zur Landkreiskarte                 Kirchen i.d.Gem.Weichs

ehemalige Georgskirche in EDENHOLZHAUSEN bei Weichs
 

B
eschreibung

Ortschaft
Edenholzhausen hatte 2015 23 Einwohner, die gleiche Zahl wie schon 1810. 07) Der Ort dürfte in der Meichelbeckischen Urkunde Nr. 1071, die in der Zeit von 938 bis 957 ausgestellt wurde, erstmals genannt worden sein. Damals tauschte der edle Meninghard einen Teil seines Besitzes in Edenholzhausen mit dem Bischof Lantpert von Freising gegen ein ähnliches Gut in Weichs. Ein Gotteshaus wird darin nicht genannt. 05)

ehem.Kirche St.Georg

Eine Zeichnung oder ein Gemälde von dieser ehem. Kirche ist mir nicht bekannt. Deshalb habe ich ein Wegkreuz aus Edenholzhausen auf diese Seite gestellt. Ich weiß leider auch nicht, an welcher Stelle im Ort die frühere Kirche stand.

Die Existenz dieser Kirche ergibt sich aber eindeutig aus überlieferten Dokumenten:

Im ältesten Kirchenverzeichnis des Bistums Freising, der Konradinische Matrikel von 1315 01) ist eine Kirche in Edenholzhausen noch nicht erwähnt.

Sie könnte aber möglichweise schon 1474 existiert haben, weil der Ort damals unter Jörgenholzhausen genannt worden sein könnte 03) (Jörg=Georg).

Indersdorfer Urkunde
Josef Holdenried beschrieb 1885 die sichere erste Nennung der Kirche
05):
  "Gewiß ist nur, daß das Kloster Indersdorf hier (in Edenholzhausen) zu einigem Besitze glange, wovon des Klosters
   Propst 1477 dem Meßner bei der St. Georgskirche zu Oedenholtzhawsen auf Bitten des dortigen Kirchenpropstes (Pflegers)
   und des Pfarrers von Weichs einen Platz zu einer "stadelhostat" überließ."

Sunderndorfer'sche Matrikel
Die zweite Nennung stammt aus dem Jahr 1524 01) . Die
Sunderndorfer'sche Matrikel nennt fünf Filialkirchen von Weichs: "S.Stefani in Auffhausen, S.Catharinae in Eglesriedt, S.Andreae in Ackerstorff, S.Georgii in Eberspach und unser S.Georgii in Holtzhausen."


Visitationsbericht 1560

Im Bericht über die Visitation (= Überprüfung) der Pfarreien des Bistums Freising 1560 02) durch Abgesandte des Herzogs und des Bischofs ist bei der Pfarrei Weichs im Bericht auch die Filialkirche St.Georgius aufgeführt und zwar schon mit dem Präfix "Eden" als "Edenholtzhausen":
 

"Filials Edenholtzhausen khirchpröbst [= die Angaben lieferte der Kirchenpfleger]. Patronus s.Georgius
Im landtgericht Crantsperg. Jerlich einkommen 6 ß d, an wachs 4 Pfund. Mer von ainem seldner, der Khutlpuecher genannt, 4 ß. Ausgab umb opferwein all jar 10 kr. Rechnung nimbt gericht von Crantsperg sambt ainem priester von Weichs und khirchenpröpsten auf. Die rechnung ist von dreuen jarn (= seit 3 Jahren) nit aufgenommen worden. Zur zerung geben 50 kr, dem pfleger 4 ß, dem gerichtsschreiben 60 d. Gibt kain verehrung. Der khirchenpröbst zerung macht an jetzt 60 d. Resst 7 fl. Hat ain mesenhauß, zimblich paufellig. Hat kain begrebnuß (= kein Friedhof)
Hat 3 altär. Halt all wochen gemeinclich ain meß. Wissen nit, ob die altär insonderhait gestifft seien. Die kirch wirt durch den meßner sauber gehalten. Hat ain kelch, 3 meßgewandt. Von der kirchen gueter ist nichts verkaufft oder versetzt. Der pfarrer helt sich mit sacrament raichen und sonst mit seinen sachen vleissig und catholisch. Das Pfarrvolkh hert er im jar gemeinclich 2 mal peicht."

Beschreibung nach Inaugenscheinnahme des Visitators (ocularis inspectio):
"Edenholtzhausen, Patronus s.Georgius
Hat ain khelch, ain corporal, 1 missal, 2 ornät. Sacramentum eucharistiae pure tractantur. Liquores werden bei der pfarr behalten. Bei der khirch, an altärn, altartüchern, fanen etc. ist kain mangel."


Visitationsbericht von 1694
06)
Im
Bericht über eine Pfarrvisitation am 9.May 1694 wird Edenholzhausen ebenfalls als Filiale der Pfarrkirche Weichs genannt und ganz kurz wie folgt beschrieben: "Holzhausen: dem hl.Georg geweiht, Kirchweih am 2.Sonntag nach Ostern"


Schmidt'sche Matrikel von 1738/40 01)

In den Jahren 1738/40 erstellte der Kanonikus Schmidt eine weitere Matrikel (
Schmidt'sche Matrikel) über die Kirchen des Bistums. Im Bericht über die Pfarrei Weichs wird die Filiale Edenholzhausen erstmals näher beschrieben:
  "Ecclesia filialis s.Georgii i Edenzholzhausen.
Ecclesia haec communis structurae habet quidem praeter aram majorem, in honorem s.Georgii martyris dedicatam, alia duo altaria, quae tamen non sunt apta ad sacrificium missae. Divina hic peraguntur in dedicatione, quae incidit in Dominicam ante festum s.Matthaei, et in festo s.Georgii tanquam patroni. Item in festis inventionis et exaltationis s.Crucis. Item hic diebus Veneris dicitur missa hebdomalis cum libera applicatione. Coemeterium non adest nec propria sacristia, paramenta tamen necessaria asservantur. In turri sunt duae campanae benedictae. Cura proventuum hujus ecclesiae eadem est, quae supra in Egelsriedt. In letzter Rechnung hat sich das Vermögen dises Gottshauses auf 931 fl. 46 kr. entworffen.
Die Kirche war also mit 3 Altären ausgestattet, wobei nur am mittleren zelebriert werden konnte. Im Turm hingen zwei Glocken.


Renovierungen und Anschaffungen
09)
1736
   Anschaffung von drei neuen Kanontafeln (45 kr)
1741   Turmumbau; er musste von Maurermeister Franz Thalhammer aus Hohenkammer zur Hälfte abgetragen werden. Die Kosten
           betrugen 151 fl.57 kr.

1765   Kauf von Kirchenwäsche bei Marzell Stöger aus Pipinsried (30 fl.)
          Anschaffung einer Messkännchengarnitur beim Freisinger Zinngießer Joseph Jelle (3 fl.50 kr)
1788   Kauf neuer und Reparatur alter Paramente für 44 fl.


Abbruch der Kirche 1806
Im Zusammenhang mit der Säkularisation wurde die Kirche 1806
als "entbehrliches Gotteshaus" abgebrochen. Die Steine erwarb der Weichser Stefan Krimmer (Scheckenhofbauer, Weichs Nr.3) für 50 Gulden und baute damit seinen Stadel wieder auf, der 1807 abgebrannt war. Josef Holdenried 05) berichtet von einer mündlichen Überlieferung, nach der dieses Handeln von den Weichsern als Sakrileg betrachtet wurde. Dass Krimmer bald darauf seinen Hof wegen Überschuldung verkaufen musste, bestätigte die Meinung der Leute. Sie sahen darin die Strafe Gottes. Aber auch der Käufer hatte kein Glück; 1815 ging das Anwesen in Rauch und Flammen auf, während der Bauer in der Kirche heiratete. Und selbst der nächste Besitzer konnte sich nicht lange halten. Schließlich wurde der Hof zersplittert.

Die gesetzliche Voraussetzung für den Abriss schuf die Verordnung vom 17. April 1802, die bestimmte, daß überzählige Gottes- häuser abzubrechen seien und deren Baumaterial für neue Schulhäuser zweckdienlicher anzulegen sei (Motto: Schulen statt Kirchen; allgemeine Schulpflicht), Feldkapellen die nicht ordentlich consecrirt sind, sollen... abgebrochen, und das Material nach den höchsten Verordnungen vorzüglich zur Reparation oder Erbauung von Schulhäusern verwendet werden... Filialkirchen, Nebenkirchen und Kapellen, ganz entbehrlich und zwecklos, zumals wenn sie aus eigenen Mitteln ohne fremde Konkurrenz nicht erhalten werden können, sollen reduziert, und die Gebäude andern Zwecken gewidmet oder demolirt werden. 08)

Hans Schertl


Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
03) https://de.wikipedia.org/wiki/Edenholzhausen_(Weichs), 2019
04) Heinrich Fitger, Kirche im Erlbachtal, Weichser Heimatblätter 2018
05) Josef Holdenried, Chronik von Weichs, 1885
06) Heinrich Fitger, Ein unbekannter Visitationsbericht von 1694, Heimatblätter der Gemeinde Weichs 2015/1
07) Heinrich Fitger, Seelenbeschreibung der königl.bayer. Pfarrey Weichs von 1810, Weichser Heimatblätter 2015/1
08) Georg Brenninger, Kirchenabbrüche im Gebiet des Amperlandes als Folgen der Säkularisation von 1803, Amperland 1992
09) Georg Brenninger, Kunsthandwerker der Barockzeit in den Kirchen des Gerichtes Kranzberg, Amperland 1987/2

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4.11.2024