Schlosskapelle
zu Ehren der Hl.Familie in LAUTERBACH
Beschreibung
Das Schloss Lauterbach bei Bergkirchen
liegt im Südosten des gleichnamigen Ortes. Es wurde wohl in der 1.Hälfte
des 13.Jh als Befestigungsanlage errichtet und in den folgenden
Jahrhunderten immer wieder umgebaut und erweitert. Besitzer waren zunächst
die Grafen von Dachau
10); seit
1449 ist das Schloss im alleinigen Besitz der gräflichen Familie
von Hundt, der auch das Schloss in Unterweikertshofen gehört. Wie
bedeutend das Schloss Lauterbach im 16.Jh. eingeschätzt wurde, ist
sehr deutlich auf der Land-karte des Vermessers Apian aus dem Jahr 1564
zu sehen, wo es als hoher Bau mit mächtigem Mauerwerk abgebildet
ist.
Schloss
Lauterbach bei Apian 1564
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Viele aus den verschiedenen
Linien der gräflichen Familie nahmen wichtige Funktionen im öffentlichen
Leben wahr.
- Der bekannteste war der Hofratspräsident und Geschichtsschreiber
Dr. Wiguleus IV. von Hundt
(1514-1588), der das zweibändige "Bayrisch Stammen Buch"
schrieb; es gehört bis heute zu
den Hauptwerken bayerischer Geschichtsschreibung.
- Eine wichtige Rolle für die Kirchen und Kapellen im Dachauer
Land spielten Joh. Wilhelm von
Hundt zu Sulzemoos, Lauterbach und Odelzhausen als Begründer
der Marienwallfahrt zum
Sternei nach Taxa sowie
- der kgl. bayerische Kämmerer und Ministerialrat Friedrich Hector
Spiridon Graf Hundt (1809-
1881), der als Historiker die Klöster Altomünster
und Indersdorf beschrieb und so die Quellen-
lage für die nachfolgenden Generationen von Historikern
und Heimatforschern verbesserte. |
Eine Beschreibung
der geschlossenen Hofmark Lauterbach finden wir im Historischen
Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte
herausgegeben wurde. Damals gehörten zur Hofmark die Orte Lauterbach,
Grub, Wenigmünchen, Rodelzried und Hopfenau. Dazu zählten auch
noch einschichtige Güter in Deisenhofen, Dürabuch, Fußberg,
Günding, Kreuzholzhausen, Machtenstein, Oberlappach, Oberroth, Puchschlagen
und Thal.
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Die Schlosskapelle
ist an den Nordflügel des Schlosses (an das Herrenhaus) angebaut.
Im Bild oben ist sie rechts vom Hauptbau zu sehen. Das Bild wurde bei
der Einweihung der renovierten Kapelle am 24.9.2017 aufgenommen. Die Kapelle
ist nicht geostet, sondern steht in Nord-Süd-Richtung, mit dem Altar
im Norden.
Wann die erste Schlosskapelle errichtet
wurde, ist nicht bekannt. Vielleicht könnten hierzu ältere Mauerreste
unter dem heutigen Boden Auskunft geben. Es wäre aber erstaunlich,
wenn es im Schloss der frühen Jahre trotz der nahen Kirche nicht wenigstens
einen Gebetsraum für die Herrschaft und die Bediensteten gegeben hätte.
Spätestens im Jahre 1626 muss jedoch eine Kapelle vorhanden
gewesen sein, da in diesem Jahr mehrere Stiftungsbriefe ausgestellt wurden.
So schrieb am 29.6.1626 Georg Hund zu Lauterbach an den Bischof von Freising,
er habe einen Caplan aufgenommen und bitte zu gestatten, dass der in der
Schlosskapelle Messen lesen dürfe. Ob dieser Kapellenbau schon an der
Stelle der heutigen Kapelle stand, ist nicht dokumentiert. Um diese Zeit
erstellte der Maler Hans Degler
aus München ein Relief "Beweinung Christi" für die Schlosskapelle.
04)
Dreißigjähriger
Krieg
Am Ende des Dreißigjährigen
Krieges, 1648, wurde das Schloss Lauterbach von den Schweden
gebrandschatzt. Davon kündet das berühmte Jobbild
von Johann Wilhelm Holzmayr (1650), das in der Jobkapelle in Bergkirchen
hängt. In dem Gemälde wird vor dem Hintergrund des brennenden
Schlosses Lauterbach der alttestamentliche Dulder Job mit dem Stifter
des Gemäldes, dem kurfürstlichen Hofrat und Truchseß
Georg Christoph von Hundt und seiner zweiten Gemahlin Anna Sidonie
von Seiboltsdorf dargestellt. Mit großer Wahrscheinlichkeit
wurde bei dem Brand auch die Kapelle in Mitleidenschaft gezogen.
Doch schon 18 Jahre später war sie wieder hergestellt; am 26.
August 1666 bestätigte der Freisinger Fürstbischof
Herzog Albrecht Sigmundt (Bischof 1652-1685) 21 Mess-Stiftungen
des Schlossherrn Johann Christoff Hundt von und zu Lauterbach für
die Schlosskapelle. Der Pfarrer von Einsbach, Simon Widmann, weihte
den Altar und wurde vom Bischof als Schlosspfarrer von Lauterbach
bestellt, der die kirchlichen Feiern gegen gewisse jährliche
Einkünfte zelebrierte.
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Die Kapelle war schon damals der Heiligen
Familie geweiht.

Schloss und Kapelle (rechts) um 1700
|
Der Hofkupferstecher Michael
Wening am kurfürstlich bayeri-schen Hof in München stellte
um 1700 in seiner vierbändigen "Historico-topographica descriptio
Bavariae", auch das Schloss Lauterbach auf mehreren Kupferstichen
dar. Auf einem der Stiche ist auch die Kapelle an der heutigen Stelle
zu sehen, mit einem über drei Geschosse reichenden Dachreiter
an der Ver-bindung zum Nordflügel des Schlosses (siehe Bild
links).
Damals hatte die Kapelle -neben zwei Erkern auf dem Dach- vier Fenster
auf der Schlosshofseite; heute sind es nur noch drei, davon ein
Blindfenster.
Die Kapelle wurde somit später (1773 oder 1898) um eine Achse
verkürzt. Von dem Turm/Dachreiter ist nur noch ein in seiner
Funktion veränderter Erker am Nordflügel geblieben. Im
Hinter-grund des Stichs ist im Übrigen der Zwiebelturm der
Filialkirche St.Jakobus zu sehen.
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Hinweis: Michael Wening (*11.7.1645 in Nürnberg, + 18.4.1718
in München) erstellte in seiner vierbändigen Beschreibung
des Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern rd. 750
Kupferstiche bayerischer Schlösser, Klöster und Kirche.
Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht. Dazu schrieb er:
"Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen,
wie ich in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch
seyne frucht in
hoechster noth brodlos nit hab genüßen
können, sodaß ich die Zeit seither schier hätt krepieren
muessen".
Schmidt'sche
Matrikel 1738/40
01)
Die Schlosskapelle ist auch in der Schmidt'schen
Matrikel von 1739 , einer Kurzbeschreibung
aller Kirchen in der Diözese Freising, enthalten. Sie hatte
auch damals einen Altar (Patronat Hl.Familie). Im Turm hingen
zwei Glocken. Neben den schon erwähnten 21 Jahrtagen von
Johann Christoff Hundt hatte auch die Baronin Catharina Barbara
von Thurn und Au eine Mes-se zur Jungfrau Maria gestiftet. In
der Matrikel wird der 26.8.1626 als Tag der kirchlichen Erlaubnis
für das Abhalten von Messen genannt. Erwähnt wird
zudem, dass der Burgherr die Baulast zu tragen hatte. |
1701-
von Kreuzholzhausen aus gesehen
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1773 wurde die Kapelle
erneuert und vom Einsbacher Pfarrer Amadeus Oefele mit ausdrücklicher
Genehmigung des
Freisinger Fürstbischofs von Welden (1768-1788) neu geweiht.
Beschreibung
1874 02)
Auch in der Statistischen
Beschreibung des Erzbistums München und Freising vom
Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874
wird die Schlosskapelle von Lauterbach erwähnt. Darin
heißt es:
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"Erbauungsjahr
unbekannt. Stillos. Baupflicht hat die Gutsherrschaft.
Hat keinen Thurm, sondern nur ein Gestell für die
2 Glöckchen. Benedicirt (=geweiht). Patronat: Hl.Jungfrau
Maria (7 Schmerzen, Vesperbild). 1 Altar. Stiftungen:
5 Jahrmessen, 8 Quatembermessen (Quatembertage sind
Mi, Frei, Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten, 3.Septembersonntag
und 3.Adventssonntag) und 12 Monatsmessen. Der Meßnerdienst
wird versehen wie in der Filialkirche Lauterbach".
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Kapelle
mit Schlossmauer
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In späterer Zeit soll
die Kapelle auch schon als Aussegnungshalle für die Lauterbacher
gedient haben.
Kapelle
zu Beginn der Renovierung
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Renovierung
2006/2017
In der Zeit von 2006 bis 2017 wurde die Kapelle von Grund auf
saniert.
Schon 2006 hatten mehrere Gutachten (u.a. von Architekt Alexander
Zeh) der Kapelle einen ruinösen Zustand
des Innenraums bescheinigt, der den Eindruck einer Rumpelkammer
erzeuge. Die größten Schäden seien durch die
unterschiedliche Temperatur und Feuchte-einflüsse sowie
durch die Exkremente von Tauben entstanden.
15)
Zugleich wurde von einer "Gefährdung der Standsicherheit"
gesprochen und "dringender Handlungsbedarf" angemahnt.
Die Außenrenovierung (unter Architekt Oliver Lindauer)
umfasste Dachstuhl, Glockenstuhl, Außenputz und Gesimse
unter der Dachrinne sowie die Trockenlegung der Wände und
den Einbau einer Wandheizung.
Für die Gestaltung des Innenraums erarbeitete Erwin
Marquardt ein Konzept; es sah vor, die Kapelle wieder in
den Stand der Zeit um 1898 zu versetzen; damals war die Kapelle
neu gestaltet worden.
Der Innenraum musste vollständig renoviert werden.
Die Kosten lagen nach Aussage von Georg Graf v.Hundt bei rd.
einer halben Million Euro. An der Finanzierung beteiligten sich
neben dem Schlossherrn, der knapp ein Drittel zu tragen hatte,
noch der Entschädigungsfond, die Bayerische Landesstiftung,
der Bezirk Oberbayern, die Deutsche Stiftung Denkmal und der
Landkreis Dachau. |
Glocken
Die beiden
Glocken sind neu. 12)
Sie wurden 2015 bei der Fa. Bachert in Karlsruhe gegossen und am 24.9.2017
von Weihbischof Bernhard Haßlberger geweiht. Sie tragen am Glockenmantel
folgende Reliefs:
  |
1. kleinere Glocke:
das Bild von St.Josef mit dem Jesuskind auf
dem Arm und einem Aaronstab in der
Hand; auf der Rückseite die Jahreszahl
"AD MMXV" (2015), darunter das mit einer
Krone versehene Wappen der Familie Hundt
und die Unterschrift:
"Josephine". Am untersten Ende
hat die Glockengießerei Ihre Marke angebracht:
"Bachert Karlsruhe, 2015".
2. größere
Glocke:
ähnlich wie Glocke 1; aber
Bild einer Muttergottes, Unterschrift auf der Rückseite:
"Bartholomäus". |
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Innenausstattung
Die Kapelle ist innen über
11 Meter lang, 7 Meter breit und 6,70 Meter hoch.
Sie war 1898 im Stil des Historismus
neu gestaltet und ausgestattet worden. Seit der großen Renovie-rung
in den Jahren 2006-2017 strahlt sie wieder in diesem Glanz.
Blickpunkte der Kapelle sind
der Altar und die Ausmalung.
Der Künstler Erwin Marquardt hat 2017 das Konzept der neue
Bema-lung zum Teil am Original von 1898 orientiert, zum Teil aber
auch neu interpretiert und so den Historismus mit der Moderne verbunden.
Augenfällig wird dies insbesondere an der Decke des Altarraums,
die mit einem blau/goldenen Sternenhimmel versehen war. Die neue
weiße Decke hebt die rote Rückwand hervor und lenkt die
Blicke auf den Altar.
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Hinweis: Der Historismus lehnte sich in idealisierender
Weise an die mittelalterlichen Stile an, an Byzanz, die Romanik, die Gotik
und teilweise auch an die Renaissance und den Barock an. Aus allen diesen
Stilepochen wurden Formenelemente herausgezogen und daraus ein historisierendes
Bauwerk geschaffen. Hier in Lauterbach dominiert der Stil der Neoromanik.
Interessant
ist der Beginn der Malerei ganz links, hinter dem Chorbogen. Hier haben
die Maler des Jahres 1898 verschiedene Muster ausprobiert und die Proben
nicht mit dem endgültigen, vereinfachten Muster übermalt. So sind
die künstlerischen Überlegungen aus der damaligen Zeit erhalten
geblieben.
Wandgemälde
im Chor
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Die
grün und golden gefärbte "Bordüre", mit
der der rote (gemalte) "Wandteppich"
hinter dem Altar nach oben abgeschlossen wird, besteht aus mehreren
übereinander gemalten Bändern:
- Das oberste Band besteht aus Akanthusblättern, die teilweise
nach oben, teilweise nach unten gerichtet sind.
- Im mittleren Band werden sog. plastische Pfeifen 15)
dargestellt
(im Bild links sind sie
als drei Würfel zu sehen)
- Beim unteren Band handelt es sich um eine neubarocke, plastische
Ornamentmalerei
(ebenfalls Akanthusformen) mit Licht- und Schattenwirkung.
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Die Kuppel war mit einem blauen Himmel und goldenen Sternen ausgemalt, so
wie dies vor 120 Jahren beliebt war. Ein kleines Stück davon ist hier
mit einem Stern noch konserviert (im Bild links oben).
Vom Langhaus aus sind diese Stellen nicht zu sehen.
Altar
Altar
|
Der Altar
ist in den Stilformen der Neuromanik gearbeitet. Da in der Zeit der
(originären) Romanik (1000-1250) keine Altaraufbauten verwendet
wurden, unterliegen neuromanische Hochaltäre keiner stilistischen
Norm, sondern können kreativ gestaltet werden.
Dies ist auch hier in Lauterbach so. Zwei gedrehte Säulen stützen
einen nach oben spitz zulaufenden Aufbau. Auf der gekappten Spitze
sitzt ein vergoldetes Kreuz. Ebenfalls vergoldete Girlanden mit zwölf
stilisierten Blüten (mit jeweils sieben Blütenblättern)
auf den Schrägseiten vermitteln den Eindruck von spielerischen
Zinnen, einer beliebten Zierform in der Neuromanik. Die Fläche
des Altaraufbaus ist mit blau/goldener Farbe gestaltet. Auf dem hellblauen
Untergrund sind goldfarbene Vierpassformen gemalt.
Die beiden Säulen begrenzen eine große Nische mit vergoldetem
Hintergrund. Darüber sind in einer Kartusche die ineinander geschriebenen
Buchstaben "MRIA" geschrieben. Es sind die Buchstaben, aus
denen der Name Maria besteht. Sie weisen darauf hin, wem der Altar
geweiht ist. Die Predellazone ist in sieben vor- und rückspringende
Felder eingeteilt. Das mittlere Feld ist als rot eingefärbte
Tabernakelnische gestaltet. |
Die Madonna
in der Altarnische ist eine Leihgabe von Kirchenmaler Marquard. Er hat
sie nach einer Figur der berühmten Landsberger Künstlerfamilie
Luidl aus der Rokokozeit nachgeschnitzt 11).
Da sie aber als Rokokofigur nicht zur übrigen Einrichtung im Stil
des Historismus passt, wird dies wohl nur eine Übergangslösung
sein.
Herzen
Jesu und Mariens
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Unter
der Muttergottesfigur, noch in der Nische, sind vor einem Strahlenkranz
die Embleme für
Jesus und Maria in Form von verzierten Herzen angebracht.
Aus beiden Herzen lodern sog. Flammen der Liebe (zu den Menschen).
- Das Herz Jesu ist von einer Dornenkrone umgeben, das Zeichen für
das Leiden und den
Tod Christi.
- Im Herz Mariens steckt ein Schwert, das an
das Simeonwort bei der Darstellung Jesu im
Tempel erinnert: "Dir selbst aber wird ein Schwert durch
die Seele dringen" (Luk 2,35).
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Hinweis: Das Herz Jesu ist Symbol
für die Erlöserliebe Christi. Es hat seine Wurzeln in der mittelalterlichen
Christusfrömmigkeit, die sich auf das Herz des Erlösers Jesus
Christus konzentrierte. Diese Darstellung verbreitete sich in unseren
Kirchen insbesondere nach der Einführung des Herz-Jesu-Festes durch
Papst Clemens XIII. (1758-1769) im Jahr 1765.
Die Verehrung des Herzens Mariä gab es schon bei den Kirchenvätern
(4.Jh.). Im Spätmittelalter setzten die hl.Gertrud von Helfta und
Birgitta von Schweden durch ihre Schriften neue Impulse. Im 20. Jh. wurde
die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariens durch die Erscheinungen
in Fatima gefördert. Biblische Grundlage sind die Texte im Evangelium
bei Lukas (Lk.2,19 und 2,51): "Maria bewahrte alles, was geschehen
war, in ihrem Herzen".
Gedenktage: Nach den Visionen der Nonne Margareta Maria Alacoque wurde
das Fest Herz-Jesu auf den Freitag nach Fronleichnam festgelegt. Zudem
gilt jeder erste Freitag im Monat als Herz-Jesu-Freitag. Der Festtag Herz-Mariä
ist jeweils der Tag nach dem Fest des Herzens Jesu, also jeweils am Samstag.
Antependium
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Die
Vorderseite des Altars, das Antependium
ist mit Eichenholz 15)
verkleidet. Drei von Goldrahmen
umgebene Felder enthalten Applikationen. In den beiden äußeren
Feldern sind Wappen aufgebracht. Links das Wappen der Fam. Hundt,
rechts ein Wappen mit Schwan und Baum.
In der Mitte ist das Christuszeichen zu sehen. Es
besteht aus einer Kombination von zwei griechischen Buchstaben, dem
chi (das ist das "X") und dem rho (das ist das "P").
Es bezeichnet damit die ersten beiden Buchstaben des Titels "Christus"
= der Gesalbte. |
Als Kaiser Konstantin
312 in die Schlacht an der Milvischen Brücke zog, träumte er am
Vorabend, ein Engel habe ihm gesagt, "unter diesem Zeichen wirst Du
siegen". Dieses Zeichen war nicht das Kreuz, sondern das Christuszeichen
PX. Zum
Dank dafür verkündete er in der Mailänder Vereinbarung von
313 (früher als Toleranzedikt bezeichnet) generelle Religionsfreiheit
und erlaubte auf diese Weise auch den christlichen Kult.
Reliquiar
In der Tabernakelnische
steht bei Gottesdiensten und anderen feierlichen Anlässen eine Reliquienmonstranz
aus Messingblech. Sie ist in Kreuzesform gearbeitet, mit Strahlen zwischen
den mit farbigen (Edel)Steinen und mit punzierten Blattornamenten geschmückten
Kreuzbalken. Der prächtige Nodus ist als Vierpass gestaltet und mit
ovalen Edelsteinen verziert, zwischen denen vergoldete Eichenblätter
angebracht sind. Eine Gravur (CRL 1844) weist wohl auf das Herstellungsjahr
hin. 33)
Das
von zwei Edelstein-ringen eingefasste Schau-glas enthält die
Reliquie. Auf dem
Stoffhintergrund ist sie als langes schwarzes Holzstück zu sehen.
Es soll sich um einen Dorn aus der Dornenkrone handeln, die Jesus
nach der Geißelung aufgesetzt wurde. 14) |
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Der
Fuß des Reliquiars ist mir vielen Applikationen
versehen. Darunter sind auch Emaileinsätze.
Auf einem beugt sich eine Person (Maria oder Josef
16)) fürsorglich über das nackte Jesuskind
und bedeckt es mit einem weißen Tuch. |
Das Reliquiar war kam früher auch in der Pfarrkirche von Lauterbach
zum Einsatz. Bei Beerdigungen hielt man oft gleichzeitig drei Messen (am
Choraltar und den beiden Seitenaltären). Dazu wurde auf jeden Altar
ein Reliquiar gestellt. Da die Pfarrei Lauterbach aber nur zwei Reliquiare
besaß, lieh man sich zu diesem Anlass das Reliquiar aus der Schlosskapelle
aus. 13)
Später blieb dieses Reliquiar in der Pfarrkirche, bis es bei der Einweihung
der Kapelle am 24.9.2017 feierlich zurückgegeben wurde.
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An
der den Wänden des Kirchenschiffs sind vier Engelsfiguren befestigt,
die flache Körbe auf dem Kopf tragen. Dies könnte auf ihre
frühere Funktion als Konsolenfiguren hinweisen, die vielleicht
als Stütze von Figuren, Leuchtern oder Vasen dienten. Die Engel
halten Schilde in den Händen, auf denen jeweils eine erbauliche
Aufforderung geschrieben ist. Zusammengenommen ergeben sie den Spruch
"Schweig und Streite, Fleuch und Meide". Der Spruch soll
dem Vorwort des Buches "Ferner Nöthige Zur Seelen Seligkeit
sehr nützliche Zweite Erklärung der Allerbedenklichsten
und |
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Anstössigsten
Puncten und Redens-Arten" aus dem Jahr 1717 entnommen worden sein.
Das Buch wurde von Johann Tennhardt (1661-1720) geschrieben, nach Wikipedia
ein "inspirierter Visionär", der als prophetischer Einzelgänger
seine von Gott persönlich erhaltenen Offenbarungen in Traktaten und
Briefen veröffentlichte.
Im Buch heißt es aber: "Schweig und Leide, Fleuch
und Meide, Kämpf und Streite". Das sind sechs Aufforderungen.
Es scheint, dass in der Kapelle ursprünglich zwei weitere Figuren vorhanden
waren, die die fehlenden Sprüche "Leide" und "Kämpf"
trugen. Die jetzige Kombination ist nicht so schlüssig.
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Drei
Engel stammen aus der Zeit der Neuausstattung der Kapelle, 1898,
einer wurde später nachgegossen und in etwas geändertem
Farbton gefasst. 15)
Eine
ähnliche Gestalt haben zwei Figuren, die (nur scheinbar) die
Empore stützen. Zwei Rittergestalten halten Schilde mit Wappen
in den Händen. Das Wappen an der Nordseite ist das der Familie
von Hundt. Es ist in vier Felder unterteilt. Das erste und vierte
Feld zeigt zwei mit schwarzen Balken belegte silberne Adlerflügel
auf rotem Grund. Die beiden übrigen Felder zeigen einen goldenen
Hund auf blauem Grund.
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Die Büsten
sind aus Gipsmasse gegossen, die mit Temperafarben gefasst wurden. Die Fassung
imitiert eine aus Porzellan gefertigte Darstellung, eine gängige Praxis,
um die Verwendung edlerer Materialien vorzutäuschen. 15)
Gewölbe
Das
Langhaus, das sog. Schiff der Kapelle, ist mit einem Tonnengewölbe
mit Stichkappen über den Fenstern überdeckt. Das Gewölbe
ist nicht bemalt, die Grate sind mit Stuck hervorgehoben.
Für die Beleuchtung des Raumes sorgt ein Lüster mit 10 (elektrischen)
Kerzen. |
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Auch
der Chorbogen ist weiß getüncht. Früher war dort in
einer Kartusche das Jahr der letzten großen Renovierung "1898"
genannt. |
Fenster
Die
vier korbbogigen Fenster besitzen eine farblose Sechseckverglasung,
wie sie in den meisten Kirchen zu finden ist.
Im hintersten Fenster auf der rechten Seite ist ein Feld mit einem
Glasgemälde geschmückt.
Es zeigt eine Vielzahl heraldischer Motive, die natürlich mit
der gräflichen Familie von Hundt zu tun haben. Im Mittelteil
dürfte ein Allianzwappen dargestellt sein. Gut zu erkennen
sind im linken Wappen die silbernen Adlerflügel auf rotem Grund.
Im oberen Teil des Fensters sind links die Kreuzigung, rechts die
Auferstehung Christi zu sehen. Ganz unten ist auf einem langgestreckten
Sockel das Jahr der Entstehung 1898 in römischen Ziffern geschrieben.
Leider sind zwei Beschädigungen durch Ersatzglas ausgebessert,
sodass die Jahreszahl nicht vollständig zu lesen ist.
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Glasgemälde
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Die Rückseite der Kapelle
ist mit hohen Türen verschlossen, die in das Schloss hinüberführen.
Sie enthalten auch die Sakristei-schränke, die 2016/17 mit
Ei-temperafarben in originaler Fas-sung restauriert wurden. 15)
Darüber ist die Empore
einge-baut. Die weiß verputzte Brüs-tung ist in drei
Teile gegliedert. Das mittlere Feld ist vorge-baucht.
Die Empore ist vom Schloss aus zu begehen. Früher war auf ihr
ein zusätzliches Oratorium für die Schlossherren eingebaut.
Unter
dem Chorbogen, zwischen Kirchenschiff und Altarraum ist noch die
alte Kommunionbank erhalten.
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Kirchenbänke
15)
Acht
Kirchenbänke (jeweils vier auf beiden Seiten des Mittelganges)
bieten Besuchern Platz.
Das Kirchengestühl besteht
aus Nadelholz und war (leider unsachgemäß) überarbeitet
worden. Die Machart und die Größe der Bänke ist
nicht einheitlich. Wahrscheinlich wurde ein Teil aus anderen sakralen
Gebäuden übernommen.
Die heutigen, renovierten Stühle sind mit Leinöl behandelt.
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Kirchenbank

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Neben dem Eingang ist ein
wunderschöner, außerordentlich hoher Opferstock
an der Wand befestigt. Er ist mit vielen Einkerbungen und weiteren
Schnitzereien verziert.
Die Schale mit dem eingeworfenen Geld ist durch zwei massive Eisenbänder
gegen Einbruch gesichert. Der Metallbügel über dem Einwurfschlitz,
der das filigrane Fischen nach Geld mittels langer Drähte verhindern
soll, fehlt. Der wohl aus Eiche gearbeitete Opferstock wurde 2017
von der Schreinerfirma "Holzkollektiv" restauriert. 15)
Hinweis: Der Ausdruck "Opferstock" bezieht sich auf das
erbetene (Geld-)"Opfer" und den "Stock", der ursprünglich meist
aus einem großen ausgehöhlten Holzstock bestand.
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Opferstock

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Eingangstüre
Eingangstüre
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Das
Eingangsportal liegt an der
Südostseite. Es besteht aus einer schweren einflügeligen
Holztüre, die früher mit Eisenbeschlägen verziert war.
Ein Seilzug mit Gewicht hinter der Türe erleichtert das Öffnen.
Das Türschloss besitzt
außen noch die Verschnörkelungen der früheren Zeit;
innen ist es eine moderne Schließanlage.
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Türschloss
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In der Kapelle
können künftig Hochzeiten, Taufen, Andachten oder Messen gefeiert
werden.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing
1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) www.grafhundt.de/pages/geschichte/baugeschichte.htm
04) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland tätige Maler, Amperld. 1982 (Degler)
05) Alois Angerpointner, Orts-und Vereinschronik Lauterbach/Palsweis,
1984 (Renovierung 1773)
06) Kleiner Kunstführer, Bergkirchen, Verlag Schnell
; Steiner, 1999
07) Dr. Georg Graf von Hundt zu Lautterbach, 2005
08) Ingrid Koch, Dachauer Nachrichten v. 15.10.2008
(Aussegnungshalle)
09) Renate Zauscher in der Dachauer SZ v. 14.1.2015
(Renovierung 2006)
10) Petra Neumaier, In tiefer Verbundenheit,
Dachauer Nachrichten vom 19.9.2017
11) Kirchenmaler Marquardt bei der
Einweihungsfeier am 24.9.2017
12) Dorothea Friedrich, Gelebte
Tradition, Dachauer SZ vom 26.9.2017
13)
Kirchenpfleger
Georg Hartmann, Lauterbach, bei der Einweihungsfeier am 24.9.2017
14)
Ingrid Koch, Schlossgeschichten, Münchner Kirchenzeitung vom 1.10.2017
15)
Erwin Marquardt, Arbeitsbericht
Inneneinrichtung, Raumschale, Jan. 2018
16) Max Gruber, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1982
30 Bilder: Graf Georg v.Hundt
(1), Hans Schertl (28)

26.4.2022
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