Ehem.
Sebastianskapelle in ARMETSHOFEN
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Beschreibung
In Armetshofen soll schon
um das Jahr 770 eine Kirche gestanden sein. Sie wurde als
"Ecclesia quae dicitur Irminharti villa" bezeichnet und
war wohl eine Eigenkirche der beiden Höfe. Jedenfalls überga-ben
die Personen Irminhart, Auo und Ermanolt diese Kirche hier in Armetshofen
dem Bistum Freising. Den Originaltext in Subscription können
Sie hier lesen...
In der Konradinischen Matrikel
von 1315 wird eine Kirche in Armetshofen (vielleicht wegen
ihrer Eigenschaft als Privatkirche) nicht erwähnt. Erst die
Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 spricht von einer nicht geweihten
Kapelle s.Gabini in Ärmertzhoven.
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Die nächste Nachricht stammt aus
dem Jahr 1658, als der Geistliche Rat beim Freisinger Bischof den
Oberrother Pfarrer beauf-tragte, über die Kapelle zu berichten:
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"was es mit
der Capellen zu Arbetshoven vor eine beschaffenheit habe, wie alt
dieselbe seye, von weme mit wessen consens und was gestalten sie erpaut
worden, was für ein Patron daselbs seihe, ob und wieviel auch
was für offertoria dahin khommen, wie ma damit umbgangen oder
wohin sie verwandet worden ? und was noch anders nothwendig ? allernachstens
muß ausfihrlich und mit wahrhofften umstendten gehorsamst berichten
sollt". |
Leider ist das Antwortschreiben des
Pfarrers nicht überliefert; nur ein Zettel mit ein paar Ausgaben:
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"Capell zu
Arbertshoffen zur Pfarr Oberroth - Zehent der Paur zu dem Closter
Anger in München pec et offertoria quae Eatenus obtigere rusticus
Caspar Purtlmayr suo libita absque ulla ratione administrat, mater
ante triermium quando tradidit filio moderno villico praedium, etiam
debitum 50 fl. ad hanc capellam soluendam monuit, absque ullo . . censu".
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Visitationsbericht 1705
1705 fand eine Visitation in der Pfarrei Oberroth statt. Im Bericht ist
auch die Kirche in Armetshofen erwähnt:
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Ecclesia modica
in fundo rustica sita, carens sepultura et coemeteno non nasservans
SSm. non habens Sacristiam. Intus depicta habens Vitae Christi misteria.
Altare habet unum. Cui imponitur portatile. Caret paramentis necessariis,
quia hostes incensis aedibus rustici vicini simul et paramenta sub
faeno occulat ta consumpserunt. Res divina peragitur in Dedicatione
Dominica proxima post dedicationem Ecclesiae matricis.
Villici praesentis Dominium directum est penes monasterium monialium
S.Clarae in Anger, proventus huius Ecclesiae sunt annui Viginti cruciferi." |
Altarweihe 1707
Am 23. Juli 1707 kam der Fürstbischof
Johann Franz von Eckher nach Armetshofen und weihte den Altar in der Kapelle,
von dem schon zwei Jahre vorher, im Visitationsbericht die Rede war. Vorher
hatte er am selben Tag in Oberroth die Ignatiuskapelle geweiht, 4 Altäre
benediziert und dort die Firmung gespendet.
Der Kirchenrechnung der Pfarrei
Oberroth für das Jahr 1730 ist zu entnehmen, dass das dem
hl.Gabinus geweihte Gotteshaus auf einem Grund stand, der dem Münchner
Angerkloster gehörte und der in die Pfarrei Oberroth inkorporiert
war. In diesem Jahr wurden die Fenster der Kapelle mit "durchsichtigen
Scheiben" neu verglast.
Bis 1738 war noch St.Gabinus
der Patron; der nächste Bericht aus dem Jahr 1751 spricht
bereits von einem St.Sebastians-Gotteshaus. Damals wurde übrigens
ein Kostenvoranschlag für erforderliche Maurerarbeiten am Turm (!)
vorgelegt.
Abriss der Kapelle 1801
Schon 1784 sollte die Kapelle abgerissen werden. Am 21.August dieses Jahres
erging nämlich der Befehl des Kurfürstlich Geistl. Rates in
München, dass die Filialen Armetshofen der Pfarrey Oberroth, Edenholzhausen
der Pfarrei Arnbach ohne weiteres demoliert werden müssen. Beide
Gotteshäuser überstanden zunächst noch diese Gefahr. In
Armetshofen hatten sich die Bauern Jakob Schneider und Mathias Koller
(?) mit der Bitte an den Fürstbischof von Freising gewandt,die Kirche
behalten zu dürfen. Sie wollten sich verpflichten, die Unterhaltskosten
zu tragen.
Doch den zweiten Versuch 17
Jahre später überlebte nur Edenholzhausen. Die Armetshofener
Kapelle wurde 1801 im Rahmen der Säkularisation abgetragen. Wieder
boten die Bauern die Übernahme der Unterhaltskosten an. Zu entscheiden
hatte das bischöfliche Ordinariat. Es verlangte eine Stellungnahme
des Pfarrers von Oberroth, der am 26.10.18101 nach Freising berichtete,
es sei zwar der Gerichtsschreiber von Dachau in Armetshofen gewesen, um
die Kirche zu besichtigen; doch dessen eigentliche Absicht habe er nicht
erfahren. (Das Landgericht wollte die Steine zum Hausbau in Schleißheim
verwenden).
Sein weiterer Bericht war das Abrissurteil für die Kirche. Die Bauern,
so schrieb er, meinten es mit den Unterhaltskosten nicht ernst. Die beiden
wollten nur die Steine der Kirche für die Ausbesserungen ihrer Häuser
haben. Bisher hätten
sie sich nicht um die Würde des Gotteshauses gekümmert, sondern
es als Speicher für Waschgeschirr und allerhand Hausgeräte oder
bei schwüler Sommerhitze als Unterstand für Schafe genutzt.
Zudem sei nur 2-mal im Jahr Gottesdienst: am Fest des hl.Sebastian (also
nicht mehr am Gabinustag dem 19.Februar) und am Sonntag nach Jakobi,
am Kirchweihfest. Die Kirche habe nicht einmal Messgewänder; wenn
in Armetshofen Gottesdienst gefeiert werde, müsse der Mesner die
Gewänder "in einer Kirm (=Tragekorb) zusam gepauscht
auf dem Buckel dahin tragen". Turm, Dach
und inwendig das Plafond (=Decke) seien so durchlöchert, dass
die Worte des des Introitus (=Eingangsgebet) der Kirchweyhmesse
auf das Ansehen dieser Kirche respective dieser Kapelle vollkommen passten:
"Terribilis est locus iste" ("schrecklich ist dieser Ort").
Die letzten 4 bis 4 Jahre sei der Pfarrer überhaupt nicht mehr zum
Gottesdienst hinge-gangen.
Auf diesen niederschmetternden Bericht des Pfarrers Lorenz Gilger gab
das Ordinariat in Freising am 2.Nov. 1801 die Erlaubnis, das Kirchlein
abzutragen und die Steine zum Besten der Pfarrkirche zu verwenden. Zuvor
solle der Pfarrer die Reliquien aus dem Altar nehmen und nach Freising
senden. Am Platz der abgebrochenen Kirche soll ein Kreuz errichtet werden".
Die Kapelle in Armetshofen war
eines von mindestens 12 Gotteshäusern im Dachauer Land, die damals
tatsächlich abgerissen wurden. Das waren des Weiteren
- die Kirchen St.Georg in Edenholzhausen bei Weichs und St.Johannes
in Ruppertskirchen bei Altomünster,
- die Kapelle in Udlding,
vier Kapellen in Dachau (Altöttinger-Kp, HeiligGrab-Kp, Nepomuk-Kp,
Polln-Kp), die Kapelle in der Roth- schwaige,
die Hippolytkapelle in Ampermoching, die Wieskapelle bei Großberghofen
und schließlich, als größter Bau,
- das Kloster Taxa.
Heutige Kapelle
Die heutige Kapelle St.Sebastian wurde wohl
im 19.Jh errichtet und ist mit einem Stadel überbaut. Eine andere
Quelle gibt als Erbauungszeitpunkt das 18.Jh an; dann müsste die
heutige Kapelle schon vor dem Abbruch der kleinen Kirche errichtet worden
sein.
Von Armetshofen aus soll ein unterirdischer Gang bis zur Postwirschaft
in Schwabhausen führen, der wahrscheinlich der Bevölkerung in
Notzeiten als Fluchtweg diente. Die Eingänge sind heute aber verschüttet.
Hans Schertl
Quellen:
Amperbote vom 17.04.1936 (Fund
von Grundmauerresten)
Süddeutsche Zeitung, Beilage
Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Gang)
Jakob Mois, Geschichtliche Notizen über einige Kirchen im Landkreis
Dachau, unveröffentlicht, 1950
OAM B 622, 1495
Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe
1707)
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Grund
Angerkloster)
Wilhelm Neu, Volker Liedke, Otto Braasch, Denkmäler in Bayern,Oberbayern,
1986 (Bauzeit Friedhofskp)
Schwabhausen, Chronik eines Dorfes - Von der Poststation zur Großgemeinde,
2005

30.4.2022
Erste schriftliche Erwähnung von Armentshofen um 777

Knochenfunde
beim Bauern Schneider (zum Burkmer)
in Armetshofen
Amperbote vom 17.04.1936
Bei dem Bau von Silos im Anwesen
des Bauern Schneider, zum Burkmer in Armetshofen, das zur Gemeinde Schwabhausen
gehört, stieß man bei den Grabungen auf eine uralte Bestattungsstätte,
welche zwei Skelette, den Knochen entsprechend anscheinend einem Mann
und einer Frau gehörend, enthielt. Das Grab befand sich ganz nahe
an der Grundmauer einer früheren Kirche, die ebenfalls zum Vorschein
kam. Diese Kirche soll, wie man sich erzählt, einst von den Schweden
zerstört worden sein. Sie war dem heiligen Sebastian geweiht und
auch heute wird vom Besitzer des Burkmerhofes getreu dieser alten Überlieferung
jährlich ein Sebastianiamt in der Schwabhauser Pfarrkirche gehalten.
Die Körper waren mit dem Kopf gegen Osten bestattet worden, ähnlich
wie bei den seinerzeit bei Eisenhofen gefundenen Merowingergräbern.
Möglich wäre aber auch, dass die Skelette in nicht so uralte
Zeit zurückreichen, sondern den einstigen Besitzern des Burkmerhofes
gehören, die sich damals neben ihrer noch bestehenden Kirche begraben
ließen. Die Untersuchung, zu welcher sie an die Anthropologische
Staatssammlung in München gesandt worden sind, wird ergeben, in welche
Zeit die Gebeine gehören, ob in die merowingische oder in die christliche
Zeit.
Beigaben, wie bei Eisenhofen,
wurden hier nicht gefunden. Eine Sage aus der dortigen Gegend erzählt,
dass von dieser einstigen, heute bis auf die neuentdeckten Grundmauern
verschwundenen Kirche, ein unterirdischer Gang nach Schwabhausen zu den
uralten Gasthof "Zur Post" führe und dass sich dort im Keller der
Ausgang bzw. Eingang zu diesem Gang befinde. Ein Rutengeher hat diese
Sache schon näher verfolgt und hat ein Reagieren der Rute festgestellt,
wenn der unterirdische Gang überquert wurde.
Zum Skelettfund
in Armetshofen
Amperbote vom 27.06.1936
Wie von der Anthropologischen Staatssammlung
in München mitgeteilt wird, handelt es sich bei den vor einiger Zeit beim
Burgmeierschen Anwesen in Armetshofen aufgefundenen und ausgegrabenen
Skeletten, auf die man beim Bau eines Silos stieß, um die Überreste eines
etwa 30 – 40jährigen Mannes von etwa 1,65 Meter Größe und einer erwachsenen
weiblichen Person von 1,58 – 160 Meter Größe. Da keinerlei Grabbeigaben
gefunden wurden, lässt sich über die Zeit, aus der die Knochenfunde stammen,
nichts Genaues sagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften sie aus dem
16. oder 17. Jahrhundert stammen.
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