Annakapelle
im Seniorenwohnheim Altoland in ALTOMÜNSTER
Adresse : 85250 Altomünster, Stumpfenbacher Str. 1
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Das Altenheim der Sozialservice-Gesellschaft
des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) liegt in der Nähe des Bahnhofs
Altomünster.
An dieser Stelle war 1862 ein kommunales Krankenhaus errichtet worden,
das bis 1988 bestand. Danach wurde es vom BRK in ein Pflegeheim
umgewandelt. In beiden Vorgänger-einrichtungen gab es schon
Kapellen; aus ihnen stammt ein Großteil der heutigen Kapelleneinrichtung.
2009 trug
man die Gebäude ab und baute einen großzügi-gen
Neubau für das "Senio-renwohnen Altoland".
Darin befindet sich neben 66 Einbett- und 12 Zweibettzim-mern
eine kleine Hauskapel-le, die der hl.Mutter Anna, der
Großmutter Jesu, geweiht ist.
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Ständer
für das Evangelienbuch
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Am 14.Januar 2012 wurde
die Kapelle von Pater Michael und Diakon Jürgen Richter unter musikalischer
Gestaltung von Helga Trager und im Beisein vieler Besucher feierlich eingeweiht.
Die Kapelle sei eine "Oase des Friedens, der Stille und Erinnerung"
erklärte Pater Michael in seiner Festansprache. Träger
ist das Pflegeheim Rotes Kreuz.
Gottesdienste finden jeden 2.Mittwoch sowie am Patrozinium (26.7.) und am
HeiligAbend statt. Außerdem gibt es jährlich eine Maiandacht.
(Situation im Jahr 2017).
03)
Innenausstattung
Tabernakel
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Rechts
hinter dem Altar steht auf einem hohen Holz-Sockel der vergol-dete
Tabernakel. Die
Tabernakeltüre ist mit den Buchstaben Alpha und Omega verziert.
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Alpha und Omega sind der erste und letzte Buchstabe des griechischen
Alphabets. Sie beziehen sich auf Kap.1 Vers 8 der Geheimen Offenbarung:
"Gott der Herr sagt, ich bin der Erste und der Letzte, der ist und
der war und der kommt, der Herr der ganzen Welt."
Die frühchristliche Kunst hat die Alpha- und Omegazeichen auch
auf Christus bezogen, um die von den Arianern bestrittene Wesens-gleichheit
(Göttlichkeit) von Christus mit Gottvater zu betonen.
Tabernakel mussten 400 Jahre lang, von 1564-1965, immer auf dem Altar
aufgestellt werden. Seit dem II.Vatikanischen Konzil (1962-1965) werden
in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in
die Wand eingelassen oder stehen wie hier in dieser Kapelle frei auf
einer Säule. |

Vergrößerungen von Details (Kruzifix, Tabernakel, Bild)
per Mouseklick
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Anna selbdritt-Gemälde
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Das
Bild an der rechten
Wand erinnert an die Patronin der Kapelle, die hl.Anna. Auf dem Gemälde
werden St.Anna, Maria und das Jesuskind abgebildet. Es ist eine Form
des Bildtypus' "Anna selbdritt".
Vor dem Hintergrund einer Gebirgslandschaft sitzt die noch relativ
junge St.Anna auf einem Stein. Auf ihrem Schoß hat ihre (schon
erwachsene) Tochter Maria Platz genommen, die sich zu ihrem Kind niederbeugt.
Der Jesusknabe wird durch die Berührung der Mutter beim Spiel
mit einem Lämmchen unterbrochen und blickt fragend zu Maria hinauf.
Das Lamm soll natürlich an das Lamm Gottes erinnern, als das
Jesus später von Johannes dem Täufer bezeichnet werden wird.
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Hinweis: Anna und
Joachim waren nach apokryphen (den nicht anerkannten) Evangelien des
2. bis 6. Jahrhunderts die Eltern der Maria und somit die Großeltern
von Jesus. Die beiden Heiligen wurden schon in den Legenden der frühchristlichen
Zeit dargestellt; erst seit dem 6. Jh wird Anna als Marias Mutter verehrt.
Die legendäre Lebensgeschichte ist dem alttestamentlichen Vorbild von
Hanna und ihrem Sohn Samuel (1. Samuel 1-2) nachgezeichnet: erst nach
zwanzigjähriger kinderloser Ehe soll Anna ihre Maria geboren haben.
Nach der Legenda Aurea aus dem 12.Jh hatte die betagte Anna nach Joachims
Tod noch zwei weitere Ehemänner. Das Motiv der Anna selbdritt kam erst
im 15. Jh. nach Bayern, kurz bevor Papst Sixtus IV. im Jahr 1481 den
Festtag der Anna in den römischen Kalender aufnahm. Die Verehrung
Annas als Mutter der Jungfrau Maria erreichte damals ihren Höhepunkt.
Meist sind die Anna selbdritt-Darstellungen -anders als hier in Altomünster-
anachronistische Bilder, weil Maria selbst als Kind oder als junges
Mädchen gezeigt wird.
Kreuzigungsgruppe
In der Nähe des Altars
ist eine Kreuzigungsgruppe
von hoher künstlerischer Qualität an der Wand angebracht.
Das Kruzifix stammt aus der 2.Hälfte des 18. Jh. Wie seit der
Barockzeit üblich, wird Christus als Verstorbener dargestellt.
Sein von einem dreistrahligen Heiligenschein umgebenes Haupt ist
geneigt; die Seitenwunde, die ihm nach dem Tod zugefügt wurde,
ist deutlich sichtbar. Die Lage der Seitenwunde wird in der Bibel
nicht beschrieben. Bei Johannes (19,34) heißt es nur, "einer der
Kriegsknechte durchbohrte seine Seite mit einem Speer". Das hatte
den Zweck zu prüfen, ob Jesus schon tot war. Bei Toten sammelt
sich im Herzen Wasser. Deshalb heißt es auch in der Bibel:
"und sogleich flossen Blut und Wasser heraus." Nach mittelalterlicher
Deutung konnte es nur die rechte, die gute Seite sein, durch die
Blut und Wasser als Hinweis auf die kommenden Sakramente der Eucharistie
und der Taufe auf die Menschheit herabströmte. Auch wenn die Menschen
natürlich wussten, dass das Herz auf der linken Seite des Menschen
schlägt.
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Wandkruzifix
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Unter
dem Kruzifix steht die Figur einer Mater
dolorosa. Ihr
Haupt ist mit einem Tuch bedeckt. Sie hält zum Zeichen der Trauer
ihre Arme über der Brust gekreuzt.
Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter
und bezieht sich direkt auf das aus dem 13. Jahrhundert stammende
Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz
um den Gekreuzigten besingt: Christi Mutter stand mit Schmerzen, bei
dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing. Das Lied
wurde vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob unter Lied Nr. 532
zu finden.
In der Brust von Maria steckt ein langes Schwert. Dieses Schwert erinnert
an die Aussage des greisen Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel:
"Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen" (Luk.2, 22-35) |
Mater
dolorosa
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Muttergottesfigur
An der linken Seite steht auf einem
konischen Sockel eine moderne, ungefasste Muttergottesfigur.
Maria, in einen weiten, über den Kopf gezogenen Umhang gekleidet,
breitet ihre Hände aus.
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moderne Muttergottesfigur
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Nebenraum
Auf der linken
Seite befindet sich ein zur Kapelle hin offener Nebenraum. Er dient als
Sakristei oder -bei Bedarf- als Erweiterung des Besucherraums. Dort
sind Bilder der 14 Kreuzwegstationen und ein weiteres Kruzifix
angebracht. Beide hingen schon in der Vorgängerkapelle.
Kreuzwegbilder
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Die Kreuzwegbilder
sind kleine Holztafeln mir Reliefbildern. Sie zeigen in Szenenaus-schnitten
von symbolhafter Einfachheit die vierzehn Leidensstationen Jesu
auf seinem Weg nach Golgota.
Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch der Pilger,
bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen.
Als die heiligen Stätten wegen der arabischen Besetzung von
Jerusalem nicht mehr gefahrlos besucht werden konnten, errichtete
man bei uns Kreuzwege im Freien. Ab 1730 wurden die Kreuzwegstationen
in Form von Bildern in die Kirche geholt.
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Kruzifix
im
Nebenraum
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Hans Schertl
Quellen:
01)
Dachauer Nachrichten vom
23. Januar 2012 (Einweihung)
02)
Frau Graf, 2011 (Einrichtung
aus alter Kapelle)
03)
Pfarrgemeinderat
Altomünster, Pastoralkonzept der Pfarrei Altomüster, Stand 2017
10 Bilder: Hans Schertl

15.4.2022
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