Ehemalige St.Gabinus/Sebastians-Kirche in ARMETSHOFEN
Beschreibung
In Armetshofen soll schon um das
Jahr 770 eine Kirche gestanden sein. Sie wurde als "Ecclesia
quae dicitur Irminharti villa" bezeichnet und war wohl eine Eigenkirche
der beiden Höfe. Jedenfalls übergaben die Personen Irminhart,
Auo und Ermanolt diese Kirche hier in Armetshofen dem Bistum Freising.
Den Originaltext in Subscription können Sie hier lesen...
Im Jahr 1314 wird Armetshofen Ernprechtzhoven genannt. 11)
In der Konradinischen Matrikel von
1315 wird eine Kirche in Armetshofen (vielleicht wegen ihrer Eigenschaft
als Privatkirche) nicht erwähnt. Erst die Sunderndorfer'sche Matrikel
von 1524 spricht von einer nicht geweihten Capelle s.Gabini in Ärmertzhoven.
Die nächste Nachricht stammt aus
dem Jahr 1658, als der Geistliche Rat beim Freisinger Bischof den
Oberrother Pfarrer beauf-tragte, über die Kapelle zu berichten:
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"was es mit
der Capellen zu Arbetshoven vor eine beschaffenheit habe, wie alt
dieselbe seye, von weme mit wessen consens und was gestalten sie erpaut
worden, was für ein Patron daselbs seihe, ob und wieviel auch
was für offertoria dahin khommen, wie ma damit umbgangen oder
wohin sie verwandet worden ? und was noch anders nothwendig ? allernachstens
muß ausfihrlich und mit wahrhofften umstendten gehorsamst berichten
sollt". |
Leider ist das Antwortschreiben des
Pfarrers nicht überliefert; nur ein Zettel mit ein paar Ausgaben:
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"Capell zu
Arbertshoffen zur Pfarr Oberroth - Zehent der Paur zu dem Closter
Anger in München pec et offertoria quae Eatenus obtigere rusticus
Caspar Purtlmayr suo libita absque ulla ratione administrat, mater
ante triermium quando tradidit filio moderno villico praedium, etiam
debitum 50 fl. ad hanc capellam soluendam monuit, absque ullo . . censu".
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Visitationsbericht 1705
1705 fand eine Visitation in der Pfarrei Oberroth statt. Im Bericht ist
auch die Kirche in Armetshofen erwähnt:
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Ecclesia modica
in fundo rustica sita, carens sepultura et coemeteno non nasservans
SSm. non habens Sacristiam. Intus depicta habens Vitae Christi misteria.
Altare habet unum. Cui imponitur portatile. Caret paramentis necessariis,
quia hostes incensis aedibus rustici vicini simul et paramenta sub
faeno occulat ta consumpserunt. Res divina peragitur in Dedicatione
Dominica proxima post dedicationem Ecclesiae matricis.
Villici praesentis Dominium directum est penes monasterium monialium
S.Clarae in Anger, proventus huius Ecclesiae sunt annui Viginti cruciferi." |
Altarweihe 1707
Am 23. Juli 1707 kam der Fürstbischof
Johann Franz von Eckher nach Armetshofen und weihte den Altar in der Kirche,
von dem schon zwei Jahre vorher, im Visitationsbericht die Rede war. Vorher
hatte er am selben Tag in Oberroth die Ignatiuskapelle geweiht, 4 Altäre
benediziert und dort die Firmung gespendet.
Der Kirchenrechnung der Pfarrei
Oberroth für das Jahr 1730 ist zu entnehmen, dass das dem
hl.Gabinus geweihte Gotteshaus auf einem Grund stand, der dem Münchner
Angerkloster gehörte und der in die Pfarrei Oberroth inkorporiert
war. In diesem Jahr wurden die Fenster der Kirche mit "durchsichtigen
Scheiben" neu verglast.
Bis 1738 war noch St.Gabinus
der Patron; sie hatte einen Altar.
10)
der nächste Bericht aus dem Jahr 1751 spricht bereits von
einem St.Sebastians-Gotteshaus. Damals wurde übrigens ein Kostenvoranschlag
für erforderliche Maurerarbeiten am Turm (!) vorgelegt.
Abriss der Kirche 1801
Schon 1784 sollte die Kirche abgerissen werden. Am 21.August dieses Jahres
erging nämlich der Befehl des Kurfürstlich Geistl. Rates in
München, dass die Filialen Armetshofen der Pfarrey Oberroth, Edenholzhausen
der Pfarrei Arnbach ohne weiteres demoliert werden müssen. Beide
Gotteshäuser überstanden zunächst noch diese Gefahr. In
Armetshofen hatten sich die Bauern Jakob Schneider und Mathias Koller
(?) mit der Bitte an den Fürstbischof von Freising gewandt,die Kirche
behalten zu dürfen. Sie wollten sich verpflichten, die Unterhaltskosten
zu tragen.
Doch den zweiten Versuch 17
Jahre später überlebte nur Edenholzhausen. Die Armetshofener
Kirche wurde 1801 im Rahmen der Säkularisation abgetragen. Wieder
boten die Bauern die Übernahme der Unterhaltskosten an. Zu entscheiden
hatte das bischöfliche Ordinariat. Es verlangte eine Stellungnahme
des Pfarrers von Oberroth, der am 26.10.18101 nach Freising berichtete,
es sei zwar der Gerichtsschreiber von Dachau in Armetshofen gewesen, um
die Kirche zu besichtigen; doch dessen eigentliche Absicht habe er nicht
erfahren. (Das Landgericht wollte die Steine zum Hausbau in Schleißheim
verwenden).
Sein weiterer Bericht war das Abrissurteil für die Kirche.
Die Bauern, so schrieb er, meinten es mit den Unterhaltskosten nicht ernst.
Die beiden wollten nur die Steine der Kirche für die Ausbesserungen
ihrer Häuser haben. Bisher
hätten sie sich nicht um die Würde des Gotteshauses gekümmert,
sondern es als Speicher für Waschgeschirr und allerhand Hausgeräte
oder bei schwüler Sommerhitze als Unterstand für Schafe genutzt.
Zudem sei nur 2-mal im Jahr Gottesdienst: am Fest des hl.Sebastian (also
nicht mehr am Gabinustag dem 19.Februar) und am Sonntag nach Jakobi,
am Kirchweihfest. Die Kirche habe nicht einmal Messgewänder; wenn
in Armetshofen Gottesdienst gefeiert werde, müsse der Mesner die
Gewänder "in einer Kirm (=Tragekorb) zusam gepauscht
auf dem Buckel dahin tragen". Turm, Dach
und inwendig das Plafond (=Decke) seien so durchlöchert, dass
die Worte des des Introitus (=Eingangsgebet) der Kirchweyhmesse
auf das Ansehen dieser Kirche respective dieser Kapelle vollkommen passten:
"Terribilis est locus iste" ("schrecklich ist dieser Ort").
Die letzten 4 bis 4 Jahre sei der Pfarrer überhaupt nicht mehr zum
Gottesdienst hinge-gangen.
Auf diesen niederschmetternden Bericht des Pfarrers Lorenz Gilger gab
das Ordinariat in Freising am 2.Nov. 1801 die Erlaubnis, das Kirchlein
abzutragen und die Steine zum Besten der Pfarrkirche zu verwenden. Zuvor
solle der Pfarrer die Reliquien aus dem Altar nehmen und nach Freising
senden. Am Platz der abgebrochenen Kirche soll ein Kreuz errichtet werden".
Die Kirche in Armetshofen war
eines von mindestens 12 Gotteshäusern im Dachauer Land, die damals
tatsächlich abgerissen wurden. Das waren des Weiteren
- die Kirchen St.Georg in Edenholzhausen bei Weichs und St.Johannes
in Ruppertskirchen bei Altomünster,
- die Kapelle in Udlding,
vier Kapellen in Dachau (Altöttinger-Kp, HeiligGrab-Kp, Nepomuk-Kp,
Polln-Kp), die Kapelle in der Roth- schwaige,
die Hippolytkapelle in Ampermoching, die Wieskapelle bei Großberghofen
und schließlich, als größter Bau,
- das Kloster Taxa.
Die gesetzliche Voraussetzung für den Abriss schuf die Verordnung
vom 17. April 1802, die bestimmte, daß überzählige Gottes-
häuser abzubrechen seien und deren Baumaterial für neue Schulhäuser
zweckdienlicher anzulegen sei (Motto: Schulen statt Kirchen; allgemeine
Schulpflicht), Feldkapellen die nicht ordentlich consecrirt sind, sollen...
abgebrochen, und das Material nach den höchsten Verordnungen vorzüglich
zur Reparation oder Erbauung von Schulhäusern verwendet werden...
Filialkirchen, Nebenkirchen und Kapellen, ganz entbehrlich und zwecklos,
zumals wenn sie aus eigenen Mitteln ohne fremde Konkurrenz nicht erhalten
werden können, sollen reduziert, und die Gebäude andern Zwecken
gewidmet oder demolirt werden. 10)
Von Armetshofen
aus soll ein unterirdischer Gang bis zur Postwirschaft in Schwabhausen führen,
der wahrscheinlich der Bevölkerung in Notzeiten als Fluchtweg diente.
Die Eingänge sind heute aber verschüttet.
Heutige
Sebastians-Kapelle in Armetshofen
Die
Decke ist durch dezente Linien gegliedert. Im Kreuzungspunkt der
Linien ist eine Heilig-Geist-Taube auf gelbem Hintergrund gemalt.
|
Die
heutige Kapelle St.Sebastian wurde wohl im 19.Jh errichtet.
Sie
befindet sich in einem denkmalgeschützten Hof-Nebengebäude,
das um die St. Sebastians-Kapelle herum gebaut wurde.
Die
Kapelle ist in einem Raum mit 3 bis 4 qm eingerichtet und wird von
einem kleinen rundbogigen Fenster erhellt.
Zentraler
Einrichtungsgegenstand ist ein marmorierter Altar mit einer Stipes,
die aus einem schmäleren Unterteil und einem breiteren, horizontal
relifiertem Oberteil besteht sowie einer schmalen Steinplatte als
Mensa.
Der Altaraufsatz (Retabel) besteht aus einer figürliche Kreuzigungsszene
in einem marmoriertem Rahmen.
Jesus am Kreuz, darunter Maria als trauernde Mutter mit einem Schwert
in der Brust (Mater dolorosa).
Eine große Kerze an der Wand trägt eine Beschriftung,
die an die Gottesmutter Maria (Verkündigung) erinnert.
|
Die Kapelle
steht mitsamt dem umgebenden Gebäude unter Denkmalschutz.
09)
.
In der Denkmalliste sind sie unter der AktenNummer D-1-74-143-8; "Armetshofen
1; Eingadig mit Gred und überbauter Kapelle St. Sebastian, wohl 19. Jahrhundert."
aufgeführt.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Amperbote vom 17.04.1936 (Fund
von Grundmauerresten)
02)
Süddeutsche
Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Gang)
03)
Jakob
Mois, Geschichtliche Notizen über einige Kirchen im Landkreis Dachau,
unveröffentlicht, 1950
04)
OAM
B 622, 1495
05)
Jakob
Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe
1707)
06)
Robert
Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Grund Angerkloster)
07)
Wilhelm
Neu, Volker Liedke, Otto Braasch, Denkmäler in Bayern,Oberbayern,
1986 (Bauzeit Friedhofskp)
08)
Schwabhausen,
Chronik eines Dorfes - Von der Poststation zur Großgemeinde, 2005
09)
Liste der Baudenkmäler
in der Marktgemeinde Schwabhausen, Internetzugriff 2023
10)
Georg Brenninger, Kirchenabbrüche im Gebiet des Amperlandes als Folgen
der Säkularisation von 1803, Amperland 1992
11) Eduard
Wallner, Altbairische Siedelungsgeschichte Nr. 923
3 Bilder: K.Baas (Wikimedia)
24.5.2024
Erste schriftliche Erwähnung von Armentshofen um 777
Knochenfunde
beim Bauern Schneider (zum Burkmer)
in Armetshofen
Amperbote vom 17.04.1936
Bei dem Bau von Silos im Anwesen
des Bauern Schneider, zum Burkmer in Armetshofen, das zur Gemeinde Schwabhausen
gehört, stieß man bei den Grabungen auf eine uralte Bestattungsstätte,
welche zwei Skelette, den Knochen entsprechend anscheinend einem Mann
und einer Frau gehörend, enthielt. Das Grab befand sich ganz nahe
an der Grundmauer einer früheren Kirche, die ebenfalls zum Vorschein
kam. Diese Kirche soll, wie man sich erzählt, einst von den Schweden
zerstört worden sein. Sie war dem heiligen Sebastian geweiht und
auch heute wird vom Besitzer des Burkmerhofes getreu dieser alten Überlieferung
jährlich ein Sebastianiamt in der Schwabhauser Pfarrkirche gehalten.
Die Körper waren mit dem Kopf gegen Osten bestattet worden, ähnlich
wie bei den seinerzeit bei Eisenhofen gefundenen Merowingergräbern.
Möglich wäre aber auch, dass die Skelette in nicht so uralte
Zeit zurückreichen, sondern den einstigen Besitzern des Burkmerhofes
gehören, die sich damals neben ihrer noch bestehenden Kirche begraben
ließen. Die Untersuchung, zu welcher sie an die Anthropologische
Staatssammlung in München gesandt worden sind, wird ergeben, in welche
Zeit die Gebeine gehören, ob in die merowingische oder in die christliche
Zeit.
Beigaben, wie bei Eisenhofen,
wurden hier nicht gefunden. Eine Sage aus der dortigen Gegend erzählt,
dass von dieser einstigen, heute bis auf die neuentdeckten Grundmauern
verschwundenen Kirche, ein unterirdischer Gang nach Schwabhausen zu den
uralten Gasthof "Zur Post" führe und dass sich dort im Keller der
Ausgang bzw. Eingang zu diesem Gang befinde. Ein Rutengeher hat diese
Sache schon näher verfolgt und hat ein Reagieren der Rute festgestellt,
wenn der unterirdische Gang überquert wurde.
Zum Skelettfund
in Armetshofen
Amperbote vom 27.06.1936
Wie von der Anthropologischen Staatssammlung
in München mitgeteilt wird, handelt es sich bei den vor einiger Zeit beim
Burgmeierschen Anwesen in Armetshofen aufgefundenen und ausgegrabenen
Skeletten, auf die man beim Bau eines Silos stieß, um die Überreste eines
etwa 30 – 40jährigen Mannes von etwa 1,65 Meter Größe und einer erwachsenen
weiblichen Person von 1,58 – 160 Meter Größe. Da keinerlei Grabbeigaben
gefunden wurden, lässt sich über die Zeit, aus der die Knochenfunde stammen,
nichts Genaues sagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften sie aus dem
16. oder 17. Jahrhundert stammen.
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