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Kirche St. Johannes-Evangelist in DACHAU

Adresse: 85221 Dachau Schillerstraße 2
Lage der Kirche auf der Landkarte ...
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alle Kirchen und Kapellen in der Stadt Dachau auf der Landkarte

Geschichte

Die Filialkirche St.Johannes Evangelist in der Schillerstraße wurde in den Jahren 1932/33 nach Plänen von Ernst Jäger aus München errichtet.

Die ersten Pläne aus dem Jahr 1925 hatten eine viel größere Kirche mit einem hohen Turm vorgesehen...

... doch die finanziellen Möglichkeiten der Jahre um 1930 ließen nur ein kleineres und einfacheres Gotteshaus zu. Das war beim Richtfest schon deutlich zu erkennen.

Richtfest 1932 >>>


(zur Vergrößerung klicken)

Am 18. Juni 1933 wurde die Kirche von Kardinal Michael Faulhaber als Filialkirche von St. Jakob geweiht. Dem Foto nach war es wohl ein windiger Tag.


Einweihung 1933
Nach dem Bau der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
im Jahr 1956 wurde St.Johannes Evangelist als Filialkirche dieser neuen Pfarrei zugeordnet. Die Kirche besitzt einen einachsigen Chor und ein vierachsiges Kirchenschiff. Die Eingänge liegen auf der West- und der Nordwestseite.

Auf der Westwand sitzt ein kleiner Dachreiter aus Holz. Er ist heute verkleidet. Im Turm hängen zwei Glocken aus der Erbauungszeit. Der Zwiebelaufsatz ist inzwischen mit Kupferblech verschlagen. Beim Neubau (siehe Foto rechts) waren die Glocken unter der Zwiebel noch von außen zu sehen.


Kirche 1932


G
riechisch-Orthodoxe Gemeinde

Die Kirche wird seit vielen Jahren hauptsächlich von den Griechisch-orthodoxen Christen im Landkreis Dachau und Umgebung für ihre Gottesdienste genutzt.
Bei einem Besuch in Dachau im Jahr 2002 erklärte der Primas der Orthodoxen Kirche von Deutschland, Metropolit Augoustinos Lambardakis, dies sei ein bedeutungsvolles Zeichen für vernünftige Integration der in Dachau lebenden Griechen in die deutsche Lebens- und Arbeitswelt. Das Bewusstsein der eigenen Identität habe sich mit dem Willen zum Zusammenleben verbunden.

Die Orthodoxie entstand durch die Trennung der Christen im Jahr 1054 in einen östlichen und westlichen Teil. Die Ostkirche nannte sich Orthodoxe (=rechtgläubige) Kirche. Auch wenn die Angehörige der orthodoxen Kirchen sich als Einheit verstehen und daher meist von der Kirche der Orthodoxie im Singular sprechen, besteht die orthodoxe Gemeinschaft rechtlich aus vielen selbstverwalteten Nationalkirchen (Griechische, Serbische, Russische, Bulgarische Kirche) mit den jeweiligen Gottesdienstsprachen. Die Orthodoxie hat kein Lehramt und kein einheitliches Organisationssystem. Sie kennt keine Mission, auch keine umfangreich ausgebauten Sozialdienste. Ihre Stärke hat sie in der mystischen Theologie, der verklärten Spiritualität und Liturgie sowie dem kontemplativen Gebet.

Orthodoxie, das ist "Glauben aus dem Herzen". Die Feier der Liturgie steht wesentlich stärker im Zentrum als in der katholischen oder den evangelischen Kirchen. Sie will mit ihrer Prachtentfaltung, mit Kerzen, Gesängen, Weihrauchduft und Ikonen eine Glaubenserfahrung über sämtliche Sinne vermitteln. Der orthodoxe Gottesdienst hat den Charakter eines "Gesamtkunstwerkes". Hier spielen A-capella-Gesänge, Symbole und Symbolhandlungen eine zentrale Rolle.

Die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland ist heute die drittgrößte christliche Kirche Deutschlands mit über 70 Kirchengemeinden und über 150 Gottesdienststätten. Ihr gehören eineinhalb Millionen 05) orthodoxer Christen insbesondere griechischer, russischer und rumänischer Herkunft an.

Die Griechisch-Orthodoxe Pfarrgemeinde in Dachau wurde 1974 gegründet. Patron ist der hl.Stefanus (Stephanos). Die ersten Jahre wurde sie von Priestern aus München seelsorgerisch betreut. Erst ab 1991 war sie in vollem Umfang eigenständig. Schon von Anfang an haben die orthodoxen Christen ihre Gottesdienste in der Filialkirche St.Johannes -als Gäste- gefeiert.

Ab dem Jahr 2000 wurde das Gotteshaus der Pfarrgemeinde St.Stephanos zur alleinigen Nutzung überlassen.

Adressen
Die Griechische orthodoxe Gemeinde des hl. Erzmartyrers Stephanos in Dachau wird vom Erzpriester Antonios Vichos geleitet.
Die Adresse lautet: Schillerstr.2 85221 Dachau   
Tel.: +49 (0) 8131 339240,
E-Mail: dachau@orthodoxie.net.
Die Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite: https://www.orthodoxie.net/kirchengemeinden

Innenausstattung

Das Mauerwerk des Innenraums hat sich gegenüber dem Bau von 1933 kaum geändert. Fenstergemälde Johannes Evangelist
Die Fenster sind rundbogig gestaltet und mit leicht getöntem Antikglas geschlossen. An den beiden Fenstern im Altarraum sind Glasgemälde des hl. Jakobus (links) und des Kirchenpatrons Johannes zu sehen. Sie wurden 1932 von Syrius Eberle nach einem Entwurf von G. Grassmann gestaltet.

Maria HodegetriaFenstergemälde Johannes EvangelistFenstergemälde: St.JakobusHagios StephanosSchwingtüre NotenständerChristusJohannesVerklärung Jesu


Orthodoxen Kirchen sind viel stärker geschmückt als katholische oder gar evangelische Kirchen. Dies gilt auch für Dachau. Besonders beliebt sind Kerzen, Lichtampeln und Ikonen (= Bilder). Blickfang ist die Ikonostase, die Bilderwand, die den Altarraum (Bereich Gottes) vom Kirchenraum (Bereich der erschaffenen Welt) trennt und die -wie schon der Name besagt- vor allem aus Ikonen gebildet wird. Diese in der Regel auf Holz gemalten Bilder zeigen Jesus oder Heilige.
Früher gab es auch in den katholischen Kirchen, insbesondere in den Klosterkirchen, eine Abtrennung zwischen dem Altarraum und dem Kirchenschiff, den Lettner (siehe die bei Ausgrabungen gefundenen Überreste eines Lettners in der Marktkirche von Indersdorf).


Ikonostase

Die Ikonostase ist eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen, die in allen orthodoxen Kirchenbauten zwischen dem inneren Kirchenschiff und dem Altarraum steht und beide Teile voneinander trennt. Die eindrucksvolle Dachauer Ikonostase wurde 2005 eingebaut. Sie besteht aus Kastanienholz, in das viele filigrane Muster geschnitzt sind: Blumenranken, Pfauenvögel (Sinnbild der Unsterblichkeit) und Doppeladler (die Wappenvögel der griechisch-orthodoxen Kirche). Die beiden äußersten Bildfelder sind als Türen gestaltet. Der die Holz-arbeiten ausführende Künstler war Sotirios Karamanlis aus Trikala im griechischen Thessalien. Die Bilder malte Paschalis Dougalis, ein in München wohnender Theologe und Priestersohn.

Die große königliche Tür in der Mitte der Ikonostase besteht aus zwei niedrigen Türflügeln mit der Darstellungen der Verkündigungsszene (Erzengel Gabriel und Maria). Durch dieses Tor bringt der Priester das Evangelienbuch und die Eucharistie zur Gemeinde. Auf dem hohen Bogen über den Türflügeln ist ein Kreuz mit dreipassförmigen Balkenenden angebracht; in den Dreipässen sind die Symbole der vier Evangelisten (Mensch, Stier, Löwe, Adler) zu sehen. In der Kreuzesmitte ist der Gekreuzigte abgebildet, nicht als Leidender, sondern als ein am Kreuz Stehender, der die Hände wie zum Gruß oder zur Umarmung ausgebreitet hat.

Schwingtüre Hagios StephanosNotenständerFenstergemälde Johannes EvangelistFenstergemälde: St.JakobusErzengel GabrielJohannes d.TäuferChristus als PantokratorMaria HodegetriaMichael

Das Bildprogramm an der Ikonostase ist zum Teil vorgegeben. So müssen die Ikonen zu beiden Seiten der königlichen Türe Christus (rechts) und die Muttergottes (links) darstellen.

Die beiden Ikonen in den Mittelfeldern zeigen links den Schutzpatron der Kirche,den hl. Stephanus und rechts Johannes den Täufer. Das Bild des Pfarrpatrons (mit Weihrauchkessel) enthält Bezüge zu Dachau. Auf der Manschette (Epimanikon) der rechten Hand sind die drei ovalen Schilder des Dachauer Stadtwappens zu sehen. In der linken Hand hält Stephanos ein Modell der Kirche St.Johannes-Evangelist (siehe rechts).

Über besonders verehrten Ikonen hängen mehrfach gebauchte Öllampen, deren Ketten von geschnitzten Vögeln gehalten werden.

Die Ikonostase in der Liturgie
Die nach dem byzantinischen Ritus gefeierte Göttliche Liturgie besteht aus drei Teilen:
a) der Gabenbereitung hinter der geschlossenen Ikonostase,
b) dem Katechumenen-Gottesdienst und
c) der Eucharistie.
Während der Katechumenenliturgie betritt der Diakon das Kirchenschiff durch die linke Tür und verlässt es durch die rechte. Solche liturgischen Gänge und Prozessionen werden stets entgegen dem Uhrzeigersinn vollzogen. Die königliche Tür wird nur während der Liturgie von Priester und Diakon durchschritten, und zwar zweimal während des Gottesdienstes:
- das erste Mal beim sogenannten kleinen Einzug mit dem Evangeliar vor der Verlesung des Evangeliums vor der Gemeinde. Nach
  der Entlassung der Katechumenen bleibt die Tür während der Eucharistie geöffnet. Somit ist der Altar während der   Darbringung der
  Gaben sichtbar.
- Der zweite oder große Einzug findet bei der Überbringung der heiligen Gaben Brot und Wein vom Vorbereitungstisch auf
  den Altar zur Konsekration statt
An Ostern sind die Türen der Ikonostase immer geöffnet. Dies gilt als Blick in das nach der Auferstehung leere Grab Christi.


Der Altar

 
Erzengel MIchaelEvangeliar
 

Der Raum hinter der Ikonostase, der Altarraum, wird in der Orthodoxie als "Altar" bezeichnet. Die Heiligkeit des Altarraumes ist so bedeutsam, dass sein Betreten in alter Zeit allen Laien untersagt war, nicht nur den Frauen, wie jetzt, sondern auch den Männern.

Der nach dem Verständnis der Westkirchen eigentliche Altar wird in der Orthodoxie "Thron" (Thron Gottes) oder auch "Altartisch" genannt. Auch der und alles, was sich auf ihm befindet, sind heilig. Ihn dürfen nur geweihte Personen berühren, das sind Bischöfe, Priester oder Diakone. Vor dem Altartisch vorbeigehen dürfen nur Zelebranten während des Gottesdienstes. Alle anderen müssen den Weg hinter dem Altartisch nehmen.
Für die Form und das Material des orthodoxen Altartisches gibt es detaillierte Vorschriften. Sie können hier in Dachau aber nicht zur Anwendung kommen, weil Grundlage des Altartisches der denkmalgeschützte alte Altar aus der katholischen Kirche ist.
Der Altartisch ist mir zwei Tüchern bedeckt. Das untere Tuch (sracica) ist einfach weiß. Es symbolisiert das Leichentuch, in welches der Leichnam des Erlösers gehüllt wurde, bevor man ihn nach dem Kreuzestod ins Grab legte. Das sichtbare obere Tuch ist aus Brokat genäht; es symbolisiert das prächtige königliche Gewand des Gottessohnes in seiner Herrlichkeit. 08)

Auf dem Altartisch steht ein filigran verziertes Kästchen, in dem die Heiligen Gaben aufbewahrt werden. Es wird "Bundeslade" (kovceg) genannt und entspricht dem Tabernakel in der katholischen Kirche.
Die Bundeslade ist aus Metall gefertigt und besitzt die Form einer Kapelle mit einem kleinen Behälter ("Grabmal"), der aus vergoldetem Metall besteht. Im Inneren der Bundeslade werden in einem kleinen Kästchen die Heiligen Gaben - der Leib Christi, der mit Seinem Blut getränkt ist - in der Gestalt von Brot und Wein aufbewahrt. Die speziell geweihte Bundeslade auf dem Altartisch ist der würdigste Platz für die Aufbewahrung der Heiligen Gaben. Diese Partikel der Heiligen Gaben dienen für die Kommunion der Kranken oder Sterbenden in ihren Häusern.

Die beiden Ewig-Licht-Leuchter, die wie Kelche aussehen, weisen durch die brennende Kerze darauf hin, dass sich geweihte Gaben (für die Krankenkommunion) im Tabernakel befinden.


Tabernakel

Vor der Bundeslade auf dem Tisch sehen wir das Evangeliar mit einem kostbaren Buchdeckel. Bei der Liturgie und einigen anderen Gottesdiensten wird das Evangeliar aus dem Altarraum zur Verkündigung des Evangeliums und zur Verehrung hinausgetragen. Das Evangeliar bedeutet die unsichtbare Anwesenheit des Herrn, der in Herrlichkeit in Seinem Reiche thront. Deshalb ist es von alters her üblich, das Evangeliar mit wertvollen Einbänden zu schmücken, mit goldenen oder silbernen Beschlägen oder "Gewändern". Auf diesen so geschmückten Einbänden werden in den vier Ecken die vier Evangelisten dargestellt. In der Mitte sehen wir am häufigsten die Auferste-hung Christi, die Kreuzigung Christi oder das Bild Christi, des Pantokrators auf dem Thron, manchmal auch Darstellungen von Cherubim oder Heiligen. 08)

Rechts neben dem Evangeliar liegt ein Kreuz auf dem Altartisch. Mit dem Kreuz wird das Volk gesegnet und das Wasser bei der Wasserweihe zu Epiphanie oder bei anderen Bittgottesdiensten geweiht. Die Gläubigen küssen das Kreuz nach der Liturgie. 08)

Die beiden großen, monstranzähnlichen Rundreliefs auf hohen Stangen hinter dem Altartisch bestehen aus durchbrochenem Messing und sind teilvergoldet. In der Mitte befindet sich das Relief eines sechsflügeligen Seraphims. Die sechs Flügel kennzeichnen die Leichtigkeit und Geschwindigkeit der Engel: mit denen sie jederzeit zur Stelle sind, wo immer und wie immer es der Herr befiehlt.
Am unteren Ende des ornamentalen Rahmens ist ein gekrönter doppelköpfiger Adler zu sehen. Die griechisch-orthodoxe Kirche führt den Doppeladler in Übernahme aus Ostrom.


Hinter dem Altartisch sind an der Wand vier Ikonen angebracht. Die beiden inneren Ikonen zeigen Bilder von Engeln (darunter S.Michael). Außen sind Heilige dargestellt (darunter S.Spiridon).

An der rechen Seite steht ein weitere Ikone auf hoher Holzstange, das von einem breiten Rahmen aus durchbrochenem Holz umgeben ist. Das Rundbild zeigt eine Begebenheit, in der der verklärte Christus zwei Heilige auferweckt.



Notenständer für den Kirchenchor

Zwischen der Inkonostase und dem Chorbogen (klirosy) ist der traditionelle Platz für die Sänger. Um einen form-schönen, der Ikonostase stilistisch angeglichenen Notenständer mit vier Blattauflagen steht viel Technik: eine Lampe und mehrere Mikrofone.
Der Chor ist für den orthodoxen Gottesdienst sehr wichtig, weil der Gebrauch von Instrumenten nicht gestattet ist. Das setzt sängerische Qualitäten beim Priester und bei den Sängern voraus.
Der A-cappella-Chorgesang wird damit begründet, dass die Gesänge als Gebete verstanden werden; Instrumente können nicht "beten". 06)
Die Ablehnung der Instrumentalmusik hat weit zurückreichende Wurzeln:
- Ein Teil der Liturgie geht auf den jüdischen Synagogengottesdienst zur Zeit Jesu zurück; auch in der
  Synagoge wurde nur gesungen, nicht gespielt.
- Bei den römischen Zirkusspielen waren Orchester üblich; die Christen betrachteten die Zirkusspiele, in denen
  sie teilweise selbst die Opfer waren, als Götzenkult.


Notenständer
und Brotbehälter

Im Hintergrund steht ein rundes Gefäß mit Deckel auf hohem, schlanken Fuß. Sie enthält die Prosphora, ein geweihtes Brot, das speziell für die Zwecke der Eucharistie gebacken wird.

Die Kommunion wird den Gläubigen mit einem Löffel gereicht; es sind Stückchen aus gesäuertem Brot, die vorher in den Wein getaucht worden sind.


Brotbehälter
Ambo
Am Übergang von Chor zum Langhaus ist links die gemauerte Kanzel bzw. der Ambo angebracht. Er ist fünfeckig mit einigen Antrittsstufen gestaltet. An der Vorderseite ist der lateinische Text mit dem das Johannesevangelium beginnt zu lesen " In Prinzipio erat verbum ..." Auf den Seitenflächen sind die Attribute der vier Evangelisten: Mensch, Löwe, Stier und Adler gemalt. Der Ambo wird im orthodoxen Ritus nicht benutzt.

Kirchenschiff


KerzenständerElias-IkoneSt.BarbaraS.GerasimoS.PantaleimonIkone - TempelreinigungBischof LukasS.PaisiosS.KyriakiS.PolyxeniS.Rossu

 

Figuren fehlen in Dachau, so wie in allen orthodoxen Kirchen, fast völlig. Dies hat seinen Grund im biblischen Bilderverbot. Der Streit darüber, der sog. byzantinischen Bilderstreit wurde im 2.Konzil von Nicäa (787) mit dem Kompromiss beendet, dass die bildliche Darstellung Christi, der Engel und der Heiligen erlaubt sind, aber nur in zweidimensionalen Bildern. Deshalb sind Skulpturen in orthodoxen Kirchen nicht üblich und werden skeptisch gesehen. 07) In der Kirche Dachau/St.Johann befindet sich in der Südwestecke, zwischen dem Schriftenstand und dem Beichtstuhl, nur eine Figurengruppe, eine Kreuzigungsdarstellung mit Maria, Jesus am Kreuz und dem Apostel Johannes.

Kreuzigung


Ikonen in der Kirche

Auch an den Wänden des Kirchenraums hängen viele Ikonen. Darauf werden Christus, Heilige oder besondere biblische Ereignisse dargestellt. Solche Bilder haben in der Orthodoxie eine größere religiöse Bedeutung als in den westlichen Kirchen. Dies drückt sich schon dadurch aus, dass die Maler, die als "Ikonenschreiber" bezeichnet werden, bei ihrer Arbeit durch klare kirchlich vorgegebene Bestimmungen eingeschränkt sind. Und zwar in Bezug auf ihre Perspektive - die nicht in der Tiefe des dargestellten Raumes, sondern im Auge des Betrachters liegt - in ihrer Gestik, der Farbgestaltung und im dargestellten Sujet. Maler sind auch gehalten, während ihrer Arbeit zu beten und im Übrigen die Lebensweise eines frommen orthodoxen Christen zu praktizieren. Ikonen als sichtbare Zeichen des Heils. 09)
Die orthodoxen Gläubigen küssen oft Ikonen. Für sie sind das nicht nur Bilder: Die heilige Person lebt in dem Bild.

Auch für das Küssen der Ikone gibt es Regeln: Wenn es sich um eine Ikone des Erlösers handelt, küsst man die Füße Christi. Wenn es ein Brustbild ist, werden die Hände geküsst, wenn nur das Antlitz dargestellt ist, z. B. auf dem nicht von Menschenhand geschaffenen Bildnis Christi, wird der Rand des Tuches geküsst, auf dem das Antlitz Christi dargestellt ist. Genauso andächtig küsst man die Ikonen der Gottesmutter und der Heiligen. Das Gesicht des Heilands, der Gottesmutter und der Heiligen darf nicht geküsst werden. 08)

Mehr über die Bildinhalte erfahren Sie, wenn sie auf die folgenden Icons klicken.

 An der Ikonostase
 
                             
Neben dem Altartisch    
  Vor der Ikonostase
 
Priestersitz


I
konen im Kirchenraum

Heiligen-Ikonen

                                                                                                                                                                 
     
         


An der Emporenbrüstung sind weitere elf Heiligen-Ikonen angebracht. Sie sind wesentlich kleiner als die Bilder an den Wänden oder an der Ikonostase. Auch sie zeigen Heilige.

Bischof Lukas
S.Paisios
S.Panteleimon
Cyriaka
S.Barbara
S.Polyxeni
S.Gerasimo
Joh.Rossu


Ikonen mit Abbildung biblischer Ereignisse (Hochfeste)
                            
                            
                            
                           
                            
                           
                           


O
pferkerzen


Kerzenvitrine
In der Dachauer Kirche steht -wie in vielen kath. und anderen orthodoxen, aber auch in katholischen Kirchen, ein Opferkerzenstand an dem für einen kleinen Geldbetrag Lichter angezündet werden können. Allerdings ist hier der Kerzenständer in einem besonders schön gestalteten Überbau angebracht. Die neuen Kerzen werden in einem Behältnis mit ebenfalls kunstvoll geschnitzter Außenseite (mit dem byzantinischen Doppeladler, dem Wappentier der griechisch-orthodoxen Kirche) aufbewahrt. Die Kerzen sind, wie in orthodoxen Kirchen üblich, dünn und lang und nach oben verjüngt geformt.
Das brennende Licht symbolisiert die Herrlichkeit Gottes, an den das Gebet sich richtet, und zugleich die Verehrung, den Dank und die Bitte, die zu ihm aufsteigen. Die Kerze gibt dem Gebet, über die Zeit der Anwesenheit des Beters hinaus, für ihn selbst und andere eine wahrnehmbare Gestalt. Historisch reicht der Brauch der Opferkerzen in frühchristliche Zeit zurück und ist verwandt mit dem Grablicht.

Opferkerzen-Stand




Beschreibung
des Innenraums bis 2005:

Im Altarraum hatte Ernst Fischer beiderseits des Chorbogens im Jahr 1933 Wandgemälde geschaffen, die bei der letzten Restaurierung 1977/78 übertüncht wurden.
Über dem Choraltar hängt ein Kruzifix, das aus dem 18.Jh stammt. Es ist aus Holz geschnitzt und gefasst (=bemalt).
An der Stelle der Seitenaltäre sind Skulpturen von Maria und Josef angebracht, die beide 1933 geschnitzt worden sind.
Maria, mit einem kostbaren Umhang bekleidet und einer kleinen Krone auf dem Haupt, hält ihren Sohn Jesus auf dem Arm. Das Kind schmiegt sich an den Hals Mariens.
St.Josef ist mit einem Beil in der linken Hand dargestellt. Es verweist auf den aus der Bibel überlieferten Beruf des Zimmermanns und auf seine Funktion als Arbeiterpatron.

Die Orgel, die Anton Staller im Jahr 1961 gebaut hatte, ist inzwischen in einem Nebenraum der Kirche Mariä Himmelfahrt aufgestellt. Sie wird hier nicht mehr benötigt.

AltarraumBischofsstuhlEvangeliar


Innenraum 1932

Das Mauerwerk des Innenraums hat sich gegenüber dem Bau von 1933 kaum geändert, wie das Foto rechts aus dem Jahr 1933 zeigt (per Mouseklick Vergrößerung).

 

Die Fenster sind rundbogig gestaltet und mit leicht getöntem Antikglas geschlossen.
Die beiden Fenster im Altarraum wurden 1932 mit Glasgemälden von Syrius Eberle nach einem Entwurf von G. Grassmann ausgestattet. Die Bilder sind Darstellungen
- des hl. Jakobus (links) mit Jakobsmuschel auf dem Pilgerhut und Pilgerstab in der Hand,
  die beide auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela hinweisen und
- des früheren Kirchenpatrons Johannes Evangelist (mit Kelch) zu sehen. Der Kelch
  verweist auf die Legende, nach der der hl.Johannes vergiftet werden sollte; das Gift
  kroch aber wundersamerweise als Schlange aus dem Kelch.

Hans Schertl

Quellen:
01) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
02) Dachauer SZ vom 25.3.2002
03) Internetseite des ökumenischen Patriarchats griechisch orthodoxe Metropolie von Deutschland, 2003
04) Erzpriester Antonios Vichos, Merkblatt zum Weihnachtstaler 2010
05) Musik in den orthodoxen Kirchen, gezogen, Internet, 2018
06) https://www.helles-koepfchen.de/artikel/3431.html
07) Orthodoxe Kirchenbauten, Wikipedia 2018
08) Orthpedia - Der Altartisch

09) Orthodoxe Perspektive, Ikonen als sichtbare Zeichen des Heils, 2018

77 Bilder:  Robert Gasteiger (4), Hans Schertl (73)


Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

23.3,2022