Pfarrzentrum
St.Paulus in ERDWEG
Adresse: 85253 Erdweg, Pater-Cherubin-Straße 1
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
|
Geschichte
des Orts
Der Ortsname Erdweg hat sich
wahr-scheinlich aus Hertweg (harter Weg - Steinstraße) entwickelt.
Dies weist auf die früher hier vorbeiziehende Römerstraße
hin. Möglicherweise gab es schon damals an dieser Stelle eine
Raststätte.
Im Mittelalter bestand Erdweg
nur aus "Taferne, Mühle und 3 Sölden". Auch
in den nächsten Jahrhunderten blieb es eine unbedeutende Siedlung
mit einem bedeutenden Wirtshaus an der Straße zwischen München
und Aichach.
1796 notierte Adrian von Adrian
von Riedl in seinem Reisebuch über die bayerischen Hauptstraßen
10)
:
"Erdweg an der Glon, einem Flüßchen, das bey Hohendorf
im Landgericht Friedberg entspringt, und unterhalb Kranzberg in
die Ammer fällt, ist ein Dörfchen, das 5 Häuser hat.
Die Brücke über die Glon wird vom Staate unterhalten"
|
Auch die Bahnstation um 1910 änderte
an der geringen Bedeutung des Orts kaum etwas.
Erst als Erdweg bei der Gebietsreform 1972 wegen seiner Mittellage zum
Sitz der neuen Großgemeinde bestimmt wurde, begann eine rasante
Entwicklung: Aus fünf
Anwesen entstand ein aufstrebendes Kleinzentrum. Die Gemeinde hatte 2018
über 6000 Einwohner.
Geschichte der Kirche
In Erdweg stand schon im 9.Jh ein
Bethaus. Dies ist einer Urkunde zu entnehmen, die an einem 5. oder 9.
September eines Jahres zwischen 818 und 821 ausgestellt worden
war. Darin ist eine Schenkung beurkundet: ein Priester namens Erchanperht
übergab ein Bethaus nebst Eigenbesitz zu Ratinwege dem Bistum Freising.
Das Jahr der Ausfertigung der Urkunde fehlt. Doch 818 war der Schenker
Erchanperht noch Diakon.
01)
Diese Kirche in Erdweg hat sich
im Laufe der Jahrhunderte nicht erhalten. Bis in die 1970'er Jahre
gingen die wenigen Bewohner Erdwegs in die nahe gelegene Kirche von Walkertshofen.
Als die Pläne reiften, die
umliegenden politischen Gemeinden bei der Gebietsreform zur Gemeinde Erdweg
zusammenzufassen, war im neuen Gemeindesitz Erdweg eine Großkirche
ins Auge gefasst worden. Der damalige Pfarrer, Pater Cherubin Uhl, wollte
nach dem Vorbild der französischen Zentralpfarreí einen gemeinsamen
kirchlichen Mittelpunkt schaffen. Doch rückte man später wieder
von dieser Idee ab, weil man sich bewusst wurde, dass die Kirchen in den
Dörfern nach dem Verlust von Schule, Gemeinde, Wirtshaus und Kramerladen
oft die einzige Zentren geblieben waren.
03)
Das neue Gemeindezentrum, in dem der Gottesdienstraum untergebracht ist,
wurde drei Jahre nach der Gründung des Pfarrverbands Erdweg, im Jahr
1973, errichtet. Architekten waren Steigle und Partner, München.
07)
Gründung des Pfarrverbands Erdweg
Am 1.Febr.1970 wurde in Erdweg
unter der Leitung des 30jährigen Pfarrers Engelbert Wagner 08)
der erste Pfarrverband der Diözese
München-Freising unter der Bezeichnung "Verbandspfarrei Erdweg"
gegründet. Er diente als Modell für eine inzwischen immer größer
werdende Zahl von Pfarrverbänden, die Ausfluss des großen Priestermangels
in Deutschland sind.
Das Kirchenrecht
erwähnt die Organisationsform eines Pfarrverbandes nicht ausdrücklich.
Dennoch ermöglicht CIC §374 (2) diese Art des Zusammenschlusses
von Pfarreien: "Um die Seelsorge durch gemeinsames Handeln zu fördern,
können mehrere benach-barte Pfarreien zu besonderen Zusammenschlüssen,
z. B. zu Dekanaten vereinigt werden. Da der CIC die Dekanate nur als Beispiele
nennt, sind auch andere Formen möglich. 09)
|
Im Pfarrverband
wohnten im Zeitpunkt seiner Planung um 1970 insges. 3300 Katholiken
(Walkertshofen: 500; Welshofen: 650; Großberghofen: 350; Kleinberghofen:
450; Hirtlbach: 650; Arnbach 700).
02)
Viele Aufgaben werden nun von sog. Laien wahr-genommen. Das ist -wie
der frühere Landvolkpfarrer Zenner
erklärte - ein großer Schritt nach vorne, von der "Versorgungs-Kirche"
zur "Mitmach-Kirche". Dieser Schritt ist die Voraussetzung
für die Gestaltung einer lebendigen Kirchengemeinde, der auch
den Frauen viele Chancen zur Mitarbeit bietet. 08)
|
|
Im Eingangsbereich
des Pfarrzen-trums hängt ein Wandteppich,
den Frauen aus dem Pfarrverband zur Einweihung des Pfarrzentrums angefertigt
haben. |
Wandteppich mit allen Kirchen
des Pfarrverbands
|
Auf den Teppich sind
Stoffbilder aller dazugehörender Kirchen genäht, die sich
um ein Bild des hl.Paulus, des Patrons des Pfarrverbands, gruppieren.
|
Die Gottesdienstordnung
für den Pfarrverband Erdweg finden
Sie hier...
Das
Pfarrzentrum ist trotz seines geringes Alters ein geschütztes Baudenkmal
(D-1-74-118-58) 11)
In der Denkmalliste wird es wie folgt beschrieben:
|
"-
Stahlskelettbau mit Fachwerkträgern, Verglasung und Fassadenplatten,
mit Bücherei, Sozialräumen, Kapelle
und variablem Gottesdienstraum, 1972/73; mit Ausstattung;
- Pfarrhaus, massiver Flachdachbau mit Treppenhausanbauten unter hölzernem
Tragwerk aus Stützen und
Fachwerkbindern, mit Doppelgarage und Einfriedung, 1978/79;
- Grünanlage mit Rondell, Brunnen, Schornstein mit rahmendem Metallgerüst,
Spielhügel, Parkplatz und
Stahlkreuz; sämtlich von Steidle u. Partner.- nachqualifiziert.
" |
Inneneinrichtung
05)
Das Pfarrzentrum enthält das
Pfarrbüro, die Bücherei, Sozialräume, ein Kapelle
und einen Mehrzweck-Gottesdienstraum.
Der quadratische Gottesdienstraum
aus Fertigbauteilen wird von einer Flachdecke mit herunterhängender
Stahlkonstruktion überdeckt. Große Glasfenster und
-türen auf der Ost- und der Westseite erhellen den Raum.
Der Altar ist ein einfacher Tisch, der auf einem Podium steht.
Das Altarkreuz hinter dem Altar
hat vergoldete, gleich lange Kreuzbalken, mit einer quadratischen,
grünen Glasplatte dazwischen.
Eine Vielzahl von gelben
Stühlen, die halbkreis-förmig um den Altar herum aufgestellt
sind, bieten den Gottesdienstbesuchern Platz.
Der Gesang der Gläubigen wird von einer elektronischen Orgel
begleitet.
|
Mehrzweck-Gottesdienstraum
|
Kreuzwegtafel
Rechts hinter dem Altar ist an der Rückwand ein 198 x 198 cm
großes Glasgemälde
mit Bleistegen angebracht. Das Bild wurde von Wolfgang Huss aus Hirtlbach
1974/75 geschaffen (sign.). 07)
In der Mitte wird Jesus am Kreuz dargestellt, von vielen weiteren Kreuzwegszenen
umgeben. Unten der Text:
Kreuzweg
|
|
"Denk
daran welchen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat
Er war wie Gott- aber er betrachtete diesen Vorzug nicht als
unaufgebbaren Besitz. Aus freiem Entschluss gab er alles auf
und wurde wie ein Sklave. Er kam als Mensch in die Welt und
lebte wie ein Mensch - im Gehorsam gegen Gott ging er den Weg
der Erniedrigung bis zum Tod. Er starb den Verbrechertod am
Kreuze.
Dafür hat Gott ihn über alles erhöht und hat
ihm den höchsten Ehrennamen verliehen, den es gibt - Alle
Wesen, die Gott geschaffen hat, müssen vor Jesus niederknien
und ihn ehren. Ob sie nun im Himmel, auf der Erden oder im Totenreich
sind - Alle müssen feierlich zum Ruhm Gottes des Vaters
bekennen: Jesus ist der Herr. " |
|
Krippe
06)
In der Weihnachtszeit
wird seit 1989 im Pfarrzentrum eine Krippe
mit großen Figuren aufgebaut.
Die Figuren schnitzte der Bildhauer Anton Westermeir aus Unterweikertshofen.
Die Kleidung nähten die Mitglieder des Pfarrgemeinderats. Die
Krippe begann mit wenigen Figuren und wächst noch immer. 2009
kam z.B. ein Lama zu der Gruppe, die auch die Dreikönige umfasst.
Diese Heiligen werden kunstgeschichtlich als Vertreter der Weltbevölkerung
gedeutet, die dem Gotteskind huldigen. Während die Figuren üblicherweise
die drei alten Kontinente Asien, Europa und Afrika verkörpern,
wird in Erdweg durch einen Indio-König aus Lateinamerika auf
den neuen Kontinent Amerika hingewiesen. Der Pfarrverband Erdweg unterstützt
seit vielen Jahren soziale Projekte in der Diözese Riobamba im
Hochland von Ecuador. |
Krippe
|
Wenn Sie sich auch für andere
Krippen in Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken
Sie hier...
Seitenkapelle
Der Altar in der kleinen Seitenkapelle
besitzt eine Steinplatte, die auf Metallfüßen steht.
Dort ist auch der Tabernakel untergebracht, ein 1,70 cm hohes Stahlgestell
mit kastenförmigem Einsatz. Auf dem Tabernakel befindet sich
das Ewige Licht.
Altar und Tabernakel stammen vom Künstler Hans Berchtenbreiter
aus Augsburg (1929-2011)
07)
Paulusbild
|
Das 300 x
120 cm große Bild an der linken Wand ist dem Kirchenpatron,
dem hl.Paulus gewidmet. Auch dieses Bild stammt von Wolfgang
Huss; er hat es mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt.
07)
In mehreren Einzelszenen werden wichtige Stationen aus dem Leben
des Kirchenpatrons dargestellt: |
- seine Bekehrung vor Damaskus,
- das Gespräch mit Petrus,
- die versammelte Gemeinde und
- die Missionsreisen.
Interessant ist ein Detail aus der Szene "versammelte Gemeinde":
Ganz rechts streckt eine Katze den Schwanz in die Höhe. Es ist
die Katze von Paulus, die einen untrüglichen Sinn für gute
oder schlechte Stimmung der Menschen hatte. Paulus nahm das Tier gerne
zu Versammlungen mit. |
|
Muttergottesfigur
|
Die schlanke Muttergottesfigur
aus dem Ende des 17.Jh 07)
ist eine Leihgabe des Hauses
Petersberg.
Maria
trägt Jesus auf dem Arm. In der Hand hält sie ein Zepter.
Ihr Haupt ist von einer Helmkrone bedeckt und von einem Kranz von
12 Sternen umgeben. Ihre Füße ruhen auf einer Mondsichel.
Es handelt sich um eine Holzfigur mit (schadhafter) Lüsterfassung.
|
An der Rückwand ein teilweise
emailliertes Bildnis des "Ecce Homo". Es ist ein Probestück
für einen Kreuzweg 07) .
Hans Schertl
Quellen:
01) Theodor Bitterauf,
Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.470)
02) Barthel Moosrainer in Dachauer
Nachrichten, 21./22.2.1970
03) Heimatbuch des Landkreises
und der Stadt Dachau, 1971
04) Dachauer SZ vom 30.9.2003
05) Anneliese und Alfred Bayer,
2007
06) Krippenausstellung Erdweg,
Dezember 2009 '
07) Kunsttopographie des Erzbistums
München und Freising, 1982
08) Joachim Burghardt, Wir tragen
einen Schatz, Münchner Kirchenzeitung v. 23.2.2020 S.9
09) https://www.erzbistum-muenchen.de/pfarrei/pv-karlsfeld/cont/66422
10)
Adrian von Riedl, Reise Atlas
von Bajern oder Geographisch-geometrische Darstellung aller bajrischen
Haupt- und
Landstrassen mit den daranliegenden Ortschaften
und Gegenden: nebst Kurzen Beschreibungen alles dessen, was auf und an
einer jeden der gezeichneten Strassen für
den Reisenden merkwürdig seyn kann, 1796
11) Liste
der Baudenkmäler
in Erdweg, D-1-74-118-43
und ... 42, Bayer. Landesamt
für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand
16.9.2023
10 Bilder: Hans Schertl
30.3.2022
|