zur Landkreiskarte               Kirchen i.d. Gem. Altomünster


Ehemalige Kirche St. Johann Bapt. in Ruppertskirchen




B
eschreibung

Der Ort Ruppertskirchen liegt auf einer Anhöhe (480 m 09) ) zwischen den Orten Ober- und Unterzeitlbach in der Marktgemein-de Altomünster. Er besaß bis zur Säkularisation 1803 eine Kirche, die dem Johannes dem Täufer geweiht war. Johanneskirchen waren früher oft Täuferkirchen; dies deutet auf ein hohes Alter hin.
Ob die erste Kirche tatsächlich schon Anfang des 7.Jh erbaut wurde, wie auf der Tafel unter dem Gedenkkreuz steht, ist aber unwahrscheinlich.

Ruppertskirchen dürfte erstmals in einer Urkunde vom 2.Okt. 815 erwähnt worden sein. In dieser in der Sammlung Freisinger Traditionen aufbewahrten Urkunde wird berichtet, dass ein gewisser Waldperht durch seine Söhne Williperht und Chuniperht ein Drittel seines Besitzes "in loco Hrodperhtes ecclesia" (im Ort der Kirche des Rudpert) der Freisinger Bischofskirche unter Bischof Hitto vermachte.
04) Den Originaltext können Sie hier lesen...


Der Name Hrodperhtes ecclesia legt nahe, dass hier im Jahr 815 schon eine Kirche stand. Das Präfix Hrodperhtes oder Rupert verweist vermutlich auf den Gründer der Kirche. Möglicherweise hatte sie auch - wie auf der Tafel vermerkt ist- ein Doppelpatrozinium St.Johann und St.Rupert, wofür es aber keine Quellen gibt.


Die nächste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1260, als im Urbar (Güterverzeichnis) des Klosters Altomünster ein "Ruoprechteskirchen" (damals wohl wohl nur ein Hof) aufgeführt wird, von dem das Kloster ein halbes Schaff Korn, ein halbes Schaff Hafer, 4 Schaff Dinkel, fünf Hühner, 100 Eier und ein Schwein zu erhalten hatte. Nach dem Umfang der Abgaben war es wohl ein großer Hof.

Am 10. Febr.1380 wird ein "Ornolt der mair von Rupertzkirchen"  10)
 (Arnold der Mair von Ruppertskirchen)" bei einem Vertragsabschluss als Zeuge aufgeführt.

Im Jahr 1393 vermachte ein Hainrich der Paener der Kirche in Rupertskirchen St.Johann Baptist die Einkünfte aus einem Haus in Pfaffenhofen beim Kirchhof. Der Betrag belief sich damals auf 45 Pfennig münchnerisch und war am Festtag des hl.Gallus (16.Okt) fällig.

Im Jahr 1504 wurde Ruppertskirchen in das Kloster Altomünster inkorporiert; d.h., es wurde nun vom Kloster aus betreut. Die Einkünfte der Kirche gingen nun an das Kloster.

Freisinger Matrikel 02)
Die Kirche ist in der Konradinischen Matrikel von 1315 nicht enthalten.
Erst die Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 erwähnt sie als "sacellum s.Joannis Baptistae in Rupertskirchen sine sepultura" also als Kapelle ohne Friedhof. Eine Sakristei gab es nicht. Paramente waren vorhanden. Im Turm hingen zwei Glocken.

Die ersten Spuren dieser mittelalterlichen Kirche finden sich schon im 15. Jh. Aus dieser Zeit erhielten sich sogar ein "Salbuch" mit den Einkünften der kleinen Kirche und einige Urkunden. Die Kirche erhielt Zinsgelder aus Stumpfenbach, Ober- und Unterzeitlbach, Pfaffenhofen und Deutenhofen. Traditionell unternahmen die Altomünsterer am 25. April und am 29. August eine Prozession und einen Bittgang zur Filiale.
 10)  

Apiankarte 1568

Apiankarte von 1568

Kartograph Philipp Apian hat in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die Kirche von Ruppertskirchen unter der Bezeichnung "S.Rueprecht" dargestellt (siehe Landkarte links). Damals hatte die Kirche einen Spitzturm. Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.
Rd. 100 Jahre später hatten sich die Ortsbezeichnun-gen (nicht nur von Ruppertskirchen) nur geringfügig verändert.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Karto-graph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat


Ausschnitt aus einer Landkarte von 1663
die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.



1594 wird das Anwesen in Rupertskirchen im Grundbuch des Birgittenklosters beschrieben. Nach Prof.Liebhart  10)  hatte der Eintrag folgenden Inhalt:
  "Der Bauer hieß Hanns Reisner. Das Anwesen (ein Halbhof) bestand aus einem Haus mit Stall, mit Stroh und Schindeln gedeckt, mit Brunnen, Backofen und einem "Kästlein" (= Getreidespeicher).
Die Flur umfasste drei Tagwerk einmähdige Wiesen, 3 Tagwerk Samwiesen und 15 Jauchert Äcker in den drei Feldern (Winter-, Sommer- und Brachfeld).
Neben Geldabgaben musste Reisner 1 ½ Scheffel Roggen, 2 Scheffel Hafer, alles in Aichacher Maß, 1 Scheffel Zehntroggen, 1 Scheffel Zehnthaber, 1 Gans, 1 Henne, 50 Eier und 5 Hühner abliefern. Vom Kloster erhielt er sechs Klafter Brennholz pro Jahr.
Im Jahr 1600 errichtete das Kloster ein Söldenhaus mit Backofen, aber ohne Grund, für Michael Sturm. Sturm erhielt drei Klafter Holz unentgeltlich, zinste aber 2 Gulden 6 Schillinge Pfennig als Pfenniggült und 6 Pfennige als Stiftgeld. Wovon lebte der Leerhäusler? Er war der Köhler des Klosters. Im 30-jährigen Krieg, 1632/1634, brannten die Hufe und das Köhlerhäusl ab, nur die Kirche blieb erhalten. Nach dem Krieg bewirtschaftete man die Fluren von Schauerschorn aus, die Köhlerei wurde weitergeführt. Die Siedlung bestand bis ins frühe 19. Jahrhundert nur noch aus der Kirche".


Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg, 1632/1634, brannten die Schweden die Hufe und das Köhlerhäusl ab und ermordeten alle Bewohner. Nur die Kirche blieb erhalten ("Ausser der Khürchen ist alle Abweekh gebrendt worden").
Das Kloster ließ die Häuser danach nicht mehr aufbauen; die Grundstücke verkaufte es an den Bauern von Schauerschorn ("ain Viertl Stundt" entfernt). Die Köhlerei wurde weitergeführt. Die Siedlung bestand bis ins frühe 19. Jahrhundert nur noch aus der Kirche".
Hier fanden aber mangels Gläubigen nur noch wenige Gottesdienste statt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg hatten sich hier in Ruppertskirchen die Brautpaare auch aus den Orten Plixenried und Röckersberg trauen lassen. 10)

Im Jahr 1651 wurde die allein stehende Kirche vom Altomünsterer Maurer Peter Dägen im Auftrag des Klosters dennoch aufwändig barock umgestaltet und von Weihbischof Dr.Johann Fiernhamer am 9. Okt. 1651 zu Ehren des hl.Johannes des Täufers eingeweiht. 01) Birgittenprior Johannes Walfisch hielt am 12. Oktober die erste Messe. Da 1651 nur ein Altar geweiht wurde, muss die Kirche erst später weitere Altäre erhalten haben, schreibt Prof. Liebhart. 10)

Nach Ruppertskirchen führten von Altomünster aus am Markustag (25.April) regelmäßige Bittprozessionen.


In den Jahren 1738/40 hatte der Freisinger Kanonikus (=Domherr) Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel auch die Filialkirchen und Kapellen kurz beschrieben 02).
Zur "Ecclesia filialis Joann.Bapt.in Rupperskirchen" bemerkte er, die auf einem Bergrücken gelegene Kirche sei ein unansehnlicher Bau. Sie besitze drei Altäre. Der Hochaltar habe den Johannes d.Täufer als Patron. Die Seitenaltäre (deren Patrone leider nicht lesbar sind), seien aber für die Messfeier nicht geeignet. Gottesdienste würden an Kirchweih, an Weihnachten, an Johanni sowie am Fest des hl.Innocenz abgehalten. Friedhof und Sakristei seien nicht vorhanden. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken.

Säkularisation 1803
Die Kosten der Kirche trug das Kloster Altomünster. Als 1803 das Kloster aufgehoben wurde, erhielt der Aufhebungskommissar Tinnermann den Auftrag, die Kircheneinrichtung von Ruppertskirchen zu versteigern und das Gotteshaus abzubrechen, weil hier nur noch drei Messen jährlich gefeiert würden. Dies geschah dann auch.

Die Unterzeitlbacher, so wird behauptet, hätten die Kirche kaufen und in ihrer Ortschaft wieder aufbauen wollen. Sie hätten sich auch zum Unterhalt der neuen Kirche verpflichtet. Aber es wurde ihnen nicht gestattet (die Zahl der Kirchen sollte doch vermindert werden). Sie konnten nur die Johannesfigur retten, die sie später in ihrer im Jahr 1850 errichteten Kapelle in Unterzeitlbach am Altar aufstellten.

St.Johannes


Sage von Rupertskirchen 10)
Der frühere Dachauer Heimatpfleger Alois Angerpointner veröffentlichte unter dem Titel "Der Schimmel hat noch geläutet" eine Sage von Rupertskirchen. Deren Kurzform lautet:
      Eines Tages hörten Bauern beim Heumachen von St. Johannes her ein merkwürdiges Glockenläuten. Als sie am Abend       nachschauten, stellte sich heraus, dass sich ein Schimmel in die Kirche verirrt, dort in einem Glockenseil verfangen und
      erdrosselt hatte.


Das heutige Ruppertskirchen, ein Dorf mit rd. 30 Häusern, geht auf eine Neugründung aus dem Beginn des 19.Jh. (um 1807) zurück, als sich Einwanderer aus der Oberpfalz hier ansiedelten. Diese Ansiedlung der "Pfälzler" oder "Pfeizler" stand im Zusammen-hang mit dem Eintritt mehrerer Nonnen aus dem Raum Neumarkt/Opf. in das Birgittinnenkloster von Altomünster. Bei Neumarkt befand sich das Ur-Kloster der Birgittinnen in Bayern, Gnadenberg, das aber schon 250 Jahre früher, im Zuge der Reformation, aufgegeben worden war. Deshalb bestand in der dortigen Bevölkerung immer noch eine ideelle Verbindung mit dem Kloster von Altomünster. Von den Neuansiedlern hat sich keine Familie in direkter männlicher Linie erhalten; die Oberpfälzer Familiennamen sind so alle verschwunden.

Hans Schertl

Quellen :
01) Maurus Gandershofer, Kurzgefaßte Geschichte des Birgitten-Klosters Altomünster, 1830 (Einweihung 1651)
02) Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
04 Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 350)
05) Festschrift zum 1200jährigen St.Alto-Jubiläum, 1930
06) Fritz Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
07) Anton Mayr, Altoland, 1998
08) Festschrift FF-Oberzeitlbach, 2005
09) Stefan Seifert, www.ruppertskirchen.de, 2008
10) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, 1200 Jahre Ruppertskirchen 815-2015, Kulturspiegel Altoland, Sept. 2014

3 Bilder: Hans Schertl

29.8.2023

Text der Schenkungsurkunde vom 2.10.815 04)

Uualdperht schenkt durch seine Söhne Uuilliperht und Chuniperht ein Drittel seines Besitzes zu Ruppertskirchen.
Freising 815 Oktober 2.

TRADITIO UUALDBERTI
Notum est multis in episcopio sanctae Mariae manentibus, qualiter Uualdperht partem proprii territorii in loco Hrodperhtes ecclesia ad domum sanctae Mariae semper virginis seu sancti Corbiniani confessoris Christi. Eo autem modo ipsam traditionem fecit ipse Uualdperht iam adproprinquante fine vitae suae et valida infirmitate vexante convocata paren torum turma non modica. In illorum enim praesentia ipsam traditionem posuit in manus Sindeo et duorum filiorum suorum quorum nomina Uuilliperht, Chuniperht tertiam partem territorii quam habuit eo die tam in agris quam etiam silvis et pratis. Ipsique iam dicti accepta haec traditione venerunt ad Frigisinga et perfecerunt omnia, sicut eis iniunxit et in manus posuit Uualdperht pater illorum. Accesserunt enim ad altare sanctae Mariae in praesentia domni Hittonis episcopi et Johannis archipresbiteri et Heriberti archipresbiteri et aliorum multorum et confirmaverunt traditionem sibi iniunctam. Haec autem sunt testes: Sindeo. Adalhoh. Crimberi. Reginolt. Aaron. Deotpald. Uualho Liutpald. Arnolt. Tetti. Toato. Actum est haec in loco Frigisinga die consule quod facit VI. non. octob. indictione VIII. anno imperii gloriosi Alauuih. Cundhart. Umfrid. Urago. Adalunc. Reginperht. Kerperht. Gauzo. Hroadperht. Hunger. Uuigant. Immino.
Actum est haec ad Zollinga die consule XVII. kal. iun. indictione VIII. anno tertio imperii Hludouuici imperatoris.