Bründlkapelle
in GUMPERSDORF
Im Inneren der Kapelle befand sich früher ein "hochgeehrtes
Kruzifixbild" (Anton v.Steichele) aus dem 15. Jh., das jetzt
in der Pfarrkirche Hilgertshausen über dem Choraltar
hängt 01)
.
1895 wird es von Bezold/Riel 02)
noch
als Kapellenfigur be-schrieben: "Auf dem Hochaltar Crucifixus
vom Anfang des 16. Jh, das Haupt nach rechts gesenkt. Gute Arbeit.
Höhe: 132 cm."
Das heutige Kruzifix in der Kapelle war bis 1963 der Mittel-punkt
des Hochaltars in der Pfarrkirche Hilgertshausen, bis es mit der
Kreuzigungsgruppe dieser Kapelle getauscht wurde.
Es stammt aus der Kunstepoche des Historismus (2.Hälfte des
19.Jh). Die gut proportionierte Kreuzigungsgruppe wird durch ausdrucksvolle
Figuren des Gekreuzigten und den unter dem Kreuz stehenden Maria
und Johannes gebildet.
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Hinweis: Bei
diesem Kruzifix handelt es sich um einen sog.Viernageltypus.
Die Beine liegen nebeneinander am Kreuzstamm auf, jeder Fuß
ist von einem Nagel durchbohrt, zusammen mit den Nägeln
der Arme also vier, daher die Bezeichnung "Viernageltypus".
Diese Darstellung war in den ersten 1200 Jahren des Christentums
üblich. |
1974/75 wurde die Kapelle unter maßgeblicher Beteiligung
des 2.Bürgermeisters Nikolaus Glas und vielen andern freiwilligen
Helfern renoviert. 05)
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Beschreibung
Am Rande von Gumpersdorf,
jenseits der Ilm, liegt die sog. Bründlkapelle. Dieses kleine
Gotteshaus soll eine frühere Wallfahrtsstätte gewesen
sein; das schreibt der in Schwaben aufgewachsene Münchner Erzbischof
Anton von Steichele (1816-1889) in seinem Monumentalwerk "Das
Bistum Augsburg" von 1864 01)
:
Dort heißt es:
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"Nahe
Gumpertsdorf jenseits der Ilm liegt die s.g. Brünnl-Kapelle,
als Wallfahrtsstätte besucht, mit einem hochgeehrten Crucifixbilde
aus dem 15. Jahrh. Früher über dem noch mit Mauerwerk
einfaßten und gedeckten Brunnen im Moose gebaut, wurde
sie 1754 vom Frhrn. Sigmund Maria Lösch einige Schritte
von der Quelle neu hergestellt. In ihr darf die hl.Messe gelesen
werden. (Ord-Lic. ad septenn. v. 11.Mai 1861), und wird am 6.Sonntage
nach Ostern Gottesdienst gehalten. "
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Die von Frhr. Sigmund Maria
Lösch im Jahr 1754 errichtete Kapelle steht also einige
Schritte neben der Quelle. Ihr Vorgängerbau befand sich genau
über dem damals noch mit Mauerwerk eingefassten und gedeckten
Brunnen.
Auf der dem Fluss zugewandten Seite der Kapelle sitzt ein sehr kleiner,
voll mit Blech verkleideter Dachreiter.
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Bründl
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Allgemeines
zu Brunnenkapellen:
Unter den zahlreichen Kapellen, die sich im gesamten bayerischen
Raum verstreut finden, gibt es die besondere Gruppe der sogenannten
Bründl-Kapellen. Oft versteckt an Wald- und Feldwegen oder auf Wiesen
fassen sie das Wasser heiliger Quellen und sind Ziel vieler Wallfahrten
und Bittgänge. Der größte Teil dieser Quellen ist der Muttergottes
geweiht, die schon in der hochmittelalterlichen mariologischen Deutung
des Hoheliedes als „gottesempfangende Quelle des Heils" oder „Lebensbrunnen"
bezeichnet wird. Aufgestellte Marienbildstöcke an diesen Orten wurden
meist bald durch Kapellenbauten ersetzt, in denen Gebete um Schutz
und Gesundung von Krankheiten aller Art für Mensch und Tier vorgebracht
wurden. Von den wundersamen Heilungen nach Waschungen oder dem Trinken
des Wassers berichten noch heute zahlreiche gestiftete Votivtafeln.
06)
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Die Quelle,
das Bründl, liegt einige Meter nördlich der Kapelle in
Richtung Ilm (s. Bild rechts).
Sie ist mit einem kleinen, nach vorne offenen Rundbau überdeckt.
(s. Bild links).
Eine Treppe
führt von der Kapelle hinunter zum Bründl.
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Denkmalschutz
Die Kapelle steht unter Denkmalschutz und
ist in
der Denkmalliste für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege aufgeführt. 07)
Darin wird sie wie folgt beschrieben:
"Aktenzeichen: D-1-74-147-7; Brünndlweg (südlich der Ilm); einschiffig
mit halbrundem Schluss, 1754 errichtet; mit Ausstattung"
Hans Schertl
Quellen:
01) Anton Steichele, Das Bistum
Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band Augsburg
1864, S. 187
02) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler
des Königreichs Bayern, 1895
03) Fritz Mayer/Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach,
1979
04) Wilhelm Liebhart in Hilgertshausen-Tandern, Bilder
aus vergangenen Tagen, 2003
05) Josef Ostermair, Dorf trauert
um Nikolaus Glas, Dachauer Nachrichten vom 8.8.2016 (Renovierung 1974)
06) Pressemitteilung
der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
07) Denkmalliste
für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
4 Bilder: Hans Schertl
22.1.2022
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