Klosterkirche
Karmel in DACHAU
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Beschreibung
Gründung
des Karmel-Klosters
Das Sühnekloster "Karmel
Heilig-Blut Dachau" an der Nordseite der KZ-Gedenk-stätte,
zählt zu den jüngsten Klöstern in der Bundesrepublik.
Es ist das zweite noch bestehende Kloster im Landkreis Dachau, neben
Schönbrunn.
Das Dachauer Kloster wurde 1963 vom Karmel in Beuel-Pützchen
aus gegründet. Die Schwestern gehören zum Orden der unbeschuhten
Karmeliterinnen; unbeschuht bedeutet hier: strengere Regel und einfach-eres
Leben.
.. mehr über den Orden ....
Die Karmeliterinnen haben das Kloster bewusst dort gegründet,
wo 1933 das erste Konzentrationslager der Nationalsozialisten errichtet
worden war. Es soll ein Ort des Erinnerns und des Gebetes für
die mehr als 200.000 Menschen aus 38 Staaten und Nationen sein,
die in Dachau inhaftiert waren und gelitten haben. 03)
Mehr
als 41.500 12)
von
ihnen kamen im KZ ums Leben.
Die Schwestern beten jeden Tag, alle drei Stunden, beginnend
um sechs Uhr morgens, für die Versöhnung.
09)
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Schon 1945 war der Bau eines Sühneklosters
geplant. Nach einem Bericht der Münchner Zeitung vom 28.Juli 1945
hatte Kardinal Faulhaber dem amerikanischen Oberbefehlshaber General Eisenhower
den Vorschlag unterbreitet, auf der Stätte des ehemaligen Konzentrationslagers
Dachau ein Kloster zu errichten und dieses zu einem europäischen
Wallfahrtsort zu machen. Doch die Amerikaner genehmigten das Vorhaben
nicht.
Als der 37. Eucharistischen Weltkongress
nach München vergeben wurde, entstand im ehem.Lager zunächst
die Todesangst-Christi-Kapelle, ein sich nach vorne öffnender Rundbau
über dessen Öffnung eine mächtige geschmiedete Dornenkrone
schwebt. Die Kapelle versinnbildlicht den Turm der Gefangenschaft, den
das Kreuz Christi durchbricht. (Weihe 1960; Entwurf: Architekt Prof.Josef
Wiedemann) 03).
Den Anstoß zur tatsächlichen Gründung des Klosters Karmel
Dachau gab die Priorin des Karmels St. Josef in Beuel-Pützchen bei
Bonn, Mutter Maria Theresia.
03) Sie wollte sich ganz in den Dienst
der Versöhnung "an dieser Stätte der Gewalt" einbringen,
zusammen mit einer Gruppe von Schwestern, die diese Aufgabe übernehmen
konnten. In einem Brief an den Erzbischof von München Julius Kardinal
Döpfner schrieb sie:
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"Dachau wird in
der ganzen Welt als Inbegriff der Konzentrationslager angesehen. Sein
Name wird immer mit den furchtbarsten Gräueln der Menschheit
verbunden bleiben. Ein Ort, wo so gefrevelt wurde, wo so viele Menschen
Unsagbares gelitten haben, dürfe nicht zu einer neutralen Gedenkstätte
oder gar einem Besichtigungsort erniedrigt werden. Es sollte stellvertretende
Sühne geleistet werden durch das Opfer unseres Herrn Jesus Christus
und verbunden damit durch das Opfer und die Sühne von Menschen,
die sich diesem leidenden und sühnenden Herrn in Liebe und Gehorsam
anschließen. Der Orden des Karmels ist in besonderer Weise zu
opferndem und sühnendem Gebet berufen." 04) |
Auch den
Namen "Heilig Blut", wählte die Gründerin, Schwester
Maria Theresia von der gekreuzigten Liebe (Dr. Berta Vorbach) selbst.
In ihm kommt die Verbundenheit mit dem Widerstandskämpfer P. Alfred
Delp zum Ausdruck, der in der Pfarrei Heilig Blut in München Bogenhausen
wirkte und am 2. Februar 1945 in Berlin Plötzensee hingerichtet wurde.
14)
Am 1. August 1962 stimmte
Kardinal Döpfner der Gründung eines Klosters zu und legte die
Leitung des Vorhabens in die Hände von Weihbischof Neuhäusler
(1888-1973), der selbst Häftling im KZ war
04).
Dieser
gewann für den Bau der Klosteranlage den Architekten Josef Wiedemann
(1910-2001) von der Technischen Hochschule München, der -wie erwähnt-
bereits die "eindrucksvolle" Todesangst-Christi-Kapelle geplant
hatte. Neuhäusler schreibt: 04)
"Mit ebenso viel Liebe wie Eifer suchte
der zuallererst in die Ideenwelt des Karmels einzudringen. Seinem Plan
gab er u.a.
folgende Erklärung mit: 'Das rechte
Haus für den Karmel in Dachau suchten wir auf zwei Wegen. Der eine
führt über die
Ordensregel, der andere geht über
die Ordensgeschichte zurück zu seinem Ursprung".
Unterstützt wurde Wiedemann von Dipl.Ing. R.Ehrmann und Dipl.Ing.O.Peithner.
03)
Pfarrer Lechner
von der Pfarrei Dachau-Heilig Kreuz, ein großer Förderer des
Kloster, war "Chartrenser" und hatte gute Kontakte zu Frankreich.
Diese Deutsch-Französische Freundschaft sollte in einem Projekt zum Ausdruck
kommen, das im Juli 1966 auch Wirklichkeit wurde. Auf dem noch unbearbeiteten
großen Klostergelände errichteten Jugendliche der Pfarrei Hl. Kreuz zusammen
mit einer französischen Jugendgruppe, nach Plänen von Prof. Josef Wiedemann
eine Hütte, eine "quasi" Einsiedelei für die Schwestern.
14)
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Die
Karmelitinnen leben in strenger, lebenslänglicher Klausur. Die
acht Quadratmeter 09)
großen Zellen sind als Einzelzellen
in Form kleiner Häuschen wie Einsiedlerhütten konzipiert,
die an die erdgeschossigen Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers
erinnern sollen. 11)
Architekt Wiedemann bemerkte zur Anordnung und Gestaltung der Räume
04):
"Die Zelle, die Hütte der Einsiedlerin,
ist die Grundgestalt. Das Kleine Giebeldach der Zellen hebt
sich bei den Gemeinschaftsräumen zur doppelten
Höhe und zur dreifachen über dem Chor. Auf
dieser Höhe sitzt der Glockenständer
für zwei Glocken. Die erdgeschossigen Zellen mit ihrem
Giebeldach erinnern an die erdgeschossigen Baracken
des ehemaligen Konzentrationslagers.
Die Zellen lagern sich um den Altar, wie eine Herde
um ihren Hirten...". |
Die Schwestern sind verpflichtet, sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen.
In der Satzung des Ordens heißt es: "Es soll gewissenhaft darauf
geachtet werden, was in der Regel vorgeschrieben ist, nämlich dass
derjenige, welcher essen will auch arbeiten soll, wie es der hl.Paulus getan,
der mit eigenen Händen gearbeitet hat. Eine jede bemühe sich,
so zu arbeiten, dass sie damit auch für die anderen einen Lebensunterhalt
verdiene". 03)
"Ihr
sollt irgend eine Arbeit verrichten, damit der Teufel euch immer beschäftigt
antreffe und eure Untätigkeit ihn nicht einen Zugang zu euren Seelen
finden lasse." 04)
In Dachau fertigen
die Schwestern Paramente (Liturgi-sche Gewänder), Ikonenbilder,
Rosenkränze, Decken u.ä. Auch ihre Nahrungsmittel erzeugen
sie, soweit dies mög-lich ist, im eigenen Garten. Zwei Weiher,
die aus den Baugruben entstanden sind, dienen der Karpfenzucht. Die
Ordensregel verbietet den Schwestern den Genuss von Fleisch. 03)
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Kerzenmanufaktur
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Ikonenmalerin
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Vergolder
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Bau
des Klosters 1963/64
Am 28. April 1963 legte Neuhäusler den Grundstein
für das Karmelittinnenkloster. Kurat Lechner sprach bei den Hammerschlägen
folgenden Text: 16)
"Als Ortspfarrer
verbinde ich mit den drei Hammerschlägen:
1. den Dank an den Initiator des Klosters
Exzellenz Dr. Joh. Neuhäusler, an alle Förderer, Helferinnen und Helfer,
dass dadurch
nun der mit viel Martyrerblut
getränkte und so geheiligte Boden durch die gottgeweihten Jungfrauen gehütet
werde,
2. die Bitte, dass das Gebet und die Selbstaufopferung
der Karmelschwestern zur reichen Segensquelle auch für die aus
dem KZ erwachsene
Pfarrgemeinde Hl. Kreuz werde,
3. den Wunsch, dass das Kloster Hl. Blut für
die Insassen selber ein Hort des Friedens und der Gottverbundenheit sein
möge."
Mit dem Bau des Sühneklosters
waren erhebliche Schwierigkeiten verbunden. Zum einen musste Prof. Wiedemann
dem kontemplativen Leben der Schwestern eine äußere Gestalt
geben. Über 70 Briefe in der Zeit zwischen November 1962 und November
1964 zeugen von dem mühevollen, am Ende aber erfolgreichen Ringen,
am Ende aber von einer architektonisch gelungenen Vollendung.
11)
Zum anderen gab es technische Probleme:
Der Baugrund, der für die Anlage vorgesehen war, erwies sich als
wenig tragfähig. Ursprünglich bestand nämlich an dieser
Stelle eine Kiesgrube, Teil des sogenannten "Wildparks", wo
ein von allen Häftlingen gefürchtetes Strafkommando eingesetzt
war 06).
Der Grundwasserspiegel, der hier nur 1,20 Meter tief liegt, erschwerte
den Technikern noch zusätzlich die Lage. Sie waren deshalb gezwungen,
die Fundamente bis zu einer Tiefe von 7,80 Metern in das Erdreich einzulassen.
Noch während des Klosterbaus siedelte Berta Vorbach mit fünf
Schwestern aus dem Karmel in Pützchen nach Dachau über; sie
halfen dort den Maurern als Handlangerinnen bei der Arbeit.
06)
Dank der Mithilfe der Nonnen auf der Baustelle konnte Neuhäusler
das Karmelitinnenkloster bereits am 22. November 1964 in Anwesenheit
von Kardinal Döpfner einweihen. Von der Nachfeier gibt es einen Zeitungsbericht;
lesen Sie hier...
Der ersten Oberin blieb jedoch nicht mehr viel Zeit für die Aufgabe,
die sie sich gestellt hatte. Sie starb schon am 10. März 1970 und
fand als erste auf dem Friedhofshügel des Klosters ihre letzte Ruhe.
Weihbischof Neuhäusler wurde 1973 in der Klosterkirche beigesetzt.
Architektonisches
Konzept
03)
Die Grundmaßeinheit
ist die einzelne Zelle. Die Regel der Karmelitinnen schreibt vor, dass jede
in einer eigenen Zelle wohne. Die großen gemeinsamen Räume sind
das Doppelte dieser Maßeinheit, die Mitte der Chor das Dreifache an
Grund- und Aufriss. Die Zellen sind zum ehem.Lager hin ausgerichtet. Da
ein Karmelkloster höchstens 21 Schwestern haben darf, beträgt
die Zahl der Zellen 21. Zwischen
den Zellen verläuft ein langer, breiter Gang mit rotem Steinboden,
grauer Betondecke und kalkgeschlämmten Wänden. Durch die leichte
Staffelung der Zellen wird seine Tiefenwirkung belebt und strömt eine
befreiende Weite und zugleich tiefe Geborgenheit aus" schreibt Bischof
Neuhäusler.
Architekt Josef Wiedemann gab der Anlage
die Form des Kreuzes. Er erläuterte sein Konzept wie folgt:
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"Diese Zellen lagern
sich um den Altar wie eine Herde um ihre Hirten. Das Ganze wächst
zusammen zu einer Gestalt: Die Zellen sind die Arme; der Kreuzgang
das Haupt; die Kapelle mit dem Chor der Leib; der Opferaltar mit
dem Tabernakel das Herz; Pforte und Pfarrhaus die Füße,
welche die Lagermauer berühren. Die Gestalt ist das Kreuz".
03),
04)
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Zum Plan rechts:
Die Fortsetzung der ehemaligen Lagerstraße bildet den langen
Kreuzesbalken.
Die Zellen der Schwestern sind die Querbalken (2)
der Kreuzgang das Haupt (3)
die Kapelle der Leib, der Altar mit dem Tabernakel das Herz (4)
Die Pforte und das Pfarrhaus die Füße, die die Lagermauer
berühren (5)
Auf der (auf diesem Plan nicht
dargestellten) Ostseite umschließen die Zellen einen Bibliotheksgang,
den Klausurgang und einen kleinen Innenhof. Zwischen Kloster und
ehemaligem Lager sind Pfortenhaus und Pfarrhaus mit eigenem, umgrenztem
Garten angelegt.
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Kreuzgang
Um einen kleinen Innenhof
im Norden der Kirche befindet sich der Kreuzgang.
Die Bezeichnung Kreuzgang hat ihren Ursprung darin, dass hier Prozessionen
begannen, denen ein Kreuz vorangetragen wurde. Dort beten die Schwestern
-jede für sich- täglich einen Kreuzweg. Mit der Begründung,
sie wolle "Jesus das Kreuz nachtragen", war die 1998 heiliggesprochene Edith Stein im Oktober 1933 unter dem Ordensnamen "Teresia
Benedicta vom Kreuz" in den Karmelorden eingetreten.
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Wachtturm
Der Weg von der
Gedenkstätte zum Kloster führt durch einen Wachtturm
der ehemaligen Lagerbefestigung.
Dort ist in einem Schaukasten ein kleines "Museum" eingerichtet,
in dem Erinnerungsstücke aus der Priesterbaracke des Konzentrationslagers
zu sehen sind: |
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Auf dem Wachturm
ist das Wappen des
Karmels angebracht. Es soll vor allem den einsamen, steilen Weg der
Vereinigung des Menschen mit Gott, der nur durch das Kreuz zum Ziele
führt, versinnbildlichen. 03)
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Im Schaukasten sind verschiedene liturgische Geräte und Gewänder
aus der Barackenkirche im KZ (Baracke 26) zur sehen.
|
Auf ihm stehen die Lagermonstranz,
aus Holz und Blech 04)
gefertigt (von
Pater Karl Schmidt) und ein
Tabernakel. Dessen mit Metall beschlagene Türe ist in
sechs Felder gegliedert. In das Metall sind Texte in Treibarbeit
(durch Hämmern von der Rückseite) eingefügt: "ICH
BIN BEI EUCH ALLE TAGE". Dieser Tabernakel war heimlich in
Wohnbaracken aufgestellt; er befand sich nicht in der Kapelle der
Priesterbaracke. 08)
Die Häftlinge hatten
drei dieser Monstranzen erstellt. Zwei befinden sich noch in Dachau,
eine haben die polnischen KZ-Häftlinge nach dem Krieg mit nach
Tschenstochau mitgenommen.
04)
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Messgewand von Bischof
Piquet

Karl Leisner
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Im
Schaukasten ausgestellt
ist auch ein Messgewand (Kasel-Foto) und eine Dalmatik, die bei der
Priesterweihe Karl Leisners am dritten Adventssonntag, dem 17. Dezember
1944 von Bischof Gabriel Piquet (französischer Mithäftling,
Bischof von Clermont) getragen wurden:
Eine Woche später, am 2.Weihnachtsfeiertag 1944 feierte Karl
Leisner seine erste und letzte heilige Messe. Das Messgewand, das
er dabei trug, ist auch noch erhalten. Es soll sich nach Aussage von
Ludwig Schmidinger 13)
in Xanten befinden. Erzbischof Reinhard Kardinal Marx trug es beim
70. (17.12.2014) Jahrestag der Priesterweihe von Karl Leisner beim
Gottesdienst in der Kirche Heilig Kreuz.
Bei der heimlichen Priesterweihe war Karl Leisner bereits todkrank
und zu schwach um noch einmal eine Messe lesen zu können. Er starb
acht Monate nach seiner Priesterweihe und drei Monate nach seiner
Befreiung durch die Amerikaner am 12.8.1945. Seine letzte Tagebucheintragung
lautete: "Liebe - Sühne! Segne auch, Höchster, meine Feinde!".
03)
Karl Leisner wurde am 12.1.1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
.. mehr über sein Leben von finden Sie
hier...
Neben
dem Messgewand sind auch der Ring, das Brustkreuz, der Bischofsstab
und die Mitra zu sehen, die der Mithäftling Bischof Piquet
bei der Priesterweihe trug. Ring und Brustkreuz hatten Gefangene
gefertigt, die in den Messerschmitt-Werken Zwangsarbeit leisten
mussten. Den Bischofsstab mit den darauf geschnitzten Worten
"victor in vinculis" ("Sieger in Fesseln")
schuf der Trappistenpater Spitzig, die Mitra ein Bruder des
Oblaten-paters Durand 04).
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Der frühere Altar aus der Barackenkirche
im KZ war ebenfalls jahrelang im Wachturm untergebracht. Um 1970 entnahm
man das Herzstück des Altars in einer Größe von 45 Quadratzentimetern
und arbeitete es als Portatile in den neuen Altar der Klosterkirche Karmel
ein. Der Altar selbst fand ab 12.Sept.1980 seinen endgültigen Platz
im Priesterhaus Berg Moriah von Schönstatt (bei Koblenz).
Vorplatz
St.Josef
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Zwischen Wachturm
(im Süden), Kirche (im Norden), Pfarrhaus (im Westen) und Klosterpforte
(im Osten) liegt der gepflasterte Vorplatz. An seiner Westseite ist
eine hohe Steintafel mit dem Relief des
hl.Josef befestigt.
Der Heilige hält eine Lilie in der Hand. Diese Blume ist in der
christlichen Ikonografie Sinnbild für Reinheit und Keuschheit.
Die eingravierte Inschrift lautet: "Hl.Josef, bitte für
uns und die Sterbenden dieses Tages (und) dieser Nacht". Seit
der Barockzeit wird Josef als Schutzpatron der Sterbenden verehrt.
Grund dafür ist, dass die Bibel Josef -anders als Maria- während
des öffentlichen Wirkens Jesu nicht mehr erwähnt; deshalb geht man
von einem frühen Tod aus.
Das Steinrelief wurde -wie eine Inschrift daneben aussagt- von den
niederländischen Katholiken gestiftet im Andenken an Prof. Dr.
Titus Brandsma und alle anderen Holländer. Prof.Brandsma war
ein niederländischer Philosoph, Theologe und Karmelit, der im
Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Niederlanden aktiv
war. Er starb im am 26.Juli 1942 im KZ Dachau. Im November 1985 wurde
er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. |
Brunnen
Vor dem Eingangsportal der
Kirche steht ein etwa 80 cm hohes zylindrisches Weihwasserbecken
aus Stein. Seine Frontseite ist mit einem Metallkreuz geschmückt.
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Kirchengebäude
Das Kirchengebäude ist dem
Stil der Baracken im Konzentrationslager angeglichen. Es hat wie die umliegenden
Gebäude, ein relativ flaches Satteldach, aus dem sechs hohe Lichtschächte
herausragen.
Glocken
Auf
das Kirchendach ist ein offener Dachreiter bzw. Ständer gesetzt, in
dem drei Glocken hängen.
Im Plan von Kloster und Kirche waren nur zwei Glocken vorgesehen 04).
Die große Glocke ist
dem Patronat Blut Christi gewidmet (mit der Inschrift: "Selig,
die ihre Kleider waschen im Blute des Lammes"). Sie ist ein
Geschenk der Dachauer Pfarreien. 01)
Die mittlere Glocke, eine Stiftung des Konsuls Holzmüller,
ist auf die Namen Maria und Theresia
03)
getauft
(Inschrift: "Alles vergeht, nur Gott besteht" 01)
).
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Die
kleinste der drei Glocken stammt aus dem Münchner Gefängnis
Stadelheim, wo ihr Toten-geläut die Menschen, die zur Hinrichtung
geführt wurden (z.B die Geschwister Scholl am 22. Februar 1943),
auf dem letzten Weg begleitete. Sie ist ein Geschenk von Domkapitular
Delagera, dem einstigen Gefängnispfarrer und trägt die Namen
"Michael und Josef". 01)
Mit diesem Glöckchen
läuten die Karmelitinnen täglich um 3 Uhr zum Gebet für
alle Sterbenden und um 18 Uhr nach dem Angelus |
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für
alle Verstorbenen.
06)
Beide Glockenpatrone
sind Sterbepatrone; Josef für einen guten Tod, Michael als himmlischer
Begleiter in das Paradies.
03)
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Innenraum
Oratorium

Oratorium
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Vom
Kreuzgang führt ein langer breiter Zellengang mit rotem Boden
und grauer Betondecke, der sog. Anger, zur Kirche, die in ihrem Baustil
den Baracken angeglichen ist. Dort mündet er in das Oratorium.
Dieser Raum, der in anderen Kirchen den Altarraum oder Chorraum
bildet, ist vom allgemein zugänglichen Kirchenraum durch ein
Gitter getrennt.
Nach der Ordenssatzung solle "das Oratorium aufs Passendste in
der Mitte zwischen den Zellen gebaut werden. Da sollt ihr (= die
Schwestern) euch an jedem Tag des Morgens versammeln, um der Feier
der Messe beizuwohnen, wenn dies leicht geschehen kann".
04)
Das Oratorium ist deshalb den Ordensschwestern vorbehalten. Sie haben
dort ihre Plätze, von denen aus sie an der hl.Messe teilnehmen
können. Dabei wird der am Gitter angebrachte Vorhang zurück-gezogen
um den Blick auf den Altar zu ermöglichen 03);
während des Sonntagsgottesdienstes ist dieses Gitter geöffnet,
damit die Menschen von außen in Kontakt mit den Schwestern treten
können. |
Hier im Oratorium verbringen die Schwestern
auch viele Stunden des Gebets für die Anliegen der Kirche und der Welt
und beziehen die Menschen mit ein, die ihre Sorgen und Probleme aufschreiben
und die Zettel in den sog. Anliegenkasten werfen. Die Schwestern beten dann
dafür. 09)
Kardinal Marx predigte bei der 50-Jahr-Feier am 23.11.2014: "Versöhnung
und Sühne werden nur möglich, wenn ich mich vom Leid der anderen
bewegen lasse, vom Leid des anderen her denke. Genau das leisten die Schwestern
im Karmel jeden Tag". 10)
Der für Besucher zugängliche
Kirchenraum (Kirchenschiff) ist sehr schlicht und einfach gestaltet.
Kein Beiwerk soll den Besucher vom Ge-schehen auf dem Altar oder
von der Verehrung der Reliquie des Kostbaren Blutes ablenken.
Die ca. 2 Meter hohen Mauern
sind aus Klinkersteinen in Sichtbauweise errichtet.
Der Gesamteindruck wird aber durch das gewaltige Satteldach mit
lamel-lenartigen Lichteinlässen bestimmt. Das Dach überdeckt
in einer Konstruktion Kirchenschiff u. Oratorium.
Für viele Kirchenbesucher wirkt die Architektur bedrückend.
Doch es gibt auch andere Empfindungen.
Die Journalistin Anna-Sophia Lang schrieb 2014: "In der Kirche
ist es kühl, aber einladend. Die Lampen, die von der Holudecke
mit den großen Fenstern hängen, verstrah-len warmes Licht.
Man fühlt sich willkommen, aufgenommen, geht nicht in Weite
und Pomp verloren. Der Ort lässt einen genau das spüren,
was am Ende des Tages als Essenz dieses 50.Jubiläums zurückbleibt:
Freundschaft u. Versöhnung". 10)
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Für
die Kirchenbesucher endet dieser Kirchenraum am ca. zwei Meter hohen und
zwölf Meter breiten handgeschmiedeten Eisengitter. Geschmiedet
wurde es 1966 von Manfred Bergmeister
aus Ebersberg
07) nach
Plänen von Blasius Gerg.
Bei dieser Konstruktion, die von schlichten Flechtzäunen abgeleitet
ist, weisen die horizontalen Metallbänder wechselweise einmal oben
und dannn wieder unten herausge-schnittene Streifen auf, die jeden zweiten
vertikalen Stab umschlingen.
...mehr zu Bergmeister...
Weihbischof Dr.Neuhäusler schreibt im 1965 herausgegebenen Bildheft:
03)
"Das Gitter trennt in seiner eindringlichen Lebendigkeit die Schwestern
in ihrer freiwilligen Gefangenschaft der Liebe von der Außenwelt.
Der durchgehende freie Raum unter der Decke ist Zeichen für die Gemeinschaft
der Schwestern mit den Gläubigen beim heiligen Opfer und versinnbildlicht
die Einheit aller Gläubigen in Jesus Christus".
Altar
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Vor dem Gitter
steht der Altar, ein großer
Steinblock, der als moderner Zelebrationsaltar gestaltet ist. Der
Priester feiert zum Volk gewandt die hl.Messe. Es war einer der ersten
Altäre, der die Intentionen des II.Vatikanischen Konzils verwirklichte.
In die Altarplatte aus Nagelfluh ist das Herzstück des ersten
Lageraltars in der Baracke 26 (Größe 45 qcm) eingelassen.
Bischof Neuhäusler schrieb dazu 1970: "Es kann nun jeder
KZ-Priester, der auf diesem Altar zelebriert hat und wieder nach Dachau
kommt, auch wieder auf dem Altar des Priesterblocks zelebrieren".
.
Hinter dem Altar ist der Tabernakel
an der Mittelstrebe des Eisengitters angebracht. Er besitzt eine glatte
Schauseite und ist -als einer der wenigen Einrichtungsgegenstände-
vergoldet. Der Tabernakel ist von beiden Seiten aus zu nutzen, d.h.
seine (jeweils zweiflügeligen) Türen öffnen sich in
den Kirchenraum und in den Schwesternchor hinein.
13)
Über dem Tabernakel ist -immer noch als Teil der Gitterkonstruktion-
ein gleichschenkliges Kreuz im Kreis zu sehen. Die Kreuzbalkenenden
und die Mitte sind vergoldet; ein Hinweis auf die fünf Wunden
Christi am Kreuz. Das Kreuz ist ein Werk von Bildhauer Blasius Gerg
(1927-2007).
03) |
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Apostelleuchter
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An den Wänden
des Kirchenschiffs sind die 12 Apostelleuchter
aus Schmiedeeisen befestigt. Sie erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche
sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. An den Apostelkreuzen
wurde die Kirche bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt. An hohen Festen
werden die Apostelkerzen angezündet. |
Madonnenfigur
05)
An
der linken Seitenwand steht in einer Nische eine schlichte, 110 cm
große Marienstatue (Unsere Liebe
Frau von Dachau), die früher ihren Platz in der Baracke
Nr. 26 (Priesterbaracke) des Konzentrationslagers Dachau hatte.
Diese Figur stammte aus dem von den Nazis aufgelösten Breslauer
Kloster der Salvatorianer
und kam 1943 von der Hauskapelle in Jugendorf /Sudetenland ins Konzentrationslager
Dachau. Die SS-Lagerleitung hatte eine einfache künstlerische
Ausstattung der Priester-baracke zugelassen; denn sie benutzte diesen
Raum
als Vorzeigeobjekt, um offiziellen Besuchern zu demons-trieren, wie
gut die Priester im KZ behandelt würden.
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KZ-Madonna
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Die Figur wurde Mittelpunkt
eines Marienaltars. Die Lagermadonna spendete, wie die Häftlinge
später er-zählten, Trost in schwerster Zeit:
"Es ist Maria, die auf der Flucht nach Ägypten, also in
der Verfolgung, in der Verbannung, das göttliche Kind als Inbegriff
allen Trostes an das Mutterherz drückt. Zu diesem Marienbild
fühlten wir uns immer wieder hinge-zogen. Dieser mütterlichen
Frau konnten wir allen Kum-mer, unsere leibliche und seelische Not
anvertrauen."
Der Benediktinerpater Dr.Schwake, der Schöpfer der Dachau-Messe,
widmete der Dachauer Madonna für das Fest Mariae Himmelfahrt
ein Marienlied ("Regina Pacis: Ave Domina serena") und
im Oktober 1944 das Gedicht (Maria Rast):
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Du,
Maria, gib uns Rast.
Wir sind vom Wandern müde,
tragen schwer des Kreuzes Last.
Wo ist noch Ruh und Friede ?
Sei der Pilgerschaft zur Seit',
daß wir recht geh'n allezeit,
O Maria. |
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Du,
Maria, gib uns Rast.
Wir sind vom Krieg verwundet.
Angst und Trauer uns erfaßt,
ob Leib und Seel' gesundet.
Send herab der Engel Heer
Deinem Volk zu Schutz und Wehr,
O Maria. |
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Du,
Maria, gib uns Rast.
Wenn einst wir sollen scheiden.
Nimm die Seele auf als Gast,
Empor in Himmels Freuden.
Ew'ge Rast in Jesu Reich,
dorthin führ'uns allzugleich,
O Maria. |
Nach der Befreiung des Konzentrationslagers
(am 30.April 1945 -durch amerikanische Soldaten) wurde die Figur im Dachauer
Pfarrhaus aufbewahrt. 1955 überführten 130 ehemalige Priesterhäftlinge
die Madonnenstatue im Rahmen einer Gedenkstunde zur
10-jährigen Wiederkehr der Befreiung in einer feierlichen Prozession
in die Pfarrkirche St.Jakob. Später stellte man die Figur in der
neu erbauten Kirche Heilig-Kreuz in Dachau-Ost auf, bis sie 1964 wieder
auf das Gelände des ehem. KZs, in die neu gebaute Karmelkirche zurückkehrte.
Die ursprünglich dunkelbraune Fassung der Figur wurde abgebeizt bzw.
abgeschliffen. Nun
ist die Statue im natürlichen, aber sehr dunkel wirkenden Holzton
zu sehen.
Die Kirche
steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler
in Dachau 15)
eingetragen
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"Alte
Römerstraße 91. Karmelitinnenkloster Heilig Blut Dachau, Anlage aus
erdgeschossigen Putzbauten mit Satteldächern in Sichtbeton um fünf
Höfe. Kirche, Kreuzgang und Klosterzellen auf kreuzförmigem Grundriss,
1963/64 von Josef Wiedemann mit Rudolf Ehrmann, Erweiterung um Innenhof
mit Meditationshalle, 1976; mit Ausstattung. nachqualifiziert Nr.
D-1-74-115-124 " |
Hans Schertl

Quellen:
01) Weihbischof Dr. Joh. Neuhäusler,
Glockenweihe im Carmelkloster, Dachauer Nachrichten vom 16.11.19??
02) Dachauer Nachrichten - Ende
November 1964 (Tischreden)
03) Weihbischof Dr. Joh. Neuhäusler,
Karmel Heilig Blut Dachau, Verlag Zebhauser, München, 1965
04) Weihbischof Dr. Joh. Neuhäusler,
Flyer Kapellen Todesangst Christi und Karmelkloster, v. 22.3.1963
05) Eleonore Philipp, Die vergessene
Gnadenmutter, Zeitschrift Amperland 2000/1
06) Das Unbegreifliche begreifen
-Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau, Museumspädag.Zentrum
Mch, 1995
07) Dr.Lothar Altmann, Kunstschmiedearbeiten
Manfred Bergmeisters im Amperland, Amperland 2002/4 (Vita)
08) Hans-Karl Seeger, Der Dachau-Altar
in der Lagerkapelle des KZs, IKLK, Rundbrief 2005/2 (Tabernakel)
09) Regina Peter, 50 Jahre Beten
für Versöhnung, Dachauer Nachrichten vom 22./23.11.2014
10) Anna-Sophia Lang, Freundschaft
und Versöhnung, Süddeutsche Zeitung vom 24.11.2014
11) Internetseite des Karmelklosters
Dachau, Zugriff Jan. 2018
12) Gedenkbuch für die Toten
des Konzentrationslagers Dachau, herausgegeben von der KZ-Gedenkstätte
Dachau 2011.
Dort auf Seite 9: "Von 33.205 Todesopfern
konnten die Namen ermittelt werden. Unbekannt bleiben 8.300 Menschen,
die
zwischen 1933 und 1945 im KZ Dachau und den Außenlagern
zu Tode kamen." - recherchiert v.Ludwig Schmidinger, Dachau
13) Ludwig Schmidinger Bischöfl.
Beauftragter für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese
München u.Freising, 18.11.2020
14) Kreuzschnabel, Pfarrbrief der
Gemeinde HeiligKreuz, Dachau, April 2014 (Grußwort Schw. Irmengard
Schuster OCD)
15) Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Große Kreisstadt Dachau
16)
Kreuzschnabel, Pfarrbrief der Gemeine Hl.Kreuz, Dachau, Jubiläumsausgabe
April 2024
22 Bilder: Hans Schertl

5.2.2023
Orden
03)
Der Karmel-Orden ist ein Orden,
dessen Mitglieder sich der Kontemplation (Anbetung) und dem Apostolat
(Verkündigung) widmen.
Er ist einer der wenigen Orden, die keinen eigentlichen Gründer haben.
Entstanden ist er aus einer Vielzahl von Einsiedlern, die gegen Ende des
12.Jh als Kreuzfahrer, Pilger oder Büßer ins Heilige Land gekommen
waren und sich in den Höhlen des Karmel-gebirges bei Haifa niedergelassen
hatten. Später schlossen sie sich zu einer Gemeinschaft zusammen
und ließen sich 1209 von Albert, dem Patriarchen von Jerusalem eine
Regel geben. Vorbild des Karmelitenordens
ist der Prophet Elias, der nach alttesta-mentlicher Überlieferung
vor fast zweitausend Jahren im Karmelgebirge gelebt hatte. 1452 wurde
der weibliche Zweig der Karmelitinnen gegründet.
Im ausgehenden Mittelalter teilte sich der Orden in die beschuhten und
unbeschuhten (= mit strengerer Regel und einfacherem Leben) Karmelitinnen.
Das Kloster in Dachau gehört zu den unbeschuhten Karmelitinnen. Ihre
prominentesten Vertreterinnen sind Teresa von Avila (1515-82) und Edith
Stein (1891-1942). Da die Regel vorsieht, dass in einem Karmel (Kloster)
nicht mehr als 21 Schwestern leben sollen, kam es zu vielen Neugründungen.
Die Schwestern hatten früher
keinen Kontakt zu Personen außerhalb des Klosters. Die Klosterbereich
war über die Klausur hinaus durch ein dichtmaschiges Holzgitter abgetrennt.
"Gerade mal eine Hand hat durch die Löcher gepasst". Ende
der 1960er Jahre, also kurz nach Gründung des Klosters, entfernte
man in Dachau das Gitter. 09)
Einweihung
des Klosters
- Tischreden -
Dachauer Nachrichten - Ende November 1964
03)
Dachau - Nach
der feierlichen Weihe des Sühneklosters "Karmel Heilig Blut"
kamen die Ehrengäste zu einem gemeinsamen Mittagessen in der Zieglergaststätte
zusammen, wozu der Weihbischof eingeladen hatte. Zur Rechten von Kardinal
Döpfner saßen Ministerpräsident Goppel und Innenminister
Junker, zur Linken Staatsminister Dr.Dr.Hundhammer, die Gattin des Ministerpräsidenten
und der ehemalige Kultusminister Dr.Schwalber. Hohe geistliche Würdenträger,
darunter ein amerikanischer Militärgeistlicher im Range eines Generalobersten,
waren gleichfalls gekommen. Als Vertreter des Landkreises nahmen Landrat
Dr.Pestenhofer und als Vertreter der Stadt Dachau die beiden Bürgermeister
Böck und Hällmayr teil.
Der Weihbischof schilderte noch
einmal den Werdegang des Klosters bis zur Weihe. Er dankte allen, die
am Bau mitgeholfen hatten, dabei auch den Ordensfrauen, die unermüdlich
mitschafften, obwohl sie zum Teil die Doktorenwürde erlangt hätten.
Besonders würdigte er Professor Wiedemann und den Architekten Oswald
Peinthner. Dr.Neuhäusler bat dann aber auch noch um weitere finanzielle
Unterstützung. Als ganz besonderen Gönner hob er den Generaldirektor
der Maxhütte hervor, sowie die Schwestern und die Verwaltung von
Schönbrunn. Dann übermittelte der Weihbischof seinen Dank allen
am Bau beteiligten Firmen, allen voran Bauunternehmer Otto Reischl. Er
sagte ihnen allen seine Anerkennung für die ausgezeichnete Qualitätsarbeit,
die sie geleistet hätten.
Ministerpräsident Goppel verwies darauf,
dass der Orden der Karmelitinnen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt
habe, jetzt aber würde er mit der Inbesitznahme des Sühneklosters
in Dachau die Betreuung des besten Mahnmals übernehmen, das je zur
Erinnerung an eine bittere Vergangenheit errichtet wurde. Goppel erinnerte
daran, dass aber das Kloster "Karmel Heilig Blut" doch wohl
in erster Linie ein Verdienst des Münchner Weihbischofs sei und sprach
die Hoffnung aus, es möge den Schwestern durch die Kraft des Gebetes
gelingen, dass es nie mehr zu solchen Exzessen käme, wie sie sich
in Dachau zugetragen hätten
Mit einem Dankgebet hob der Kardinal dann
die Mittagstafel auf.
Im Laufe des Sonntags suchten bis
zu den Nachmittagsstunden viele Hunderte Gläubige aus der Stadt,
dem Landkreis und der nahen Landeshauptstadt München das Sühnekloster
auf, um es zu besichtigen und im stillen Gebet in der Kirche zu verweilen.

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