Kapelle
am Hardt bei LANGENPETTENBACH
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Beschreibung
Die
Kapelle steht malerisch zwischen mächtigen, von Efeu umwundenen
Eichen auf einer Anhöhe über Langenpettenbach.
Sie ist unter den Bewohnern der Gegend als Kapelle am Hardt bekannt.
Hardt ist der Flurname des angren-zenden Waldes.
Das kleine Gebäude
mit ziegelgedecktem Satteldach wurde im Jahr 1958 von Anton
Kellerer sen. (1913-1996) nach überstandener schwerer Krankheit
ohne fremde Hilfe erbaut.
Zwei kleine seitliche Fensterchen
geben dem Raum neben dem offenen Portal Licht. Ein mit rotem Glas
geschlossenes Rundfenster an der Rückseite bringt zusätzlich
Farbe in das gefällige Gesamtbild.
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Innenraum
Im Innenraum bildet ein Holzzaun
auf dem altarähnlichen Sockel ein kleines Gärtlein, das
mit vielen Kunstblumen ausgestattet ist. Am Zaun sind dekorativ mehrere
Rosenkränze mit großen Holzperlen befestigt. Das Gärtlein
erinnert an den "Hortus conclusus", den geschlossenen oder verschlossenen
Garten. Dieses Bildmotiv spielt in der Bildenden Kunst eine besondere
Rolle in der Mariensymbolik. Es geht zurück auf eine Interpretation des
Hohenliedes im Alten Testament. Dort heißt es:
"Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein
verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born
(Hld 4,12).

Blickpunkt in der Mitte ist eine
Marienfigur in den traditionellen
Marienfarben rot und blau. Die Figur wurde vor einigen Jahren neu gefasst
(= bemalt). Maria steht auf einem Sockel, aus dem Engelsköpfchen
mit Flügeln (Cheruben) hervorlugen.
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Die
Figur entspricht dem Typus der Immaculata, der unbefleckt Empfangenen.
Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gott Maria vom ersten
Augenblick ihres Daseins von jeglichem Makel der Urschuld unversehrt
bewahrt hat. Das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens wurde
im Osten schon um 700, in England um 1000, in Rom um 1477 und in der
ganzen kath. Kirche 1708 gefeiert. Zur Bekräftigung erließ
Papst Pius IX. 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis.
Die protestantische und die orthodoxe Kirche lehnen das Dogma ab.
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An den Wänden der Kapelle hängen
Heiligenbilder; eine weitere Marienstatue steht auf einem Sockel.
Eine Texttafel mit einem
Gedicht des Erbauers gibt Auskunft über die Motive zum Bau der Kapelle
und einen Hinweis auf die Glaubenskraft von Anton Kellerer sen.
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"Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Tal hinab
Zum Danke wurde sie erbauet- in einer großen Todesnot.
Ganz am Waldesrand - so nah am Dörflein-
ist es wohl der schönste Ort,
sollst Du bleiben Mutter fort und fort.
O Maria, schau auf uns hernieder
und beschütze unser Dörflein fein
und all die Menschen -groß und klein.
O Maria, viele Menschen, die zu Dir nun pilgern,
laß sie nicht vergeblich flehn, denn du bist ja unsere Mutter
und wir alle sind doch Dein.
Wenn dann in der schönen Maienpracht - ringsherum die Blumen
blühn
und die Vögel Lieder singen, dann ist's bei Dir da oben wunderschön.
Senkt sich dann der Abend nieder -
vom nahen Kirchturm das Abendglöcklein grüßt,
dann ist tiefster Friede - wie sonst nirgends auf der Welt.
Wenn sterbend unser Auge bricht und wir stehn vor Gottes Angesicht,
dann o Mutter hilf uns gut und wir sind in bester Hut.
Anton Kellerer im Jahre
1958"
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Hans Schertl
Quellen:
Anton Kellerer jun., Langenpettenbach, 2006
Wikipedia: Hortus
conclusus
4 Bilder: Rosi Neumann (2), Hans Schertl (2)

11.5.2023
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