten Gesichtern, dass man den Sepp an der Kirchhofmauer mit in den Nacken gedrehtem Gesicht gefunden habe. Man habe den Unglücklichen auch gleich dort verscharrt.Martl fiel in eine schwere, lange Krankheit und änderte dadurch sein Leben und seine Einstellung; er rührte kein Kartenspiel mehr an. Als man das Loch an der Empore zugemauern wollte, zeigte sich, dass kein Mörtel halten wollte. Die Steine fielen, so oft man sie auch wieder hineingesetzt hat, immer wieder heraus. Auch der beste Mörtel, ,mit Wein angerührt, half nichts. Auch als die Steine und der Mörtel gesegnet wurden, blieb das Unternehmen fruchtlos. Da versuchte man das Loch mit einem runden Fenster zu schließen - und siehe da, es gelang. Seit dieser Zeit befindet sich auf der Empore zu Walkertshofen das kreisrunde Fenster. aus dem Buch: Altbairische Sagen I - Geschichten und Legenden aus dem Dachauer Land von Alois Angerpointner |