Brunnenkapelle
zur Unbefleckten Empfängnis bei WAGENRIED
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Beschreibung
Die Brunnenkapelle zur Unbefleckten
Empfängnis Mariens -früher Fallkapelle zum göttlichen
Erlöser- steht 800 m südlich von Wagenried am Waldrand
nahe der Straße in Richtung Langenpettenbach.
Die Kapelle ist im Besitz der Familie Krimmer aus Wagenried.
Die
erste schriftliche Erwähnung der Kapelle ist im Funkti-onarium
der Pfarrei Langenpettenbach von 1756 zu finden. 02)
Der Historiker Robert Böck berichtet, "zwei
Einträge dort besagten, dass die dortige Gemeinde zusammen
mit jener von Arnzell am Festtag der Apostel Philipp und Jakob (3.Mai)
zu einer Kapelle bei Wagenried gewallfahrtet sei, welche im Volksmund
auf der Fahl (= Wasserfall) genannt werde.
Das kleine Gotteshaus
wird auch in der Bistumsbeschreibung des Dombenefiziaten Anton
Mayer aus dem Jahr 1880
01)
erwähnt:
Dort heißt es: "zwischen Arnzell und Wagenried
erhebt sich in dichter Wildniß eine Wald-capelle, 'der
Pfeil' genannt.
Aus einer holzgeschnitzten Figur, den Erlöser darstellend,
die von einem Pfeil durchbohrt erscheint, fließt Wasser,
welches als heil-kräftig betrachtet wird".
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Das Wasser war aus der neben der Kapelle
liegenden Quelle zur Figur geleitet worden. 10)
Wo diese Christusfigur geblieben ist, ist mir nicht bekannt. Nach Robert
Böck könnte es sich um die Holzplastik gehandelt haben, die in
der 1940 03)
erbauten Kapelle in der
Ortschaft Wagenried stand. 02)
Die Kapelle am Waldrand wurde wegen der Christusfigur Pfeilkapelle
genannt. Sie beherbergte eine holzgeschnitzte Christusfigur, die von einem
Pfeil durchbohrt war. Aus der dadurch verursachten Wunde floss Wasser, das
von der unmittelbar neben der Kapelle befindlichen Quelle zur Figur geleitet
wurde. Zur Lourdeskapelle mit Grotte wurde Wagenried durch Umbau um 1890.
1978 ließ Krimmer die Kapelle im Grottenbereich umbauen und 2011 wiederum
renovieren. ?
Eine weitere Nachricht liegt aus dem Jahr 1890 vor. Damals schrieb
der Oberbankdirektor (der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank in München)
Georg Erhardt dem damaligen Pfarrer Karl Kranz, er habe vor "50 Jahren
die Kapelle zum ersten Mal besucht". 02)
Dieser Bankdirektor Erhardt bot 1890 auch an, in der Kapelle eine Lourdesstatue
aufzustellen. Dieses Angebot nahm man an. Zuvor wurde das Gebäude aber
unter fachlicher Beteiligung des königlichen Bauamtmanns Friedrich
Adelung und des Baumeisters Karg aus Indersdorf gründlich renoviert
und zu einer Grotte umgebaut. Die Kosten beliefen sich auf 1458 Mark und
43 Pfennig. Dazu kamen die Sachspenden wie Holz (36 Mark), Baumaterial (25
Mark) und kostenlose Transporte.
Als der Hauptfinanzier Erhardt bat, der Öffentlichkeit ungehinderten
Zugang zur und in die Kapelle zu verschaffen, gab es Probleme mit den Besitzern
der umliegenden Grundstücke. Wie damals entschieden wurde, ist mir
nicht bekannt.
Jedenfalls wurde die neue
Marienstatue von Pfarrer Kranz und dem Geistlichen Rat Theodor Weber
aus Indersdorf am 19.Mai 1891 benediziert.
09)
Die Kapelle ist also seit
1890/91 eine Lourdes-Grotte. Mittelpunkt ist die nunmehr über
130 Jahre alte Marienstatue in den traditionellen Farben Blau/Weiß/Rot;
sie wurde 2011 restauriert. 04)
In
den 1960er Jahren, so erinnert sich die Besitzerin Resi Krimmer,
haben die Wagenrieder die Kapelle oft besucht. Von der Heuernte
bis zur Getreideernte hielten die Schönberger und de Wagenrieder
jeden Samstag einen Bittgang mit anschließendem Besuch im
Wirthaus ab. Das endete 1964 mit der Schließung des Wirts-hauses.
13)
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Wasserquelle:
Unterhalb der Marienfigur fließt aus einer Röhre Wasser,
dem heilende Kraft zugesprochen wird.
Durch eine freigelassene
Öffnung im Gitter, das Figur und Brunnen abschließt,
kann sich der Besucher Wasser abfüllen und mitnehmen. Manche
Besucher bringen nicht nur Flaschen sondern mehrere Wasserkanister
mit.
Die Kapelle war und ist
auch bei Wanderern sehr beliebt und von Wallfahrern gut besucht.
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1985 beschlossen die Wagenrieder, die
Bittgangstradition wieder aufzunehmen. Nun wird alljährlich an Christi
Himmelfahrt ein von der Familie Krimmer organisierter Bittgang von Wagenried
zur Kapelle mit feierliche Andacht abgehalten; meist mit musikalischer Umrahmung.
Bei gutem Wetter nehmen daran bis zu 200, bei Jubiläen sogar 300 Personen
teil.
08)
Danach wurde (jedenfalls
in den Jahren 1985-2016) ein Dorffest gefeiert, bei dem Bewohner aus Wagenried
die Wallfahrer und sonstigen Gäste mit Bier, Grillfleisch und Bratwürsten
bewirteten. Ob
das Dorffest auch in Zukunft noch stattfinden wird, ist ungewiss.
12)
Doch
der Bittgang bleibt.
1978
und 2011 wurde die Kapelle renoviert.
Die
Kapelle gehört zu den Baudenkmälern
der Gemeinde Markt Indersdorf
15) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-131-59; "Ende
18. Jahrhundert, 1891 umgestaltet; ca. 750 Meter südlich von Wagenried"
enthalten.
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Allgemeines
zu Brunnenkapellen:
Unter den zahlreichen Kapellen, die sich im gesamten bayerischen Raum
verstreut finden, gibt es die besondere Gruppe der sogenannten Bründl-Kapellen.
Oft versteckt an Wald- und Feldwegen oder auf Wiesen fassen sie das
Wasser heiliger Quellen und sind Ziel vieler Wallfahrten und Bittgänge.
Der gr&puml;ßte Teil dieser Quellen ist der Muttergottes geweiht, die schon
in der hochmittelalterlichen mariologischen Deutung des Hoheliedes
als „gottesempfangende Quelle des Heils" oder „Lebensbrunnen" bezeichnet
wird. Aufgestellte Marienbildst&puml;cke an diesen Orten wurden meist bald
durch Kapellenbauten ersetzt, in denen Gebete um Schutz und Gesundung
von Krankheiten aller Art für Mensch und Tier vorgebracht wurden.
Von den wundersamen Heilungen nach Waschungen oder dem Trinken des
Wassers berichten noch heute zahlreiche gestiftete Votivtafeln. 14)
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Wallfahrten/Bittgänge
Die Kapelle war schon früher Ziel von Bittgängen aus Langenpettenbach
und Arnzell. So heißt es in einem vom Wallfahrts-Forscher Robert
Böck 02)
zitierten Bericht von 1756:
"Bei der Wallfahrt, welche
der Pfarrvikar von Langenpettenbach begleitete, wurde zunächst in
der Kapelle die Lauretanischen
Litanei gebetet. Anschließend setzten sich die Teilnehmer
"im Viereck" zusammen, und der "Villicus" von Wagenried (der Pächer
des Klosterhofs) verteilte "nach altem Brauch" kostenlos an jeden
einzelnen Wallfahrer Brot und forderte ihn auf, zu essen und zu trinken.
Damals gehörte Wagenried zur Hofmark Pipinsried, die vom Kloster
Indersdorf verwaltet wurde.
Nach der Ausspeisung zogen die Langenpettenbacher mit den nach Hause kehrenden
Arnzellern zur Kirche St. Johann Bapt. in Harreszell, wo nochmals gebetet
wurde, der Pfarrvikar eine kurze Predigt hielt und den Schlusssegen erteilte".
In einem Zeitungsbericht vom 3.Juni
1922 11)
heißt es:
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"Wenn die
Sonne niederlacht vom Himmelsblau, wenn die Vöglein jubilieren
in Wald und Au, wenn die Blüten alle glänzen und duften
und das junge Laub sprießt - wer möchte da nicht hinauseilen
in Gottes herrliche Welt ?
Ich weiß ein trautes Plätzchen im Waldesgrunde. Die Straße
in Wagenried wandern wir hinauf und zweigen oberhalb Kattalaich links
ab, dem Walde zu. Da steht im schattigen Grün eine Kapelle. Geschwätzige
Quellen murmeln aus der Mooserde hervor. Solche Ruhe und solche Friede
herrscht hier, dass man wirklich das raue Weltgetriebe vergißt."
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Wenn Sie den
ganzen Bericht lesen möchten, klicken Sie
hier...
Und in einem Bericht "Heilbäder im Dachauer Land"
aus dem Jahr 2006 schwärmen die Esoteriker von der Quelle
in Wagenried 07).
Diesen Bericht können Sie hier lesen...
2016 nahmen an der 125-Jahrfeier der neuen Kapelle rd. 300 Marienverehrer
teil. 05)
06)
Im Coronajahr 2020 konnte die Maiandacht wegen der Pandemiebeschränkungen
nicht stattfinden.
Übrigens:
Anfang des 20.Jh. wurde der die Kapelle umgebende Grund von der öffentlichen
Hand aufgekauft. Dort gab es zwei oder drei weitere Quellen, die für
die Wasserversorgung der Gemeinde Indersdorf genutzt wurden.
Von 1911 bis 1969 führte eine Wasserleitung
über Langenpettenbach bis nach Indersdorf. Eine Gedenksäule
bei Langenpettenbach an der
Altomünsterer Str./Abzweigung Arnzell erinnert an diese Historische
Wasserleitung. 13)
Text: Historische
Trinkwasserleitung / Bründlkapelle-Kloster Indersdorf / 1911-1969
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Die
VHS-Indersdorf hat im Rahmen der vom Bayerischen Rundfunk
unterstützten Hörpfade über die Kapelle ein interessantes Hörbild
erstellt.
Wenn Sie es hören möchten, klicken
Sie hier..
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Hans Schertl
Quellen:
01) Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
02) Robert Böck,Wallfahrt im
Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes , 1991
03) Heimatbuch des Landkreises und
der Stadt Dachau, 1971
04) Dachauer Nachrichten vom 10.6.2011
(Renovierung der Marienstatue)
05) Dachauer Nachrichten vom 10.5.2016
(125Jahrfeier)
06) Josef Ostermair, Sie ist noch
heute ein Wallfahrtsmagnet, Dachauer Nachrichten vom 3.5.2016
07) Heilbäder im Dachauer Land,
http://www.natura-naturans.de/artikel/quellen.htm , Zugriff 2006
08) Josef Ostermair, Rund 200 Gläubige
sind einfach zu viel, Dachauer Nachrichten vom 20./21.Mai 2020
09) Wagenrieder Feldkapelle vor
110 Jahren geweiht, Dachauer Rundschau vom 6.6.2001
10) Josef Ostermair, Keine Maiandacht
in Wagenried, Dachauer Nachrichten vom 19.5.2020
11) Pfingstausgabe der
Beilage "Für stille Stunden" des Glonntalboten vom 3.6.1922 (Pfingstgedicht)
12) Josef Ostermair, 300 Pilger
feiern Kleinod, Dachauer Nachrichten vom 10.Mai 2016
13) Christl Böller/Hildegard
Pierzyna, Hörpfade
Brunnenkapelle Wagenried, 2021 (1922)
14) Pressemitteilung
der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
15)
Liste der Baudenkmäler
in Markt Indersdorf, Bayer.
Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
4 Bilder: Hans Schertl (3), Christl Böller (1)
3.3.2022
Bründlkapelle bei Wagenried
Bericht "Heilbäder im Dachauer
Land" 07)
ein esoterischer Besuch
In einer
Senke, einsam am Waldrand, liegt die winzige Brunnenkapelle. Es ist ein
besonders meditativer Ort, mit einer sehr weiblichen und verwunschenen
Ausstrahlung. Ein Hinweis hierauf sind die vielen Erlen, die Lieblingsbäume
der Elfen und Nymphen sowie zahlreiche Linden, Weißdornbüsche und Haseln,
die heiligen Bäume der Liebesgöttin Freya, die rund um die Heilquelle
wachsen.
Früher soll an der Quelle eine Jesusfigur gestanden sein und aus der
Pfeilwunde soll das Wasser geflossen sein. Heute entspringt die Quelle
in einer kleinen überdachten Grotte. Die Türen stehen jederzeit und jedem
offen. Man spürt, dass man willkommen ist. Es herrscht hier eine angenehme
Volksfrömmigkeit, die so gar nichts vom Pompösen der Kirche an sich hat.
Der Ort strahlt vielmehr Bescheidenheit aus und lädt zur stillen Andacht
ein.
Auch diese Quelle soll bei Augenleiden helfen. Wie Einheimische berichten,
kam man schon zu Großmutters Zeiten regelmäßig zum Gebet
hierher, auch um sich die Augen auszuwaschen. Die gute Wasserqualität
hat sich inzwischen herumgesprochen und ständig trifft man Besucher,
die sich hier ihr Trinkwasser gleich kanisterweise abholen. Manchmal hat
man den Eindruck, dass sich der Ort vielleicht irgendwann in einen Getränkesupermarkt
verwandeln könnte.
Doch die
Quellnymphe hat schon viele Menschen kommen und gehen sehen, da werden
hoffentlich auch die modernen Wassertouristen die friedliche Atmosphäre
nicht zerstören können. Vielleicht freut sie sich sogar über den Besuch,
denn der Zulauf ist auch Ausdruck einer neuerwachten spirituellen Sehnsucht
und an wunderbaren Orten wie diesem wird einem bewusst, wie sehr Naturverehrung
und Heilung eine untrennbare Einheit bilden.
Anfahrt: Von Altomünster (nordwestlich
von München) Richtung Pipinsried, von dort geht es rechts nach Wagenried;
kurz nach dem Ortsausgang Richtung Langenpettenbach/Markt Indersdorf geht
ein Feldweg rechts hinab zur Waldsenke (Schild zur Brunnenkapelle).
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