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Vorahnung bei Abschiedstour?
Pater Cherubin tödlich abgestürzt
Trauer im ganzen Landkreis um Seelsorger von Walkertshofen
Von unserem Redaktionsmitglied Dieter Röttig
Dachauer Nachrichten vom 28.08.1968

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Petersberg - Pater Cherubin ist tot! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Schreckensnachricht am späten Montagnachmittag im nördlichen Landkreis. Niemand wollte es glauben, dass der überall geschätzte Seelsorger der Pfarrei Walkertshofen auf einer seiner geliebten Bergwanderungen tödlich abgestürzt ist.
Sechs Jahre hat Pater Cherubin im Landkreis Dachau gewirkt. Vor wenigen Wochen wurde er als Definitor in den engeren Mitarbeiterstab des Provinzials vom Augustinerkloster Würzburg gewählt und sollte am 1. September das neue Amt in Würzburg bekleiden. Am kommenden Sohntag war der Abschiedsgottesdienst in der Pfarrei vorgesehen. Mit den engeren Mitarbeitern aber wollte Pater Cherubin Abschied in der geliebten Bergwelt des Wilden Kaisers in Österreich feiern. Niemand, am wenigsten er selbst - hatte geahnt, dass es ein Abschied für immer gewesen ist.
Am Sonntagvormittag hatte er in der Kirche von Walkertshofen während der Predigt noch vom barmherzigen Samariter gesprochen. Als Pater Cherubin am Nachmittag dann zusammen mit Jugendpfarrer Steinberger und Sekretärin Sieglinde Kneißl zu der Bergtour aufbrach, winkten ihm die Schwestern und alle Bewohner des Hauses Petersberg lange nach - und Pater Cherubin winkte zum Abschied zurück. In der Gruttenhütte übernachteten die drei und im Morgengrauen begannen sie bei klarer Sicht mit dem Aufstieg zum Elmauer-Halt. Um acht hatten sie den Gipfel erreicht und legten eine halbstündige Rast ein. Pfarrer Steinberger fotografierte Blumen und Pater Cherubin ließ seinen Blick in die Ferne schweifen.
Beim Abstieg ist es dann passiert: Vor einem Geröllfeld kippte der Pater lautlos um und stürzte etwa sechs Meter tief in die Geröllhalde. Dann schleifte der Körper noch 40 Meter den Abhang hinunter und blieb bewegungslos liegen. Pfarrer Steinberger sprang sofort nach und als er sah, dass der Gestürzte noch Lebenszeichen von sich gab, raste er zur Gruttenhütte und holte Hilfe. Das österreichische Innenministerium stellte der Hilfsmannschaft einen Hubschrauber zur Verfügung, doch als der Arzt an der Unglücksstelle eintraf, konnte er nur noch den Tod feststellen. Nach seiner Meinung hatte Pater Cherubin während des Abstiegs einen Herzschlag erlitten, denn sonst hätte er um Hilfe gerufen oder sich an Sträuchern und Grasbüscheln festgeklammert. Erschüttert knieten Pfarrer Steinberger und Sieglinde Kneißl neben der Leiche ihres geliebten Pater Cherubin, der in den Bergen von ihnen Abschied nehmen wollte.
Daraus wurde ein Abschied für immer - das Schicksal hatte es so gewollt. Bei der Eintragung ins Buch der Gruttenhütte hatte Pater Cherubin noch gescherzt. In die Spalte "Nächster Aufenthaltsort" wollte er nicht - wie die anderen "Petersberg/Dachau" schreiben, sondern "Ellmauer-Halt". "Wer weiß wo wir demnächst sein werden", war seine Begründung. Eine Todesahnung im Unterbewusstsein ?
Die Pfarrgemeinde Walkertshofen nimmt am kommenden Sonntag um neun Uhr Abschied von ihrem auf tragische Weise .ums Leben gekommenen Seelsorger. Am Mittwoch, den 4. September um 19 Uhr findet auf dem Petersberg der Seelengottesdienst des Dekanats statt. Beerdigt wird Pater Cherubin am morgigen Donnerstag um 13.20 Uhr auf dem Städtischen Friedhof in Würzburg. Am Vormittag findet im Augustiner-Kloster das Requiem statt.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)

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