Hofkapelle
in RADENZHOFEN
Adresse: 85250
Altomünster, Radenzhofen 1
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Der Weiler
Radenzhofen wurde erstmals 1253/56 in einer Urkunde als "Rotemshoven"
(Hof des Ratuni) erwähnt. Er besteht aus drei Bauernhöfen
und liegt an der Straße zwischen Oberzeitlbach und Kiemertshofen.
Früher gehörten die Höfe zum Kloster Altomünster.
Bei
Radenzhofen verläuft die Grenze zwischen den Bistümern
Freising und Augsburg und auch die Sprachgrenze zwischen der bayerischen
und schwäbischen Mundart.
Die
relativ große Hofkapelle "beim Baurn" wurde von
den damaligen Austragsbauern Andreas und Kreszentia Lichtenstern
im Jahr 1883 gestiftet (Tafel auf der Südseite der Kapelle).
Baumeister war Leonhard Stemmer aus Altomünster. Die Weihe
der Kapelle am 29.Okt.1883 nahm Pfarrer Wolfgang Stöber
vor.
Auf einer weiteren Steintafel ist vermerkt, dass 1996 die Familie
Schalk, die Nachfolger am Hof, das Bauwerk renoviert hat.
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Renovierungstafel
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Die Kapelle besitzt einen eingezogenen,
mit 3 Seiten geschlossenen Chorraum mit zwei Fenstern.
Auf der Westmauer sitzt ein
kleines Türmchen (Dachreiter)
mit Spitzhaube. Das Glockenseil in der Kirche weist auf das Vorhandensein
eines Glöckchens hin.
Die gelb gestrichene
Fassade ist durch weiße Lisenen
gegliedert.
Der Eingang ist auf der Südwestseite.
Innenausstattung
In dem durch ein Gewölbe
überdecken Altarraum steht ein großer Altar mit einem
Bild des Gekreuzigten über dem Tabernakel. Auf dem Altartisch
sind zwei pyramiden-förmige Kästchen mit Klosterarbeiten
postiert.
...mehr über Klosterarbeiten...
Links und rechts des Altars hängen
Bilder von Jesus und Maria.
An der Innenseite des spitz
zulaufenden Chorbogens sind zwei kleinere Figuren des hl.Sebastian
und eine Nachbildung der schwarzen Madonna
von Altötting befestigt.
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Sebastian
war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf
Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfei-len durchschossen wurde,
wie es die Figur in der Kapelle darstellt. Er erholte sich aber
durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen
erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet
worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb
als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt. |
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Vergrößerung von Decke,
Kreuz, Klosterarbeiten und Figuren per Mouseklick
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Die Altöttinger
Muttergottesfigur ist mit einer Krone in Form einer flachen Mütze
gekrönt; die Zacken der Krone sind reliefartig aufgetragen. Maria
trägt das bekleidete Jesuskind auf dem rechten Arm. In der Linken
hat sie ein Zepter. Das Jesuskind hält in seiner Hand einen Apfel,
die Vorläuferform des Reichsapfels. |
Das Kirchenschiff
wird von 4 größeren Fenstern erhellt.
Deckenmalerei
Die Flachdecke ist
von einem umlaufenden Gesims
eingefasst. Die Deckenmalerei
besteht aus dem Jesusmonogramm IHS und dem Marienmonogramm
im Mittelteil, Bildern der vier Evangelisten (Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes) an den vier Seiten und Ornamentmalerei als Hintergrund.
Zwischen den Monogrammen ist eine figürliche Heilig-Geist-Taube angebracht.
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Die
Zeichen IHS sind übrigens griechische Buchstaben (das H ist ein
Eta) und bedeuten "JHS(OUS)"=Jesus. Andere Deutungen sind:
"Jesus, hominum salvator" (lateinisch "Jesus, Erlöser der Menschen")
oder auch volkstümlich "Jesus, Heiland, Seligmacher".
Im Marienmonogramm sind die vier verschiedenen Buchstaben des Namens
"MARIA" ineinander geschrieben. |
St.Maximilian
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An der
Vorderseite des Kirchenschiffs (am Chorbogen) stehen anstelle von
Seitenaltären zwei größere Heiligenfiguren auf Postamenten.
Es handelt sich um die im Landkreis Dachau selten dargestellten
Heiligen
Maximilian
(im Bischofsornat mit Buch - links) und
Felix
(in der Mönchskutte der Kapuziner mit Sammelsack - rechts)
St.Maximilian (Gedenktag: 12. Oktober) war nach der Überlieferung
der Sohn reicher Eltern, verteilte nach deren Tod seinen Besitz
an die Sklaven seines Anwesens, denen er auch die Freiheit schenkte.
Später war er 20 Jahre lang als Wanderbischof und Bischof von
Lorch an der Enns tätig. Während der Christenverfolgung
unter Kaiser Numerianus soll er als Märtyrer
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St.Felix
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enthauptet
worden sein. Historisch gesichert ist der Bau einer Kapelle in Bischofshofen
im Pongau im Jahr 710 über dem Grab eines Maximilian. Reliquien
kamen 878 nach Altötting und im 10. Jahrhundert nach Passau,
im 17. Jahrhundert sind sie verschwunden. Eine Maximiliansfigur steht
auch in der Pfarrkirche Hohenzell.
St. Felix (Gedenktag:18. Mai) trat 1543 in den Kapuzinerorden
ein und war über 40 Jahre lang Almosensammler in Rom. Wegen des
dadurch bedingten häufigen Dankens trug er den Beinamen "Bruder
Deo Gratias". Er war mystisch begabt, hatte zahlreiche Visionen
und konnte in die Zukunft schauen. Als er starb, trauerte das
Volk, seinen Sarg begleiteten Papst und Kardinäle. Er ist der
meistverehrte Heilige seines Kapuzinerordens. |
Vor den Bänken steht
eine große Muttergottesfigur (Maria Königin) in
blau-rotem Gewand und mit den königlichen Insignien (Krone, Zepter,
Reichsapfel in der Hand des Jesuskindes) geschmückt. Die Insignien
sind ein Symbol der Herrscherwürde. Die Farben Blau und Rot gelten
als traditionelle Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch,
Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter wurde die blaue
Malfarbe aus dem Schmuckstein Lapislazuli hergestellt).
An den beiden Seitenwänden hängt
jeweils zwischen den Fenstern ein Kruzifix.

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Drei weitere kleinere
Heiligenfiguren der bäuerlichen Kunst runden die Kircheneinrichtung
ab.
Darunter die Figur der
hl.Barbara, mit
Krone, Zepter und Kelch. St.Barbara (Gedenktag: 4.Dezember)
ist eine legendäre Person.
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St.Barbara
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Hinweis: Das bildschöne
Mädchen soll von
ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Niko-media, während
einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen
worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Als der Vater zurückkam
und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie martern
und enthauptete die Tochter selbst. Vor dem Tod hatte Barbara Gott
öffentlich gebeten, dass alle, die der Passion Christi gedenken,
vom Gericht Gottes verschont werden mögen. Der Kelch mit Hostie
in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte letzte
Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
Die Abbildung der hl.Barbara nur mit Kelch ist bei uns erst seit dem
15.Jh. üblich (vorher immer mit Turm). |
Kreuzwegbilder
Im oberen Wandbereich sind
die 14 Kreuzwegbilder angebracht.
Diese Kreuzwegbilder
in Radenzhofen sind Papierdrucke der berühmten Kreuzwegdarstellungen
des Wiener Malers Prof.Gebhard Fugel für die Josefskirche in
München, die zunächst vom Münchner Kunstverlag Max
Hirmer, später vom Kunstverlag Agathon bis nach dem 2.Weltkrieg
herausgegeben wurden.
Die Bilder sind von einem breiten Rahmen umgeben, der von einem
Aufsatz mit Kreuz gekrönt wird. In ei-nem ausführlichen
Aufsatz der Zeitschrift "Archiv für die Christliche Kunst"
aus dem Jahr 1910 heißt es:
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"...
der Maler hat sich -was wir ihm zum höchsten Lobe anrechnen
dürfen - bemüht, den in stark betonter Realistik gemalten
Bildern religiösen und frommen Geist einzuhauchen und dennoch
einen groben und abstoßenden unverklärten Realismus
zu vermeiden.
...Die Christusdarstellungen sind ansprechend und edel, mit
großer Hingabe, Liebe und |
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Kreuzwegbilder
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Ehrfurcht behandelt. Fugel läßt in der äußeren
Erscheinung des Herrn die göttliche, übermenschliche Würde
nicht vermissen, und das ist für die katholische Kunst von entscheidender
Bedeutung. Dieser Christus steht über uns: zu ihm können
wir aufschauen. Der Grundgedanke dieses Bildes: die Freiwilligkeit
des Leidens, die ungebrochene Kraft in mutiger Uebernahme des Leidens
ist vom Meister Fugel glänzend herausgehoben und durchgeführt
worden.." |
Am 13.Juni 1944 wurden die Josephskirche
in München und mit ihr die Kreuzwegstationen durch Bomben zerstört.
So haben sich leider nur die Abdrucke erhalten, die im Landkreis Dachau
übrigens auch in der Marienkapelle bei Weyhern in der Nähe von
Indersdorf, in Piflitz, im Kloster Schönbrunn, in Lauterbach bei
Altomünster, in Schmarnzell und in Oberndorf bei Oberzeitlbach hängen.
Wenn Sie mehr über die Geschichte
des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren
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1916
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Gedenktafeln
Zwei eingemauerte Steintafeln
gegenüber der Eingangstüre weisen auf den Priester Johann
Baptist Riepl hin, der aus dem Nachbarhof in Radenzhofen
stammte.
- Auf einer Tafel
steht, dass er am 18. Juli 1916 als Primiziant eine hl.Messe feierte.
- Die zweite Tafel
erinnert auf seinen viel zu frühen Tod am 4. November 1918.
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1918
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Fatschnkindl
Früher wurde
an Weihnachten in der Radenzhofener Kapelle ein Fatschenkindl
in einem Glasschrein ausge-stellt. Dabei handelt es sich um die Darstellung
des kleinen Jesuskindes, das in breite Stoffbänder einge-wickelt,
also eingefatscht ist. Die Praxis, Babys zu fatschen (von lat.fascia=die
Binde), damit sie keine "krummen Glieder" bekommen, war bis ins 19.
Jh., in ländlichen Gebieten sogar noch in den ersten Jahr-zehnten
des 20. Jh. üblich.
Fatschnkindl waren -lange vor den Krippen- die ersten volkstümlichen
Darstellungen des neugeborenen Je-suskindes; sie standen -wie später
die Krippen- im Mittelpunkt von privaten und kirchlichen Weihnachts-
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Fatschnkindl
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feiern. Das Fatschnkindl in Radenzhofen
wurde in aufwändiger Klosterarbeit erstellt, mit Gold- und Silberdraht,
Halbedelsteinen und Perlen. Das Kindl selbst besteht üblicherweise
aus Wachs.
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Denkmal
Die
Kapelle gehört zu den Baudenkmälern
in der Marktgemeinde Altomünster
05) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-64; als "Einschiffig
mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, Giebelreiter mit Oktogon
und geknicktem Spitzhelm, 1883 erbaut" aufgeführt.
Die Kapelle gehört nach wie
vor zum Bauernhof. wird derzeit (2003) von der Austragsbäuerin mit
Hingabe gepflegt. Gottesdienste finden nicht mehr statt, doch wird noch
häufig der Rosenkranz gebetet.
Hans Schertl
Quellen:
Kirschbaum, Lexikon der Christlichen Ikonographie, 1968
Anton Mayr, Altoland, 1998
Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
Frau Schalk, Radenzhofen
05)
Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
16 Bilder: Alfred Bayer (2), Hans Schertl (14)

28.4.2022
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