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Kriegergedächtnis-Kapelle in ETZENHAUSEN


85221 Dachau, Freisinger Straße 77
Lage der Kirche auf der Karte ...

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Beschreibung

Die neubarocke Kriegergedächtnis-Kapelle in Etzenhausen liegt an der Straße nach Hebertshausen.

Sie wurde nach dem Entwurf von Ludwig Herterich durch den Maurermeister Lederer und den Zimmermeister Oefner für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet und am 26.August 1928 eingeweiht. Über die Einweihungsfeier hat der Amperbote am 13.11.1928 berichtet; klicken Sie hier...

Das Fresko in der Kapelle, die Beweinung Christi nach der Kreuzabnahme (Piéta), wurde von den Künstlern Ludwig von Herterich und seinem Gehilfen Anton Burgmaier ohne Entlohnung gestaltet.

Herterich wohnte von 1914 bis zu seinem Tode im Jahr 1932 in Etzenhausen; er schuf auch die Außenfresken an der Kirche in Etzenhausen.


Innenansicht

Eine Beschreibung der Kapelle im Stil der damaligen Zeit ist im Amperboten vom 25.8.1928 zu finden. Dort heißt es:
"In Form einer Kapelle gebaut, inmitten der Gemeinde, umgeben von einer Gartenanlage, birgt die Gedächtniskapelle die Tafeln mit den Namen der Heldensöhne Etzenhausens, die ihr Leben fürs Vaterland ließen. Als köstlichen Schatz besitzt die Gedächtniskapelle ein großes Gemälde des bekannten Künstlers H. Geheimrat Ritter von Herterich, darstellend die Gottesmutter Maria mit dem Leichnam ihres göttlichen Sohnes auf dem Schoß. In feiner sinniger Weise ist es der Künstlerhand gelungen durch die Verwendung des Motives "Geht ob ein Schmerz gleich meinem Schmerze" die Trauer der Gemeinde um ihre Heldensöhne und gleichzeitig den Dank für ihr tapferes Kämpfen würdig zum Ausdruck zu bringen". Den ganzen Bericht können Sie hier lesen...

Die am Kriegerdenkmal angebrachten Gedenktafeln erinnern inzwischen an die gefallenen und an Kriegsverletzungen verstorbenen Soldaten beider Weltkriege.

Seit 1995 wird hier am Palmsonntag die Palmweihe vorgenommen; danach zieht die Palmprozession hinauf in die Etzenhausener Laurentiuskirche.

Am 9.November 2003 wurde am Vorplatz der Kapelle ein Mahnmal zu Ehren der 23 im Zweiten Weltkrieg gefallenen ehemaligen Landwirtschaftsschüler aus dem Dachauer Kreis eingeweiht.

Das von H.O.v. Schön (geb.1941) geschaffene Mahnmal aus Bronze stand bisher am Landwirtschaftsamt Dachau in Etzenhausen. Wegen der Verlegung des Amts in die Konrad-Adenauer-Straße musste ein anderer Platz gefunden werden.

Für den Sockel und die Rückwand des Mahnmals verwendeten die Mitglieder des Verbands Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Steine der bisherigen Landwirtschaftsschule.

 

 

Hans Schertl

Quellen:
Amperbote vom 25.08.1928, v. 13.11.1928
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Kirchenpfleger Ludwig Grain, 2002
Dachauer Nachrichten vom 5.11.2003
Hans Mayr, Schönbrunn, 2003 (Mahnmal f.Landwirtschaftsschüler)
Erwin Hartmann in "Ortsgeschichte Etzenhausen", 2012 (Herterich)
wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Herterich, 2014

3 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

8.5.2015

Der Maler Ludwig von Herterich

Der am 13.Okt. 1856 in Ansbach als Sohn des Bildhauers und Restaurators Franz Herterich geborene Ludwig v.Herterich war ein deutscher Maler und Kunstpädagoge. Er erlangte vor allem als Porträtist und Monumentalmaler Bedeutung und war ein führender Repräsentant der Münchner Schule.

1872, im Alter von 16 Jahren, zog er nach München und nahm Unterricht bei seinem Bruder Johann Caspar Herterich. Ab 1873 studierte er in der Bildhauerklasse der Akademie der bildenden Künste in München. Später war er Lehrer an der Kunstschule Stuttgart und ab 1898 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München.

1908, im Alter von 52 Jahren wurde er wegen seiner hervorragenden künstlerischen Leistungen mit dem Maximiliansorden geehrt und -damit verbunden- in den persönlichen Adelsstand erhoben. Seither durfte er sich Geheimer Rat Professor Ludwig Ritter von Herterich nennen. Der Künstler war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in München sowie Ehrenmitglied der Murnauer Colonie.
1914 zog er nach Etzenhausen. Hier wirkte er 1928 bei der Planung der Kriegerkapelle und bei deren Ausmalung mit. Drei bzw. vier Jahre später schuf er die Außengemälde an der Kirche. Er werde Etzenhausen zum schönsten Dorfe machen, hatte er 1928 erklärt, als er zum Ehrenbürger der Gemeinde Etzenhausen ernannt wurde. Herterich starb am 24.Dezember 1932 im Alter von 76 Jahren. Er ist auf dem örtlichen Friedhof begraben. Die Straße, die zur Kirche und zum Friedhof führt, wurde nach ihm benannt.

 

Kriegergedächtnishalle in Etzenhausen
Amperbote vom 25.08.1928

Wie wir schon vor einigen Tagen berichten konnten,feiert die Gemeinde Etzenhausen am Sonntag, den 26. August, das Fest der Enthüllung seiner Kriegergedächtnishalle. In freudiger rastloser Arbeit hat die ganze Gemeinde an der Errichtung der Kriegergedächtnishalle gearbeitet und so ein Denkmal geschaffen, das wohl weit und breit nicht seinesgleichen besitzt. Wir bringen obenstehend zwei Bilder von dem unter der künstlerischen Leitung des Herrn Geheimrates Ritter von Herterich in so würdiger Weise den Dank der Gemeinde an ihre gefallenen Söhne zum Ausdruck bringenden Denkmal.
In Form einer Kapelle gebaut, inmitten der Gemeinde, umgeben von einer Gartenanlage, birgt die Gedächtniskapelle die Tafeln mit den Namen der Heldensöhne Etzenhausens, die ihr Leben fürs Vaterland ließen. Als köstlichen Schatz besitzt die Gedächtniskapelle ein großes Gemälde des bekannten Künstlers H. Geheimrat Ritter von Herterich, darstellend die Gottesmutter Maria mit dem Leichnam ihres göttlichen Sohnes auf dem Schoß. In feiner sinniger Weise ist es der Künstlerhand gelungen durch die Verwendung des Motives "Geht ob ein Schmerz gleich meinem Schmerze" die Trauer der Gemeinde um ihre Heldensöhne und gleichzeitig den Dank für ihr tapferes Kämpfen würdig zum Ausdruck zu bringen. - Ganz Etzenhausen rüstet für den kommenden Sonntag und überall wird noch letzte Hand angelegt, um dem Tag der Einweihung einen würdigen Rahmen zu geben. Aus dem Programm entnehmen wir: Für 6 Uhr Weckruf; 8 - 9 Uhr Empfang der ankommenden Vereine und Gäste; Halb 10 Uhr Aufstellung zum Kirchenzug; 10 Uhr Feldgottesdienst für die gefallenen und verstorbenen Kameraden. Die Liedertafel Dachau wird hierbei die Deutsche Messe von Schubert zur Aufführung bringen. Anschließend an den Feldgottesdienst erfolgt die Denkmalsenthüllung und Gefallenenehrung. Darauf folgt der Festzug; hernach zwangloser Mittagstisch im Burgmeier`schen Gasthaus in Etzenhausen, Konzert und Gesangsvorträge der Liedertafel Dachau und Fahnenbänderverteilung. Es haben sich eine beträchtliche Anzahl Vereine angesagt, sodass die Feier der Denkmalsenthüllung eine machtvolle Kundgebung des vaterländischen Gedankens zu werden verspricht.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)

 

Einweihung der Kriegergedächtniskapelle in Etzenhausen
Amperbote vom 13.11.1928

Der Tag der Einweihung der Kriegergedächtnishalle ist noch in guter Erinnerung. Die Opferwilligkeit aller Kreise, um durch die Vollendung des Werkes den Dank an die gefallenen Söhne Etzenhausens zum Ausdruck zu bringen, hat weit hinaus über die Grenzen unseres Bezirkes Anerkennung gefunden. Am vergangenen Samstagabend konnten die führenden Männer des Denkmalausschusses ihre Tätigkeit als beendigt bezeichnen.
Nun ist auch die Finanzierung des schönen sinnigen Denkmals vollständig durchgeführt. Aus diesem Anlass hatte man am Samstag abends die Bewohner Etzenhausens, Liedertafel Dachau und noch viele andere, die ebenfalls ihr Scherflein beigetragen, zu einer kleinen Feier beim Gastwirt Burgmayr aus Etzenhausen geladen. Die zahlreich Erschienenen füllten den geräumigen Saal bis auf den letzten Platz. Unter den Gästen befanden sich Herr Geheimrat von Herterich, Herr und Frau Professor Stockmann, Herr Buckla, ??Prühäuser, Herr Bezirksschulrat Dengler, Herr Bahnvorstand Rohrmüller, Herr Steueramtmann Michenfelder und so weiter. Herr Mayerhofer verstand es, in kernigen Worten nochmals allen für ihre Mitarbeit zu danken. Ein Töchterchen des Herrn Oefner trug einen sinnigen, der Heldenehrung gewidmeten Prolog vor.
Ganz besonderen Dank aber schuldet die Gemeinde Etzenhausen einem ihrer Mitbürger, der aus Liebe zu seiner jetzigen Heimat und aus Dankbarkeit gegen die gefallenen Helden der Kriegergedächtnishalle mit seinem Gemälde "Pieta " ein Kleinod schenkte, um das Etzenhausen beneidet wird. Es ist dies Herr Geheimrat Professor Ritter von Herterich. Herr Bürgermeister Welsch dankte ihm herzlich im Namen der Gemeinde und gelobte, die Gedächtnishalle mit ihrem herrlichen Gemälde in gutem Verwahr zu halten. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit hat die Gemeinde Etzenhausen Herrn Geheimrat von Herterich zum Ehrenbürger ernannt. Die überreichte schöne künstlerische Ehrenurkunde stammt aus der Hand eines Sohnes der Gemeinde Etzenhausen, dem Sohn Robert des Gastwirts Burgmayr. Die Ernennung zum Ehrenbürger löste bei Herrn Geheimrat von Herterich sichtlich große Freude aus. In kurzen Worten betonte er, dass durch diese Ehrung seine Liebe zu dem idyllischen Dörfchen nur noch verstärkt worden sei und dass er sich auch weiterhin bemühe, den schönen Ort Etzenhausen noch schöner zu gestalten.
Ein Musikquartett und die Liedertafel Dachau, die schon bei der Einweihung des Denkmals durch die Aufführung der Deutschen Messe von Schuberth ein gut Teil zum schönen Verlauf der Feier beigetragen hatte, gaben am Samstagabend durch ihre Darbietungen der Heldenehrung einen würdigen Rahmen. Aber auch der heitere Teil sollte nicht zu kurz kommen. Die von Herrn Pfarrmesner Grahamer in seiner bekannten meisterhaften Art vorgetragenen und von ihm selbst zusammengestellten humoristischen Wahrheiten und Unwahrheiten von Erlebnissen von Mitbürgern Etzenhausenes und von der Tätigkeit während des Baues der Gedächtnishalle und über den Festtag selbst, lösten allgemein große Heiterkeit aus. So kann der Verlauf des Ehrungsabends als sehr gut gelungen bezeichnet werden. Mit ihm hat die arbeitsreiche Tätigkeit des Denkmalausschusses einen würdigen Abschluss gefunden.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)