Filialkirche
St. Silvester in APPERCHA
Navi-Adresse : 85777 Fahrenzhausen,
Johannesstr. 2
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Appercha liegt
im Landkreis Freising, zwischen Fahrenzhausen und Allershausen.
Der Ort wird schon um das Jahr 762 in einer Schenkungsurkunde als
"Perahah" erwähnt. Man weiß jedoch nicht, ob
dieser Ortsname für das heutige Appercha oder das benachbarte
Hohenbercha steht. Vielleicht war Percha damals ein gemeinsamer
Siedlungskomplex. Deshalb feierten beide Ortschaften im Jahr 2012
das 1250. Jubiläum.
Bis zur Säkularisation
1803 gehörte das Dorf Appercha zur Hofmark Massenhausen mit der
Hofmarksherrschaft Hochstift Freising. Dann kam es zur neu gebildeten
Gemeinde Jarzt im Landkreis Freising.
Eine Kirche wurde
erstmals in der Konradinischen
Matrikel von 1315 erwähnt, auch wenn davon auszugehen
ist, dass in Appercha wohl schon hunderte von Jahren vorher eine
Kapelle oder eine kleine Kirche vorhanden gewesen ist.
1524 wird erstmals der Kirchenpatron
genannt. Es war Johannes der Täufer. Spätestens
1679 hat das Patronat zu St.Silvester gewechselt. Die heutige
Kirche mit ihren geschweiften Fenstern stammt im Wesentlichen
aus der Zeit um 1738, als das alte gotische Kirchenschiff
abgetragen und neu aufgebaut wurde.
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Patron St.Silvester
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Auch der Kirchturm stammt zum Teil aus
dieser Zeit. Lediglich der wesentlich kleinere und schmälere Chor
ist noch aus dem Mittelalter erhalten. Im Turm hängen zwei sehr alte
Glocken, die in den Jahren 1485 und 1481 gegossen wurden.
Inneneinrichtung
Die
Kircheneinrichtung ist barock. Die Altäre sind älter als
das Kirchenschiff. Sie stammen aus der Zeit um 1679.
Der
Choraltar ist dem Kirchenpatron Papst Silvester, die Seitenaltäre
der Muttergottes und St.Anna geweiht.
Auf den Altären stehen Figuren folgender Heiliger:
-Silvester, Joh. d.Täufer, Joh.Evangelist
-Florian, Leonhard, Franziskus, Antonius
-Wolfgang, Anna, Stephanus
dazu Gemälde von
Herz-Jesu und Herz-Mariens, Maria-Hilf.
Die Figuren wurden -zumindest zum Teil- von Christoph Thalhammer
aus Freising geschnitzt.
Zwei große Gemälde
prägen den Eingangs-bereich. In der Vorhalle ein Arme-Seelen-Bild,
an der Rückseite des Kirchenschiffs ein Votivbild der Ortschaft
Appercha aus dem Jahr 1796 als Dank für die himmlische Hilfe
bei Hochwasser und Viehseuche.
Eine
Besonderheit der Kirche in Appercha ist die Ölberg-Darstellung
mit fünf großen Figuren aus dem Beginn des 17.Jh.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Die Kirche
St.Silvester in Appercha ist eine Filiale der Pfarrkirche Jarzt. Die Pfarrei
Jarzt/Fahrenzhausen bildet zusammen mit der Pfarrei Giebing und der
Kuratie Weng einen Pfarrverband, der noch in diesem Jahr um die Pfarrei
Haimhausen erweitert wird.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Ortsgeschichte
Appercha bedeutet das "am Wasser (der Amper) gelegene Percha".
Es wurde früher auch Perhah, Aperchach, Amperperchach oder Achperchach
genannt. Bei Appercha finden sich Siedlungsspuren, die in die Jungsteinzeit
Bronzezeit (1800-1250 v. Chr.), die Latenezeit (500-100 v.Chr) und die
folgende Römerzeit zurückreichen.
Erstmals schriftlich wird Appercha
möglicherweise in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 762
und 764 genannt. Damals schenkte ein gewisser Erchanpald dem Bistum
Freising seinen Besitz zu Perahah und Mintraching. Er begründet
dies mit der Sorge um sein Seelenheil und dem Seelenheil seines Vaters
Reginpald, seiner Mutter Cotafrita und seines (Bruders ?) Oadalker, eines
Klerikers (?). Dies entnehmen wir der Urkunde, die in der Urkundensammlung
Freisinger Traditionen aufbewahrt wird und deren Überschrift "Donatio
Erchanpaldi de Perahah" lautet.
Das genaue Datum wird nicht genannt. Das ist nicht ungewöhnlich,
weil zum einen die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" damals
noch nicht verwendet wurde und zum anderen die auf römischen Brauch
zurückgehende ausführliche Eingangsformel vereinfacht worden
war. Nach früherem römischen Recht musste an den Anfang des
Schriftstücks eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts,die
Aufführung der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers
gesetzt werden. Ab dem 8.Jh, also zur Ausstellungszeit unserer Urkunde,
begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung
und einer akribischen Aufzählung aller Zeugen des Vertragsabschlusses.
Grund war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis
in den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung hat man aber
auch die Namen der Rechtsbeteiligten aufgeführt. War eine der Parteien
die Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit
der Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen
die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt worden ist. Prominente
Zeugen, von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen eine weitere
Eingrenzung zu.
Die Urkunde über die Donatio des Erchanpaldi wurde unter Bischof
Josef von Verona überliefert, der das Bischofsamt von 748 bis 764
ausübte. Da unter den Zeugen ein gewisser Oadalker genannt ist, der
den Historikern bekannt ist, nimmt man an, dass die Urkunde in den letzten
Regierungsjahren von Bischof Josef ausgestellt worden ist.
Den genauen Wortlaut (in Druckschrift) können Sie hier
lesen...
Auch in den Jahren 765-767 und 843 könnten Appercha/Hohenbercha
schriftlich erwähnt sein. Am 10.Juli eines Jahres um 765-767 übergaben
Reginolt und Egeno ihren Besitz zu Perchak an die örtliche Kirche
St.Michael (Urkunde Nr. 22). Um 765 kaufte Bischof Arbeo einen Besitz
zu Perahhah (Urkunde Nr. 24 b). Am 1.Juli 843 schenkte eine Person namens
Nordperht Besitz in Perhah dem Dom zu Freising (Urkunde Nr. 658).
In allen genannten Fällen sind sich die Historiker einig, dass der
Ort mit den Bezeichnungen Perahah, Perchak, Perahhah oder in unserem Gebiet
gelegen ist. Ungewiss ist aber, ob damit Hohenbercha oder Appercha gemeint
ist.
Möglicherweise bildete Percha damals einen gemeinsamen Siedlungskomplex,
der sich erst in den folgenden Jahrhunderten auseinander entwickelte.
Deshalb feierten beide Ortschaften im Jahr 2012 das 1250. Jubiläum.
In diesem Rahmen zelebrierte der frühere Weihbischof Dietl am 24.Juni
2012 einen Festgottesdienst und weihte eine Gedenktafel ein.
Mit seinem heutigen Namen erscheint Appercha in den Jahren 1225
als Achperchach, 1330 als Amperperchach. Der Kartograph Philipp Apian
(1531-1589), der die erste Landesaufnahme des bayerischen Herzogtums erstellt
hat, schreibt: "Appercha pagus, templum ad Ambram varie se inflectentem".
Von 1499 bis zur Säkularisation 1803 gehörte das Dorf zur Hofmark
Massenhausen und wurde somit vom Hochstift Freising verwaltet. Territorial
gehörte es aber zum Wittelsbacher Gebiet (Gericht Kranzberg). In
den Jahren nach 1818 kam es zur neu gebildeten Gemeinde Jarzt im Landkreis
Freising.
Geschichte
der Kirche
Erste Kirche
Wahrscheinlich stand in Appercha -wie auch
in den anderen Ansiedlungen unserer Gegend- schon vor über 1000 Jahren
eine kleine Holzkapelle. Wurde eine solche Kapelle abgetragen und durch
einen Steinbau ersetzt, sind kaum noch Spuren des Holzbaus zu erkennen.
Wann die erste Kirche aus Stein gebaut worden ist, ist nicht bekannt.
Bei Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren hat man noch Reste einer
spätromanischen Anlage entdeckt, mit kleinen (später zugemauerten)
Fenstern und einem Schmuckfries an der Außenwand, ähnlich dem
an der Kirche in Großeisenbach. Dieses Schmuckfries ist unter dem
heutigen Putz noch erhalten. Kirchen im Stil der Romanik wurde in unserer
Gegend bis zum Jahre 1300 gebaut.
Konradinische
Matrikel 1315 09)
Die Kirche in Appercha (Pfarrei Jarzt) wurde erstmals in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Perchach schriftlich erwähnt. Dort
heißt es unter dem Dekanat Bergkirchen: "Jortz habet IIII filias:
Warnoltzhausen, Westerndorf, Perchach et Lauterbach cum sepulturis".
Appercha hatte somit schon damals einen Friedhof; dies war das Zeichen
für einen Ort mit einiger Bedeutung. Ein Friedhof war auch deshalb
wichtig, weil damals die Verstorbenen in viel größerem Maße
in das Leben und die Bräuche der Menschen einbezogen waren als heute.
Matrikel
von 1524 09)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel aus dem Jahr 1524 wird erstmals das Patrozinium von
"Abberchach" genannt: Es war Johannes der Täufer. Der Wechsel
zum Patron Papst Silvester muss zwischen 1560 und 1679 erfolgt sein.
Visitationsbericht
von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche
Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation
Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls
in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt
hatte. Im Bericht über die Pfarrei Jarzt ist auch Appercha unter
den beiden Ortsbezeichnungen "Aperchen" und "Aperchau"
kurz erwähnt. Die Filialkirche St.Johannes Baptista (!) habe
"alle pfärrliche Recht. Das Einkommen betrage 3 Pfund d
(d=Pfennig; 3 Pfund = 720 Pfennige) und 1 Pfund Wachs. Die
Einnahmen würden vom Gericht von Massenhausen verwaltet. Als
Gottesdienste werden 2 Wochenmessen gehalten. Das "Gotshauß
ist nit paufellig und hat alle Kirchentzier, aber an Khelch, Meßgewandt
und Puecher (ist) großer Mangel", berichtet der Kirchenpfleger.
In der Kirche befanden sich 1 Kelch mit Corporale, 2 Messbücher
und 3 schlechte Messgewänder. "Sonst kain mangel" heißt
es abschließend. |
Karte um 1651
|
Dreißigjähriger
Krieg
Über Schäden an der Kirche oder an den Häusern von Appercha
im Dreißigjährigen Krieg ist nichts bekannt. Dies ist auf den
Pfarrhofbrand in Jarzt am 17.August 1799 zurückzuführen, bei
dem fast alle Archivalien, Stiftungsbücher, Matrikel und sonstige
Schriftstücke verbrannt sind. Ein Blick in die Kirchenbücher
der Nachbarschaft, den Georg Völk in seiner Pfarrbeschreibung von
Jarzt gewagt hat, zeigt aber, dass auch unsere Gegend schwer getroffen
wurde. Die Mühle zu Unterbruck wurde "durch Freund- und Feindsoldaten
stark zugerichtet, daß fast kein Rad mehr zu gebrauchen war".
Nach den Wenger Büchern "starb 1647 Wolfgang Sauerngruber von
Weng, seine Gattin Barbara, vor Elend halb wahnsinnig und Christoph ihr
Kind". Schon ein Jahr vorher war Johann Sauerngruber verstorben,
"verschmackt vor Gestank und Läusen im währenden Krieg".
Einen Hinweis könnte der Erwerb von Altären in Appercha im Jahr
1679 geben. Die Soldaten hatten trotz ihrer Zerstörungswut die Kirchengebäude
aus Stein meist verschont, weil ihnen das Pulver zur Sprengung zu wertvoll
war. Dafür zerstörten und entweihten sie die Inneneinrichtung,
insbesondere die Altäre. Deshalb gab es in unserer Gegend zwischen
1650 und 1700 sehr viele neue Altarbauten und Altarweihen.
Neue Seitenaltäre 1679
Die Anschaffung der Seitenaltäre in Appercha im Jahr 1679 ist belegt.
Ein Stilvergleich spricht dafür, dass alle drei Altäre vom selben
Künstler bzw. der Hochaltar in Kenntnis der Seitenaltäre oder
umgekehrt geschaffen wurden.
Im bischöflichen Ordinariat in Freising hat sich noch Schriftverkehr
über die Anschaffung des rechten Seitenaltars erhalten
17)
.
Pfarrer
Stieler schrieb an Bischof Albert Sigismund am 14.6.1679, er wolle für
das ehrwürdige St.Silvester-Gottshaus in Apercha einen würdigen
Altar mit einem Bildnis der HL.Familie erwerben. Die Genehmigung wurde
erteilt. Die Kosten betrugen 90 Gulden. Für die Assistenzfiguren
der Heiligen Stephanus und Wolfgang liegt ein Kostenvoranschlag des Bildhauers
Hans Christoph Thalhammer
aus Freising bei den Akten. Es ist anzunehmen, dass er die Arbeiten ausgeführt
hat.
Vom linken Seitenaltar ist kein Schriftverkehr bekannt. Aber bei der Renovierung
1970 hat man auf der Rückseite einen mit Bleistift geschriebenen
Hinweis entdeckt, dass der Kistlergeselle Bartholomäus Ströber
aus Massenhausen hier 1679 tätig war.
Kirchenzehent
Der Kirchenzehent ist eine alte Abgabe. Schon in der Antike haben
Gläubige nach dem Vorbild des Alten Testaments den zehnten Teil der
geernteten Feldfrüchte der Kirche vermacht als eine Art freiwillige
Kirchensteuer. Nach Gründung von Pfarreien im 12.Jh. wurde der Zehent
kirchen- und staatsrechtlich verpflichtend dem Pfarrer für seinen
Lebensunterhalt zugestanden.
Er wird unterschieden in den Großzehent (Getreide, Stroh), den Kleinzehent
(Ost, Gemüse, Flachs und Hanf) und den Blutzehent (Haustiere und
Tierprodukte wie Milch, Honig usw.). Zehentfrei waren Gärten, Wiesen
und Wald. Einem Verzeichnis aus dem Jahr 1672, also eine Generation nach
dem 30jährigen Krieg, ist zu entnehmen, dass in Appercha der Kirchenzehent
geteilt war: von den alten Höfen bekam der Jarzter Pfarrer einen
Schober Korn und ein Fuder Hafer und vom Rest des großen Zehents
ein Drittel, der Massenhausener Pfarrer zwei Drittel. Der Kleinzehent
ging voll an den Jarzter Pfarrer. Die neuen Höfen ("in den Pointen")
zahlten beide Zehente nach Jarzt.
Altarweihen
von 1708
In Freisinger Weihebuch "Extractus ex libro Consecrationum et Benedictionum
Joa.Fr.Eckher, Eppi Frisigensisab 1696 usque 1727" ist festgehalten, dass
der 57. Freisinger Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und
Liechteneck am 4. September 1708 drei Altäre in Appercha weihte.
Es war der Kirchweihtag der im Jahr 1700 errichteten Pfarrkirche in Jarzt.
An diesem Tag weihte er in den Filialkirchen auch Altäre ("
Jarzt Kirche und 3 Altäre, Appercha 3 Altäre, Fahrenzhausen
3 Altäre, Westerndorf 2 Altäre").
Der kunstsinnige Bischof Eckher von Kapfing regierte sein Bistum von der
Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste
Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727
hat er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen,
Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach)
und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (23 pro Jahr) geweiht.
Renovierung/Neubau
1738
Um das Jahr 1738, also rd.40 Jahre nach der Pfarrkirche in Jarzt, wurde
das Gotteshaus in großen Teilen neu errichtet. Jedenfalls wird in
der Freisinger Matrikel von 1739/40, der sog. Schmidt'sche
Matrikel , von einem Kirchenbau berichtet, in dem die Altäre
noch nicht aufgestellt sind. Es ist anzunehmen, dass die zu reparierende
Kirche noch der Bau aus der Spätromanik war. Aber er wird wohl im
verflossenen Zeitraum von über 400 Jahren häufig repariert und
ergänzt worden sein. Eine Regel besagt, dass jede Generation eine
Renovierung durchzuführen hat, jede zweite sogar eine größere.
Kirche
von Norden
mit Sonnenuhr
|
1722 jedenfalls
war die Sakristei, vor allem deren Bedachung, schadhaft. Ein Antrag
an das Ordinariat, die Schäden reparieren zu dürfen, blieb
unbeantwortet, obwohl in der Pfarrei Geld genug vorhanden gewesen
wäre.
15 Jahre später wurde der nächste Antrag gestellt. Darin
war schon von schlimmen Schäden die Rede. Und als die Reparaturarbeiten
dann tatsächlich durchgeführt wurden, kamen weitere Bauschäden
zum Vorschein. Sogar der Turm musste teilweise abgetragen werden.
Die beiden Glocken hat man in einem Bretterverschlag neben der Kirche
auf dem Friedhof untergebracht. Sie blieben 22 Jahre dort; so lange
dauerte es, bis der Turm (für 540 Gulden) wieder aufgebaut war.
Das Kirchengebäude war schneller wieder hergestellt. Das nächste
Schreiben vom 5. Juli 1738 befasste sich schon mit der Frage, welches
Weihwasser bei der Kircheneinweihung benutzt werden solle. |
Schmidt'sche Matrikel 1738/40 09)
In den Jahren 1738 bis 1740 hat der Kanonikus Schmidt aus Freising alle
Pfarreien des Bistums besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.
"Diese einst baufällige Kirche wird jetzt erbaut und die
Altäre sind in ihr noch nicht aufgestellt. Der Hochaltar, in dem
sonst das Allerheiligste aufbewahrt wird, wird dem hl.Silvester geweiht.
Gottesdienst wird hier sonst gewöhnlich am dritten Sonntag (durch
den Kooperator; an den anderen beiden Sonntagen in Westerndorf) und
an den nichtmarianischen oder nicht apostolischen Festtagen gefeiert.
Dazu kommt noch eine Messe in der Woche, für die der Kooperator (Kaplan)
jährlich einen Gulden 42 Kreuzer und 6 Heller erhält. Das Kirchweihfest
wurde bisher (= bis 1740) am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt
(= 15.August), das Patrozinium am 31.Dezember gefeiert. Appercha
besitzt einen Friedhof mit Beinhaus und Grabstätten. In der Sakristei
befinden sich die notwendigen Paramente (= Messgewänder).
Im Turm hängen zwei geweihte Glocken. Die Einkünfte dieser Kirche
werden vom Pfarrer und vom Hofmarksverwalter von Massenhausen verwaltet."
Zum Schluss der einzige deutsche Satz im sonst lateinischen Text: "Das
Vermögen dises Gottshauses mechte der Zeit gegen 600 fl. (= Gulden)
betragen".
Brand im Ort 1866
02)
Am 9.Sept.1866 wurde Appercha von einem "großen Brandunglück"
heimgesucht. Welche Schäden es verursachte, ist mir nicht bekannt.
Die Kirche dürfte wohl nicht davon betroffen gewesen sein; dies wäre
sonst im Zeitungsbericht erwähnt worden. Zu den möglichen Ursachen
schrieb die Zeitung "Neuer bayerischer Kurier für Stadt und
Land" am 15. 9.1866:
|
"Am vergangenen Sonntag
Nachts sah man mehrere Feuer in nder Umgegend. So brannte es in Appercha,
in Eching, in Inkofen und in der Richtung nach Geisenhausen sah man
ebenfalls Feuerröthe am nächtlichen Himmel. Sonderbar, daß
gerade an diesem Tage, wo verschiedene Kirchweihen zusammenfallen,
die Brandfälle vorkommen. Im vorigen Jahre war es ebenso der
Fall. Es trägt demnach sicher Brandstiftung die Schuld an den
Feuersbrünsten." |
Die Brandbekämpfung scheint aber erfolgreich
gewesen zu sein. Jedenfalls sah sich die Filialgemeinde Appercha veranlasst,
am 16.Sept. in dieser Zeitung folgende Danksagung zu veröffentlichen.
|
"Die Filialgemeinde
Appercha, k.Bez.Amts Freising, welche am Sonntag den 9.d. Mts, Abends
von einem großen Brandunglücke heimgesucht wurde, sieht
sich veranlaßt, den eben in Appercha und Jarzt einquartierten
Soldaten der Abtheilung des 1.Artillerie-Regiments, sowie der Mannschaft
des 1. u. 5. Aufnahmespitals für ihre Menschenfreundlichkeit
öffentlichen Dank zu sagen. Ihrer raschen Beihilfe und ihrem
unermüdeten Eingreifen hat man es zu verdanken, daß nicht
das ganze Dorf ein Raub der Flammen wurde. Ebenso fühlt sich
Appercha verpflichtet, dem hochverehrten Hrn. Bez.Amts-Assessor Scheibenpflug
in Freising für seine eifrige Anordnung von Sicherheitsmaßregeln,
und endlich auch der Stadtgemeinde Freising, den Landgemeinden Allershausen,
Gremertshausen, Haimhausen, Kammerberg, Kollbach und Kranzberg für
ihre thätige Unterstützung herzlichsten Dank zu sprechen.
Jarzt den 16.September 1866
Im Namen der Filialgemeinde Appercha, Jos.Thurner, Cooperator, Mich.Reichl,
Vorsteher" |
Statistik
1867: Dorf,
kath.Pfarrei Jarzt, 153 Einwohner, 51 Gebäude, 1 Kirche (Handbuch
des Königreichs Bayern von 1867) 03
1876: Kirchdorf, zur Kirche und Schule Jarzt 1 km, zur Post
Haimhausen 8 1/4 km, 134 Einw., 55 Gebäude, 60 Pferde, 222 Rinder,
Beschreibung
1874 04
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und
Freising vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr
1874 ist auch die Kirche von Appercha (damalige Schreibweise: Apercha)
als Filialkirche von Jarzt enthalten. Zu dieser Zeit gehörten
137 Seelen zu diesem Filialbezirk. Sie wohnten in 20 Häusern
(1832 waren es 120 Einwohner in ebenfalls 20 Häusern 01).
Die Kirche, so schreibt Mayer, liegt an der Distriktsstraße
von Jarzt nach Moosburg. Um das Jahr 1740 wurde sie neu gebaut. Stil
wie in Fahrenzhausen (=modern). Geräumigkeit: genügend.
Baupflicht: An der Kirche die Kirchenstiftung, am Cemeterium (=Friedhof)
die Gemeinde. Kuppel-Thurm mit 2 Glocken. 3 Altäre. Gottesdienste:
An jedem 3.Sonntage, abwechselnd mit Westerndorf, und am Feste St.Johann
d.T., sowie am Patrocinium, durch den Cooperator. Stiftungen: 7 Jahrtage
und 3 Jahrmessen. Meßner ist ein Gütler. Kirchenvermögen
4.300 Gulden. |
im Jahr 1908
|
Mayer schreibt weiter in einer Anmerkung:
10)
"In Apercha sind d.Z. 11 Protestanten, eingepfarrt nach Ober-Allershausen,
die Kinder aber gehen nach Fahrenzhausen zur Schule".
Diese Protestanten waren in der Zeit zwischen 1810 bis 1820 im Rahmen einer
Einwanderung "vom Rhein her" nach Appercha gekommen. Sie erwarben
in Zinklmiltach, Grandlmiltach, Thurnsberg und Appercha relativ günstig
Höfe, die durch die kriegerischen Ereignisse zu Beginn des 19.Jh vergantet
waren. 1797 zogen die Franzosen durch, 1798 war das österreichische
Regiment einquartiert, 1800 kamen wieder die Franzosen. Die vom König
Max I. aus seiner früheren Heimat, der Pfalz, geholten Einwanderer
konnten ihren Boden daheim verhältnismäßig günstig
verkaufen. Für ein Tagwerk pfälzischen Grund erhielten sie in
Appercha drei Tagwerk. Dank ihrer verfeinerten landwirtschaftlichen Anbaumethoden
hatten sie guten wirtschaftlichen Erfolg. Dass sich überhaupt Protestanten
hier ansiedeln konnten, lag am bayerischen Toleranzedikt von 1800, das allen
christlichen Bekenntnissen Religionsfreiheit gewährte. Vorher gab es
-jedenfalls auf dem Land- keine Protestanten.
Renovierung
1973-1975
In den Jahren 1973 bis 1975 wurde die Kirche von Grund auf renoviert.
Die Außenmauern wurden oberhalb der Grundmauern waagerecht durchschnitten,
gegen Feuchtigkeit isoliert und auf einen neuen Betonsockel gestellt.
Ergänzung
der Kircheneinrichtung um 2000
In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts hat der langjährige Kirchenpfleger
und begnadete Handwerker Johann Rottenfußer die Inneneinrichtung
der Kirche um mehrere Kunstschlosser-Arbeiten ergänzt:
- Verzierung des Portalgitters (2007)
- Apostelleuchter (2008)
- Leuchterarm für die Ewig-Licht-Ampel (2009)
- Chorglocke (2016)
- Totengedenkbrett mit Ständer für Opferkerzen (2016)
Rottenfußer hat diese Arbeiten in den Formen des Barock/Rokoko-Stils
erstellt, der der Kirche ihr Gepräge gibt. Kennzeichnend sind bei
allen Arbeiten die Farben Anthrazit für die Grundfunktionen und Gold
für die Verzierungen. Rottenfußer hat diese Einrichtungsgegenstände
auf seine Kosten erstellt und der Kirche gestiftet.
Baubeschreibung
der
Kirche
Die 1738 von Grund auf renovierte Kirche
liegt inmitten des Dorfes an der Hauptstraße. Sie ist von einem
ummauerten Friedhof umgeben.
Der gegenüber dem Langhaus deutlich eingezogene (= niedrigere und
schmälere) Chor schließt mit einer halbrunden
Apsis.
Das Langhaus besitzt zwei Joche.
Die Fenster haben geschweifte Formen. Langhaus und Chor sind von einem
hohem Satteldach mit rotem Kirchenbiber überdeckt, das über
der Sakristei heruntergezogen ist.
Sakristei
Die doppelstöckige Sakristei
ist an der Nordseite an den halbrunden Chor angebaut (siehe Bild rechts).
Der obere Stock ist nur von außen zugänglich. Die Fenster
bestehen aus rundverbleiten Antikgläsern. Eine Wandnische ist
mit einem Türchen aus dem 18.Jh. verschlossen. |
Sakristei
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Aufnahme 1908
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Bis 1970 war in den
Zwickel zwischen Kirchenschiff-Ostseite und Chor-Südseite ein
schmaler Anbau mit
steilem Dach gesetzt, in dem die Ölbergfiguren aufbewahrt wurden
(siehe Bild links, mittlerer Bauteil). Der Anbau war von einer Lattenrost-Türe
verschlossen, die nur mangelnden Schutz vor der Witterung bot. Seit
1970 sind die Figuren im Leichenhaus aufgestellt.
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Turm
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Der Turm
steht im Westen. Er stammt in seinen drei quadratischen Untergeschossen
noch aus dem Mittelalter. Der obere Teil wurde 1760 durch den Freisinger
Stadtmaurermeister Ignaz Reiser aufgesetzt; er besteht aus einem
Achteck mit vier schmalen und vier breiten Seiten. Die schmalen
Diagonalseiten sind durch Pilaster verziert. Zimmerermeister Math.
Neureuther aus Massenhausen versah den neuen Turm mit einer kunstvollen
Zwiebelhaube (Turmkosten 796 Gulden). Auf einer Zeichnung des Feldvermessers
Thobias Volkhmair aus dem Jahr 1643 hat der Turm ein Satteldach.
Auf
die Nordseite des Turms ist eine Sonnenuhr
gemalt. Dies klingt zunächst nach einem Schildbügerstreich,
ist aber aus der Geschichte erklärbar: Früher waren
aus gestalterischen Gründen auf allen vier Seiten des Turms
Sonnenuhren angebracht. Bei einer Renovierung hatten die Maurer
begonnen, den Putz und damit auch die Sonnenuhr-Gemälde
abzuschlagen; sie konnten erst auf der Nordseite gestoppt werden.
So hat sich nur die Sonnenuhr im Norden erhalten und gibt nicht
informierten Betrachtern zu denken. |
Sonnenuhr
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Turmkreuz
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Übrigens:
Eines hat die Kirche in Appercha mit der Kirche St.Peter in München
gemeinsam: Das Kreuz auf der Turmspitze hat -wie das auf dem Alten
Peter- die falsche Richtung. Üblicherweise sind die Kreuzbalken
quer zum Kirchenschiff, also in Nord-Süd-Richtung, angeordnet.
Das Kreuz ist also von Osten und vor allem von Westen in seiner vollen
Breite zu sehen. Das hat zwei Gründe:
a) Kirchenbesucher, die auf die Kirche von Westen her zugehen, sollen
es von vorne erblicken.
b) Außerdem war in früheren Zeiten die Westseite als Gegenstück
zur Ostseite (Sonnenaufgang als Symbol
für Christus) die Richtung, aus der schädliche Einflüsse
kamen. Da konnte eine volle Kreuzes-Breitseite
zur Abwehr dieser schädlicher Einflüsse nicht schaden.
Beim Alten Peter soll einer Sage nach der Teufel das Kreuz gedreht
haben. Wer in Appercha schuld war, ist (noch) nicht geklärt.
Alle übrigen Kirchen der Pfarrei Jarzt haben übrigens die
Kreuze auf ihrer Kirchturmspitze ganz korrekt in traditioneller N/S-Richtung
montiert. |
Glocken
Hinter den vier rundbogigen Schallfenstern hängen zwei Glocken.
Sie sind historische Raritäten: Beide wurden von Ulrich
von Rosen aus München
in den Jahren 1481 bzw. 1485 gegossen. Die Aufschrift auf den Glocken lautet:
"Ave Maria, gratia plena, dominus tecum" (= Gegrüßt
seist Du Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit Dir); "1481
jar gos mich maister ulrich von rosen" und "1485
jar gos mich ulrich von rosen". Die Inschrift ist von gotischer Ornamentik
eingerahmt.
Die
Brüder Ulrich und Hans von Rosen haben auch eine Glocke für
die Münchener Frauenkirche gegossen. |
1481
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1485 |
Im
Landkreis Dachau hängen in der Kirche von Mühldorf bei Petershausen
ebenfalls zwei Glocken von Ulrich
von Rosen (gegossen
1486 und 1487). |
Die Glocken von Appercha sind
-wie die meisten Glocken in unseren Kirchen- Bronzeglocken. Sie
bestehen leider aus dem gleichen Material wie die Munition und Kanonen
des Militärs (etwa 78 Teile Kupfer und 22 Teile Zinn). Im Ersten
und im Zweiten Weltkrieg wurden deshalb in Deutschland tausende
von Glocken beschlagnahmt und zu Kriegsgerät eingeschmolzen.
Im Ersten Weltkrieg fielen nur Glocken unter die Beschlagnahme,
die nach 1770 gegossen worden. Doch im 2.Weltkrieg wurde auch eine
der historischen Glocken vom Turm der Kirche von Appercha geholt,
nach Hamburg gebracht und in der Elbe als Rohstoffvorrat versenkt.
Dort überlebte sie den Krieg und konnte wieder nach Appercha
zurückkehren. Allerdings war sie stark beschädigt und
musste -zunächst notdürftig- repariert werden. 1995 hat
man beide Glocken in Nördlingen nochmals überholen lassen.
Die Geldmittel dafür stammten aus dem Verkauf eines Kochbuchs
mit Rezepten von Frauen aus Appercha. 17)
Die Glocken haben in den 1990er Jahren eine elektrisch betriebene
Läutanlage bekommen.
Das Glockengeläute
wurde von Herrn Thomas Wendt aufgenommen und in Youtube eingestellt.
Wenn Sie es hören möchten, klicken
sie hier....
|
Das
Portal liegt an der Westseite des Turmes. Bis zur Renovierung 1738
befand sich der Eingang übrigens an der Südseite; er wurde zugemauert
und ist unter dem Putz noch zu erkennen.
Das Portal führt den Besucher zunächst in die Vorhalle, die
im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet ist. Dort befand sich in den früheren
Jahrhunderten das Beinhaus. In diesen auch Karner genannten Gebäuden
wurden die Gebeine der schon vor längerer Zeit Verstorbenen aufbewahrt,
die man aus ihren Gräbern geholt hatte. Friedhöfe waren damals
immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig. Es
war üblich, die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu
verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber; der nächste Tote
erhielt das frei werdende Grab. Als man die Beinhäuser im 19.Jh.
schloss, wurden an deren Stellen oftmals Lourdeskapellen oder/und kleine
Erinnerungsstätten an die Beinhäuser (Gedenknischen) angelegt,
wie dies auch in Appercha der Fall war. Einige Totenköpfe in der
Nische erinnerten an die frühere Trauerkultur. Sie sollten die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen. Besonders für
Kinder waren sie aber auch Stätten des Gruselns. Deshalb sind die
Totenschädel bei der großen Renovierung um 1970/75 entfernt
worden.
Verblieben sind das große
Gemälde und
das schwarz gestrichene Holzgitter. Beide wurden möglicherweise
beim Umbau des Beinhauses in eine Gedenknische im 19.Jh. angebracht.
Das mit Ölfarbe
auf Holzuntergrund gemalte Bild zeigt die Linderung der Qualen der
Seelen im Fegefeuer durch das Blut Christi. Aus den fünf Wunden
Jesu strömt das Blut in ein großes, Kelch-artiges Gefäß
(dem Sinnbild für die Kirche), aus dem es in fünf Blutstrahlen
an die im Fegefeuer schmachtenden Seelen weitergegeben wird (durch
die Kirche zum Heil).
Das rundbogige Gemälde steht unter der Überschrift: "Seelig
ist wer verstandt hat, und sich annimmt um den dirfftigen (=Bedüftigen)
Psalm 40".
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Arme-Seelen-Gemälde
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Das
Bild wird von einem Band aus Bildern und Texten umgeben. Darauf
werden dem Betrachter Ratschläge gegeben, mit welchen Mitteln
er den Armen Seelen im Fegefeuer helfen könnte.
Genannt werden Messopfer, Almosen,
Gebet, Fasten, Seelenablass,
und Geduld.
Dazu der Text: "Mit welchem Maass ihr aufmessen werdet,
mit derselben wird euch gemessen. |
Almosen
- Fasten
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Totengedenktafel
und Lichtspalier
Totengedenken
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Gegenüber
vom Allerseelengemälde ist eine mit Schmiedeeisen umrahmte
Totengedenktafel
angebracht, in die die Sterbebilder der zuletzt verstorbenen Gläubigen
aus Appercha gesteckt werden. Auf einem Lichtspalier darunter können
gegen eine kleine Gebühr Opferkerzen angezündet werden. Der
Erlös daraus wird zur Pflege der Kirche und des Friedhofs verwendet;
darauf weist eine daneben angebrachte Tafel
hin, auf der ein Gebet der im September 2016 heiliggesprochenen
Mutter Theresa zu lesen ist:
"Herr lass uns in deiner Liebe einander
treu sein. Lass nicht zu, dass irgendetwas,
irgendjemand uns von deiner Liebe und der Liebe trennt, die wir
zueinander haben sollen. Amen".
Die schmiedeeisernen Rahmen von Totengedenktafe und Gebetstafel
sowie das Lichtspalier wurden von Johann Rottenfußer aus Appercha
gefertigt. |
Gebet
von
Mutter Theresa
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Innenausstattung
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge
des Kirche 15,10 m (davon Kirchenschiff: 8,64
m; Chorbogen: 0,60 m; Altarraum: 5,90 m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 5,60 m; Altarraum:
4,45 m
Höhe: Kirchenschiff: 5,00 m; Altarraum: 5,03
m
+ 1 Altarstufe: 0,20 m; Empore beginnt in 2,65 m Höhe
Der Kirchenraum
ist mit einem Spiegelgewölbe
(gedrückte Tonne) bedeckt, das über den Fenstern flache
Stichkappen
bildet. |
Deckengewölbe
|
Die Decke
ist mit einfachen geometrischen Formen (z.B. einer Kombination aus
Rechteck und Vierpass) geschmückt, gebildet aus profilierten
Stuckleisten. |
Der Boden ist mit Solnhofener Platten
im Rosenspitzmuster
belegt.
|
Hinweis: Beim Rosenspitzmuster
handelt es sich um ein Verlegemuster, das besonders häufig im süddeutschen
Raum zu finden ist. Es besteht aus zwei Elementen: Das Zentrum bildet
eine quadratische Platte, die auf allen Seiten von sechseckigen Platten,
den sogenannten Schiffchen, eingefasst ist.
Dieses Muster war in den 1920er Jahren auch als Egerer Muster bekannt.
|
Altarraum
Der tiefe, zweiachsige Altarraum ist gegenüber
dem Kirchenschiff eingezogen
und um eine Stufe erhöht.
Choraltar
/ Hochaltar
Choraltar
|
Der Stipes, der Altartisch,
ist gemauert und weiß verputzt.
Der Altaraufbau über
dem Altartisch ist ein dreiteiliger Figurenaltar aus der Zeit um
1679 - noch mit Anklängen an einen gotischen Schreinaltar.
Er wurde in der Rokokozeit, wahrscheinlich bei der großen
Renovierung 1738, verändert. Der Altar aus gefasstem Holz besteht
sowohl vertikal als auch horizontal aus drei Teilen.
Der untere Teil des Altaraufbaus (Predella)
enthält in der Mitte den schwarz gefassten (bemalten) Tabernakel,
der von zwei rot-schwarz marmorierten Seitenfeldern eingerahmt wird.
Auf der mittleren Ebene befinden sich drei große Figuren in
rot hinterlegten und durch vergoldete Säulen getrennte Nischen.
Der Altarauszug im obersten Stockwerk wird von zwei Voluten-Sprenggiebeln
eingefasst.
Um den Altar herum sind vergoldete Rokokoverzierungen angebracht.
|
Altarauszug
Der Altarauszug
wird von zwei Säulchen gestützt. Dazwischen eine Rundnische
mit einer Halbfigur von Gottvater, der einladend seine Hände
ausbreitet. Darüber ein Rocailleabschluss
mit Kreuz. |
Gottvater
im Auszug
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Eingerahmt wird der Altarauszug von zwei steil aufragenden Voluten-Sprenggiebeln
mit darauf sitzenden Putten.
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Ein Stockwerk
darunter thront in der Mittelnische die Figur des Kirchenpatrons St.Silvester
auf einem Sockel. Zu seinen Füßen liegt sein typisches
Attribut,
ein Stier. Die Figur wurde um 1500 geschnitzt. Silvester ist in ein
vergoldetes Gewand gekleidet, das an den Borten mit gotischen Ornamenten
verziert ist. Auf dem Haupt trägt er die Tiara (in einer etwas
freien künstlerischen Form). Die dreifache Papstkrone weist auf
die drei Reiche der Kirche hin: Die streitende Kirche auf Erden, die
leidende Kirche im Fegefeuer und die triumphierende Kirche im Himmel.
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St.Silvester
|
Eine weitere Deutung ist
den Worten zu entnehmen, mit denen früher die Tiara dem neugewählten
Papst überreicht wurde: "Empfange die dreifach gekrönte Tiara und
wisse, dass Du der Vater der Fürsten und Könige, der Lenker des Erdkreises
und der Vikar Jesu Christi, unseres Erlösers, auf Erden bist".
Der Hirtenstab in der Hand von Silvester entspricht nicht der Form,
die wir von dem Papstkreuz erwarten. Er hat nur zwei statt der sonst
üblichen drei Querbalken.
Vor St. Silvester sitzen auf dem Gesims
zwei silberfarben gefasste Leuchterenglein aus der Zeit um 1760. |
|
Hinweis:Silvester war
der erste Papst, der nach der Christenverfolgung zum Papst gewählt
wurde. Seine Verehrung als Heiliger beruht auf einer Reihe von Irrtümern
und Legenden. Die Behauptung, er habe Kaiser Konstantin vom Aussatz
geheilt und getauft, ist historisch nicht haltbar, ebenso wenig wie
die Geschichte von der Konstantinischen Schenkung, die sich als Fälschung
herausstellte. Silvester hat während seiner Amtszeit bei wichtigen
Glaubensentscheidungen nicht mitgewirkt. Er nahm weder an der Reichssynode
in Arles (gegen Donatisten) teil noch am 1. Konzil von Nicäa, wo es
um die Wesensart Christi und die Auseinandersetzung mit den Arianern
ging. Den Synodalen von Arles schrieb er, er könne die Apostelgräber
in Rom nicht im Stich lassen. Wahrscheinlich wollte er sich nicht
den Vorwürfen stellen, er sei während der diokletianischen Verfolgung
vorübergehend vom Glauben abgefallen.
Sein Attribut der Stier hat eine Legende als Hintergrund. Darin wird
von einem Streitgespräch berichtet, das Silvester mit zwölf jüdischen
Rabbinern geführt hat, weil die römische Kaiserin Helena ihren
inzwischen getauften Sohn Konstantin zum Judentum bekehren wollte.
Silvester obsiegte im religiösen Disput gegen elf der gelehrten
Juden; der zwölfte tötete einen Stier, um ihn wieder zum Leben zu
erwecken und so die Kraft seines jüdischen Glaubens zu beweisen.
Dem Rabbiner misslang die Totenerweckung. Silvester dagegen gab dem
Tier das Leben zurück, worauf die zwölf Rabbiner und die
Kaiserin Helena sich sofort taufen ließen. |
Assistenzfiguren
Die Assistenzfiguren am Choraltar stehen in den beiden Seitennischen unter
Muschelkalotten.
Es handelt sich um Darstellungen zweier Johannes: Johannes
des Täufers und des Evangelisten.
Die Figuren sollen aus der Zeit um 1480 stammen; die Fassung (=Bemalung)
soll jünger sein.
Joh.der
Täufer
|
Johannes der Täufer (links) hält ein Buch im Arm, auf
dem ein Lamm ruht. Mit der linken Hand weist er auf das Lamm hin.
Johannes der Täufer hatte mit den Worten "Dieser ist das Lamm
Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" den Messias angekündigt
(Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm
abgebildet.
Die Figur des Johannes auf
der rechten Seite stellt den Evangelisten Johannes dar. Der Kelch
in seiner Hand erinnert an den Versuch, Johannes in Ephesus zu vergiften.
Das Gift entwich dem Kelch in Form der Schlange.
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Joh.Evangelist
|
Tabernakel
Der schwarz gefasste Tabernakel
wird von zwei vergoldeten kannelierten Säulchen gestützt. Es handelt
sich um einen Drehtabernakel mit insgesamt drei Nischen.
In der üblicherweise
nach vorn gerichteten Nische steht ein Altarkreuz aus Holz mit einer
Messingverblendung, die versilbert und mit Verzierungen in Treibarbeit
versehen ist. Der Sockel ist mit Rocaillen,
Blattfestons und Schleifen geschmückt, die Kreuzbalken-Enden
mit roten Streifen.
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Tabernakel
|
Die zweite Nische ist für den
Hostienkelch reserviert; sie ist derzeit nicht belegt, weil zu selten
Gottesdienste stattfinden.
In der dritten Nische steht die Monstranz, das mit Schmuck und Steinen
verzierte liturgisches Schaugerät, in dem bei Segensandachten die
konsekrierte Hostie zur Verehrung und Anbetung ausgesetzt wird.
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Die aus vergoldetem
und versilbertem Messing oder Kupfer bestehende Monstranz
in Appercha ist zwar kein außergewöhnliches Kunstwerk, gehört
aber zu Ausstattungsstücken in der Kirche, die mit dem filigransten
Schmuck versehen sind. Mittelpunkt ist das ovale Schaubehältnis mit
einem Glastürchen vorne, in das die Lunula eingesetzt ist, die sichelförmige
Halterung der geweihten Hostie.
Monstranz
|
Umgeben ist das Schaubehältnis
von einem vergoldeten Strahlenkranz, der die Sonne symbolisiert und
auf Christus den Herrscher hinweist. Vor den Strahlenkranz ist ein
Silbergitter gesetzt, das mit seinen Verzierungen in Treibarbeit und
mit den eingesetzten Halbedelsteinen bzw. Glassteinen den sichtbaren
Schmuck der Monstranz ausmacht. Die Bilder rechts zeigen Details (Vergrößerung
durch Mouseklick). |
Baldachin
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Blumenkorb
|
oberer Abschluss
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Am Monstranz-Schaft (Stiel) sind ein birnenförmiger
und ein eiförmiger Nodus (lat.=Knoten) zu sehen. Ein Nodus sorgt
dafür, dass die Monstranz am Schaft besser zu greifen ist. Der Name
kommt aus früheren Zeiten. Da hatte der Nodus, der Knoten, noch die
weitere Aufgabe, Unheil abzuwehren (apotropäische Bedeutung). Diese ihm
schon aus vorchristlicher Zeit zugeschriebene
Eigenschaft rührte von der Vorstellung her, dass ein Knoten für
Dämonen ein unüberwindbares Hindernis darstellt.
Leuchterengel
Auf dem Altartisch des
Choraltars knien zwei Leuchterengel
mit recht menschlichen Gesichtszügen. Vor 1970 befanden sie sich
auf dem Tabernakel, vor der großen Altarfigur des Silvester,
dort wo sich heute ihre sitzenden Nachfolger aus der Zeit um 1760
befinden. |
Leuchterengel
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Ewig-Licht-Ampel
Ewig-Licht-Ampel
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Die Kirche besitzt
zwei Ewig-Licht-Ampeln.
An der rechten Chorwand ist eine akanthusgerahmte Kartusche
aus Holz in roter und goldener Fassung befestigt (um 1700). Eine Messingstütze
hält das Ewig-Licht
im rotem Glaskelch (um 1700).
Links hängt seit einigen Jahren wieder die prächtige Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit des Historismus mit neugotischen Verzierungen und drei
Kerzen um den Glaskelch. Der kunstvoll geschmiedete Leuchterarm stammt
von Johann Rottenfußer aus Appercha (2009). |
Ewig-Licht-Ampel
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Hinweis: Das rote Öllämpchen,
das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines
katholischen Gotteshauses. In der Anfangszeit des Christentums gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden
Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. Der Johanniter-Ritterorden hatte
das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht.
In der Grundordnung des Römischen Messbuchs heißt es: "Nach überliefertem
Brauch hat beim Tabernakel ständig ein mit Öl oder Wachs genährtes
besonderes Licht zu brennen, wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird". Hier in Appercha brennt das Ewige Licht nicht mehr,
weil der Tabernakel leer ist. |
Nicht -wie sonst- an den Kirchenbänken befestigt, sondern im Chor,
rechts neben Altar, steht ein Vortragekreuz
aus dem 18.Jh. Auf der Stange sitzt ein mit Blattwerk bemalter, eiförmiger
Nodus. Darüber ein dreipassförmiges Kruzifix mit einem stark gekrümmten
Corpus aus neuerer Zeit.
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Hinweis:
Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und -auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich
selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
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Vortragekreuz
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Chorglocke/Sakristeiglocke
Chorglocke
|
In der Sakristei werden die
Paramente (Messgewänder) und die für die Kirche benötigten
Gerätschaften aufbewahrt. In der Sakristei ziehen sich Priester
und Ministranten vor dem Gottesdienst die liturgischen Gewänder
über. Im Begriff Sakristei steckt übrigens das lateinische
Wort "sacer", mit der Bedeutung "heilig bzw.
geweiht".
Die
Kirche besitzt seit 2016 eine neue Chorglocke,
die in einer kunstvoll gestalteten Aufhängevorrichtung neben
dem Sakristeieingang angebracht ist. Sie wurde von Johann Rottenfußer
aus Appercha entworfen und erstellt.
Hinweis: Chorglocken sind in den Kirchen Bayerns seit dem 15.Jh.
gebräuchlich. Sie hängen am Zugang zur Sakristei und geben
die akustischen Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes.
Die Glocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten die
Sakristei verlassen und den Kirchenraum betreten.
|
Zelebrationsaltar
Unter dem Chorbogen steht der Zelebrationsaltar
(Volksaltar) aus dunklem Holz.
Der große
Altar wurde um 1975, nach der letzten Renovierung, aufgestellt,
im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische
Konzils. In der
Konstitution des II.Vaticanischen Konzils "Sacrosanctum concilium"
(SC 124) heißt
es:
"Die
Eucharistie kann gemäß einem Desiderat der Liturgischen Bewegung
wiederum versus populum gefeiert werden. Dafür ist ein freistehender,
umschreitbarer Altar notwendig". |
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
nun liturgisch voll den Hochaltar. 24)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Seitenaltäre
Allgemeines zu beiden Altären
Die Seitenaltäre in Appercha wurden im Jahr 1679 angeschafft. Bei
der Renovierung 1970/75 hat man auf der Rückseite des linken Altars
einen mit Bleistift geschriebenen Hinweis entdeckt, dass der Kistlergeselle
Bartholomäus Ströber aus Massenhausen hier 1679 tätig war.
Über die Anschaffung des rechten Altars berichtet uns der Schriftverkehr
zwischen Pfarrer Kaspar Stieler u. dem Ordinariat in Freising.
Linker
Seitenaltar
|
Die
Seitenaltäre haben
dunkel gehaltene Retabel (Altaraufbauten), die von zwei hellen,
kannelierten Säulen gestützt werden. Zwischen den Säulen
befindet sich eine Nische mit einem Altarblatt oder einer Figur;
außerhalb der Säulen stehen zwei Assistenzfiguren auf
Volutenkonsolen unter Baldachinbögen. Die Assistenzfiguren
könnten von Christoph Thalhammer aus Freising (um 1680)
geschnitzt worden sein.
Von Thalhammer stammen vermutlich auch Arbeiten in Mühldorf
b.Hohenkammer, Petershausen-Kp, Weng und Großeisenbach.
Der Stipes, die Altarblöcke, sind gemauert und weiß verputzt.
Bei der Renovierung 1970 wurden sie zurückgebaut, weil sie
nicht mehr für Zelebrationen benötigt werden. Früher
hatten bei großen Beerdigungen oftmals drei Priester gleichzeitig
die hl.Messe gefeiert.
|
Rechter
Seitenaltar
|
Die
Altaraufsätze auf dem von den Säulen getragenen Gesims bestehen
aus Hochoval-bildern, die von sitzenden Putten
eingerahmt werden.
Interessant ist die Bekleidung der kleinen Engel.
Sie haben Lendentücher, die mit Hosenträgern versehen sind,
damit bei den lebhaften Bewegungen nichts ins Rutschen kommt. |
Engel:
heute u. im Jahr 1908
|
Vor mehr als 100 Jahren war ein Pfarrer aber der Auffassung, dass
die Altarengel zu knapp bekleidet sind. Die Nacktheit von Putten
erinnere die frommen Beter nicht an deren ursprüngliche Bedeutung,
Unschuld und Reinheit
10),
sondern störe sie in ihrer Konzentration. Er zog ihnen kaschierte
Leinenhemdchen über. Die nebenstehenden Fotos zeigen den linken
Engel des rechten
|
|
Altars in den
Jahren 2012 und 1908. Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese Hemdchen
aber -wie Pfarrer Mayer schrieb- staubig und schäbig. 1970/75
hat man bei der großen Renovierung den Originalzustand wieder
hergestellt. |
Die breit gelagerten Tabernakel
an den Seitenaltären haben geschwungene Glastüren, die von zwei
Säulchen flankiert werden. Seit einigen Jahrzehnten werden die Tabernakel
als Reliquienkästchen genutzt.
Frühere Altarbilder
Die heutige Ausstattung der Seitenaltäre ist erst seit 1975, seit
der letzten großen Renovierung, vorhanden. Vorher hingen in den
Mittelnischen zwei Gemälde. Diese im Nazarenerstil
gemalten Bilder waren aber nicht so alt wie der Altar; sie dürften
im 19.Jh. entstanden sein.
Seitenaltarblätter
vor 1975
|
Das Gemälde am linken Seitenaltar
war eine Darstellung der Pieta, der Mutter Maria, die ihren vom
Kreuz abgenommenen Sohn Jesus vor der Grablegung noch einmal auf
ihrem Schoß betrauert.
Der rechte Seitenaltar war schon bei seiner Erstellung 1679 der
Heiligen Familie gewidmet. Bis 1970 hing dort ein Gemälde,
das Josef, Maria und Jesus zeigte.
Bei der letzten großen Renovierung, hat man das Altarblatt
gegen die heutige Annafigur ausgetauscht. Was aus dem Gemälde
geworden ist, ist mir nicht bekannt.
|
Linker Seitenaltar
Altarauszug
Der Auszug
auf dem linken Seitenaltar ist mit einem vergoldeten Kreuz im Strahlenkranz
gekrönt. Im ovalen Bild zwischen den Säulchen ist ein Gemälde
mit dem Thema Herz Mariens enthalten. |
Maria
Immaculata
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Die Muttergottes hält
eine Lilie (Zeichen für Reinheit) in der linken Hand; mit der
Rechten verweist sie auf das brennende Herz, das von einem Kranz weißer
Rosen umgeben ist.
Der Stil des Bildes und die Form des Kreuzes legen nahe, dass der
Auszug aus dem 19.Jh. stammt. |
Mittelteil
Das Altarblatt des
linken Seitenaltars aus der Zeit um 1730 zeigt in einem weiß-goldenen
Frührokoko-Rahmen ein Maria-Hilf-Gemälde.
Das Besondere an diesem Bild sind die Kronen von Maria und Jesus.
Sie sind nicht gemalt, sondern bestehen aus Metall und bunten
Steinen. Das 71 x 41 cm große Bild wurde mit Ölfarben
auf Leinwand gemalt. Die Pupillen der Augen sind so gemalt, dass
der Blick von Maria jede Bewegung seines Betrachters zu verfolgen
scheint.
|
Maria-Hilf-Bild
mit Metallkronen
|
Hinweis: Maria-Hilf-Bilder hängen in vielen Kirchen des süddeutschen
Raums. Das Original malte um 1530 der Lutherfreund Lucas Cranach
d.Ä. für den evangelischen sächsischen Kurfürsten. Der verschenkte
es nach Passau, wo man es mit übernatürlichen Erscheinungen
in Verbindung brachte. Später kam das Original nach Innsbruck,
wo es -ebenso wie die Kopie in der Passauer Maria-Hilf-Kirche- als
Wallfahrtsbild verehrt wird. Das Mariahilfbild ist das am weitesten
verbreitete Marienbild in Süddeutschland und dem Alpenraum.
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Wenn Sie Interesse an der Geschichte dieses
Madonnenbildnisses haben, klicken Sie hier...
Assistenzfiguren am linken Seitenaltar
sind die Heiligen Florian (als
römischer Soldat mit Siegesfahne und mit brennendem Haus zu seinen
Füßen) und Leonhard
(im Mönchsgewand). Die Leonhardsfigur stand früher am rechten
Seitenaltar.
St.Florian
|
Hinweise: St.Florian war um
das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen
Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich stationiert. Nachdem
der Christ geworden war, trat er aus der Armee aus. Wegen seines
Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein
um den Hals in die Enns geworfen. Florian ist der erste österreichische
Märtyrer und Heilige. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus
durch sein Gebet gerettet haben; aber erst im 15. Jh setzte sich
diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron
vor Feuersgefahr begründet.
Leonhard (in Bayern
einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und
später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen
und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden.
Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten
liegen", also der Gefangenen. Nach der Reformation wurde er Schutzpatron
der Haustiere, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde,
als Viehketten deutete. Die Leonhardsfigur in Appercha hat keine
besondere Attribute. Das Buch ist das Zeichen für die Verkünder
des Evangeliums; das sind fast alle Heiligen. Auf Leonhard weist
das Mönchsgewand hin. Außerdem lässt die Haltung
der linken Hand vermuten, dass sie früher entweder den Abtsstab
oder Ketten hielt.
|
St.Leonhard
|
Auf dem Reliquienkästchen, dem früheren
Tabernakel, stehen zwei Figuren der Franziskaner-Heiligen Franziskus
von Assisi und Antonius von Padua.
Sie wurden zu Beginn des 18.Jh geschnitzt. Früher standen sie auf
dem rechten Seitenaltar.
Beide Heiligen lebten um das Jahr 1200 (Franziskus 1181-1226, Antonius
1195-1231); sie kannten sich persönlich. Antonius trat 1220 in
den von Franziskus gegründeten Orden der Minoriten (Franziskaner)
ein. Dieser Orden zeichnet sich durch persönliche Armut aus. Dies
zeigt sich auch am Gewand: die Kutte der Franziskaner ist braun. Diese
Farbe steht traditionell für Demut und Bescheidenheit. Der Gürtel
der Mönche ist bei den Franziskanern ein Strick. |
Franz
v.Assisi - St.Antonius
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Franziskus
wird in Appercha mit Kruzifix sowie Hand- und Seitenwunde abgebildet.
Der Heilige förderte in besonderer Weise die Verehrung der Passion
Christi. Kurz vor seinem Tod erhielt er die Hand- und Fußwundmale
(Stigmata).
Das Jesuskind auf der Bibel des Antonius erinnert an die Legende,
nach der dem Heiligen beim Bibellesen das Jesuskind erschienen ist.
Die Figur des Antonius darf in keiner Dorfkirche fehlen, weil der
Heilige Patron für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände
ist. |
Reliquienmonstranz
Reliquienmonstranz
|
Im früheren Tabernakel auf dem
linken Seitenaltar steht eine Reliquienmonstranz
im Stil des Frührokoko aus der Zeit um 1730/40. Hinter dem
ovalen Sichtfenster sind Reliquien
zu sehen. Nach der Aufschrift auf der Cedula, dem kleinen Zettelchen
aus Pergament, handelt es sich um Gebeine von "S.Nicolai P.".
Dabei dürfte es sich um einen der vielen Katakomben-Heiligen
handeln.
Hinweis: Am 31.3.1578 wurde in Rom ein unterirdischer, frühchristlicher
Friedhof (Coemeterium Jordani) entdeckt. Als man an den Gräbern
Symbole von Kreuzen, Palmen und Tauben fand, nahm man an, dass dort
Märtyrer begraben liegen.
|
Reliquie
St.Nicolai
|
|
Die Gebeine
wurden ausgegraben und "getauft", d.h. mit Namen versehen, die an
Tugenden, heroische Eigenschaften oder an andere Heilige erinnerten.
Die Kirche war anfangs dagegen, doch als der Druck der Gläubigen zu
groß wurde, genehmigte sie die Ausgrabung, Taufe und Verehrung der
Katakombenheiligen. Vor allem nördlich der Alpen kamen sie in Mode.
Und ein schwunghafter Handel begann. Für Reliquien von Katakombenheiligen
gilt ganz besonders der Satz: "Reliquien sind echte oder gefälschte
Dokumente einer wahren Sehnsucht nach einem greifbaren Stück Heiligkeit".
|
Rechter Seitenaltar
Altarauszug
Der Auszug
auf dem rechten Seitenaltar ist in gleicher Weise gestaltet wie sein
Pendant gegenüber; er stammt auch aus der gleichen Zeit. In seiner
Mitte ein Herz-Jesu-Bild im Stil der Nazarenerschule. |
Herz-Jesu-Bild
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Jesus, mit dem dreistrahligen
Heiligenschein (der den drei göttlichen Personen vorbehalten
ist) weist mit der Hand auf sein flammendes Herz hin, das von einer
Dornenkrone umgeben ist. |
Mittelteil
In
der Mittelnische des Altars steht eine Statue der hl.Anna,
die im 18.Jh. geschnitzt wurde. Die mit Metallfarbe gefasste Figur
stand bis 1970 in der Pfarrkirche von Jarzt und wurde im Zuge
der großen Renovierung 1975 nach Appercha gebracht.
|
St.Anna
|
Ins Auge fällt
das wallende Gewand, unter dem der Körper fast verschwindet.
Der Name "Anna" wird in der Bibel nicht erwähnt. Nach apokryphen
Evangelien des 2. bis 6. Jh war Anna die Mutter von Maria und somit
die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna soll sie erst
nach zwanzigjähriger kinderlose Ehe ihr Kind Maria geboren
haben. Deshalb wird sie in der Kunst als ältere, verheiratete
Frau mit Kopftuch dargestellt.
|
Assistenzfiguren
Assistenzfiguren sind die Heiligen Wolfgang
und Stephanus. Sie stammen aus
dem Ende des 17.Jh., denn für diese Figuren liegt ein Kostenvoranschlag
von Christoph Thalhammer aus dem Jahr 1679 vor 17) .
Stephanus wird als junger
Mann dargestellt, der in seinem linken Arm Steine trägt; ein
Hinweis auf sein Martyrium durch Steinigung. Die Figur stand vor 1970
-mit einem Heiligenschein in Form eines Strahlenkranzes- auf dem linken
Seitenaltar. |
St.Wolfgang
- St.Stephanus
|
Wolfgang ist als Bischof
dargestellt, mit Mitra und Bischofsstab.
Das für diesen Heiligen typische Attribut, das Kirchenmodell,
fehlt heute. Aber die Stellung des Daumens der linken Hand lässt
erkennen, dass auf dem Buch früher ein solches Modell gestanden ist. Dies wird durch ein altes Foto bestätigt. |
|
Hinweise: Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen
Gemeinde in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung auch
für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie
hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an
die Apostel heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus
mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Stephanus
wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten Menge
gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern
vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus'Steinigung war der
Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.
Wolfgang lebte im 10.Jh. Er war erst Mönch in Einsiedeln,
dann ab 972 Bischof von Regensburg. Die Legende erzählt von zeitweiligem
Einsiedlerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben
wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang
zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren
Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte,
an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen.
Wolfgang lebte sieben Jahre in der Einöde, danach kehrte er nach
Regensburg zurück. |
Kreuzpartikelmonstranz
Kreuzpartikel-
monstranz
|
Im früheren Tabernakel
auf dem rechten Seitenaltar steht eine Kreuzpartikelmonstranz
aus der Frührokokozeit um 1730/40. Sie besteht aus Kupfer und
ist vergoldet und versilbert. Im Sichtfenster ist ein blau scheinendes
Bergkristallkreuz zu sehen. Darin ein kleineres weißes Kreuz,
das die winzige schwarze Kreuzreliquie
enthält.
Bergkristall in Kreuzform als Einfassung einer Kreuzpartikel ist
seit Jahrhunderten verbreitet. Während der Edelstein in der
Antike als wertvoller Heil- und Zauberstein galt, ist er im
Christentum ein Zeichen für die Auferstehung Christi.
23)
Hinweis: Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich
galt das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit.
Die hl.Helena, Mutter von Kaiser Konstantin, soll nach der Legende
im Jahr 320 das Kreuz Christi aufgefunden haben. Größere
Kreuzpartikel kamen ab 950 nach Deutschland; die meisten wurden
aber im 17. und 18.Jh erworben. Sie werden häufig in Reliquienmonstranzen
aufbewahrt und waren früher in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.
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Kreuzpartikel
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Kanzel
An der rechten Seite ist die
Kanzel aus dem Ende des
17.Jh. angebracht. Sie besteht aus Holz und ist braun und golden
gefasst (bemalt). Der Kanzelkorb ist fünfeckig. Vier der Seiten
haben haben einfache Felderungen, zwischen denen sich kannelierte
Säulchen befinden. Die fünfte Seite ist offen; die steile
Treppe, die hier endete, ist entfernt.
Das Wandgemälde an der Rückwand zeigt eine Draperie.
Am Schalldeckel ist an der Unterseite das Jesusmonogramm IHS im
Strahlenkranz angebracht. Die Abkürzung IHS hat mehrere Bedeutungen:
- als die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS);
- als die Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" mit der
Bedeutung: "Jesus, Erlöser der Menschen"
Hinweis: In altchristlicher
Zeit wurde die Predigt -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus
gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versam-
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Kanzel
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melt ist. Von
hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren
Worten größere
Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt. |
per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Kreuzigungsgruppe
An der Nordwand hängt eine
Kreuzigungs-gruppe, ein Kruzifx
mit einer darunter stehenden Schmerzhaften Mutter (Mater dolorosa).
Sie dürften aus dem Beginn des 18.Jh stammen.
Der Corpus Christi ist aus Holz und und besitzt eine Inkarnatfassung.
Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt
mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
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Kanzelkreuz
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Das dornenbekrönte Haupt
ist
im Tode nach rechts geneigt. Aus den Wunden fließt viel Blut.
Das Kreuz wird auch Kanzelkreuz genannt, weil es -wie hier in Appercha-
der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Der Grund für
diesen Standort ist im 1.Korintherbrief (1,3) von Paulus zu finden.
In ihm ermahnt der Apostel den Prediger in der Kirche: "Wir predigen
Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche
Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben. |
Unter
dem Kreuz steht -auf einer marmorierten Säule mit Akanthusblattwerk-
eine Mater dolorosa.
Sie hält ihre Arme über dem Körper gekreuzt. In ihrer
Brust steckt ein Schwert. Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte
sich schon im Mittelalter und bezieht sich direkt auf das aus dem
13. Jh stammende Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter
in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt: Christi Mutter stand
mit Schmerzen, bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber
Sohn da hing. Das Lied wurde vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob
unter Lied Nr. 532 zu finden.
Das Schwert in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein
Schwert durch die Seele dringen".
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Mater
dolorosa
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die
Bilder der vierzehn Kreuzwegstationen
stammen aus dem Ende des 18.Jh. Sie sind mit Ölfarbe auf 51 x 37
cm große Holzplatten gemalt. Der Künstler ist nicht bekannt.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Hinweis: Der Kreuzweg in unseren
Kirchen hat seinen Ursprung im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Als die Wallfahrten wegen der Vormachtstellung der
Türken im östlichen Mittelmeer schwierig wurden, hat man
Kreuzwege bei uns in Deutschland angelegt (1503 in Nürnberg);
aber nicht im Inneren den Kirchen, sondern außerhalb der Kirchenmauer,
bevorzugt auf Anhöhen. Erst zu Beginn des 18.Jh. hielt der
Kreuzweg Einzug in die Kirchen, gefördert durch großzügige
Ablässe von Papst Clemens XII. (1731). Zunächst waren
es sieben Stationen. Nach und nach wurde die Zahl
der Stationen auf vierzehn erweitert und thematisch auf die Ereignisse
zwischen Verurteilung und Grablegung eingeengt. Von diesen vierzehn
Stationen haben acht eine direkte Grundlage in den Evangelien.
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Apostelkreuze
u. Apostelleuchter
Die Apostelkreuze
bestehen aus reliefierten Mauerkreuzen. Sie sind -wie dies von alters
her üblich ist- von einem Kreis umgeben (Nimbuskreuze). An den Apostelkreuzen
wurde die Kirche bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt.
Apostelleuchter
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In der Mitte
der Kreuze waren noch bis vor wenigen Jahren einfache Eisenhaken angebracht.
2008 hat Johann Rottenfußer neue Leuchter geschmiedet und die
Apostelleuchter wieder komplettiert. Am Kirchweihfest oder bei anderen
hohen Festen werden die Apostelkerzen angezündet.
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Kirchenbänke
Die sieben Bankreihen im Kirchenschiff
stammen aus dem 20.Jh. Ebenso die zwei Bänke auf der Empore. Bis
1975 gab es geteilte Bankreihen mit einem Mittelgang. Seither bilden die
Bänke einen Block in der Mitte mit Zugängen von den Außenseiten.
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1908
2012
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Empore
Die Empore wird von einem
seitlichen Holzpfeiler gestützt. In Richtung Nordseite führt
eine Holztreppe hinauf. An der Treppe ist ein Verhaltenshinweis
für Kirchenbesucher angebracht, der noch aus früherer Zeit
stammt:
"Stehen
auf der Stiege und auch schwäzen in der Kirche ist verbotn"
Die Emporenbrüstung besteht aus rohem, älteren Nadelholz
und ist durch Felderungen gegliedert. Darin hat man Spuren von Gips
gefunden; sie war früher wohl mit Stuck versehen. |
Verbotsschild
an der Emporentreppe
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Auf der Empore steht heute ein Keyboard
mit dem der Gesang der Gläubigen begleitet wird. Früher
befand sich dort ein Harmonium, das von der Fa. Mannborg, M.J.Schramm in
München (wohl im19.Jh.) hergestellt worden war.
Votivbild
Unter der Empore
hängt ein Votivbild
der Gemeinde Appercha zu den Heiligen Silvester und Leonhard, die
beide als Patrone der Haustiere verehrt wurden. Das 95 x 67 cm große
Ölbild (auf Holz) wurde 1796 von der Ortschaft gestiftet, die
1795 wegen einer "Wassergefahr" und ein Jahr später
nochmals wegen einer Viehseuche ein Gelöbnis gemacht hatte.
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Votivbild
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Im
oberen Teil des Bildes schweben beide Heilige unter dem Kreuz Christi
auf Gewölk. Leonhard hält den Abtsstab in der Linken und
Viehketten in der Rechten. Silvester kniet im Papstornat mit Tiara
und Papstkreuz und einem Buch in der Hand auf der Wolke.
Im mittleren Teil ist eine große Rinderherde zu sehen. Darunter
steht folgender Text:
"Hier hat sich verlobt eine hiesige Gemeinde zum schmerzhaften
Jesu, wegen einer grossen Wasser-gefahr, welche sie ao: 1795 mit ihrer
samentl.-Vieh |
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Heerde auszustehen
gehabt, und durch die 2 Fürbitter, des heil: Silvester, dann
des heil.Leonhards, ohne Verletzung bey Gott Hilf erlangt haben. Anno
1796 hat obige Gemeinde dieses Verlobniß erneuert, wegen der
damaligen Viehseuch und sind auch in diesem Fahl von dergleichen Unglück
befreyet gewesen. |
Der Maler der Votivtafel ist nicht bekannt.
Man nimmt an, dass die Votivtafeln in Appercha und in Weißling vom
gleichen Künstler geschaffen wurden.
Portal
Der Eingang zur Kirche liegt auf der Westseite
unter dem Turm.
Eisengitter
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Hinter den durch Alarmanlagen
gesicherten Türen befindet sich ein Eisengitter,
das bei geöffneter Türe einen Blick in Kirche erlaubt. Es
enthält im Mittelteil Kreuze und die Buchstaben Alpha und Omega.
Das Gitter wurde 2007 von Johann Rottenfußer aus Appercha geschmiedet.
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Kirchentüre
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Zwischen Vorraum und Kirchenschiff
befindet sich die alte, gut renovierte Kirchentüre,
deren Muster durch viele Ziernägel gebildet wird. Sie besitzt
noch uralte Beschläge
(18.Jh.) |
Beschläge
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Ölberg
Im Leichenhaus ist einen große
Ölberggruppe aufgebaut. Die Figuren stammen aus dem Beginn des 17.Jh,
also noch aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Da sie lange Zeit
in einem südlichen Anbau standen, dessen Tür nur ein Lattengitter
war und deshalb Staub und Feuchtigkeit hineinließ, haben sie Verwitterungsspuren
und mussten inzwischen auch schon teilweise renoviert, ergänzt werden.
1975 wurden sie von Restaurator Zunhammer, Altötting neu gefasst. 17)
Inzwischen sind sie -durch eine Alarmanlage geschützt- wieder aufgebaut
und können durch ein Fenster betrachtet werden.
Die Ölbergfiguren tauchen in den Jarzter
Kirchenbüchern erstmals zu Beginn des 19.Jh. auf. Sie dürften
nach Auffassung von Kunstexperten nicht für Appercha gefertigt worden
sein, sondern aus einer anderen Kirche stammen.
Ölbergandacht
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Da bei der Säkularisation
1803 Klöster aufgehoben und Kirchen abgetragen und deren Kunstschätze
verkauft worden sind, könnten die Figuren aus einem solchen
Bau stammen. Pfarrer Anton Mayer hat in seiner Chronik der Pfarrei
Jarzt auf die Verbindungen des damaligen Jarzter Pfarrers und Angehörigen
des Benediktinerordens Anton Rupert Weber zum aufgelösten Benediktinerkloster
Weihenstephan hingewiesen; er vermutet, dass die Figuren aus diesem
Kloster stammen. 17)
In
der Karwoche wird bei der Ölberggruppe eine Ölbergandacht
abgehalten.
|
Hans Schertl
Quellen:
01)
Eisenmann/Hohn, Topo-Geographisch-Statistisches
Lexicon vom Königreiche Bayern S.201, 1832 (Einw)
02)
Neuer bayerischer Kurier für
Stadt und Land, v. 15.9. und 16.9.1866 (Brand)
03) Handbuch
des Königreichs Bayern, 1867 (Appercha 1867)
04) Anton
Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
05)
Vollständiges
Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern v. 1876, S.103
06)
Theodor
Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.18, 22,
24b, 658)
07)
Konrad
Beyerle, Übersetzung der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926 (nach
Christi Geburt)
08)
Georg
Völkl, Die Pfarrei Jarzt, 1929 (1524 )
09)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
10)
Heinrich Rothenberger, Mundartliche
Sonderheiten im Raume der Glonn und Amper, Amperland 1979? (Protest.1810)
11)
Eduard
Wallner, Altbairische Siedelungsgeschichte 1924-Freisinger Traditionen
S. 1930
12)
Erwin
Neumair, Freising, Portrait eines Landkreises -Vom Steinbeil bis zum 1.Dombau,
1983 (Bronzezeit,Römerzeit)
13)
Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
14)
Festschrift
zur 1250-Jahrfeier der Diözese München und Freising, Das Dekanat
Weihenstephan, 1989
15)
Rudolf
Goerge, 1250 Jahre Glaube und Leben im Freisinger Land, 1989
16)
Georg
Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990 (Alter
Tür)
17)
Geistl.Rat Anton Mayer, Wege-Zeichen-Glauben,
Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007
18)
Beiträge
zur altbayerischen Kirchengeschichte, Bände 43-44, S.36, 1998 (einh.Siedlkompl)
19)
Zur
Startseite Informationen über die Gemeinde Fahrenzhausen, 2010 (Bronzezeit)
20)
Friedrich
Keydel , Kirchen und Kapellen entlang von Amper und Glonn, 2008 (Leonhard)
21)
Hochstift
Freising, Ausgabe 33 von Historischer Atlas von Bayern: Teil Altbayern,
S.24, 2010, (Oadalker)
22)
Dr.Carmen Roll,Leiterin des Diözesanmuseums
Freising, Vortrag 2010 (nackte Putten)
23)
Susanne Wittekind,
Caput et corpus: die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren, in: Reliquiare
im Mittelalter von Bruno
Reudenbach, S. 114, 2005
(Bergkristall)
24)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
25)
Dr.Thomas
Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche
Koordinaten, 2014 (Apian)
26)
Eva
Maria Bast, Was der Teufel mit dem Turmkreuz trieb, Münchner Merkur
v. 25.11.2015
89 Bilder: Johann Rottenfußer (2), Hans Schertl (87)
13.9.2016
Kirchenraum
vor 1908 - 2012
Ein
altes, etwas vergilbtes Foto
aus dem Jahr 1908 zeigt das Innere der Kirche in Appercha in ihrer
Gestaltung vor gut 100 Jahren. Im Großen und Ganzen dürfte
sie bis 1970, bis zur großen Renovierung, so ausgesehen haben.
Unterschiede
zu 2012:
- die Kirchenbänke waren geteilt
- im Altarraum Chorgestühl
- Maria Hilf-Bild hing vom Chorbogen
- Altarblätter in den Seitenaltären: links Pieta, rechts
Hl.Famile
- Assistenzfiguren Stephanus und Leonhard waren getauscht
- Figur von St.Wolfgang hält Kirchenmodell in der Hand
- Figuren von Franziskus u.Antonius standen auf dem rechten Seitenaltar
- die Engel auf den Seitenaltar-Aufsätzen waren mit Hemdchen
bekleidet
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Kirche
1908
Kirche
2012
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Schenkungsurkunde
von 762
(Die Originalurkunde
ist auf zwei Blätter verteilt)
(links lateinischer Originaltext,
rechts deutsche Übersetzung)
Donatio
Erchanpaldi de Perahah
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Schenkung
Erchenpalds zu Perahah
|
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In
nomine domini nostri Jesu Christi salvatoris dei. |
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Im
Namen unseres Herrn Jesus Christus, unseres Erlösers und Gottes.
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Ego
Erchanpald cogitans enim aeternam beatitudinem possidere |
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Ich,
Erchenpald mach mir Gedanken, die ewige Glückseligkeit zu erlangen
|
vel
poenalem iudicium evadere et considerans, |
|
sowie
dem Strafgericht zu entgehen und ich denke daran, |
qualiter
contemnentes deum poenam incidunt aeternam |
|
wie
die Gottes-Frevler der immerwährende Strafe anheimfallen |
et
Christo adherentes vitam adipiscunt sempiternam, |
|
und
die Anhänger Christi das ewige Leben erlangen. |
propterea
igitur statui, ut de iura proprietatis meae |
|
Deshalb
habe ich bestimmt, dass ich meinen rechtmäßgen Besitz, |
quod
pater meus mihi in hereditatem reliquid |
|
den
mir mein Vater vererbt hat, |
ad
oppidum Frigisinga tradidi ad ecclesiam beate dei genetricis Mariae
semper virginis |
|
in
der Stadt Freising der Kirche der glückseligen Gottesgebärerin
und immerwährenden Jungfrau Maria" übergebe, |
in
locis nominatis Perahah et MUNIRIHHINGA. |
|
nämlich
in den genannten Ortschaften Perahah (Hohenbercha/Appercha) und Munirihhinga
(Mintraching), |
Enimvero tradidi de Perahah domum cum omnibus aedificiis curtiferis
sepe circumcinctis |
|
Fürwahr
übereigne ich den Wohnsitz Peraha, mit allen Gebäuden und umzäunten
Höfen |
et
tres familias cum coloniis et cum omnibus quaecunque habent quorum
nomina Nardperht |
|
und
drei Familien mit ihren Niederlassungen und allem, was jene besitzen,
ihre Namen lauten Nardperht, |
et
alii quinque nomine Lantfrid et uxor sua |
|
sowie
fünf weitere mit Namen Lantfrid und seine Gattin, |
Otrih
et mater eius et Alarih frater eius |
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Otrih und dessen Mutter sowie seinen Bruder Alarih |
et
in vico MUNIRIHHINGA duas familias cum omnibus illorum utensilils
quorum nominae Pirhtilo |
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und
im Dorf Munirihhinga (Mintraching) zwei Familien mit allen mit allen
ihren Gerätschaften, deren Namen sind Pirhtilo |
et
uxor sua Hroadheri com sua uxore |
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und
seine Gattin sowie Hroadheri mit seinem Eheweib |
et
omnem territorum sub nostro iure et alode pratis pascuis
silvis quod ad me pertinere legibus videbatur, |
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und
all unser Besitztum, das rechtmäßig (erworben) und ererbt, bestehend
aus Wiesen, Weideland und Wäldern, was laut Gesetz, offensichtlich
mir gehört. |
post
obitum vero meum donatum ad ecclesiam sancte Mariae domum episcopalem
sicut supradictum est donatum in perpetuum esse |
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Erst
nach meinem Tod wird die Gabe wahrhaftig der Kirche zur Hl. Jungfrau
Maria sowie dem Bistum zugesprochen
und so soll es in Ewigkeit sein, |
volo
tam pro me quam pro patrem meum Reginpaldum et matrem meam Cotafrita
et Oadalkerum, ut hereditas mea hereditas sit sanctorum. |
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dies
will ich, sowohl für mich als auch für meinen Vater Reginpald und
meine Mutter Cotafrita und Oadalker, auf dass meine Erbschaft eine
Erbschaft der Heiligen sein möge. |
Übersetzung
Dr.Walter Kick, Dachau
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