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ORGELWEIHE 43)
am 11.Dezember 1994

Der Orgelbauer Leopold Nenninger hatte im Jahr 1930 für die Fahrenzhausener St. Vitus-Kirche eine einfache Orgel gebaut. Damals war es üblich, die Orgeln mit pneumatischen Kegelladen zu bauen. Der Prospekt war ein Freipfeifenprospekt mit 18 Blindpfeifen, die aus Zink angefertigt waren. Die Orgel wurde auf einem Manual und dem Pedal mit 7 Registern gespielt, hatte eine ganz durchgebaute Superoktavkoppel und eine Manual-Pedalkoppel.

Die Orgel wurde wohl Ende der 60er Jahre überholt. Der Wurmbefall konnte aber nicht gestoppt werden. Das Pedal war ausgeschlagen und die störungsanfällige Pneumatik zeigte viele kleine Schwächen, die im Lauf der Zeit immer größer und zahlreicher wurden. Der Orgelsachverständige der Nordregion Michael Kuntz untersuchte die Orgel am 26.11.1985 und stellte in seinem Bericht vom 3.12.85 fest: "da eine Gesamtrestaurierung erhöhte Kosten verursacht, schlägt der Orgelsachverständige einen Neubau vor." Ein Neubau ist aber teuer. Die Kosten werden zunächst grob geschätzt an die 100.000 DM betragen, eher mehr. Eigentlich ist das ein Vorhaben, das gar nicht zur Debatte steht. Viel zu teuer!

Pfarrangehörige erfahren durch ihre Verbindung mit Unterwössen, daß in der dortigen Pfarrkirche St. Martin eine neue Orgel angeschafft wird und meinen, es könnte die alte Orgel dieser Kirche bei uns aufgestellt werden. Diese Anregung stellt sich für uns aber als ungeeignet heraus. Der Orgelsachverständige M.Kuntz und der Fachmann aus der Südregion, M. Schnorr raten ab. Im August 1988 ist Geburtstagsfeier des Pfarrers. Der nachmittägige Kaffeekuchen wird von Frauen gebacken und verkauft, um die Finanzierung der Orgel möglich zu machen. Es ist ein guter Start. Dem Kirchenmusikant der Bistumsleitung wird am 29. Januar 1989 mitgeteilt, daß eine neue Orgel dringend gebraucht wird.

Das Landesamt für Denkmalpflege gibt die Genehmigung zum Abbau der alten Orgel am 5. Februar 1990. In der Zwischenzeit trafen sich die Fahrenzhausener Hausväter am 12. 12.1989 beim Alten Wirt in Fahrenzhausen um ebenfalls zum Neubau der Orgel Stellung zu nehmen. Sie kamen überein, auf keinen Fall mit dem billigsten Angebot einer Firma zufrieden zu sein. Sie sind einverstanden, daß eine Spendenaktion zur Anschaffung der Orgel durchgeführt wird.
Der Bitte um einen Dispositionsvor schlag kann Michael Kuntz nicht mehr nachkommen.

Der neue Orgel sachverständige ist Herr Dr. Michael Hartmann. Von ihm wird der Dispositionsvorschlag erstellt, der die Grundlage für die Ausschreibung ist. 7 Firmen werden auf Grund des Dispositionsvorschlages aufgefordert, ein Angebot zu machen. Die Preise bewegen sich nach Eingang der Angebote zwischen DM 250.000.und 140.000.- Das Erzb. Baureferat wird gebeten, die Angebote zu prüfen und die Genehmigung zum Bau zu erteilen.

Die Kirchenverwaltung erteilt der Fa. Anton Staller aus Grafing den Auftrag, die Orgel zu bauen. Seine Angebotssumme ist 147.000.- Er beabsichtigt die alte Orgel zu übernehmen, sie zu renovieren und günstig weiterzuverkaufen. Die Erzbischöfliche Finanzkammer genehmigt den Liefervertrag. Der Orgelbauer Staller gibt als Liefertermin den Advent 1994 an. Als geeigneter Tag zur Weihe der Orgel wird dann der 3. Adventsonntag Gaudete - festgelegt, das ist der 11. Dezember. Die Fahrenzhausener warten auf einen Bescheid über einen Zuschuß für eine kleine Renovierung der Kirche. Das Jahr 1994 beginnt aber mit der Ankündigung, daß alle Zuschüsse gestrichen und die Baumaßnahmen gestoppt werden. Weil die Arbeiten aber vor dem Einbau der Orgel fertig sein sollen, wird mit Nachdruck nochmals ein Zuschuß "angemahnt".

Der Kirchenmaler Christian M.Huber aus Dachau hat Zeit, die Arbeiten durchzuführen. Ein erlösender Brief aus dem Baureferat vom 20. September teilt mit, daß ein Zuschuß von DM 50.000 für die Renovierungsarbeiten gegeben wird. Am 11. Oktober kann die grundsätzliche Besprechung sein, denn Baubezirksleiter Peter Franz hat Zeit, ebenso Dr. Kratsch vom Landesamt f. Denkmalpflege. Der Kirchenmaler Huber wird beigezogen und schließlich am Montag, dem 17. Oktober die Kirche ausgeräumt. Hoffentlich hält das Wetter und die Außentemperatur über Null an, damit die Arbeiten zügig vorangehen. Die Fa. Georg Bichler muß im Bodenbereich einen Streifen des Putzes erneuern, der Elektriker Josef Dexl einige Leitungen unter Putz legen und der Kirchenmaler Huber die Kasettendecke behandeln. Die verstaubten Wände werden abgewaschen und neu getüncht, die Altäre und die übrige Ausstattung der Kirche wird ebenfalls durch den Kirchenmaler gereinigt. Der Orgelbauer Anton Staller wird anfangs Dezember dann die neue Orgel einbauen können. Hinter dem Orgelgehäuse wird noch ein Rest einer Deckenbemalung aus der Zeit um 1850 (mit Fragezeichen) belassen, außerdem ein paar Quadratmeter der alten Wandtünchung, die wahrscheinlich aus der gleichen Zeit ist.