Christophorus-Kapelle
in MITTERNDORF
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Beschreibung
Die Privatkapelle der Familie Kudernatsch
in Mitterndorf liegt unmittelbar an der viel befahrenen Hauptstraße,
die von Dachau nach Günding führt. Sie ist dem hl.Christophorus,
dem Patron der Reisenden und Kraftfahrer geweiht.
Die Kapelle wurde im Sommer
1960 erbaut. Die Dachauer Nachrichten berichteten von der feierlichen
Einweihung der "ersten Christophoruskapelle in Bayern"
am 23.Oktober 1960, an der zahlreiche Persönlichkeiten des
Dachauer Landes, u.a. auch Landrat Dr. Schwalber teilnahmen. Die
Knabenkapelle umrahmte die Feier. Künstlerischer Mittelpunkt
der Kapelle war damals eine 150 cm hohe Christophorusfigur, die
der Oberammergauer Bildhauer Karl Führler geschnitzt hatte.
Den Zeitungsbericht können sie hier lesen...
Hier wurde in den 1960er Jahren
auf Anregung des damaligen Landrats Dr.Schwalber Kraftfahrzeugsegnungen
abgehalten. Der Kreisheimatpfleger Karlmax Küppers schrieb
damals: "So feiert nun der Landkreis Dachau, an altes Brauchtum
anknüpfend, in Mitterndorf neuzeitlich. Auch hier führt
die große Heimatpflegerin, die Kirche, einsichtsvoll und der
modernen Zeit angepasst, altes Volksgut weiter. Neben St.Leonhard
steht nun Christophorus, der Patron des Verkehrs".
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Die Kapelle stand unter einer großen,
300 Jahre alten Linde. Im Winter 2004/2005 wurde der Baum durch einen
Sturm entwurzelt, stürzte auf das kleine Gotteshaus und zerstörte
es bis auf die Grundmauern. 2005 haben die Eigentümer den Bau deshalb
nach alten Plänen wieder neu errichtet.
Die neue Kapelle ist ein rechteckiger Bau
mit Satteldach. Sie wird durch ein etwas nach innen versetztes Gitter
abgeschlossen. Ein kleines Fenster und der offene Zugang geben dem Raum
Licht.
Innenausstattung
Im Inneren der Kapelle befinden
sich
- ein Steinaltar,
- ein über dem Altar angebrachtes Steinrelief des hl. Christophorus
- der gekreuzigte Christus an der Seitenwand
- unter der Figur ist ein durch Blatt- und Rankenwerk verbundenes
Leuchterpaar aus Schmiedeeisen angebracht.
Bänke oder Sitzgelegenheiten sind nicht vorhanden.
St.Christophoros
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Im Steinrelief (auf
dunkler Unterlage) wird St.Christophorus
gezeigt, wie er mit dem Jesus-kind auf der Schulter und einem
Baumstamm in der Hand durch den Fluss watet. Die Kalksandstein-platte
stammt aus dem Römersteinbruch bei St.Margareten im Burgenland,
aus dem das Material für viele Prachtbauten in Italien
und Österreich (insbes.Wien) gewonnen wurde.
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Hinweise: Christophorus ist eine Legendengestalt, die seit
1969 im aktuellen Heiligenkalender nicht mehr enthalten ist. Christophorus
wird in der Kunst meist mit einem Kind auf dem Arm und einem Baumstamm
in der Hand abgebildet. Der Legende nach suchte er unter seinem früheren
Namen Reprobus (spätere Legen-den: Offerus) den mächtigsten
Herrscher der Welt um ihm zu die-nen. Doch bald bemerkte er, dass
der König den Teufel fürchtete und der Teufel Christus.
Deshalb diente er auf Anraten eines Einsiedlers Christus, indem er
seine Riesenkräfte sozial einsetzte und Leute über einen
gefährlichen Fluss trug. Eines Tages trans-portierte der Heilige
einen kleinen Knaben, der mit jedem Schritt an Gewicht zunahm, sodass
Reprobus zu ertrinken fürchtete. Da |
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erkannte er, dass er Christus trug.
Reprobus wurde von Jesus auf den Namen Christophorus (Christusträger)
getauft, und der als Stütze verwendete Baumstamm begann zu grünen.
Christophorus gilt als Patron der Reisenden, Pilger, Fuhrleute und Schiffer
sowie seit etwa 1900 auch der Kraftfahrer. In
der Vorstellung früherer Jahrhunderte war Christophorus vor allem für
die Bewahrung vor einem jähen Tod zuständig. Die Volksfrömmigkeit
besagte, wer ein Bild oder eine Figur von St.Christophorus erblickt, werde
an diesem Tag nicht unversehen sterben. "Unversehen" ist nicht
ein Synonym für "plötzlich", sondern bedeutet: ohne
Empfang der Sterbesakramente. Gedenktag:
25. Juli(mit Jakobus)
Kruzifix
ohne
Kreuzbalken
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An der Wand ist der gekreuzigte
Körper Jesu befestigt (Kruzifix ohne Kreuzbalken).
Der Corpus besteht aus Metall und ist monochrom gefasst. Vier Nägel
durchbohren Hände und Füße; aus der Seitenwunde
fließt Blut. Der Corpus stammt von einem alten Hofkreuz.
Unter dem Corpus zwei Leuchter, die durch schmiedeeisernes Blatt-
und Rankenwerk verbunden sind.
Früher war an dieser Stelle
eine Schnitzerei aus Oberammergau befestigt, die aber gestohlen
wurde.
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Hans Schertl
Quellen:
Kreisheimatpfleger Karlmax Küppers, "Umritte im Dachauer Land",
Amperland 1967
Richard Lindner, Dachau, 2007
Fam. Kudernatsch,Dachau 2007
4 Bilder: Hans Schertl
28.4.2022
Dem Schutzpatron der Kraftfahrer
Am Sonntag wird die erste Christophorus-Kapelle in Bayern
geweiht
Dachauer Nachrichten vom 21.10.60
Mitterndorf - Die erste Christophoruskapelle
in Bayern wird am kommenden Sonntag beim "Wengerhof" feierlich eingeweiht.
Ganz im Stillen ist hier an der Straße nach Fürstenfeldbruck
die kleine Kapelle zwischen den mächtigen Bäumen und der nahegelegenen
Tankstelle entstanden. Der "Wengerhof" selbst liegt dicht dahinter auf
einem kleinen Hügel breit hingelagert. Er ist älter als der
burgartige Bau auf dem "Giglberg" und über die Jahrhunderte hinweg
schaute der mächtige Hof in seiner bäuerlichen Ruhe auf das
lebhafte Treiben der Straße herunter, die hier die beiden Kreisstädte
Dachau und Fürstenfeldbruck schon seit vielen Jahrzehnten verbindet.
Da die Straße auch zugleich die Verbindung zur Autobahn herstellt,
reißt die Fahrzeugkolonne oft gar nicht ab.
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Es war ein guter Gedanke,
hier eine Kapelle zu errichten, die dem Andenken des heiligen Christophorus
und damit dem Schutzpatron der Autofahrer gewidmet ist. Eigentlich
wollte man zunächst eine Marienkapelle errichten. Frau Amalie
Müller, die Besitzerin des Wengerhofs hatte dann den Einfall,
dass hier eigentlich auch der Schutzpatron der Autofahrer gut passen
würden. In ihrem Gatten, dem bekannten Oberlehrer Müller,
fand sie dann den rührigen Idealisten, der dieses Projekt seiner
Verwirklichung zuführte. Zunächst mussten Verhandlungen
mit den staatlichen Stellen aufgenommen werden. Das Landbauamt zeigte
sich sehr aufgeschlossen, ebenso auch die anderen Behörden.
In Oberammergau fertigte in
der Zwischenzeit der Kunstschnitzer K. Führler die Christophorus-Statue
an. Führler zeigte sich hier als ein Meister in diesem Kunsthandwerk,
für das der Passionsort ja in der ganzen Welt bekannt ist.
Er fertigte in der unglaublich kurzen Zeit von fünf Wochen
die Statue aus Lindenholz an. Sie ist 1,50 Meter hoch und wiegt
über einen Zentner. Sie zeigt das Symbolhafte in der Form,
das man sich bei dem heiligen Christophorus vorstellt. Der Ausdruck
des Gesichtes allein schon wird zu einem Erlebnis und bleibt in
der Erinnerung haften. Der Schnitzer hat sehr viel Ausdrucksfähigkeit
bewiesen und mit geschickter und sicherer Hand sein Werk angefertigt.
Die Kapelle erhält eine Verkleidung aus Muschelkalk und eine
Altarplatte. In ihrem Innern wird die neue Statue aufgestellt und
am Sonntag feierlich eingeweiht.
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Die Festpredigt dazu hält Pfarrer
Waxenberger von Fürstenfeldbruck, die kirchliche Weihe nimmt Kammerer
Eicher vor. Zahlreiche Persönlichkeiten, unter anderem auch Landrat
Dr. Schwalber, werden anwesend sein. Die Knabenkapelle spielt, und nach
dem kirchlichen Akt werden die anwesenden Kraftwagen im Zeichen von St.
Christophorus gesegnet. Man hat sogar eine eigene Plakette geschaffen,
die sehr zweckmäßig am Zündschlüssel befestigt werden
kann. Die Weihe der Statue, die mit einer Feldmesse verbunden ist, findet
am Sonntagvormittag um 10 Uhr statt.
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