Friedenskirche
in DACHAU
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Die
Friedenskirche ist die älteste Kirche der evangelische
Christen in Dachau, die hier erst seit rd. 100 Jahren eine eigene
Kirchengemeinde haben. ... mehr zur Geschichte
der Kirchengemeinde...
Über zwei Kunstwerke ist die Kirche mit der Familie des im
Widerstand gegen den Nationalsozialismus ermordeten evang. Theologen
Dietrich Bonhoeffer verbunden: Durch ein Gemälde und einen
siebenarmigen Leuchter.
Die heutige Kirche an
der Uhdestraße wurde 1953 nach Plänen des Architekten
Gustav Gsaenger (1900-1989) für 300.00 Mark
20)
errichtet. Das Gotteshaus ist einer schönsten Kirchenbauten
der Nachkriegszeit im Landkreis. Gsaenger plante viele protestantische
Kirchenbauten, von denen uns die Matthäuskirche und die Markuskirche
in München am besten bekannt sind.
... mehr über Gustav Gsänger...
Der Name Friedenskirche
wurde gewählt :
wegen der Schrecken des nur kurz zurück-
liegenden 2.Weltkrieges
wegen der Verbrechen im nahen Konzentra-
tionslager
wegen der vielen Flüchtlinge und Vertrie-
benen aus dem Osten.
Der Name soll die Hoffnung auf den göttlichen Frieden
ausdrücken.
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Der insgesamt 31 m hohe Turm
besitzt ein 20 m hohes Spitzdach.
In ihm hängen drei Glocken (an Stelzenjochen), die 1951 gegossen
wurden.
Die erste Glocke erklingt im Grundton g'; auf ihr der Text "O
Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!".
Zweite Glocke: Ton b'; Text: "Haltet an am Gebet".
Dritte Glocke: Ton c''; Text:"Ich will den Herren loben allezeit".
Im Erdgeschoss des Turmes ist die Sakristei eingerichtet.
Künstlerisches
Konzept
Architekt Gsänger lieferte eine ausführliche Begründung
für sein gewähltes künstlerisches Konzept:
Der Grundriss der Kirche gleicht
einem Ei, in dessen Spitze sich der Altarraum befindet. Die für die
damalige Zeit revolutionäre Rundform des Kirchenschiffs sollte die
Gemeinschaft derer betonen, die aus der Not kommen.
Nach seiner Intention ist schon
der Eingang ein Symbol: Das vorgezogene Überdach beschützt
die Kommenden und behütet sie wie das Nest den Vogel. Wegen des moorigen
Untergrundes ist das Bauwerk auf einen Pfahlrost aus Beton gestellt. Das
Dach ist mit Holzschindeln gedeckt.
Die bis zum 2.Weltkrieg übliche
Trennung zwischen Altar und Gemeinde ist nicht mehr vorhanden. Der Kirchenbau
soll -so Architekt Gsaenger- "eine steinerne Predigt, nicht nur für
die derzeit lebende Gemeinde, sondern für Menschen der nächsten
Jahrhunderte sein".
Gsaenger hatte dieses Grundkonzept
bereits für eine von ihm geschaffene kleine Kirche im Walsertal
entwickelt und im Verlauf seines weiteren Schaffens beim Entwurf
und Bau der Münchner Matthäuskirche fortgesetzt.
Diese Grundkonzeption, Altar
und Gemeinde in einen großen Kreis zu integrieren, stellte
einen Schritt ins Neuland des evangelischen Kirchenbaus dar.
Kreuzigungsgruppe
Der Innenraum wird optisch
von einer großen Kreuzi-gungsgruppe mit Maria und Johannes
unter dem Kreuz beherrscht. Doch die Gestalten der Gruppe wirken
trotz ihrer Größe feingliedrig, schmal und verletzlich.
Die Gruppe orientiert sich nach Angaben des Architekten an gotischen
Vorbildern.
Dies gilt nicht nur für die Farben, die sehr dezent gehalten
sind, sondern auch für die Körperform, die die gotische
Darstellung mit dem Einknicken in der Hüfte (sog. gotischer
Knick) nachvollziehen.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Übergroß
im Verhältnis zu den Personen unter dem Kreuz hängt der
leidende Christus am Kreuz.
In seiner ganzen Härte wird der menschliche Schmerz dem Betrachter
zugemutet. Doch zugleich ist der große Schmerzensmann der Segnende:
seine Arme reichen über die unterm Kreuz Stehenden hinaus und
umschließen die ganze Gemeinde. |
Christus
am Kreuz
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Hinweis: Ein Kruzifix
(crux= Kreuz, fixum= ange-heftet) ist die Darstellung des am Kreuz
hängenden Christus. In den frühchristlichen Kirchen wurde
das Kreuz ohne den Corpus (Körper) des Gekreuzigten angebracht,
weil die Kreuzigung als eine schändliche und würdelose Art
der Hinrichtung galt (wie vor kurzem bei uns der Galgen). Auch in
der jüdischen Tradition war nach dem Alten Testament (Buch Dtn
21,22) jeder Gekreuzigte (ans Holz Gehängte) ein "von Gott
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Verfluchter".
Ab dem 4.Jh wurde Christus am Kreuz als lebender und über den
Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit geöffneten Augen
und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst im hohen Mittelalter (etwa
seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung des leidenden oder toten
Gekreuzigten, und damit die Betonung des Menschseins Jesu durch, wie
wir es von unseren Kirchen kennen. Während der Kruzifix in katholischen
Gegenden bis heute weite Verwendung in verschiedensten Anbringungs-
und Verwendungsformen findet, wurde er in der Reformation neuen
Regeln unterworfen: die reformierte (bzw. calvinistische Kirche) verzichtete
gänzlich auf die Darstellung des Gekreuzigten, in der lutherischen
Kirche ist sie seit dem 17. Jh. wieder nachweisbar und inzwischen
auch die Regel. |
Unter
dem Kreuz beugt Maria ihr
mütterliches Haupt. Sie kann den geschundenen Sohn nicht anschauen.
Ihre Arme sind im Leid vor der Brust verschränkt, doch eine Hand
zeigt auf Jesus. Er ist unser Friede. |
Maria
und Johannes
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Johannes
hält sich mit einer Hand bedeckt, die andere scheint den Zweifel
zu bergen. Sein Blick schwankt zwischen Staunen und Trotz, zwischen
Glauben und Zweifel. Der Apostel Johannes, der unter dem Kreuz stand,
war der Bruder des Jakobus' des Älteren und von Beruf Fischer.
Er war erst Anhänger von Johannes dem Täufer und wurde dann
Jesu "Lieblingsjünger" (Joh.19, 26). |
Siebenarmiger Leuchter
Neben dem Altar steht ein siebenarmiger
Leuchter: als Sinnbild für das Alte Testament und als Zeichen
für die Verbindung mit dem Judentum als unseren religiösen Wurzeln.
Die Menora wurde von Prof. Dr.Karl Bonhoeffer gestiftet, einem Neffen
des lutherischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer
und zugleich Ur-Großneffe der Malerin Marie von Kalckreuth, die
das große Bild auf der Empore mit dem "Titel Jesus nimmt den
Sünder an" (s.u.), schuf.
17)
Menora
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Vorbild ist der siebenarmige
Leuchter, der im zweiten Tempel von Jerusalem stand (Menora). Dieser
Leuchter wird in der Bibel als Baumsymbol verstanden. So ist im
Buch Exodus zu lesen:
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"Der Leuchter,
sein Gestell und sein Schaft, seine Kelche, Knospen und Blüten
waren aus einem Stück getrieben. Von seinen Seiten gingen
sechs Arme aus, drei Leuchterarme auf der einen Seite und drei
Leuchterarme auf der anderen Seite. Der erste Arm wies drei
mandelblütenförmige Kelche auf mit je einer Knospe
und einer Blüte, und der zweite Arm wies drei mandelblütenförmige
Kelche auf mit je einer Knospe und einer Blüte, so alle
sechs Arme, die von dem Leuchter ausgingen ... Die Knospen und
Arme bildeten mit dem Schaft ein Ganzes". (Ex 37,17b-19.22a). |
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Bei der Zerstörung dieses Tempels
im Jahre 70 n.Chr. ließ der damalige Feldherr und spätere Kaiser
Titus die goldene Menora nach Rom bringen und 81 n. Chr. auch auf seinem
(heute noch erhaltenen) Triumphbogen darstellen. Die Menora besteht aus
einem Mitteldorn mit drei hufeisenförmigen, untereinander angeordneten
Armen. Da die unteren Arme jeweils höher hinaufreichend ausgeführt
sind, schließen sie oben mit dem Mitteldorn in einer Ebene ab. 1948
wurde die Menora zum offiziellen Emblem des neugegründeten Staates
Israel erklärt.
Kanzel
Auf der rechten Seite des Kirchenraums steht die große Kanzel,
deren Schalldeckel an einem Seil von der Decke hängt. Die Predigt
wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem
Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist
seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben
herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen
sollte. Da in den evangelischen Gottesdiensten die Verkündigung
des Wortes Gottes sehr großen Raum einnimmt, hatte auch die
Kanzel in den evangelischen Kirchen schon immer eine größere
Bedeutung als in den katholischen Gotteshäusern.
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Kanzel
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Taufstein
Taufstein
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Links vom Altar steht der Taufstein,
ein massiver Block, in den die Vertiefung für die schöne
vergoldete Taufschüssel eingelassen ist. Die Taufe der frühen
Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort,
wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung
der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken.
Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte,
begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. |
An der Südseite des Kirchenschiffes
unterbricht ein übergroßes Fenster das Kirchenrund. Es dient
dem Kirchenraum als maßgebliche Lichtquelle.
Blick vom Altar zur Empore
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Gemälde
- Gott nimmt die Sünder
an
Auf der halbkreisförmigen
Empore hängt an der linken Seite ein großes Gemälde
der Künstlerin Marie Gräfin von Kalckreuth (1857-1897)
aus dem Jahr 1897 mit dem Titel: Gott nimmt die Sünder an.
Darauf sind zwei lebensgroße Personen abgebildet: Christus,
im traditionell roten Gewand, zieht einen vor ihm knienden reuigen
Sünder zu sich heran. Das im Malstil an den frühen Lenbach
erinnernde Gemälde wurde 1893 auf der anlässlich des 400.
Jahrestages
der Entdeckung Amerikas
veranstalteten Weltausstellung in Chicago mit einer silbernen
Medaille ausgezeichnet. In der Kunstchronik des Jahres 1894
wird es als eines der wenigen Ausstellungsstücke auf der
XIV. Berliner Ausstellung positiv beurteilt: "... eine
gediegene Arbeit von kräftiger, breiter Malerei und energischer
Charakteristik". Die Künstlerin schenkte das |
Gott
und
der Sünder
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Gemälde einige Jahre später
der evangelischen Kirche in Dachau zur Ausschmückung des neuen
Betsaals in der Frühlingstraße. Damals gab es hier rd.
60 Protestanten, die zum großen Teil Maler der Künstlerkolonie
waren. |
Das 1998 renovierte Bild ist somit
auch ein Zeugnis des Künstlerorts Dachau vor 1900. Frau Marie Gräfin
von Kalckreuth war die Tochter des Landschaftsmalers Stanislaus Graf von
Kalckreuth. Zugleich war sie die Großtante des evangelischen Theologen
und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer, der dem Widerstandskreis
um Graf Stauffenberg angehörte, hatte 1944 aus dem Gefängnis einen
Weihnachtsgruß an seine Verlobte gesandt, der inzwischen 70 mal vertont
wurde und eines der beliebtesten Kirchenlieder in evangelischen und katholischen
Gemeinden geworden ist: "Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
...".
Die am 30.12.1857 in Düsseldorf geborene Marie von Kalckreuth lebte
zuletzt in Dachau, wo sie am 13.4.1897 im Alter von 39 Jahren starb. 14),
19)
Orgel
Die Orgel mit 20 Registern wurde
1998 von den Orgelbauern Reinhard Frenger und Roland Eder
errichtet. Sie kostete mit 300.000 Mark genau so viel wie 45 Jahre
vorher die ganze Kirche. Die Pfeifen im Prospekt an der Emporenbrüstung
werden mit dem 2.Manual gespielt. ..mehr zu dieser Orgel....
Im Jahr 2021 wurde die Orgel wegen Schimmelbildung um 35.000 Euro renoviert.
22)
Die Orgel von 1998 ersetzte ihre Vorgängerin aus dem Jahr 1953
mit zwei Manualen und 21 Registern, die vom Orgelbauer
Rieger aus dem österreichischen Schwarzach erstellt worden war.
Aus dieser 1998 abgebauten Orgel hat Organist Klaus Schnädelbach
in aufwändiger Kleinarbeit eine transportable Orgel (Orgelpositiv)
gebastelt. Sie besitzt 500 Orgelpfeifen und ist ein alltagstaugliches
Instrument. 02)
Krippenspiel
Berühmt ist das Krippenspiel in der Friedenskirche. Es zieht viel
mehr Menschen an, als in der Kirche Platz finden. Um dem großen
Andrang Herr zu werden, hält die Kirchengemeinde an Heiligabend gleich
drei Gottesdienste mit Krippenspiel nacheinander ab. Zudem werden die
Krippenspiele live in das Gemeindehaus auf eine Videoleinwand übertragen.
02)
Denkmalschutz
Die Kirche steht als wichtiges Baudenkmal aus den Fünfziger-Jahren
des 20.Jahrhunderts unter Denkmalschutz. In der Denkmalliste wird sie
wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-115-101 Uhdestraße
2. Evang.-luth. Friedenskirche, Zentralbau mit angeschlossenem Campanile,
mit Ausstattung; zugehörend Pfarrheim und Pfarrhaus, errichtet nach
Entwurf von Gustav Gsaenger, 1952/53. nachqualifiziert" 24)
Hans Schertl
Quellen
:
01) Albrecht
Köberlin, Die evangelische Kirche im Landkreis Dachau, Amperland
1968/4 (Historik)
02) Georg
Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
03) Dr.Gerhard Hanke, Die Anfänge der evang. Kirchengemeinde
in Dachau, Amperland 1988/4
04) Dachauer Neueste v. 15./16.Okt.1983 (Einweihung)
05) Dachauer Neueste vom 6.10.2010 (Renovierung)
06) Festschrift 40 Jahre Friedenskirche, 1993 (Historik)
07) Dachauer Nachrichten v. 14.10.1993 u
08) Dachauer Nachrichten v.1.7.1999
09)
Die Orgel der Friedenskirche Dachau, 1998
10) Frenger & Eder war eine
deutsche Orgelbaufirma in Bruckmühl.
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Die
Werkstätte wurde 1990 in Feldkirchen von Reinhard Frenger und
Roland Eder gegründet. 2001 zogen sie nach Bruckmühl um.
Sie errichteten rd. 50 Orgeln neu gebaut. Daneben
wurden zahlreiche historische Instrumente renoviert und restauriert,
vorwiegend im oberbayerischen Raum. Wegen der zahlreichen Neubauten
war es eine der bekanntesten oberbayerischen Orgelbauwerkstätten
am Anfang des 21. Jahrhunderts.
11)
Nach eigenen Angaben waren die interessantesten Restaurierungen
die Steinmeyer-Orgel in Gerolsbach, die große Siemann-Orgel
in der Stadtpfarrkirche St. Georg, Freising, der Teilab- und Wiederaufbau
mit Restaurierung der Steinmeyer-Orgel mit 74 Registern im Dom der
Evangelischen Christen Münchens, der St. Lukas-Kirche, und
letztlich die Arbeiten an den Orgeln des Freisinger Mariendomes,
der großen Albiez-Orgel mit 52 Registern und der Chororgel
der Firma Steinmeyer.
12)
Im Dachauer Land hat Frenger folgende Orgeln neu errichtet:
Friedenskirche (1998), Deutenhausen (1998), Hebertshausen (2008)
Im Jahr 2015 trennten sich die Firmengründer und führen seitdem
zwei eigene Unternehmen: Orgelbau Frenger und Eder Orgelbau
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11)
Wikipedia Frenger
& Eder, download
2016
12) Homepage
der Fa. Orgelbau Frenger, 2016
13) Gerhild Düring in DACHAUER NACHRICHTEN, 1.7.1999
14) Das große Kunstlexikon von
P.W. Hartmann (M.v.Kalckreuth)
15) Dachauer SZ vom 22.10.2003,
16) Eleonore Philipp, Endres Hermann-evangelischer
Pfarrer in Dachau 1936-1946, 2005
17) Walther Gresser, Dachau, 2014
(Bonhoeffer, Menora)
18) Dachauer SZ vom 25./26.10.2003
19) Martin Bernstein, Christus kam
bis Michigan, Dachauer SZ vom 26./27.7.2008 (Kalckreuth)
20) Dachauer SZ vom 22.Sept.2017 (300000)
21) Live-Schalte ins Gotteshaus, Dachauer
SZ vom 20.12.2019
22) Orgel
in der Friedenskirche saniert, Dachauer Nachrichten vom 11.5.2021 (Orgelreparatur)
23)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
24)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Große Kreisstadt Dachau
13
Bilder: Hans Schertl (2001)
3.2.2022
Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Dachau.
Aus der Filialkirchengemeinde erwuchs die Friedenskirche
Zum 100 jährigen Bestehen der evangelischen Kirchengemeinde
Nach dem Erlass des bayerischen Toleranzedikts durch König Max I.
im Jahr 1803 konnten sich die evangelischen Christen in Bayern
kirchlich organisieren. 1885 lebten in Dachau 60 ev.Gemeindemitglieder,
die zum ev.luth. Pfarramt in München, später zum Pfarramt Kemmoden
gehörten. Sie waren fast alle in der Papierfabrik tätig. In
der Zeit der Blüte der Dachauer Künstlerkolonie nahm die Zahl
der Evangelischen im Dachauer Landkreis langsam zu. Damals mussten die
Protestanten in Dachau Gottesdienste in Schleißheim oder München
besuchen.
1892 stellte der Dachauer Magistrat den Rathaussaal für evangelische
Gottesdienste (mit 8-tägiger Voranmeldung) zur Verfügung. Doch
dort waren lediglich zwölf Gottesdienste im Jahr durch einen Reiseprediger
möglich.
1896 baute der spätere Vorstand der Kirchengemeinde, Mathias
Rollbühler, ein Wohnhaus mit Betsaal in der heutigen Frühlings-straße
8 (damals HsNr.454). Dieses Haus konnte der Protestantische Verein e.V.
im Jahr 1901 um 20.000 Mark von der Witwe erwerben.
Am 30. August 1897 informierte
das Bezirksamt den Magistrat schriftlich über die geplante Auspfarrung
der Protestanten Dachaus und Umgebung von Kemmoden in eine eigene Filialkirchengemeinde
Dachau. Mit Ministerialbeschluss des Landeskirchenamts vom 3. Mai 1899
wurde eine protestantische Filialkirchengemeinde Dachau gegründet,
die fast den ganzen Landkreis umfasste. Bei der Wahl des Kirchenvorstands
Rollbühler und der drei Kirchenverwaltungsmitglieder waren lediglich
48 Personen wahlberechtigt, denn nur verheiratete Männer durften
an die Urnen. Seelsorgerisch betreut wurde die Filiale von einem Reiseprediger.
Zu dieser Filialgemeinde gehörten als prominente Mitglieder Fabrikbesitzer
Theophil Autenrieth, Papierfabrikdirektor Kittelberger, Kunstmaler Max
v.Seydewitz, Rechtsanwalt Steger, Gutsbesitzer von Sulzemoos Frh.v.Schätzler
und der Mitbegründer des Heimatmuseums W.Stockmann.
1927 konnte man in Dachau
einen Hilfsgeistlichen einstellen; Vikar Ratz war der erste Seelsorger,
der in der Pfarrwohnung über dem Betsaal in der Frühlingstraße
wohnte.
Im Dachreiter,
dem kleinen aufgesetzten Türmchen, hing die Gebetsglocke. Das Glockenseil
führte durch alle Stockwerke hindurch bis zum Bett des Mesners, der
-so die Überlieferung- ohne aufzustehen -im Bette liegend- die Glocken
läuten konnte.
1941 wurde die Dachauer
Gemeinde selbstständig und bekam mit Hermann Endres einen eigenen
Pfarrer. Der war schon seit 1936 (aber von München aus) als Vikar
für Dachau zuständig. 1941 war er nun als Pfarrer hier tätig.
Doch schon ein Jahr später wurde Endres zur Wehrmacht eingezogen
und an die Ostfront geschickt. Er kam erst 1945 zurück. Während
der Zeit der Abwesenheit oblag seiner Frau Elisabeth die Sorge für
die Gemeinde. Sie übernahm auch die Aufgabe der "stillen Vermittlerin"
zwischen der bayerischen Landeskirche und den Häftlingen im Konzentrationslager
(Lebensmittelhilfe). Während der Nazizeit traten relativ viele Mitglieder
aus der Kirche aus. 16)
Nach dem
Krieg konnte der Betsaal in der Frühlingstraße mit seinen 120
Sitzplätzen die durch die Flüchtlinge schlagartig auf über
6000 Gläubige gewachsene Gemeinde nicht mehr fassen. Allein im Stadtgebiet
Dachau lebten rd. 3000 Evangelische, das waren
17 % der Bevölkerung. Pfarrer Albrecht Köberlin, der von 1946
bis 1975 in Dachau wirkte, musste drei bis fünf Gottesdienste
pro Sonntag halten. In Altomünster, Eschenried und Günding durfte
er gastweise in die katholische Kirche, in Sulzemoos und Eisolzried stand
ein Gutshof zur Verfügung und in Odelzhausen, Röhrmoos, Vierkirchen,
Ampermoching, Pellheim, Indersdorf und Walkertshofen fanden die Gottesdienste
in den Schulräumen statt. Köberlin beschreibt die Situation
nach dem Krieg: "Die einzigen Verkehrsmittel für den Pfarrer
waren zunächst die Bahn nach Altomünster und Ingolstadt und
das Fahrrad. Gelegentlich gemietete Autos (Holzvergaser) blieben nicht
selten unterwegs stecken, sodass die inzwischen heimgegangenen Gottesdienstbesucher
wieder zurückgeholt werden mussten, wenn der Geistliche mit viel
Verspätung endlich doch erschien." Der Gottesdienstbesuch und
der Zusammenhalt der aus sehr unterschiedlichen Volksgruppen zusammengewürfelten
Gemeinde war sehr gut. In Dachau fanden viele Veranstaltungen in der Wohnung
des Pfarrers statt.
Eine Stiftung
des Weltlutherbundes war der Start für eine eigene Kirche in Dachau;
nun konnte die Friedenskirche gebaut werden.
Kirche
von Westen
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Am 7.Dezember 1952
wurde der Grundstein dafür gelegt. Dabei wurde zum ersten
Mal der Name der Kirche bekanntgegeben. Zu dem feierlichen Akt waren
der Kreisdekan Münchens, Oberkirchenrat Schabert, Dekan Heckel
und eine Anzahl evangelischer Pfarrer sowie Vertreter des Landkreises
und der Stadt gekommen. Unter Posaunenklängen und einem Lied
wurde die Urkundenkassette in den unteren Teil des Turmes eingemauert.
Beim anschließenden Gemeindenachmittag erzählte der Kulturreferent
der Stadt Burkhard, dass sich der Kirchbauplatz auf der früheren
Richtstätte Dachaus befinde. Der letzte Mörder, der vor
120 Jahren hier sein Leben lassen musste, soll jedoch als reueerfüllter
Sünder gestorben sein.
Zur Einweihung am 25.Oktober
1953 wurde die Friedenskirche mit Blumen und Girlanden geschmückt;
dies soll der Grund dafür gewesen sein, dass der Architekt
der Einweihung fernblieb. Am Festtag versammelten sich Gäste
und Gläubige zunächst im Betsaal an der Frühlingsstraße
und feierten dort den letzten Gottesdienst. Dann führte der
Festzug zur neuen Kirche: voran die Schuljugend, dann etwa sechzig
evangelische Pfarrer im Talar. Den Vertretern der Landeskirche schloss
sich die katholische Geistlichkeit an, darunter Pater Roth in seinem
Ordenskleid der Dominikaner. An der neuen Kirche angekommen, wurden
die Schüssel übergeben und der Gemeindepfarrer schloss
die Türe auf.
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Aus dem Erlös
des verkauften Betsaals wurde das neue Pfarrhaus erbaut. Durch persönlichen
Einsatz von Herrn Nicolaus, dem früheren Inhaber der ehem. Dachauer
Papierfabrik, konnte ein Gemeindesaal errichtet werden. Seit Oktober 1963
verbindet dieser Bautrakt Kirche und Pfarrhaus.
Von 1976-1979 war unter Pfarrer
Hofmann eine schwierige Phase innerer Konflikte zu überstehen, die
erst sein Nachfolger Pfarrer Plesch überwinden konnte.
1985 übernahm Pfarrer
Martin Stählin, 2001 Pfarrer Thomas Körner die Gemeinde.
Im Jahr 2003 hatte die Kirchengemeinde
rd. 7200 Mitglieder, von denen 5000 in Dachau selbst wohnen. Schwerpunkt
der Gemeindearbeit sind die jungen Familien. Sieben Eltern-Kind-Gruppen,
ein Minikindergarten, ein Kinderpark, sechs Jugendgruppen und vier Kindergruppen
und Veranstaltungen für Senioren stehen im Angebot. Das nächste
große Projekt ist ein Jugendhaus.
Die Orgel
der Friedenskirche
Die
Orgelbauer zu ihrem Werk
Reinhard Frenger und Roland Eder
Der interessierte Besucher
einer Kirche richtet seinen ersten Blick auf den Altar, seinen zweiten
auf die Orgel, die zum Altar ein entsprechend würdiges Gegenstück
sein soll.
Die neue Orgel der
Friedenskirche ist ein sehr farbiges Instrument, mit klaren zeitgemäßen
Formen, maßgeschneidert für den Raum, sowohl klanglich als
auch optisch. Die Gestaltung des neuen Instruments war für uns vom
ersten Augenblick an deutlich. Was den Standort anbelangt, gab es unterschiedliche
Meinungen, jedoch nach kurzer Zeit eine Übereinstimmung. Das Ergebnis
kann sich, wie wir meinen, sehen lassen.
Die
neue Orgel von 1998
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Die Prospektansicht, mit der
wir eine künstlerisch wertvolle und dem Raum angepaßte
Basis für ein gutes Instrument schufen, ist im klassischen
Sinne angeordnet. Die Eigenständigkeit dieses zweimanualigen
Werkes spiegelt sich in einer nicht alltäglichen Disposition
wieder. Die Einsatzmöglichkeiten sind durch die schönen
Begleitregister, die charakteristischen Einzelstimmen, den strahlenden
Plenoklang und das kräftige Tutti mannigfaltig. Die Vielzahl
der Pfeifenarten aus Metall und Holz in den unterschiedlichsten
Größen von 15 mm bis 2,40 in haben alle nur ein Ziel:
sie sollen in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit zusammenwirken
und Harmonie erzeugen. Klang und Technik bilden bei der Orgel eine
Einheit.
So legen wir größten
Wert auf gediegene Verarbeitung, qualitätvolle Materialauswahl
und Präzision im Detail wie im gesamten Konzept. Alle Hölzer,
die in 22 dem Instrument zur Verwendung kommen, sind ausschließlich
aus heimischem Bestand, langjährig gelagert und sorgfältig
ausgesucht. Jede Orgel aus unserer Werkstatt ist ein Unikat, geprägt
vom handwerklichen Geschick und der Liebe der Mitarbeiter zum Instrument.
Dies ist nur möglich in einem Betrieb, in dem alle an einem
Strang ziehen.
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An dieser Stelle möchten
wir uns bei denen bedanken, die dieses Instrument ermöglicht haben,
insbesondere bei der evangelischen Gemeinde der Friedenskirche Dachau,
bei Herrn Nägele, als dem verantwortlichen Orgelsachverständigen,
und selbstverständlich auch bei unserer Belegschaft. Nur wenn die
Gemeinde als Auftraggeber, Pfarrer, Kirchenmusiker, Spender, Architekten,
Behörden und Orgelbauer in Einklang stehen, sind sie in der Lage,
gemeinsam ein Kunstwerk zu schaffen. In der Friedenskirche ist dies gelungen.
Reinhard Frenger und
Roland Eder
Technische Daten:
2 Manuale, 20 Register, mechanische Schleiflade
Pfeifenanzahl: 1037 (Länge von 2,20 m bis 13 mm)
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Disposition
der Frenger/Eder-Orgel von 1998: 23)
Hauptwerk (C-g'''): Prinzipal 8' Rohrflöte 8' Salicional
8' Oktave 4' Spitzflöte 4' Oktave 2' [2] Mixtur 3-4f 2'
Rückpositiv(C-g'''): Gedeckt 8' Flöte 4' Quinte 22/3'
Prinzipal 2' Terz 13/5' Quinte 11/3' [1] Larigot 2f 11/3'
Krummhorn 8' Tremulant
Pedal (C-f'): Subbass
16' Oktavbass 8' Gedecktbass 8' Choralbass 4' Trompete 8'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P |
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