zur Landkreiskarte                           Kirchen i.d.Gem.Bergkirchen


Kriegerkapelle in UNTERBACHERN




Beschreibung

Die Kapelle steht in der Nähe des Bahnhofs Bachern auf einer Anhöhe. Von der Straße nördlich der Bahn führen viele Stufen den Berg hinauf, gesäumt von hohen Bäumen und Büschen.

Die neubarocke Kapelle wurde, wie eine Steintafel über dem Eingang mitteilt, von den Ortschaften Ober- und Unterbachern, Ried und Breitenau im Jahr 1921 "zum Andenken an die zwölf gefallenen Heldensöhne aus dem Weltkrieg 1914/18" errichtet.

Auch die Namen der fünf Teilnehmer an den Kriegen gegen Preussen 1866 und gegen Frankreich 1970/71 (die alle überlebt hatten) wurden hier auf Stein festgehalten.

Schon 1919 hatten sich die Bacherner Veteranen des 1.Weltkriegs nach ihrer Heimkehrfeier über die Errichtung eines Kriegerdenkmals Gedanken gemacht. Nach reiflicher Überlegung einigten sich die Ober- und Unterbacherner auf einen Standort zwischen den Ortschaften.
Das Grundstück stifteten Simon Kronschnabl und Hans Weißenbeck.


Fensterbild

Der Plan für die Kapelle wurde von Professor Hermann Stockmann aus Dachau erstellt und vom Oberbacherner Maurermeister Franz Trinkl ausgeführt. Am 5.Juni 1921 fand die Einweihung statt, im Beisein von 2000 Gästen aus 36 Veteranenvereinen. Ludwig Thoma schrieb anläßlich der Einweihung ein Gedicht. ...mehr über die Einweihungsfeier siehe hier...

Nach dem 2.Weltkrieg war die Kapelle eine Ruine. Hinter dem Gebäude war eine große Abfallgrube entstanden.
Der Veteranenverein, der 1955 wiedergegründet worden war, machte sich an eine Renovierung des Gedenkorts, die 1971, bei der 50. Jubiläumsfeier abgeschlossen war. Im Rahmen dieser Feier wurde die Kapelle wieder geweiht. Auch dieses Mal kamen 2000 Gäste, darunter Mitglieder von 44 Vereinen nach Bachern. 05)

Vor der Kapelle stehen zwei große Fahnenstangen. Auf dem Vorplatz ein Holzkreuz, wie es auf vielen Soldatenfriedhöfen steht, mit Blumenschmuck davor. Alljährlich im November findet hier eine würdige Gedenkfeier statt. 05)

Innenausstattung

In der halbrunden Apsis, die durch ein Holzgitter vom Vorraum abgetrennt ist, steht ein Altar. An seine Vorderseite ist in großen Buchstaben der Bibelspruch "Der Herr sei mit Dir, du tapferer Held" aus dem Buch der Richter, Kap.6, Vers 12 geschrieben.

Auf dem Altar steht zwischen Leuchtern und Kerzen ein Vesperbild (Pieta).
Die Muttergottes trauert um ihren toten Sohn, der nach der Kreuz-abnahme auf ihrem Schoß liegt. Zusätzlich steckt in der Brust Mariens ein Schwert, das die angekündigten Schmerzen und das Leid der Mutter versinnbildlicht. Die Pietà ist ein weit verbreitetes Motiv an Kriegerdenkmälern.
Wenn Sie mehr über Vesperbilder in den Kirchen des Landkreises Dachau erfahren möchten, klicken Sie hier...

Am Sockel der Pieta zwei Putten, von denen die rechte eine Weinrebe in der Hand hält. Möglicherweise zeigte der linke früher ein Brot oder eine Hostie als Sinnbild für Brot und Wein am Altar.

In der Mitte des Raums hängt eine Ewig-Licht-Lampe von der Decke.
  Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen.

An den Seiten der Kapelle wird auf zwei Steintafeln der Soldaten aus den letzten Kriegen gedacht:

—  Eine Tafel nennt die Namen der gefallenen Soldaten aus dem 1.Weltkrieg, sowie die Namen der Teilnehmer an den
     Kriegen gegen Preußen (1866) und gegen Frankreich (1870). Hier sind auch die Vermissten im 2.Weltkrieg aufgeführt.

— Auf der anderen Tafel sind die Gefallenen des 2.Weltkriegs genannt.

Die beiden Fenster der Kapelle sind mit runden bemalten Glaseinsätzen verziert.

 

Planung der Kapelle
Autor: Hubert Eberl

"Bereits ein Jahr nach Kriegsende, am 11.11.1919, wurde im Gasthaus Hartmann (Unterbachern) eine Heimkehrfeier veranstaltet. Es wurde in alter Tradition vom Gasthaus zur Kirche marschiert. Nach dem Gottesdienst wurde durch Kranzniederlegung am Heldengrab der toten Kameraden gedacht und die elf gefallenen Kameraden von 1914/18 namentlich aufgerufen. Bald nach dieser Feier wurde von der Errichtung eines Kriegerdenkmals gesprochen. Es traten jedoch Schwierigkeiten auf. Wo sollte das Denkmal von den beiden "Bachern" gebaut werden. Nach reichlicher Überlegung entschloss man sich für einen Standort in der Mitte der beiden Ortschaften Ober- u. Unterbachern, auf dem Hang oberhalb des damaligen Bahnhofes. Hier wurde dann ein Grundstück von den Besitzern Simon Kronschnabl und Hans Weißenbeck gestiftet. Bereits 1920 wurde ein Entwurf für eine Kriegergedächtniskapelle von Professor Hermann Stockmann aus Dachau erstellt und vom Oberbacherner Maurermeister Franz Trinkl erbaut. Alle Bürger der Gemeinde haben sich dabei eingebracht, teils durch Spenden, teils durch Arbeitsleistung." 04)


Einweihungsfeier 1921

Über die große Einweihungsfeier mit 2000 Teilnehmern am 5. Juni 1921 hat der Amperbote einen langen Bericht veröffentlicht.
Ludwig Thoma, dessen kritischer Blick zu diesem Zeitpunkt schon längst getrübt war, hat für diese Feier sogar ein Gedicht geschrieben, das von Frl. Magdalena Reischl und dem Kriegsteilnehmer Jakob Ecker vorgetragen wurde.
Kooperator Gartner hielt die Festansprache, die mit den Worten begann:
 

"Die Gemeindebürger gaben die Mittel, die mit dem Herzen fühlen, was die Hand schafft. Wohl liege die Kapelle etwas abseits vom Weg, aber sind nicht auch unsere teuren toten Helden fern der Heimat gestorben, fern dem Vaterhaus, vielfach allein und verlassen und ohne Menschenhilfe? Wenn die Kapelle auch abseits stehe, so stehe sie aber doch auch erhaben über der Talmulde zwischen Ober- und Unterbachern und blicke gerade hinab auf den Bahnhof, der für die Gefallenen der letzte Platz der Heimat gewesen ist, von dem aus sie hinausgezogen sind zu Kampf und Streit, um nicht wiederzukehren.

Weitere Ansprachen folgten, die in der martialischen Diktion dieser Zeit das Soldatentum und den Kampf verherrlichten und das sinnlose Sterben der Soldaten (zum Trost der Angehörigen ?) nachträglich idealisierten.
Wenn Sie den ganzen Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...

Hans Schertl


Quellen:
01) Amperbote vom 07.06.1921
01) Dachauer Volksbote vom 07.06.1921
01) Amperbote v. 9.6.1921
04) Hubert Eberl, Die Kriegergedächtniskapelle in Bachern, Hörpfade Bergkirchen. 2021
05) Ingrid Koch, Veteranen feiern Doppelfest, Dachauer Nachrichten vom 20.6.2022

8 Bilder: Hans Schertl (2003)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

14.10.2022

 

Einweihung der Kriegergedächtniskapelle
Amperbote vom 07.06.1921

Eine würdige und schöne Feier für die toten Helden der Ortschaften Ober- und Unterbachern, Ried und Breitenau fand am gestrigen Sonntag dahier statt. Unter riesiger Anteilnahme, es dürften wohl an die 2000 Personen gewesen sein, wurde die Einweihung der Kriegergedächtniskapelle auf der Anhöhe gegenüber dem Bahnhof vorgenommen. Etwa 40 Vereine und viele Ehren- und Festgäste beteiligten sich daran. Unter anderem Herr Oberamtmann, Dr. Decker und Herr Justizminister, Dr. Roth.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen

 

Heldenehrung der Ortschaften Ober- und Unterbachern
Dachauer Volksbote vom 07.06.1921

Die nahen Ortschaften Ober- und Unterbachern prangten gestern im Festschmuck, galt es doch die Einweihung der Gedächtnis-kapelle zum Andenken an die 12 gefallenen Heldensöhne aus dem Weltkrieg 1914/18 festlich zu begehen. In den Morgenstunden wurde die ankommenden Veteranen- und Kriegervereine, besonders aus dem Bezirk Dachau, darunter auch die beiden Veteranen-vereine Dachaus unter Böllerschüssen und Musikbegleitung empfangen; auch der Hauptverein München und die Bundesstandarte waren vertreten. Um halb 11 Uhr traten ca. 30 Vereine von Unterbachern aus den Festzug an, um der Einweihung der Kapelle und der Feldmesse beizuwohnen. Nach der kirchlichen Feier schloss sich an der nahen Festtribüne die weltliche Feier an; zunächst sprachen vier weißgekleidete Jungfrauen sinnvolle Prologe, worauf dann Herr Schulrat Dengler eine formvollendete Festrede hielt. Von den Frauen und Jungfrauen der Gemeinde Bachern wurde prächtig gestickte Fahnenbänder an die heimische Veteranen- und Kriegervereinsfahne überreicht und dann der Marsch in geteiltem Zug unter Vorantritt je eines Musikkorps nach den beiden Wirtschaften in Ober- und Unterbachern angetreten. – Bei vorzüglichen Speisen und Getränken entwickelte sich bald ein fröhliches kameradschaftliches Leben, bis die Scheidestunde die einzelnen Vereine zum Aufbruch mahnte.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen

 

Die Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Bachern
Amperbote v. 9.6.1921

Es war ein wirklich glücklicher Gedanke, den die Bewohner der Ortschaften Ober- und Unterbachern, Ried und Breitenau, wohlberaten durch Herrn Bezirksschulrat Dengler hatten und zur Ausführung brachten, indem sie ihren gefallenen Heldensöhnen eine Kriegergedächtniskapelle erbauten. Dass es etwas Gediegenes ist, war hier geschaffen wurde, ist selbstverständlich, aber auch gar nicht anders zu erwarten, wenn wir wissen, dass ein so bewährter Freund der Heimatkunst, wie Herr Professor Stockmann in uneigennütziger Weise den Entwurf für die Kapelle, die im heimischen Baustil hergestellt wurde, machte, und die ganze Bauleitung über sich hatte. Dass Herr Maurermeister Trinkl aus Oberbachern, welcher die Bauarbeiten ausführte, für seine gute und gediegene Arbeit Sorge trug, möge nicht unerwähnt bleiben. Auch eines anderen wackeren Handwerksmeisters, des Herr Glasermeisters Syrius Eberle von Dachau, welcher die von Herrn Professor Stockmann entworfenen Kapellenfenster in wirklich künstlerischer Weise ausführte, sei hier in anerkennender Weise gedacht. Seine Arbeit ist der beste Beweis, dass auch der Handwerker, der sein Handwerk versteht, ein Künstler sein kann.

Eine Tafel über dem Eingang zur Kapelle kündet uns, wer sie gestiftet hat. Die Inschrift lautet: "Errichtet von den Ortschaften Oberbachern, Unterbachern, Ried und Breitenau." Die Kapelle ist durch ein sehr nettes Holzgitter in zwei Hälften geteilt. Auf dem Altartisch befindet sich die schöne Pieta, welche wir bereits eingehend in unserem Blatt geschildert haben und die von dem Bildhauer Herrn Josef Auer in München gefertigt worden ist. Auf dem Altartuch ist die Bitte eingestickt: "Mutter der Schmerzen, segne unsere Helden!" Für die Beleuchtung der Kapelle sorgen zwei schöne Fenster. Das linke zeigt uns die Friedenstaube und den frommen Wunsch: "Gott gebe uns Frieden!" Das rechte Fenster zeigt uns einen bayerischen Löwen, das Sinnbild der Tapferkeit und die Mahnung: "Gedenkt der Helden!" Der Einwurf stammt, wie bereits oben erwähnt, von Herrn Professor Stockmann und die treffliche Ausführung von Herrn Glasermeister Eberle aus Dachau. Vor dem Gitter befinden sich in einer Art Vorhalle die Gedenktafeln, geschützt vor Wind und Wetter. Auf der rechten Seite sind die Namen der 12 Gefallenen angebracht. Dieselben lauten:

- Fest Johann -Rieger Johann - Lichtenstern Johann - Hartmann Anton
- Deichl Johann - Deichl Martin - Deichl Johann - Schegg Josef
- Reischl Johann - Walter Josef - Rieger Georg - Kurz Josef

Ehre ihrem Andenken!
Auf der linken Seite hat man in pietätvoller Weise auch der im Feldzug 1870/71 gefallenen Helden gedacht. Auch ihre Namen seien hier ehrend festgehalten Es sind diese:

- Lachner Jakob, Oberbachern - Aggensteiner, Unterbachern - Neumüller Nikolaus, Ried - Meir Martin, Oberbachern

Die Einweihung dieser stimmungsvollen Kapelle wurde am letzten Sonntag, den 5. Juni unter riesiger Anteilnahme vorgenommen. Über den Verlauf der schönen und würdigen Feier möge folgender Bericht orientieren:

Früh 6 Uhr kündeten Böllerschüsse und ein musikalischer Weckruf den Beginn des Festtages. Allüberall wurde noch die letzte Hand angelegt, um die Häuser zu schmücken. Die beiden Ortschaften Ober- und Unterbachern zeigten sich den Festgästen in einem neuen Gewand, jedes Haus war frisch getüncht und keines ohne Schmuck. Vielfach grüßten den Festteilnehmern auch flatternde Fahnen in unseren heimatlichen Farben weiß und blau. Und über all dem Schmuck der Häuser, den Triumphbögen und den Fahnen, leuchtete ein schöner blauer Himmel. Schon um 7 Uhr trafen die ersten Vereine ein. Und so ging's in ununterbrochener Reihenfolge fort. Zu Fuß, per Rad, mit schön geschmückten Wagen kamen die Kameraden, sodass an 40 Vereine mit ihren schönen Bannern, darunter der Veteranen- und Kriegerverein der Hauptstadt München, die beiden Dachauer Vereine, eine Vertretung des Bayer. Kriegerbundes mit der Bundesfahne usw., gezählt werden konnten.

Um halb 10 Uhr formierten sich die in Oberbachern angekommenen Vereine, zogen unter klingendem Spiel nach Unterbachern, um die dort versammelten Vereine abzuholen und dann im gemeinsamen Festzug zur Gedächtniskapelle zu marschieren. Die Mitglieder des Veteranen- und Soldatenvereins Dachau ließen hierbei das Lied vom guten Kameraden ertönen. Auf dem Festplatz vor der Kapelle angelangt, nahmen die Ehrengäste bei der Kapelle und die Vereinsfahnen links und rechts von den Stufen Aufstellung, sodass sich ein äußerst malerisches und stimmungsvolles Bild ergab.

Sofort nach der Ankunft des Festzuges bei der Kapelle hielt Hochwürden Herr Kooperator Gartner die Festansprache, welche trotz ihrer Kürze reich an schönen Gedanken war und auf die Zuhörer einen tiefen Eindruck machte. Er führte u.a. aus, dass die Ortschaften, welche diese Kapelle stifteten, das vaterländische und heimatliche Gefühl verbinden wollten mit religiösem Empfinden. Die Gemeindebürger gaben die Mittel, die mit dem Herzen fühlen, was die Hand schafft. Wohl liege die Kapelle etwas abseits vom Weg, aber sind nicht auch unsere teuren toten Helden fern der Heimat gestorben, fern dem Vaterhaus, vielfach allein und verlassen und ohne Menschenhilfe? Wenn die Kapelle auch abseits stehe, so stehe sie aber doch auch erhaben über der Talmulde zwischen Ober- und Unterbachern und blicke gerade hinab auf den Bahnhof, der für die Gefallenen der letzte Platz der Heimat gewesen ist, von dem aus sie hinausgezogen sind zu Kampf und Streit, um nicht wiederzukehren. Dazu liegt der Platz hier oben mitten in der Gemeindeflur. Wie draußen die wackeren Kämpfer stritten für das gemeinsame Vaterland, für die Heimat, für unsere Fluren und Häuser, so seien daheim die 4 Ortschaften zusammengestanden, um gemeinsam der Helden zu gedenken. Die Tafel über dem Eingang der Kapelle kündet uns von diesem Gemeinsinn, der heute mehr wie je Gemeingut unseres Volkes werden muss. Beim Eintritt in die Kapelle sehen wir, warum die Kapelle erbaut wurde. Die Namen der Heldensöhne leuchten uns entgegen. Wohl werden die Angehörigen der Gefallenen und auch die jetzt Lebenden die Namen derer nicht vergessen, die Gut und Blut für die Heimat geopfert, aber es gelte ihre Namen auch denen zu übermitteln, die nach uns kommen. Unsere Helden haben das Größte geleistet, war ein Mensch leisten kann, sie haben ihr Leben für uns geopfert und darum verdienen sie auch, dass ihrer Namen verewigt werden.

Wie wir ihr Opfer, das sie gebracht haben, auffassen sollen, sagt uns in beredten Worten das Kunstwerk, die Pieta, auf dem Altar. Irdische Trauer der Mutter und himmlische Ergebung in Gottes heiligen Willen. In Trauer aufgelöst sind auch wir, wenn wir den Tod gefunden haben. Und trotzdem wollen wir keinen Verzweiflungsschrei ertönen lassen und über das Unglück murren, sondern ergeben in Gottes Willen unser Schicksal tragen. So entsetzlich musste der im Schoße Mariens liegende Heiland entstellt werden, dass er das Heil der Menschheit wurde. So hat Gottes unerforschlicher Ratschluss auch unsere 12 Heldensöhne als Opfer bestimmt, die für uns leiden und sterben mussten, damit wir leben konnten und unsere Heimat vor der Zerstörung und dem Untergang bewahrt geblieben ist. Und wenn auch der Krieg nicht mit dem Sieg für uns endigte, Gottes Vorsehung lenkt doch schließlich alles zum Besten. Aus dem Blut der Gefallenen wird doch noch einmal Segen für uns kommen. Wohl selten hat Bachern einen so schönen und denkwürdigen Tag gehabt, als den heutigen, wo es gilt die Kriegergedächtniskapelle zu weihen. Und so wollen wir diesen Tag auch richtig begehen und bei dem nachfolgenden heiligen Messopfer beten für die Seelenruhe der toten Heldensöhne, zu Ehren Mariens und Gott bitten, dass er das künftige Schicksal unseres schwerbedrängten Bayernlandes zum Besten lenken möge.

Nach der Benediktion der Kapelle las Hochwürden Herr Kooperator Gartner die hl. Feldmesse, während welcher die Musik einige Choräle spielte, unter Musikbegleitung etwa 60 Mitglieder des Veteranenvereins das niederländische Dankgebet vortrugen und ein Quartett der Liedertafel Dachau mit den zwei Liedern "Herrlich ist der Herr!" und "Über den Sternen" die hl. Handlung verschönerten. Eine weihe- und andachtsvolle Stimmung lag über der riesigen Menschenmenge. Ein prächtiges, wohl jedem unvergessliches Bild bot die hl. Wandlung, als die Tambore mit dem Trommelwirbel einsetzten, die Böller krachten, die Fahnen sich senkten und die vielen Teilnehmer sich beugten vor dem Allerhöchsten, der im hl. Opfer hier zum ersten Mal auf den Altar herabstieg.

Anschließend an die Feldmesse sprachen Frl. Magdalena Reischl und der Kriegsteilnehmer, Herr Jakob Ecker nachfolgenden köstlichen Dialog, den der Schriftsteller Ludwig Thoma eigens für diesen Zweck gedichtet hatte:



Mädel (trägt einen Kranz und spricht traurig):
Wia ist im Fruahjahr wieda sche!
Es lachat oan so freundli o,
Wia müaßt si heut a jeder freu'n,
Der si no wirkli freuen ko!

Mir aber is mei Herz so voll,
I denk an dös, was oanmal war
Und `s lustig sei liegt hinter mir
Und alle Freud ist nimmer wahr.

Mir is als gang`s mi nix mehr o,
Und `s Fruahjahr und da Sunnaschei
Und alls is für mi anderst worn
Und kinnan net dös nämli sei….

Ein Bursche tritt zu ihr:
Wo aus denn, Madel, mit dein Kranz?
Den willst wohl auf a Grab hileg'n?
Als Gruaß von der Fruahjahrspracht
Und als an Anteil von dem Seg`n?

Mädel:
Ja freili legat i`n aufs Grab
Und freuet mi, war's mir vergunnt,
I bracht eahm Bleamln jed'n Tag
Wenn i sei Grab bloß finden kunnt.

Bursche:
Du redst von oan, der g`fallen is ?
Da muaßt di net so harb'n drum,
Der liegt bei guate Kamerad`n,
Und lauter Deutsche um eahm rum.

Mädel:
Und ‚s hohe Gras wachst drüber her,
Koa Bleamel derf sei Ruahstatt zier'n.
Und schlechte Feind, de treten drauf
Und derfan Tote verschimpflern.

Bursche:
Sie möchten bloß, sie kinnan net.
De Helden geht koa Schimpf net o,
De ham si wohl a Denkmal g`setzt,
Des koa Franzos verschandln ko.
Des Denkmal steht.Schaug umadum!
Is unser Dörfel net, wia `s war ?
No steht jed`s Haus und d`Felder blüahn
Ja, ist denn des net wunderbar ?
Is dös koa Denkmal und dös größt ?
A Ehrenmal im schönsten Sinn?
Die ganze Welt war gegen ins
Und do war da koa Feind herin!
Siehgst Madel, wer dös recht betracht,
Find`t mehr, als dös, was traurig macht.
Bloß trauri sei - dös ist net gnua -
Es g`hört a Dank und Stolz dazua.

Mädel (frischer):
Ja, du hast recht. I siechs wohl ei,
Es tuat net guat, bloß traurig sei.

Bursche:
Den Kranz, den legst jetzt vor d`Kapell`n,
Die erste Zier am Gotteshaus,
Viel andre kemman Jahr am Jahr,
Viel Gschlechter gengan ein und aus,
Und alle schaug`n ins weite Land
Und segnen jede tapfere Hand.

Mädel:
Zu Füssen unserer lieben Frau
Leg i den Kranz mit Ehrfurcht hin.
Sie moant`s mit unsre Helden guat
Und bitt für sie mit mildem Sinn.
Du heilige Schutzfrau vom Bayerland
Führ unsre Toten an deiner Hand!


Nach der Niederlegung des Kranzes knieten sich beide an den Stufen der Kapelle nieder und beteten ein Ave Maria, das die Umstehenden nachbeteten. Anschließend daran legte Herr Jakob Maier, Vorstand des Veteranenvereins Bachern, an dem vor der Kapelle aufgerichteten Heldengrab einen Kranz namens des Veteranenvereins nieder. Nach dieser Überleitung von der kirchlichen zur weltlichen Feier sprachen die Ehrenjungfrauen Frl. Kronschnabl, Maier, Teufelhart und Ziesche sinnige Prologe, in welchen der Sinn des Festes dargelegt wurde.

Herr Bezirksschulrat Dengler ergriff nunmehr das Wort zur Festrede. Nachdem im Januar 1919 die Heimkehr der Krieger gefeiert worden war, vor einem Jahr die Kriegsgefangenen von der Gemeinde herzlichst begrüßt worden seien, gelte es heute den 3. Teil der Dankesschuld abzutragen und der teueren Toten zu gedenken, die draußen ihr Blut und Leben für uns geopfert haben. Ihre 12 Namen seien eingegraben in Stein und der Mahnruf in der Kapelle: "Gedenket der Helden!" erinnert die Vorübergehenden ein Vaterunser für sie zu beten. Die Kapelle sei der öffentliche Ausdruck unserer Dankbarkeit für das Opfer, das die Gefallenen uns und dem Vaterland brachten. Heute umweht uns gleichsam ihr Odem an dieser Stelle. Oft wird es uns so sein, wenn wir hier weilen, die wir nicht an ihren Gräbern stehen können, denn wir haben jetzt eine Stätte, wo wir an sie denken u. für sie beten können. Von hier aus können unsere Gedanken hinauswandern an ihre letzte Ruhestätte ins Feindesland. Ungestört können wir hier ihrer in Treue gedenken. Wie ein schwerer Traum liegt der Krieg hinter, und wie ein schwerer Alp liegt der Friede auf uns. Jene, die da hinausgestürmt sind in der Begeisterung der Augusttage 1914 und der ersten Kriegsjahre u. gefallen sind, sind gestorben im Glauben an den deutschen Sieg, ihnen ist manches Bittere erspart geblieben, sie sahen Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung nicht mehr. Die Ideale, für welche sie ihr Leben geopfert, sollen auch uns als Leitsterne dienen. Der Opfermut der toten Helden soll uns begeistern zu treuer vaterländischer Arbeit. Wenn uns drunten im Tal das Rüstzeug der Arbeit vor Müdigkeit entfallen will, dann werfen wir einen Blick herauf zu dieser Höhe und richten wir uns auf im Anblick der Kriegsgedächtsniskapelle und denken wir daran, dass die, für welche sie bestimmt, mehr gaben, als wir geben müssen. Nach des Tages Müh und Last, im Frieden des Sonntags lasst uns heraufwandern zur schmerzhaften Mutter Gottes, beten für die Togen und Kraft holen für unsere weitere Arbeit. Lasst uns jetzt gleich einen Augenblick der Toten gedenken.

Nun ertönte das Kommando: "Zur Beehrung!", die Musik spielte eine Trauerweise, die Fahnen senkten sich, manche Träne rollte über die Wangen, und auch manch lautes Aufschluchzen war zu vernehmen, während des treuen Gedenkens für die toten Heldensöhne. Nach dem "Herstellt Euch!" fuhr Bezirksschulrat Dengler in seiner Rede weiter: Den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Lehr! Auch unser Vaterland wird wieder neu erstehen. Was wir an unverwelklichen Lorbeeren im großen Völkerringen gesammelt haben, wird uns niemand streitig machen können. Richten wir uns auf, an den Heldentaten unserer Truppen, lassen wir unsere Herzen durchglühen von edler Begeisterung für unser Vaterland. In den Festen, die wir in den letzten Monaten gefeiert haben, ist diese Vaterlandsliebe oft und oft zum Ausdruck gekommen. Die alte Bayerntreue, sie lebt noch und bewährt sich auch in den Tagen der Not, in denen wir heute leben. Ein Treueschwur an unser deutsches Vaterland soll auch heute von uns wieder geleistet werden. Wie zu den Alpen, hin zum Meere und an die Tore der Feinde mögen klingen unser alter Ruf: "Der Gott, der Eisen machen ließ, der wollte keine Knechte!" Wiederum setzten die Bacherner Veteranen ein mit ihrem Männerchor und ließen die markigen Verse in kräftigen Tönen erklingen und manch einer aus der Menge sang begeistert mit.

Hierauf heftete die Fahnenmutter, Frau Burghart, unter einem ehrenden Nachruf ein sehr schönes Trauerband an die Fahne des Veteranenvereins Bachern. Desgleichen Fr. Weißenbeck im Namen der Jungfrauen. Herr Justizminister Dr. Roth wies in seiner Ansprache darauf hin, dass unsere Feinde wohl die Form zerschlagen hätten, aber den Geist können sie nicht in Fesseln schlagen. Damit es mit uns wieder aufwärts gehe, müsse wieder Unterordnung, treue Pflichterfüllung und der Geist der Disziplin Einzug halten, vor allem bei der Jugend. Die Zeit wird dann sicher wieder kommen, dass die Fahnen, die sich heute trauernd senken, stolz und frohgemut im Winde flattern.

Als Vertreter des Bayerischen Kriegerbundes sprach Herr Bayerlein, München, die herzlichsten Glückwünsche aus. Herr Dimpfl sprach für den Veteranenverein der Hauptstadt München und überbrachte die herzlichsten Grüße der Münchner.

Herr Oberamtmann Dr. Decker beglückwünschte die Bacherner, dass sie sich entschlossen haben, ein so würdiges Denkmal ihren Helden zu weihen. Diese stille Freude darüber verbinde sich aber mit der tiefen Wehmut, um die gefallenen Heldensöhne. Den Geist der Liebe zur Heimat, der den toten Helden eigen war, predigt auch die Kapelle. Sie wurzelt mit ihrem Fundament fest in der heimatlichen Scholle. Da müssen auch wir die Wurzeln unserer Kraft suchen. Immer solle uns das Wort Schillers, das er Attinghausen in seinem "Wilhelm Tell" sprechen lässt, vor Augen stehen:"Ans Vaterland, ans teure schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen!"
Mit der Versicherung, dass die Kapelle stets unter dem Schutz des Bezirksamtes stehen werde, umso mehr als sie eine Zierde für den Bezirk darstellt, schloss Herr Oberamtmann Dr. Decker seine kurzen, aber markigen Ausführungen.

Herr Ziesche ergriff hierauf das Wort, um allen zu danken, die zur Verschönerung der Feier beigetragen haben. Sein Dank galt den Festgästen, den teilnehmenden Vereinen und Kameraden, der Gemeindeverwaltung, dem Festprediger, Herrn Kooperator Gartner von Bergkirchen, dem Herrn Schulrat Dengler, und Veteranenvereinsvorstand Herrn Georg Maier, die sich so viele Mühe und Sorge um das Zustandekommen der Kapelle und der Feier gemacht haben, den Spendern der Mittel und des Grundes, sowie den Erbauern der Kapelle, der Fahnenmutter, Frau Burghart und den Jungfrauen.

Nach der erfolgten Verteilung der Fahnenbänder erfolgte der Rückmarsch der Vereine unter flotten Musikklängen nach Ober- und Unterbachern, woselbst im Kronschnabl`schen und Hartmann`schen Gasthaus für entsprechende Bewirtung Sorge getragen war. Nach dem zwanglosen Mittagstisch war in beiden Wirtschaften Konzert. Im Hartmann`schen Garten spielte die vorzüglich Hauskapelle des Kath. Gesellschaftshauses Dachau fröhliche Weise, während bei Kronschnabl die andere Kapelle spielte, so dass sich bis zur Scheidestunde ein echt kameradschaftliches Leben und Treiben entwickeln konnte. Die schöne Feier, die in so würdiger Weise verlaufen ist, wird den zahlreichen Festteilnehmern, deren Gesamtzahl wohl an die 2000 war, sicher unvergessen bleiben. Sie war ein Lichtblick in einer von düsteren Wolken überschatteten schweren und ernsten Zeit. Möge aus ihr reicher Segen für die Allgemeinheit fließen! Mit Gott für Volk und Vaterland!

Recherchiert und abgetippt von Hubert Eberl, Bergkirchen