in Kiemertshofen mit
4 Gesätzen
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Maria
im Rosenkranz
Rosenkranz-Darstellungen
- in den Kirchen
des Landkreises Dachau-
Der Rosenkranz ist eine
Gebetsschnur mit einem Kreuz und Kugeln, die in fünf
Gruppen von jeweils zehn kleinen (Aveperlen) und einer großen
Kugel (Paternosterperlen) angeordnet sind. Meist hängen
noch drei zusätzlichen Ave-Kugeln für die Bitten
um Glaube, Hoffnung und Liebe (göttliche Tugenden) sowie
das abschließende Kreuz am am Perlenkranz.
Die Anordnung und die
Zahl der Kugeln sollen helfen, in der richtigen Reihenfolge
zu beten.
Der Name Rosenkranz
ist zurückzuführen auf den mittelalterlichen Brauch,
als Kopfschmuck zur Festgarderobe einen Blütenkranz zu
tragen.
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in
in Rudelzhofen ohne drei Zusatzperlen
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Geschichte des Rosenkranzes
Der Legende nach soll das
Rosenkranzgebet im 13.Jh entstanden sein. Im Jahr 1202 sei die Muttergottes
dem hl.Dominikus erschienen und habe ihm das Rosenkranzgebet als
Hilfsmittel im Kampf gegen die Häretiker
(damals die Albigenser) empfohlen. Zwar erwähnen zeitgenössische
Lebensberichte über Dominikus nichts von dieser Vision; doch
begründete 200 Jahre später der Dominikaner Alanus de
Rupe damit seine Kampagne zur Ausbreitung des Rosenkranzgebets.
Er war es auch, der 1470 die erste Rosenkranzbruderschaft
gründete. Mehr über Rosenkranzbruderschaften im Dachauer
Land erfahren Sie hier...
Vorform des Rosenkranzgebets
waren die 150 Psalmen Davids, die von irischen Mönchen schon
im 7.Jh gebetet wurden. Im Zuge der Missionierung Deutschlands im
8.Jh wurde an die Stelle der Psalmen eine gleiche Anzahl von Vaterunsern
gesetzt, weil die meisten Gläubigen nicht lesen konnten.
400 Jahre später gewann
das Ave Maria an Beliebtheit und so wurde das Paternoster durch
das Ave Maria ersetzt. Nach weiteren 100 Jahren fügte Heinrich
von Kalkar nach jeweils 10 Aves ein Vaterunser ein und erweiterte
das Gebet um die Betrachtungen zum Leben und Leiden Christi (clausula).
Diese zunächst 150 Betrachtungen reduzierten sich im Laufe
der Zeit zu den heutigen 15 Rosenkranzgeheimnissen Sie sind im freudenreichen,
schmerzaften und glorreichen Rosenkranz zu finden (z.B. der von
den Toten auferstanden ist).
Um 1600 wurden von den Dominikanern
drei weitere Ave Maria und ein Vaterunser mit der Bitte um die göttlichen
Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe dem Rosenkranzgebet vorangestellt.
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Prozessionsstange in der Rosenkranzkapelle
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Diese sog. "Geheimnisse"
werden nacheinander, also 10-mal im Zyklus aus 50 "Gegrüßet
seist du Maria", nach dem Wort "Jesus" eingefügt. Einen Zyklus nennt
man auch Gesätz.

in Machtenstein
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Im Weihnachtsfestkreis
nennt man die "fünf freudvollen Geheimnisse":
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den du, o
Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast
den du, o Jungfrau, zu Bethlehem geboren hast
den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast |
In der
Passionszeit betet man die "fünf schmerzhaften Geheimnisse":
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der für uns Blut
geschwitzt hat
der für uns gegeißelt worden ist
der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
der für uns das schwere Kreuz getragen hat
der für uns gekreuzigt worden ist
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Die Osterzeit
kennt den "glorreichen Rosenkranz" mit den "fünf glorreichen
Geheimnissen":
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der von den Toten auferstanden
ist
der in den Himmel aufgefahren ist
der uns den Heiligen Geist gesendet hat
der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat
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In der bildenden Kunst
sind den drei Rosenkranzformen Farben zugeordnet:
Weiß:
freudenreicher Rosenkranz - Freude und Reinheit
Rot: schmerzhafter Rosenkranz - blutiges Leiden Christi
Gelb/Gold: glorreicher Rosenkranz - Glorie und Herrlichkeit.
Häufig werden
die Perlen der Ave Maria auch als Rosen gestaltet. Grundlage
dafür ist das mittelalterliche Minnelied, das Rosarium genannt
wurde.
Um das Jahr 1400 wurde das Rosenkranzgebet als geistliche Minnegabe
an Maria gesehen (so Adolf von Essen im Buch "Rosengertlin
Unser Lieben Frau").
Einer
alten Legende zufolge hatte die Rose vor dem Sündenfall der Menschen
keine Dornen. Sie sind erst durch die Erbsünde in die Welt
gekommen. Da Maria von der Erbsünde bewahrt blieb, wurde sie „Rose
ohne Dornen“ genannt (entspr. dem Kirchenlied "Meerstern ich
dich grüße)..
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in Oberumbach
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Im Laufe der Jahrhunderte haben
sich aber auch viele Sonderformen des Rosenkranzgebets entwickelt:
So z. B. der sog. Birgittenrosenkranz
in Altomünster. Er ging vom legendären Alter Mariens aus (63
Jahre) und enthielt 6 Gesätze und 3 zusätzliche Ave Marias und
sieben Vaterunser zur Erinnerung an die 7 Schmerzen Marias. Das Alter
Marias lässt sich aus den Offenbarungen Birgittas (Revelationes)
errechnen.
In Priestergräbern der Barockzeit
wurden ebenfalls Rosenkränze mit 6 Gesätzen gefunden. Das 6.Gesätz
war für die Armen Seelen im Fegefeuer bestimmt.

in Wollomoos mit 6 Gesätzen
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Die Reformatoren
des 16.Jh (Luther, Zwingli, Calvin) wandten sich entschieden dagegen,
dass die Verherrlichung Mariens die Verehrung Christi in den Hintergrund
drängte. Deshalb waren sie auch gegen das Rosenkranzgebet.
So predigte im Jahr 1521 der Altomünsterer Mönch Johannes
Oekolampadius (der später der Reformator Basels wurde)
am Fest Mariä Verkündigung (25.3): "So ruft man Maria
zehnmal an, bevor man den Herrn einmal grüßt. Und der
Herr befiehlt, immer zu beten und viele Menschen wollen das Gebet
in bestimmte Zahlen einzwängen. Warum wird nicht das Gebet
des Herrn zehnmal wiederholt ? Christus lehrte uns, das Gebet zum
Vater zu richten. Sollen wir einer Fürsprecherin dienen und
den König verachten ? Ist nicht Christus selbst unser bester
Freund ?"
Die in Bayern
1522 eingeleitete Gegenreformation setzte dieser Ablehnung
der Reformatoren eine betonte Marienverehrung entgegen. Dies steigerte
sich noch nach dem Trienter Konzil (1545-1563), auf dem die Verehrung
Mariens und der Heiligen kirchenrechtlich gutgeheißen wurde.
Das Rosenkranzgebet erreichte nach der Schlacht von Lepanto
in katholischen Gebieten seinen Höhepunkt. Die christliche
Armada schlug am 7.10.1571 die überlegene Flotte der Türken
und leitete den Niedergang der Osmanen ein. Man schrieb den Sieg
dem Rosenkranzgebet zu, das der Papst während der Schlacht
gebetet hatte. Seitdem feiert die kath. Kirche den Oktober als Rosenkranzmonat.
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In Bayern förderte der Kurfürst
Maximilian I. (1597-1651) die Marienverehrung. Er legte alle politischen
und militärische Entscheidungen auf Marienfeste. Seinem ersten Sohn
und Nachfolger Ferdinand gab er den Namen Maria mit dazu. Ab 1601 mussten
alle Bayern einen Rosenkranz besitzen. Die Marienverehrung wurde zum Staatskult
Die heutige Sicht des Rosenkranzes
gibt ein Zitat von Romano Guardini aus dem Jahr 1940 wider: "Das
wiederholende Gebet des Rosenkranzes ist gerade für das überanstrengte
und so vielfach geschädigte Seelenleben unserer Zeit überaus
wichtig."
Quellen:
Ökumenisches Heiligenlexikon im Internet
Peter Pfister, Leben aus dem Glauben-das Bistum Freising-Heft 3, 1990
ISBN 2.87718-046-8 (1601)
Robert Böck, Rosenkranzandacht und Rosenkranzbruderschaften der Barockzeit
im Dachauer Land, Amperland 1991/2
Diözese München-Freising, Gästebrief 2005
Dr.Tilman Mittelstraß, Das Priestergrab in der Indersdorfer Marktkirche,
Amperland 2006/2 (6 Gesätze Priesterrosenkranz)

25.7.2022
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