Privatkapelle
des Naßl-Anwesens in DEUTENHOFEN

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Beschreibung
Das Dorf Deutenhofen
taucht schriftlich erstmals im 13. Jh. in den in lateinischer
Sprache geschriebenen Grundbüchern der Klöster Scheyern
und Altomünster als "Titenhoven" (Höfe des Tito)
auf. Es gehört von jeher zur Pfarrei Kleinberghofen und wird
derzeit vom Pfarrverband Erdweg seelsorgerisch betreut.
Drei bedeutende Persönlichkeiten
kamen aus Deutenhofen:
- der Prior des Klosters Altomünster Jakob Scheckh (geb.1683)
- der Abt des Klosters Tegernsee Simon Rottenkolber (1750)
- die Dulderin Anna Naßl (geb.1890),die Anlass des Kapellen-
baus war.
1879 erwarb Georg Naßl
aus Guggenberg den Besitz, der 117 Tagwerk zählte. Die Naßls
sitzen seit fünf Generationen auf dem Hof "beim Baur".
Schon früher gab es eine
Kapelle auf dem Hofgrund des Anwesens "beim Baurn". Sie
wurde 1966, als sie dem Wohnhaus-neubau im Wege stand, abgetragen.
Die Familie wollte einen Ersatzbau erstellen, was 22 Jahre später
gelang.
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Die Dulderin Anna Naßl, zu
deren Gedenken die Kapelle errichtet ist, war die älteste Tochter
Georg Naßls. Nach einer Halsoperation 1921 war sie bis zu ihrem
Tod zwölf Jahre lang ans Krankenbett gefesselt. Trotz des eigenen
Leidens tröstete sie andere und betete für sie. Sie starb am
18.Februar 1933 und wurde auf dem Friedhof von Kleinberghofen begraben.
..mehr zum Leben
der Anna Naßl...
Kapelle
Die heutige Kapelle mit hölzernem
Glockenturm wurde 1987/1988 von den Bauerns-Eheleuten Johann
und Marianne Naßl auf einem Höhenrücken gegenüber
ihrem Hof errichtet und am 17.Juli 1988 eingeweiht.
Mittelpunkt im Inneren der
Kapelle ist ein barockes Vortrage-kreuz in der Altarnische
über dem kleinen Altar. Es stammt aus der abgebrochenen Vorgängerkapelle.
An den Seiten stehen eine
Madonnenstatue (links)
und eine volkstümlich
geschnitzte Kopie des gegeißelten
Heilands in der Wies
bei Steingaden. Auch der Geißelheiland (in Oberarmschellen,
mit Händen, Armen und Hals an die Säule gebunden bzw.
gekettet) stammt noch aus der alten Kapelle.
Den Neubau plante Josef Huber,
die Glasgemälde im Giebel schuf die Kunsterzieherin
Waltraud Keyn aus Aichach. 07)
An
den Wänden der Kapelle hängen Erinnerungsstücke und
Danksagungen an Anna
Naßl, die im Naßl-Hof geboren wurde, später nach
Kleinberghofen übersiedelte und dort 1933 verstorben ist.
Die Danksagungen beziehen sich auf Krankheitsverlöbnisse aus
Würzburg, Kleinberghofen (1935) und Haunstetten (1942). Die
letzte stammt aus dem Jahr 1987. 06)
An den Sonn- und Feiertagen wird
nachmittags die Kapelle von Andächtigen aus der näheren
Umgebung besucht.
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Vergrößerungen der beiden
Figuren per Mouseklick
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Das
Leben der Anna Naßl
Anna wurde als achtes von 12 Kindern
des Ehepaars Naßl am 3.4.1890, einem Gründonnerstag, geboren
und noch am gleichen Tag in der Pfarrkirche von Kleinberghofen getauft.

Anna Naßl
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Anna Naßl wuchs in Deutenhofen
auf, wo ihre leiblichen Eltern einen Bauernhof mit 100 Tagwerk Grund
gekauft hatten. Die Mutter, eine fromme Frau aus Todtenried war
eine Tertiarin des franziskanischen Dritten Ordens von Maria Birnbaum.
Der Vater stammte aus Guggenberg bei Unterweikertshofen. Er verstarb,
als Anna drei Jahre alt war an einer Lungenentzündung. Die
Mutter heiratete wieder; der Stiefvater war ein nachgeborener Bauernsohn
aus Kleinberghofen, der sich mit den Kindern gut verstand.
Schon als Kind fiel Anna durch
besondere Frömmigkeit auf. Als junge Frau nähte die "Bauern-Ann"
für die Pfarrkirche viele Altar- und Kommuniontücher sowie
Chorröcke. Mit 16 Jahren trat sie dem Dritten Orden des hl.
Franziskus bei, dem auch ihre Mutter angehörte. Mit 17 Jahren
war sie Mitglied der Marianischen Kongregation in Altomünster.
Mit 18 Jahren wollte sie in ein Kloster eintreten, aber ihr Stiefvater
erlaub-te es ihr nicht, denn die Kräfte der Mutter ließen
zu dieser Zeit erheblich nach.
Anna Naßl war eine
besondere Verehrerin des Leidens Christi, des hl. Franziskus und
der hl. Theresia vom Kinde Jesu. Nach dem Tode ihrer Mutter und
der Übernahme des elterlichen Hofes durch den Bruder zog sie
mit ihrer Schwester nach Kleinberghofen. Bald darauf fiel sie in
eine schwere Krankheit, die sie -auch wegen der Behandlungsfehler
der Ärzte- bis an ihr Lebensende ans Bett fesselte. Nach den
obengenannten Berichten ertrug sie diese als "geheimes Sühneleiden"
mit gottergebener Geduld. "Sechs Jahre genoss sie weder Speise noch
Trank. Nur bei der hl. Kommunion nahm sie zu einer kleinen Partikel
(der Hostie) ein wenig Wasser von einem Löffelchen".
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Anna starb am 18.Februar 1933 und
wurde auf dem Friedhof von Kleinberghofen begraben. Dort erinnert ein
schmiedeeisernes Grabmal
an der Kirchenmauer neben dem Familiengrab an siel.
Bald nach ihrem Tode am 18. Februar 1933
fanden sich andächtige Besucher in ihrem Sterbezimmer ein, das ihre
Schwester betreute. Man erhielt dort Erinnerungsbilder an die Verstorbene
und Devotionalien mit kleinen Stückchen "vom Linnen der Anna Naßl''.
Eine Nonne verfertigte auch Klosterarbeiten
daraus.
Die Gebetserhörungen wurden im Pfarramt
Kleinberghofen aufgezeichnet, einige davon auch in der Broschüre
"Steigendes Licht" veröffentlicht. Ein Teil der auf höhere Anordnung
aus der Kirche zu Kleinberghofen entfernten Danksagungstäfelchen
wurde in der Privatkapelle des Naßlbauern-Anwesens wieder aufgehängt.
Hans Schertl
Quellen:
01)
Steigendes
Licht, Anna Nassl, eine Sühneseele aus dem Dritten Orden des hl.
Franziskus, 1948
02) Anna Naßl (1890-1933), Amperland 1985
03) Liebhart/Pölsterl,
Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2 der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
04) Robert
Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
05) Anton Mayr, Altoland, 1998
06) Gisela Huber, Hofkapelle vor
30 Jahren geweiht, Dachauern Nachrichten vom 12.7.2018
07) Waltraud
Caroline Keyn, geb. 1946 in Sanspareil bei Kulmbach, aufgewachsen in Wirsberg,
Aichach und Augsburg, studierte
Pädagogik, Psychologie und Kunsterziehung.
Sie möchte nach eigener Aussage "Unter Einbeziehung moderner
Computertechnik
Fotografie, Mdalerei und Zeichnung vereinen.
Mehr zu Waltraud Caroline Keyn unter https://keyn-artabstract.com/vita/
6 Bilder: Hans Schertl (2003)


26.4.2022
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