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Beschreibung der Kunstdenkmale 1895

Die Kirche St.Jakobus in Lauterbach ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt es auf den Seiten 306 ff.:

Pfarrkirche

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Kirche. Chor gothisch, Langhaus um 1670, zu der Zeit auch der Chor umgestaltet
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Der nicht eingezogene Chor umfasst ein Langjoch und schliesst in fünf Seiten des Achtecks. .
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Das Gewölbe des Chores ist noch das alte, aber im Stil des XVII. Jahrhunderts decorirt.
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Ganz gewölbt; im Langhaus Tonne mit Stichkappen, vier Joche
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Die Gewölbe des Langhauses ruhen unmittelbar auf kannelirten korinthischen Pilastern, welche theilweise abgeschlagen sind, die des Chores auf Consolen.
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Die Gurtlinien der Gewölbe sind mit Herzlaub geziert, die Umrahmungen der Füllungen desgleichen. In letzteren Draperien, Festons und vegetabilische Ornamente.
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An der Südseite des Chores eine Nebenkapelle (Gruftkapelle der Grafen von Hundt) in gleicher Ausstattung wie die Kirche.
  Die Vorderseite der Pilaster in der Nebenkapelle ist mit einfachen Ornamentfüllungen decorirt.
Ausstattung
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Ausstattung mit 3 Altären Rococo. (Die Nachricht auf einer Tafel in der Hündischen Kapelle, dass am 27. September 1707 4 Altäre geweiht wurden, bezieht sich nicht auf den Hochbau der vorhandenen Altäre).
Chorfenster
Im mittleren (östlichen) Chorfenster interessante Glasgemälde, in je 2 Feldern über einander angeordnet.
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Oben links Christus am Kreuz mit Maria und Johannes;
Oben rechts Pieta: Maria sitzend, den Leichnam des Sohnes auf dem Schoss haltend.
Unten links:    St Barbara, den Thurm in der Linken, und St. Maria Magdalena, die Salbbüchse in der Rechten;
Unten rechts: St. Jakobus major, eine Muschel in der Hand und St. Antonius der Einsiedler, ein Kreuz in der Rechten, zu Füssen ein zu ihm aufspringendes Schwein.
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In den unteren Ecken der beiden unteren Felder 4 Wappenschilde:
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links die Wappen der Egloffsteiner und Dachauer,
rechts. die Wappen der Egloffsteiner und Nussberger.
Sämmtliche Bilder mit blauem Grund. Br. der Felder 38,5 cm. H. des linken oberen Feldes 50,8 cm, des rechten 50 cm. H. der unteren Felder 51,5 cm.
Die Glasgemälde erweisen sich durch die Wappen als Stiftung des Veit von Egloffstein, welcher 1437 eine Tochter des letzten Dachauers, Margareth (+ 1464) heirathete und dadurch den halben Theil von Lauterbach erwarb.
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ein Vater, Konrad von Egloffstein, war in erster Ehe mit Anna von Nussberg (+ 1453) vermählt Hundt, Stammenbuch 1186. Da Veit von Egloffstein 1449 seinen Theil an Lauterbach an seinen Schwager Hans Hundt, welcher durch die Heirath mit der Martha Dachauerin bereits die Hälfte von Lauterbach erhalten hatte, verkaufte, so fällt die Entstehung der Glasgemälde zwischen 1437 und 1449.
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Der Stil der Malereien entspricht vollkommen dieser Zeit. Die Gemälde sind von farbenprächtiger Wirkung und gehören zu den besten ihrer Art. (Die Madonna in der Masswerkfüillung ist moderne Ergänzung.)
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In einem Fenster der Hundt'schen Kapelle das Wappen der Hundt und Rehlinger, von einem Engel gehalten, unter einem auf 2 Säulen ruhenden Bogen ; in den Bogenzwickeln die Kreuzigung und die Auferstehung Christi in sehr kleinen Figuren (grau in grau mit gelb). Von der unter dem Wappen befindlichen Jahreszahl ist nur noch übrig M... VIII.
Der Stil des Glasgemäldes deutet auf die mittleren Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts; da Jörg Hundt, dessen und Seiner Hausfrau Wappen hier dargestellt sind, 1566 starb, so ist 1548 oder 1558 zu lesen. H. 44 cm, br. 40 cm.
6 eiserne Apostelleuchter, gefällige Arbeit um 1700.
Grabsteine
Im Chor: an der Ostwand
Grabstein der Barbara Hundt, geb. Rehlingerin, des Georg Hundt zu Lauterbach und Falken- stein Hausfrau, f i5- Mai 1571; über der Schrifttafel die Auferstehung Christi mit dem Hundt'schen und Rehlinger'schen Wappen und den knie- enden Familiengliedem in Relief Rother Marmor. Künstlerisch werthvoll. H. 220, br. 1o8 cm.
Grabstein der Barbara Seiboltstorf, geb. Hundt, Hausfrau des Hans Leonhard von Seiboltstorf zu Ritterswörth , Pflegers zu Kösching, +1.Mai 1567. Schrifttafel mit Kartuschenrahmen, darunter das Hündische und Seiboldtstorf'sche Wappen. Rother Marmor. H. 184, br. 93 cm.
An der Nordwand:
Grabplatte der Margareth Traunerin, Hans Hundt's Hausfrau +1466 „an . vnser . lieben ,/rawn . abnt . in . der , fasten*^ Unter der Inschrift der Trauner'sche und Hundt'sche Wappenschild. Rother Marmor. H. 198, br. 89 cm.
Im Schiff: An der Nordwand (zum Theil vom Seitenaltar verdeckt).
Grabstein des Englmair Hundt zu Lauterbach 1520. Darauf der Verstorbene in ziemlich flachem Relief in ganzer Figur nach links gewendet, im Maximiliansharnisch, die Linke am Schwertgriff, in der Rechten die Lanze; neben den Beinen links. das Hundt'sche, rechts das Adlzhof'sche Wappen; in den Ecken des Schriftrandes oben das Hundt'sche und ein Wappen mit Hundskopf, unten zweimal das Traunersche Wappen. Rother Marmor. Massige Arbeit. H. 216, br. 107 cm. (Der Name des Verstorbenen und das Wappen r. unten in der Ecke wurden z.T. vom Altar verdeckt, dem Grabsteinbuch des Fürstbischofs Ecker von Freising (1605 — 1727) auf der Münchener Hof- und Staatsbibliothek Cgm. 2267 entnommen.)
An der Südwand
Grabstein des Jörg Hundt zu Lauterbach und Falkenstein +15?6 „an Sant Johans des tavffers tag". Unter der Schrifttafel mit Kartuschenrahmen die Hochrelieffigur des Verstorbenen, in einer Rundbogennische stehend, im Harnisch, mit langem wallenden Bart, die Linke am Schwertgriff, mit der Rechten den Streithammer gegen die Hüfte stemmend. Markanter Porträtkopf, aber im Detail nicht besonders fein in der Ausführung. In den Bogenzwickeln die Wappen der Hundt und Adlzhofer, zu den Füssen die Wappen der Spiegl und Trauner. Rother Marmor. H. 264, br. 133 cm.
Innen an der Südwand der Hundt'schen Kapelle
Grabstein des bekannten Geschichtsforschers Wiguleus Hundt von Sulzemos und Lenting (geb. 1514, +18. Februar 1588) und seiner Hausfrauen Anastasia von Fraunberg und Ursula von Pienzenau. Einfache, rechteckige Schieferplatte ohne Ornamente, mit lateinischer Inschrift in Kapitalmajuskel ; an einzelnen Stellen sehr verwittert. H. 111, br. 92 cm. Der Grabstein war ehemals in der Franziskanerkirche zu München, wo W. Hundt beerdigt wurde; als die Franziskanerkirche nach der Säkularisation abgebrochen wurde, liess Reichsgraf Maximilian Joseph Hundt den Stein an die jetzige Stelle bringen. Vgl. Manfred Mayer, Leben, kleinere Werke und Brief- wechsel des Dr. Wiguleus Hundt 1892 S. 132 ff., wo die Inschrift abgedruckt ist
Am Beinhaus an der Südseite der Kirche zwei Hochrelieffiguren aus Stein als Träger des Bogens, in welchem sich das Beinhaus gegen Westen öffnet: S. Petrus und S. Paulus, Kniestücke mit einem Kapitell auf den Köpfen. H. ca. 70 cm. Um 1550 — 1570. H.

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