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Frauenchor/Nonnenchor
in der Klosterkirche ALTOMÜNSTER


Ansicht vom Osten: im Vordergrund der Herrenchor von 1617

Beschreibung

Der fast 60 m lange Kirchenraum in Altomünster beeindruckt wegen der interessante Raumperspektiven, die sich durch die Anordnung der vier kunstvoll hintereinander gelagerten Innenräume ergeben: Dem Vorhaus und dem großen achteckigen Hauptraum folgt ein kleinerer achteckiger Raum, der sog. Beichtraum. Direkt über ihm liegt Frauenchor mit breiten Fenstern zum Hauptraum und zum Altarraum.

Der Frauenchor liegt in Höhe der oberen Empore zwischen dem Hauptraum/Kirchenschiff und dem Altarraum. Er überspannt wie eine breite Brücke den Beichtraum und ist nur über den Frauenkonvent und die oberen Emporengänge zugänglich. Der nahezu quadratische Raum mit den Ausmaßen 9,60 x 9,65 m wird über Fenster auf der Nord- und Südseite sowie über die verglasten weiten bogenförmigen Emporenöffnungen zum Hauptraum und zum Altarraum erhellt.

Der Frauenchor ist von einer Flachkuppel überspannt, die sich an der Nord- und der Südseite bis zum Sockel herabzieht.
Die bis zu 7,30 m hohe Decke ist geschmückt mit einem zentralen Gemälde "Mystische Vermählung der hl.Birgitta" sowie einem Tugendzyklus in Form von vier kleineren Fresken mit Heiligendarstellungen.

In der Mitte des nahezu runden zentralen Deckengemäldes (5,60 x 6,00 m) ist Gottvater zu sehen, die rechte Hand segnend erhoben und mit der linken Hand -von zwei Engeln unterstützt- die Weltkugel haltend. Links über ihm schwebt vor hellem Licht die Heilig-Geist-Taube. Im unteren Teil des Bildes steht Christus mit dem Kreuz im Arm auf Stufen. Er steckt der vor ihm knienden St.Birgitta einen Ring an die rechte Hand. Ein Engel hinter ihr hält die Birgittinnerinnenkrone über ihr Haupt. In den Wolken schweben Engel mit Blumenkranz und Blumengirlande. Über dem "Brautpaar" erscheint Maria in rotem Kleid und blauem Mantel , das Haupt von einem Sternenkranz umgeben. Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli). Links von Christus sind musizierende Engel zu sehen. Vor ihnen kniet die hl.Agnes mit den Attributen Schwert, Lamm, Lilie und auf dem Haupt einen Kranz aus Rosen. In ihren Händen trägt sie eine Krone. Dieses Detail erinnert an eine der Visisionen der hl. Birgitta, während der ihr die hl.Agnes eine edelsteinbesetzte Krone präsentiert hat.

Die kleineren Fresken zeigen Heilige, die mit Altomünster oder dem Birgittenorden verbunden sind. Sie stellen die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) und im vierten Bild die Ordenstugenden Armut,Keuschheit und Gehorsam dar.
Das erste Bild zeigt die hl. Katharina Tatara, eine frühere Tatarenprinzessin, die bei Birgitta in Rom lebte. Sie hält eine Lilie in der Hand,; eine Krone, Zeichen ihrer Prinzessinnewürde, liegt neben ihr. Fides (Glaube) thront mit Kreuz und Kelch über dem Symbol für die Kirche dem kleinen Rundtempel.

Im zweiten Bild sitzt der hl.Alto auf Wolken und hält den Kelch mit dem Jesuskind in der Hand als Hinweis auf die Vision des hl.Alto. Neben ihm die Personifikation der Spes (Hoffnung) mit Anker.
  Hinweis: Der Anker ist das Symbol der Hoffnung. Er diente in biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen des Schiffes, sondern auch zum Manövrieren und bezeichnet symbolisch die göttliche Hilfe gegen die Stürme der Zeit. In den ersten 300 Jahren  verwendeten die Christen auf  Gräbern die Darstellung eines Ankers als Symbol für die Zugehörigkeit zum christlichen Glauben. Der Anker mit dem Querbalken unter dem Ring war zur Zeit der Christenverfolgungen ein heimliches Zeichen für das Kreuz. Bei den Evangelisch Reformierten gilt der Anker noch heute als Symbol der Kirche. 122)

Rechts sind Vögel mit Zweigen zu sehen als Hinweis auf das sog. Vogelwunder des Alto bei der Rodung des Waldes für den Klosterbau.
Das dritte Bild zeigt den hl. Augustinus in Bischofsornat mit dem brenndenen Herzen als Zeichen der Caritas (Liebe). Über Augustinus das Dreifaltigkeitssymbol mit drei Feuerzungen, die auf die vergeblichen Bemühungen des Heiligen bei der Ergründung des Wesens der Dreifaltigkeit hinweisen. Eine Stelle in seinem berühmtesten Buch "Confessiones/Bekenntnisse", in der seine feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, verhalf ihm später zum Attribut eines flammenden Herzens.
Im vierten Bild sollen die spezifischen Ordenstugenden Armut,Keuschheit und Gehorsam herausgestellt werden. Abgebildet ist Katharina von Schweden, die Tochter der hl.Birgitta in Ordenstracht, die mit der Linken auf eine Krone neben sich weist. In der Rechten hält sie die Lilie der Jungfräulichkeit. Weiße Lilien gelten seit dem Mittelalter als Symbol für Reinheit und Keuschheit. St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh: "empfange Herr, deine Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren Keuschheit alle ihre Tage".
Neben Katharina steht ihr Attribut, die Hirschkuh. Katharina kam wie ihre Mutter aus vornehmer Familie. Darauf wird auf vielen Gemälden in der Altomünsterer Kirche durch eine Krone hingewiesen. Auch die Bevorzugung von Darstellungen der Heiligen königlicher Abstammung (Agnes, Wendelin, Leonhard, Florian ua.) soll aufzeigen, dass Birgitta aus Liebe zu Gott ihr schönes Leben durch das beschwerliche Ordensleben eingetauscht hat.

Interessant ist auch das Chorgestühl mit Intarsienarbeiten und Schnitzereien aus dem 18.Jh.

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Quellen
: siehe Hauptseite der Klosterkirche

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

5.2.2003