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Lourdeskapelle in KREUZHOLZHAUSEN


Landkarte..

Beschreibung

Die Kapelle liegt im Schatten hoher Bäume am Ostrand von Kreuzholzhausen am sog. Krottenweg . Die Bewohner von Kreuzholzhausen nennen sie nur "Grotte"  03) .
Die erste Kapelle wurde 1888 vom Kreuzholzhausener Pfarrer Feller über einer Quelle erbaut, der man Heilkräfte zugesprochen hatte.
Damals standen unmittelbar daneben zwei hohe, wohl 1878 erbaute Wallfahrerhäuser, der St.Josef-Hort und das Marienheim, die beide durch einen Zwischenbau in Höhe des 1.Stockwerks verbunden waren. Auf dem Zwischenbau saß ein Dachreiter mit Turmuhr, sichtbarer Glocke und krönender IHS-Gloriole (IHS sind die Initialen von Jesus Christus). Die Heime hatten im 3.Stock einen Balkon. Zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk waren an die Hauswand Plaketten mit Bildern von St.Josef mit Jesuskind und St.Maria mit Jesuskind gemalt.

Die Wallfahrerhäuser boten -wie der Name schon besagt- Übernachtungsmöglichkeiten für die Wallfahrer an, die zu dem in der Pfarrkirche aufgestellten Forstenrieder Kreuz zogen. Die beiden Häuser legen eine getrennte Unterbringung von Männern und Frauen nahe.
Die Wallfahrerhäuser wurden in den 1940er Jahren
03) angeblich "wegen des feuchten Bodens" wieder abgebrochen.

Kurz nach ihrem Bau waren die Wallfahrerhäuser Ziel eines Lausbubenstreichs. Der Amperbote vom 4.Mai 1878 01)
  "In jüngster Zeit wurden in dem zu den Pfarrgebäulichkeiten in Kreuzholzhausen gehörendem Neubaue von bübischen rohen Burschen die Fenster eingeworfen u. in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch wurden auch im Pfarrhofe selbst sämmtliche Fenster zertrümmert,so daß der Herr Pfarrer sich genöthigt sah, um die rohe Horte zu verscheuchen, einige Revolverschüsse abzufeuern."

Die Kapelle stand vor den Wallfahrerhäusern (im nebenstehenden Bild rechts unten). Die Außenwände waren vollständig von einem kunstvollen Gitter umgeben. Auf dem Blechdach saß ein hoher Dachreiter und Spitzdach, das bis zu einer Kapsel und weiter zu einer Krone führte. Auch an der Spitze dieses Dachreiters befand sich eine Gloriole, jedoch mit den Initialen von Maria versehen. Im Türmchen hing eine Glocke. An den Seiten war die Kapelle bunt verglast. 03)


Wallfahrerhäuser

Wenn Sie eine größere Zeichnung der früheren Kapelle sehen möchten, klicken Sie hier..

  Allgemeines zu Brunnenkapellen:
Unter den zahlreichen Kapellen, die sich im gesamten bayerischen Raum verstreut finden, gibt es die besondere Gruppe der sogenannten Bründl-Kapellen. Oft versteckt an Wald- und Feldwegen oder auf Wiesen fassen sie das Wasser heiliger Quellen und sind Ziel vieler Wallfahrten und Bittgänge. Der größte Teil dieser Quellen ist der Muttergottes geweiht, die schon in der hochmittelalterlichen mariologischen Deutung des Hoheliedes als „gottesempfangende Quelle des Heils" oder „Lebensbrunnen" bezeichnet wird. Aufgestellte Marienbildstöcke an diesen Orten wurden meist bald durch Kapellenbauten ersetzt, in denen Gebete um Schutz und Gesundung von Krankheiten aller Art für Mensch und Tier vorgebracht wurden. Von den wundersamen Heilungen nach Waschungen oder dem Trinken des Wassers berichten noch heute zahlreiche gestiftete Votivtafeln.
 04)
 


H
eutige Kapelle

Die heutige Kapelle stammt aus dem Jahr 1950. Den Grund für den Kapellenneubau können wir einer Zeitungsmeldung aus diesem Jahr entnehmen, in der es heißt: "Die alte Wallfahrtskapelle in Kreuzholzhausen, die sogenannte Lourdeskapelle, das einzige aus der Blütezeit des Wallfahrtsplatzes vor der Jahrhundertwende noch stehende Bauwerk, war schon lange baufällig und wurde nach einer neuerlichen Beschädigung durch "Holzschlag" vollständig abgerissen.
Ein weiterer Grund war das Gelübde eines Kriegsteilnehmers im 2.Weltkrieg. Mathias Schmid musste Anfang 1944 in den Krieg nach Frankreich ziehen und war dort in die Rückzugskämpfe verwickelt. Er gelobte, die Kapelle neu zu erbauen, sollte er den Krieg überleben und Kreuzholzhausen von den Fliegerangriffen verschont bleiben. Dies teilte er seiner Familie in einem sorgenvollen Brief aus dem Jahr 1944 mit. Mathias Schmid geriet in Kriegsgefangenschaft, die er nicht überlebte. 03)
Seine Anregung aber fiel auf fruchtbaren Boden. Unter besonderer Beteiligung der Kutscherbauer-Eheleute Johann und Maria Haas errichteten die Ortsbewohner eine neue Kapelle.
1950 konnte der damalige Pfarrer Furtner die Kapelle wieder einweihen.
Von dieser Einweihungsfeier ist noch ein Foto erhalten, das den Zug der Teilnehmer von der Ortschaft zur Kapelle zeigt. Die Statue der Lourdesmadonna wird von weiß gekleideten Jungfrauen getragen. (siehe rechts - Vergrößerung durch Klick aufs Bild).

Einweihungsfeier 1950

Die etwas in die Anhöhe hinein gebaute Kapelle macht einen massiven Eindruck. Auf dem Giebeldach der Kapelle sitzt ein schmaler Dachreiter aus Metall als Glocken-türmchen. Zwei kleine seitliche Rundbogenfenster erhellen das Innere.

Dort im Inneren befindet sich eine gemauerte Grotte, in deren Mitte eine Statue der Unbefleckten Empfängnis von Lourdes steht, behängt mit mehreren Rosenkränzen.

Auf einen Balken über der Grotte sind die Worte "Hl.Maria, Königin des Friedens, bitte für uns" zu lesen.


Um die Muttergottesstatue herum hängen zahlreiche Opferkerzen, Rosenkränze, gedruckte Votivtäfelchen und Marienbilder an den Wänden. Sie stammen meist aus neuester Zeit.

Die Quelle der Lourdesgrotte in Kreuzholzhausen war vor vielen Jahren schon versiegt. Inzwischen aber läuft unterhalb der Grotte wieder ein Brünnlein aus einem Rohr. Ob es sich um die alte Quelle handelt, ist mir nicht bekannt.

Renovierungen
Die in den Nachkriegsjahren stark vernachlässigte und zeitweilig als Abstellraum benutzte Kapelle wurde inzwischen mehrmals instand gesetzt. Vom Neubau 1950 hat sich noch ein Zeitungsbericht erhalten. Wenn Sie ihn lesen möchten, klicken Sie hier...

2013 wurden die Außenanlagen und die Zugangswege erneuert.


Brunnen


Heutige Nutzung

Um die Kapelle ist es inzwischen ruhig geworden. Es ist ein stiller Platz, der zum Nachdenken und zum Gebet einlädt.
Im Mai wird hier meist eine Maiandacht mit musikalischer Umrahmung im Freien abgehalten. In den letzten Jahren kamen die Gläubigen im Rahmen einer Sternwallfahrt hierher.

Baudenkmal
Die Kapelle gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler in Bergkirchen 05) wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "Aktennummer: D-1-74-113-18; Grottenweg; Kapelle mit Lourdesgrotte; wohl Anfang. 20. Jahrhundert".


Lourdes-Wallfahrt

Vom 11. Februar 1858 an erschien dem Mädchen Bernadette Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau wiederholt die heilige Maria. Während einer dieser Visionen entsprang in der Grotte eine Quelle, deren Wasser als heilkräftig gilt. Die offiziellen Vertreter der Kirche sahen diese Erscheinungen zunächst mit Argwohn an. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Pfarrer und Bischof dem Hirtenmädchen. Als der Pfarrer Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen, und Bernadette ihm den Namen "unbefleckte Empfängnis" - ein theologischer Terminus, den Bernadette nach ihrer Meinung nicht wissen konnte - überbrachte, war er von der Authentizität der Erscheinung überzeugt.
In den Jahren und Jahrzehnten nach der Erscheinung wurden in ganz Europa sog. Lourdesgrotten errichtet. Am 13. November 1907 führte Papst Pius X. (1903-1914) ein Fest zur Erinnerung an die erste Erscheinung der Gottesmutter Maria in Lourdes am 11. Februar 1858 ein.



Die erste Kapelle von 1888

 

 

 

 

 

 

 

 

Über die Kapelle hat der Arbeitskreis Hörpfade von Bergkirchen einen interes-santen Hörbericht erstellt, der im Internet abgerufen werden kann.

Wenn Sie den Bericht hören möchten, klicken Sie hier...

 


Hans Schertl


Quellen:
01) Amperbote vom 4.Mai 1878 (Fensterbeschädigg)
02) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
03) Hubert Eberl, Hörpfade Bergkirchen, Die Grotte in Kreuzholzhausen
04) Pressemitteilung der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
05) Liste der Baudenkmäler -Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau, Gemeinde Bergkirchen

8 Bilder: Johann Haas (2), Hubert Eberl (1), Hans Schertl (5)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

4,3,2022

Wallfahrtskapelle in Kreuzholzhausen
Dachauer Nachrichten vom 20.08.1950

Die alte Wallfahrtskapelle in Kreuzholzhausen, die sogenannte Lourdeskapelle, das einzige aus der Blütezeit des Wallfahrtsplatzes vor der Jahrhundertwende noch stehende Bauwerk, war schon lange baufällig und wurde nach einer neuerlichen Beschädigung durch Holzschlag vollständig abgerissen. Um die ehemals berühmte Wallfahrtsgrotte errichten nunmehr in freiwilliger Hilfsleistung und Bauarbeit die Ortseinwohner eine neue Kapelle. Das Richtfest ist bereits begangen worden und noch im Herbst wird die feierliche Einweihung dieser Kapelle.

Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen