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Hofkapelle Heilig Kreuz in ORTHOFEN


Beschreibung

Die Kapelle gehört zu dem etwas außerhalb Orthofens gelegenen Hof der Familie Kistler.

Simon Kistler errichtete das Gotteshaus im Jahr 2005 allein; nur die Spenglerarbeiten wurden von einem Handwerker ausgeführt. Der Bau wurde am 6. November, dem Leonharditag des Jahres 2005 eingeweiht.

Augenfällig ist der in barocken Formen ausgestaltete Giebel, der eine runde Tafel aus schwarzem Marmor umschließt und mit einem Kreuz gekrönt ist.
Auf der Tafel ist zu lesen, dass die Kapelle zur Ehre Gottes erbaut wurde.


Der Innenraum wird durch Glas-einsätze in der Türe, zwei große rundbogige Fenster an den Seiten sowie drei Rundfenster an der Ostseite erhellt.


Neben der Eingangstüre ist ein Weihwasserbecken befestigt, das mit einem von Getreideähren und Weinreben umgebenen Kreuz geschmückt ist.


Inneneinrichtung

Die Einrichtung ist in beeindruckender Schlichtheit gehalten. An den drei Chorschluss-Seiten hängen ein großes Kruzifix sowie Figuren der Hildegard von Bingen (links) und der Muttergottes (rechts).

Die Figurengruppe wurde von dem mit der Familie Kistler befreundeten Künstler Jozef Pitoniak aus der Stadt Stara Lubovna (Alt Lublan) in der Ostslowakei geschnitzt.

Den Bezug zur Hildegard von Bingen stellen die vielen Kräuterfelder des landwirtschaftlichen Betriebs her. Hildegard war 1098 in Bermersheim Rheinland-Pfalz als Tochter eines Adeligen geboren worden. Sie wurde von ihrer Verwandten Jutta von Sponheim in deren Klause am Kloster Disibodenberg erzogen. Hildegard war ein kränkliches Kind, kaum fähig zum Gehen u. durch eine Sehbehinderung eingeschränkt. Dennoch wurde sie 1136 Priorin des Klosters und gründete 12 Jahre später ein eigenes Kloster über dem Grab von Rupert von Bingen auf dem Rupertsberg. Hildegard war ungemein beliebt. Männer und Frauen aller Stände, ja sogar Kaiser Friedrich Barbarossa suchten ihren Rat. Schon ab dem Jugendalter hatte sie Visionen, die sie in vielen Büchern festhalten ließ. Hildegard war Künstlerin und Wissenschaftlerin, Mystikerin und Ärztin, Dichterin, Dramaturgin und Komponistin. Zudem war sie politisch engagiert; ihre Gedanken zur Rolle der Frau waren mutig und rich-tungsweisend in einer von Männern dominierten Welt.

Noch heute berühmt sind Hildegards natur- und heilkundlichen Schriften. In ihren Büchern "Liber Simplicis Medicinae" und "Liber Compositae Medicinae" hat Hildegard 280 Pflanzen und Bäume katalogisiert und nach ihrem Nutzen für Kranke aufgelistet. Der Rupertsberg wurde das Zentrum der Kranken, Hilfe- und Ratsu-chenden des ganzen damaligen Rheingaus. Hildegard starb am † 17. September 1179. Sie wurde von der Kirche trotz mehrerer Anträge nie heiliggesprochen. Dennoch ist Hildegard im römischen Kalender als heilig verzeichnet. Derzeit prüft der Vatikan, sie als Kirchenlehrerin anzuerkennen.

 


Weiterer Schmuck in der Kapelle ist nur noch eine schön verzierte Kerze, die an die Einweihungsfeier erinnert.

Text: "Zur Einweihung unserer Hl.Kreuz-Kapelle 6.11.2005"

Hans Schertl


Quellen:
Simon und Angelika Kistler, Orthofen, 2006

4 Bilder: Hans Schertl

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26.4.2022