Hofkapelle
in ARNBERG
Navi-Adresse: 85250 Altomünster, Arnberg
Lage der Kirche
auf der Landkarte . .
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Beschreibung
Der Ort Arnberg wurde
erstmals im Jahre 1228 als "Arbenperge" (Besitz
des Aribo) urkundlich genannt, als eine Adelige Benedikta von Pullen-
husen einen Bauernhof (heutiger Ertl) in Arben-perge an das Kloster
Scheyern übergab.
Im Dreißigjährigen
Krieg litt auch Arnberg- so wie die gesamte Umgebung von Altomünster
und dem südwestlichen Landkreis Dachau- schwer. Jedenfalls
stand der im Jahre 1420 an das Kloster Scheyern verschenkte Hof
leer, weil der Bauer ermordet worden war.
Der Ort Arnberg gehört
zur Pfarrei Haag.
Wann die Hofkapelle beim "Hias" in Arnberg gebaut
wurde, ist nicht bekannt. 1897, als der derzeitige Besitzer
den Hof übernahm, war sie schon vorhanden.
Der Altar ist jedenfalls
in der Zeit des Historismus entstanden, d.h. in der zweiten
Hälfte des 19.Jh.
Kreuz
am Antependium des Altars
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Die Kapelle besitzt einen runden
Chorabschluss, der dem Bau ein kompaktes Aussehen vermittelt.
Das Satteldach überdeckt
die Mauer nur wenig; eine Dachrinne ist nicht vorhanden. Dies verleiht
der Kapelle zusammen mit den vier kleinen rundbogigen Fensterchen
ein urtümliches Erscheinungsbild.
Im kleinen Dachreiter
über dem Eingang mit den vier Schalllöchern hängen
zwei Glöckchen.
Gekrönt wird der Turm
mit einem Kreuz, das zwei Querbalken besitzt (Patriar-chenkreuz).
Die beiden Querbalken erinnern an die frühere Zugehörigkeit
des Bauernhofs zu Scheyern. Auch das berühmte Scheyerner Kreuz,
das 1155 aus Jerusalem kam und tatsächlich Splitter aus dem
Kreuz enthält, das St.Helena um das Jahr 330 aufgefunden hat,
besitzt zwei Querbalken.
Der obere, kürzere Querbalken symbolisiert das Täfelchen mit
der Inschrift INRI.
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Denkmal
Die Kapelle gehört
zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster. In
der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-36; "Einschiffig
mit halbrundem Schluss und Giebelreiter, wohl Ende 17. Jahrhundert; mit
Ausstattung" aufgeführt.
Innenraum
Das Innere der Kapelle wird
durch vier kleine bogenförmige Fensterchen erhellt.
Die Wand ist hellgrün gestrichen; den obere Abschluss bildet
ein Ornamentband.
Der große trapezförmige Altar füllt den runden
Chorraum voll aus. Die Vorderseite des Altartisches (Antependium)
ist mit einem von einem Kreis umgebenen Kreuz (Nimbuskreuz) geschmückt.
Blickpunkt der Kapelle ist der auf dem Altartisch stehende und bis
zur Decke reichende Aufbau mit seitlichen Säulen und einer
rund-bogigen Mittelnische. Er ist im Stil des Neubarock gestaltet.
Ein Altarauszug fehlt.
Muttergottes
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In der Nische
steht hinter Glas eine schön bekleidete Madonna
mit dem Jesuskind. Beide sind in ein vergoldetes Gewand gekleidet.
Maria trägt eine Krone auf dem Haupt, in ihrer Hand hält
sie ein Zepter. In der Hand des Jesuskindes liegt der Reichsapfel.
Alle drei Attribute weisen auf das Königtum hin. Über
der Muttergottes ein Blatt- und Blütenkranz. |
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Zwei Englein zu beiden des verglasten Mittelschreines weisen den Betrachter
mit ihren Händen auf Maria hin. Die Putten tragen Lendentücher,
die mit einer Art Hosenträger schräg über den Oberkörper
an der Schulter befestigt sind.
Zu beiden Seiten des Altaraufbaus
befinden sich auf dem Altartisch Halbfiguren
- der hl. Agnes mit einem Lamm (links) und
- der hl. Katharina mit dem zerbrochenen Folterrad.
Sie sollen um 1770 entstanden sein. Beide Figuren zeichnen sich durch
einen hohen Haaransatz aus.
St.Agnes
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Hinweis:
Die hl.Agnes wird schon seit dem 4. Jh als Märtyrerin
verehrt. Sie soll Ende des 3.Jh gelebt haben und von großer
Schönheit gewesen sein. Nach der Legende lehnte sie die Brautwerbung
des Sohnes des Stadtpräfekten mit der Begründung ab, sie
sei mit schon mit Jesus Christus verlobt. Man zwang sie nackt in ein
Bordell, doch Engel brachten ihr ein Lichtgewand; der Sohn des Präfekten,
der sie als Freier aufsuchen wollte, fiel tot um. Als Agnes ihn durch
ihr Gebet zum Leben zurückrief, wurde sie als Zauberin zum Tode
verurteilt. Ein Richter floh vor dem Prozess, sein Vertreter ließ
Agnes ins Feuer werfen und -als die Flammen zurückwichen- mit
dem Schwert ihre Kehle durchstoßen. Nach dem Tod soll sie Sehern
in einem Reigen schöner Jungfrauen erschienen sein, mit einem
goldenen Gewand bekleidet, den Verlobungsring mit Christus am Finger
und ein weißes Lamm zu ihrer Rechten. Die Kirche in Rom segnet
jedes Jahr an ihrem Festtag zwei Schafe, aus deren Wolle dann das
Pallium (Schulterbinde) hergestellt und vom Papst an die Erzbischöfe
als Insignie ihrer Rechtsprechung überreicht wird. Festtag: 21.Januar |
Hinweis:
Die hl.Katharina,
die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre Gestalt.
Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen Überzeugungskraft
ausgepeitscht und gerädert und -als das Rad zerbrach- enthauptet
worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter gehört sie zu den
beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im 15. Jh der Gruppe der 14
Nothelfer (als Patronin der Theologen, Lehrer und Frisöre; Helferin
bei Migräne) zugerechnet. Festtag: 25.November |
St.Katharina
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Wandkruzifix
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Kruzifix
An der linken Seitenwand
hängt ein Kruzifix.
Der lange senkrechte Kreuzbalken weist auf ein Vortragekreuz hin.
Drei lange Nägel im oberen Kreuzbereich dienten der Aufhängung
eines Stoffbaldachins, der heute aber nicht mehr vorhanden ist.
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Zu beiden Seiten des Altars sind in der
Außenwand Nischen eingelassen. Eine ist von einem vergoldeten Barockrahmen
umgeben. Darin befindet sich die Figur eines Geißelheilands.
In der anderen Nische steht eine Herz-Jesu-Figur.
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Hinweis: Die ersten Darstellungen
von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter.
In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im
17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch
100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der
Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen
vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte
Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen
im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet;
so auch in Arnberg. |
Hans Schertl
Quellen:
Fritz Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
Ökumenisches Heiligenlexikon
Dachauer Nachrichten vom 26./27.4.2003
Liste
der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023
7 Bilder: Horst Lachmann (1), Jonas Fondaj (5), Hans Schertl (1)
23.4.2022
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