Hofkapelle
St.Maria und St.Johannes in GÜNDING
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Beschreibung
Umgeben von hohen
Bäumen und Büschen scheint die der Muttergottes und dem
hl.Johannes v.Gott geweihte Kapelle auf einer Waldlichtung zu stehen.
Doch tatsächlich bilden die Bäume nur die Grenze des ehem.
Pflegerhofs inmitten der Ortschaft von Günding.
Johannes von Gott lebte im 16.Jh in Spanien.
Er war Kranken-pfleger
und grün-dete den Orden der "Barmherzigen Brüder
vom heili-gen Johannes von Gott".
Die Gemeinschaft gilt als bedeutend-ster Männerorden
für Krankenpflege und ist bis heute auf der ganzen Welt
verbreitet.
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Stiftertafel
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Die Kapelle wurde im Jahr 2010 von
Robert Gasteiger mit Unterstützung von befreundeten Handwerkern errichtet
und am 18. Sept. 2010 von Kaplan Josef Steindlmüller im Rahmen eines Gottesdienstes
gesegnet. Die musikalische Gestaltung übernahmen die Schönbrunner
Sänger und der Albersbacher Dreigesang. An der Feier nahmen neben
den Helfern auch Mitglieder und Freunde des Trachtenvereins D'Ampertaler
und viele Volksmusiker aus dem Dachauer Raum teil.
Die von Architekt Max
Peter geplante Kapelle ist
ein schlichter rechteckiger Bau mit Satteldach ohne Dachvorsprung und
ohne Turm. Gekrönt wird sie durch ein Kreuz in der Farbe der Dachziegel
(roter Biber).
Eine schmale, gerundete Kupferbedachung
hält den Regen von der Eingangstüre fern. Die Stei-ne
hatte unentgeltlich die Fa.Hörl und Hart-mann geliefert; die
Dacharbeiten wurden von Zimmermeister Weißenbeck und Dachdecker-meister
Tiefenbach gratis erledigt.
Decke
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Decke
Überdeckt ist der Innenraum von der frei sichtbaren Holzkon-struktion
des Dachstuhls, an dem auch die Lampe befestigt ist, die im
nebenstehenden Bild (links) ihr Muster oben abbildet. |
Fenster
Der Raum wird von allen Seiten erhellt:
Die Oberlichte über der Türe, zwei größere Fenster
mit Rauten-Verglasung auf den Längsseiten und ein kleines Fenster
über dem Altar geben dem Inneren ausreichend Licht. |
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Glasgemälde
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In
die Oberlichte sind zwei Glasgemälde
eingearbeitet, die Symbole für das Herz Jesu und das Herz Mariae
zeigen. In den roten Herzen sind die Buchstaben des Namens Maria und
-zwischen dem Kreuz und drei Nägeln- die Anfangsbuchstaben des
Namens Jesu in griechischer Schrift zu sehen. |
Mittelpunkt der Inneneinrichtung, die größtenteils aus dem
19.Jh stammt, ist ein Altartisch aus Marmor, auf dem ein Hausaltar steht.
Die Marmorplatte des Altars hat schon ein bewegtes Lebens hinter
sich: Sie war wohl früher die Mensa (Altarplatte) eines Altars in
einer Kirche (vielleicht in der Pfarrkirche Günding). Darauf deutet
die Aussparung in der Mitte der Platte hin, die den Altarstein aufgenommen
hat. Zuletzt war die Platte allerdings als Abdeckung im Bauernhof benutzt
worden. Sie fand erst durch den Kapellenbau wieder zu ihrer früheren
Bestimmung.
Hausaltar
Blickfang in der
Kapelle ist der kleine schwarz und golden gefasste Hausaltar,
der im neugotischen Stil errichtet wurde und früher in einem
Haus im unterfränkischen Marktbreit am Main stand. Er wurde in
der Zeit des Historismus (1850-1900) erstellt, als die Menschen wieder
Freude an den alten Baustilen bekamen und sie
in idealisierender Form nachahmten. |
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Über dem Altarblatt
ist die typische neugotische Altarzier, das durchbrochene Maßwerk
und die aufgesetzten Fialen (=gotische Spitztürmchen) zu sehen.
Neben und über dem Altarblatt sind drei Figuren angebracht. |

Kelch mit
Blut Christi
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Über
dem Altar schweben zwei kleine Anbetungsengel
im barocken Stil. Sie dürften Begleitfiguren einer Kreuzigungsgruppe
gewesen sein. Der Engel rechts wischt sich mit seinem Lendentuch die
Tränen von den Augen. Der linke Engel hält einen Kelch in
Händen. Die Art der Darstellung deutet darauf hin, dass er mit
dem Kelch die Blutstropfen Christi am Kreuz auffangen möchte.
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Trauer
über Jesu Tod
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Die Figur
inmitten der Fialen könnte den hl. Bischof und Kirchenlehrer
Augustinus oder Ignatius von Loyola darstellen, die beide (auch)
mit den Attributen flammendes Herz und Buch dargestellt werden.
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Ignatius
v. Loyola
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Die
Priesterkleidung spricht mehr für den hl.Ignatius, den Begründer
des Jesuitenordens. In diesem Fall würde das Buch in der linken
Hand die Ordensregeln enthalten. |
Das Altarblatt
aus der Zeit um 1800 zeigt in einer Pergamentmalerei die Muttergottes mit
dem Jesuskind auf dem linken Arm. Mit der rechten Hand hält sie ihrem
Kind einen Apfel hin. Im Bild ist Maria gleichsam auf Blumen gebettet. Im
Mittelpunkt eine rote Rose; das ist die Blume, die traditionell mit der
Muttergottes verbunden wird.
Die
beiden Figuren im Mittelteil des Altars stellen dar:
Kreuzweg-Stationsbilder

Kreuzwegbilder
von Alois Petrak |
Über den Fenstern
lenken die kleinen Kreuzweg-Stationsbilder
die Blicke auf sich. Es handelt sich um signierte Drucke des Kupferstechers
Alois Petrak (1811-1888). Nach dem Biografischen Künstlerlexikon
wurde Petrak 1811 zu Königseck in Böhmen geboren und studierte
in Wien.
Allerdings hat Petrak die Bilder nicht selbst entworfen. Die Vorlage
dafür stammt vom bekannten
Nazarener-Maler Joseph von Joseph
von Führich (1800-1876). Der Künstler, auch
"Theologe mit dem Stifte" genannt, war durch seine Kreuzwegbilder
(1844/46) international bekannt geworden. Als Kupferstiche verbreiteten
sie sich über ganz Europa und unzählige Maler benutzten sie als
Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln.
Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 22 Kirchen
und Kapellen des Dachauer Landes in hohem Maße. |
Zur
Erstausstattung der Kapelle gehörten Farbdrucke von Kreuzwegbildern,
die wegen eines Wassereinbruchs im Winter aufgequollen sind und abgenommen
werden mussten. Es handelte sich um Farbdrucke, die der Inschrift
nach in der Zeit vor der Orthographische Konferenz von 1876 erstellt
worden sein dürften. Die Drucke befanden sich hinter einer Glasscheibe
in einen Holzrahmen. Darüber ein rotes Holzkreuz. |

Frühere
Kreuzwegbilder 19.Jh.
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Weitere
Kunstwerke
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Kruzifixe
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Wandkreuz
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Heilig-Geist-Taube
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St.Sebastian
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Apostel
?
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Monstranz
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Maria
Königin
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Mater
dolorosa
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An
den Wänden der Kapelle stehen bzw. hängen weitere Bilder und Plastiken,
die großenteils aus dem persönlichen Fundus des Kapellenerbauers
stammen:
- Ein schönes Kruzifix aus
der Zeit um 1830/40, behängt mit einem Rosenkranz aus Wassernüssen.
Die Wassernuss aus Italien mit ihrer fledermausartigen Form
diente schon in vorchristlicher Zeit der Geisterabwehr.
- Ein weiteres Kruzifix, dessen
Kreuzesstamm und Corpus aus Metall ( wohl Messing) gefertigt ist.
- An der Decke ist ein Metallkreuz
befestigt. Die Kreuzbalken sind durch ein Sonnensymbol (Kreis mit Flammenstrahlen)
verbunden. In der Mitte des Kreises vier weitere Symbole: Das IHS-Zeichen,
darunter ein Herz (Herzjesu) mit drei (Kreuz-)Nägeln und darüber
ein Kreuz. IHS das ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet
werden: Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben
auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" das bedeutet:
"Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden.
- Über der Eingangstüre
hängt eine Heilig-Geist-Taube
vor einem Strahlenkranz. Sie versinnbildlicht die 3.Person Gottes. Die
Gestalt der Taube als künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet
sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der
Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine
Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte
wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes.
- Über der Eingangstüre
ist eine etwas grob gearbeitete Figur des hl.Sebastian
angebracht. Der Heilige ist an den Marterbaum gebunden; sein Körper
wird von Pfeilen durchbohrt. Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen
wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus,
bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen
erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet
worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der
Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
- Zwei Tonfiguren,
die in der Art ihrer Gestaltung Heilige (Apostel ?) darstellen könnten
(beide halten ein Buch in Händen). Sie wurden um 1920 von einem Kunstprofessor
aus München gestaltet und dürften Modelle für lebensgroße
Figuren sein, die in einer Kirche im Starnberger Raum aufgestellt wurden.
- Auf dem Altar steht eine kleines,
exakt gearbeitetes Modell einer gotischen Monstranz.
- Die Muttergottesfigur
mit Kind auf dem linken Arm verweist auf Maria als Königin. Sie soll
aus der Zeit um 1840 stammen. Auf dem Haupt trägt sie eine Krone
in der Form, in der sich der Kaiser 1608 eine neue Krone machen ließ
und die typisch ist für die Kronen der barocken Zeit. Das Zepter
in der rechten Hand sowie der Reichsapfel in der Hand des Jesuskindes
vervollständigen die wichtigsten Reichsinsignien für die Königsherrschaft.
- Das Gemälde
auf der rechten Seite neben dem Altar zeigt ebenfalls Maria, hier aber
die trauernde Mutter beim Tod ihres Sohnes.
Medaille
Vorderseite
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Der
Erbauer und Eigentümer der Kapelle, Brauchtumsreferent Robert
Gasteiger aus Dachau, besitzt in seiner umfangreichen volkskundlichen
Sammlung auch einige Wallfahrtsmedaillen aus dem Dachauer Gebiet.
Darunter aus Altomünster, Pipinsried und Taxa. Er hat für
seine Kapelle ebenfalls eine Medaille prägen lassen, die zwar
nicht mit einer Wallfahrt, aber mit der Erinnerung an den Besuch der
Kapelle zu tun hat.
- Auf der Vorderseite
ist die Muttergottes abgebildet. Sie hält das Kind in ihrem Arm
und
reicht ihm einen Apfel. Der Text geht über das Bild hinaus
und erinnert auch an den
zweiten Patron der Kapelle: "Hl.Maria + Johannes bittet
für uns".
- Die Rückseite ist
eine reine Textseite und enthält den Anfang des Liedes "Großer
Gott wir'
loben dich, Herr wir preisen deine Stärke, Vor dir
neigt die Erde sich und bewundert deine
Werke". Darunter der Hinweis: "Hofkapelle Günding".
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Rückseite
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Hans Schertl
Quellen:
Ingrid Koch, Dachauer Nachrichten v. 11.10.2010
Robert Gasteiger, Dachau/Günding, 2010
27 Bilder: Hans Schertl (25), R.Gasteiger (2)

24.4.2022
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